Am Set: 2. Solidaritätskonzert für Julian Assange – Ein Konzert für die Freiheit

Just an dem Tag, an dem apolut mit dem zweiten Solidaritätskonzert für den australischen Ausnahmejournalisten Julian Assange online geht, beschließt die britische Regierung dessen Auslieferung an die USA. Das ist ein Tiefpunkt, wenn es um die europäische Pressefreiheit geht und zeigt erneut, dass man nicht erst in eine Bananenrepublik oder klassische Diktatur reisen muss, um als unabhängiger Journalist für seine Recherchen und Publikationen hinter Gittern zu landen.

Julian Assange hat mit der von ihm gegründeten Whistleblower Plattform Wikileaks u.a. US-Amerikanische Kriegsverbrechen publiziert, die ihm von Mitgliedern der US-Streitkräfte zugespielt worden waren. Assange hat publiziert, was ist, er hat Fakten veröffentlicht. Er hat US-Kriegsverbrechen in die öffentliche Diskussion gebracht, z.B indem er das durch Wikileaks weltweit bekannt gewordene “Collateral Murder”-Video publizierte. Das Video wurde von der Zivilgesellschaft millionenfach angeklickt und zeigt eine US-Helikopter-Besatzung im Irak, die auf den reinen Verdacht hin, Terroristen vor der Flinte zu haben, das Feuer eröffnet. Tatsächlich wurden Zivilisten und Journalisten von Reuters erschossen. Assanges Veröffentlichung führte zu einer weltweiten Empörungswelle und ließ erhebliche Zweifel an der US-geführten Irak-Invasion aufkommen.

Das Video machte erneut klar, dass asymetrische Kriege alles andere sind, als das sogenannte “chirurgisch saubere” Töten. In Wahrheit sind diese Kriege ein willkürlich zuschlagender Hammer, der vor allem zivile Opfer fordert. Im offiziellen Wording werden diese Opfer verharmlosend “Kollateralschaden” genannt.

Ähnlich unbequem wie Assange war seinerzeit Seymour Hersh. Hersh wurde 1969 weltweit bekannt, als er während des Vietnamkrieges die Kriegsverbrechen der US-Armee, das Massaker von My Lai, aufdeckte. Hersh publizierte auch 2004 zum Folterskandal der US-Armee und veröffentlichte die während des Dritten Golfkrieges im irakischen Abu-Ghuraib-Gefängnis entstandenen Folterbilder. Hersh und Assange sind Journalisten des selben Schlages. Sie lassen sich von der Regierung nicht einschüchtern, obwohl beide massiv von den Behörden und Diensten unter Druck gesetzt wurden. Bei Hersh, der noch klassisch auf Papier publizierte als er begann, hat die US-Regierung es nie gewagt, ihn für Jahre hinter Gittern zu bringen. Die Zeiten haben sich geändert. An Assange soll ein Exempel statuiert werden, denn bei seiner Auslieferung in die USA drohen ihm dort 175 Jahre Haft. Wer von einem fairen Verfahren ausgeht ist naiv. Der Prozess wird mit hoher Wahrscheinlichkeit vor einem Kriegsgericht geführt, bei dem nur ausgesuchte Pressevertreter erlaubt sein werden.

Sämtliche Berichte werden vor der Veröffentlichung erst das Go des Militärs für die Freigabe bekommen müssen und sie werden entsprechend zensiert. Das alles wird damit begründet werden, dass die Informationen die nationale Sicherheit beträfen. Mit diesem Totschlagargument ist Pressefeiheit nur noch eine Farce.

Wo ist Amnesty International oder Reporter ohne Grenze,  wenn man sie mal wirklich dringend braucht?

Für das Leben von Julian Assange

Im Saal und auf der Bühne: Menschen, die die Freiheit lieben. Menschen, die wissen, dass es um das Leben des Journalisten Julian Assange geht. Und dass seine Freiheit auch unsere Freiheit ist. Denn an Assange soll ein Exempel statuiert werden, an ihm will sich die USA rächen. Denn er hatte deren Kriegsverbrechen publik gemacht. Diese Verbrechen sollten geheim bleiben. Der Geheimhaltung haben sich viele Staaten der westlichen Welt und deren hörige Medien angeschlossen. Sie wollen den Mann, der zum Symbol der Medienfreiheit geworden ist, tot sehen.

Gegen die Fassaden-Demokratie

Zum zweiten deutschen Solidaritätskonzert hatte der Poet und Musiker Jens Fischer Rodrian Künstler aller Richtungen zusammengeholt. Nicht wenige von ihnen haben durch die Corona-Maßnahmen erfahren müssen, wie klein der Spielraum ist, der bei uns Freiheit heißt. Sicher, keiner von ihnen war vom Tod bedroht. Und doch wußten sie, wissen sie, um die weiteren Gefahren, die uns auf dem Weg in die Hygiene-Diktatur erwarten. Das brutale Schweigen der deutschen Regierung und der Mehrheitsmedien weist auf die Fassade hin, die nur mühsam eine Demokratie vorspielt, deren wahrer Inhalt NATO heißt.

Der Kampf geht weiter 

Alle Künstler und und auch der Vermieter des Veranstaltungsortes haben auf Gage und Miete verzichtet. Mit den 4.500 Euro, die für Julian als Spende zusammengekommen sind, ist eine Marke gesetzt, die noch zu übertreffen ist: Denn alle waren sich einig, dass es im Dezember eine Fortsetzung der Aktion für Demokratie und Freiheit geben soll. Noch liegt die Entscheidung über Leben und Freiheit für Julian bei der Regierung von Boris Johnson und dessen Innenministerin Priti Patel. Dass auch unsere Herrschenden keine große Lust auf Freiheit haben, wurde jüngst in Aachen bei der Verleihung des Karlspreises deutlich: Ein erhebliches Polizeiaufgebot wollte jegliche öffentliche Solidarität mit Julian Assange unterbinden: Die Polit-Regie untersagte Banner, T-Shirts oder Buttons zur Solidarität mit Julian. Der Kampf um Freiheit könnte anstecken. Dieser Gefahr will man zuvorkommen. Es wird vergeblich sein: Die Freunde von Julian Assange, die Freunde der Demokratie, werden nicht aufgeben.

(Philine Conrad wurde auf dem Weg zum Konzert der Koffer geklaut, deshalb musste sie auf das Handy zurückgreifen)

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Kommentare (11)

11 Kommentare zu: “Am Set: 2. Solidaritätskonzert für Julian Assange – Ein Konzert für die Freiheit

  1. Beaunobo sagt:

    Danke, dass ihr das tut, dass ihr Solidarität feiert und verbreitet.
    Bleiben wir dran, schreiben wir an Journalisten, an Politiker. Gehen wir auf die Straße. Es gibt Mahnwachen in vielen Städten.
    Aufgeben können wir erst, wenn Assange nicht mehr lebt.
    Mit Assange stürbe ein großer Teil des Widerstands gegen den faschistischen Neoliberalismus.

  2. Out-law sagt:

    Die Ungerechtigkeit der "ANTICHRISTLICHEN SYSTEME" ,die die Wahrheit nicht ertragen können ,ja sich zu gottlosen Halbgöttern erheben, wird weiter steigen .Aber glaubt ihr wirklich,ihr würdet nicht zur Rechenschaft gezogen werden ?Wie dumm kann man nur sein !

  3. Er hat der Wahrheit eine Stimme gegeben, aber die deutsche Regierung setzt sich nicht für ihn ein aus Angst, dem "Bruder" jenseits des großen Teiches auf die Füße zu treten. Wie erbärmlich!
    Ein Solidaritätskonzert ist zwar gut gemeint und mag eine moralische Stütze für diesen gequälten Mann sein, aber es hilft ihm nicht viel. Für den korrupten Oligarchenfreund Selenskyj wird alles getan, sogar schwere Waffen werden geliefert, um den Krieg weiter zu verlängern. Einen ehrenwerten Mann setzt man jedoch der Gefahr aus, den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen zu müssen. – Und das nennt sich "Wertewesten"

  4. Fass sagt:

    Es war ein sehr schöner Abend für den Gründer des ‚investigativen Briefkastens’ wie auch für die Gäste!

  5. _Box sagt:

    Besten Dank dafür, daß ihr da seid und dafür was ihr tut. Ihr habt alle recht:

    Meeting in the Middle: The Forgotten Relationship of Malcolm X and MLK Jr.
    7 years ago | by Hassam Munir

    http://www.ihistory.co/meeting-in-the-middle-the-forgotten-relationship-of-malcolm-x-and-mlk-jr/

  6. Kirchi sagt:

    IN SOLIDARITÄT MIT ALLEN WHISTLEBLOWERN
    Seit 1933 von den Nazis global ignoriert: Souveränität und Entschuldung durch Vollgeld, mit den entsprechenden Folgen (siehe https://www.cicero.de/wirtschaft/vollgeldsystem-holt-islands-monetaere-revolution-nach-deutschland/59091)
    Die Folge: Bankgewinne mit Nationalsozialismus und Kriegen (siehe https://free21.org/versailler-vertrag-nationalsozialismus-und-zweiter-weltkrieg/ und https://www.youtube.com/watch?v=HAiWuZyKjkI
    Heute hat die Schweiz diesbezüglich eine globale Verantwortung. (siehe http://suvivalstgallen.pbworks.com/w/page/148449417/globale%20Verantwortung%20Schweiz%20Argumentsammlung)

  7. KIDULT sagt:

    Julien!
    coole Menschen!

  8. olliBo sagt:

    ..nee..die Linken sind mir zu selbstverliebt, auch wenn sie klar denken, ist mir die gespielte Aufrichtigkeit zuwider.Die sind mir zu harmlos im Wort, zu schwul im Geist und zu weich in den Gliedern.Für die Auseinandersetzung die ansteht, brauchts mehr Feingeister ohne Angst vor Normalität.Dieses Burgfräuleintum wird keinen Plan entwerfen, sondern nur trösten und sinnieren, dreht keine Schraube gerade rein und weiss nur unzureichende Zusammenhänge, die im Wortschwall des Marihuananebels ihren Sinn verlieren.Sie üben den Kreuzbeinsitz und sind zu unaufmerksam, ablenkungsanfällig und zwangsauffällig in der guten Note einer hippen Neurose.Ich verachte sie nicht, ich brauch sie aber auch nicht…

  9. Nobbi62 sagt:

    Hmm , ich bin mir was Assange angeht und wie es weiter geht noch nicht sicher , Politik ist ein schmutziges Geschäft , hier ist Vieles möglich , ich könnte mir zb. vorstellen das Assange für Trump zb. ein Hilfe mit Seinem Wissen sein könnte wenn Er vor Gericht steht in den USA , ich seh hier noch keine klare Linie ob das wirklich im Untergang von Assange enden wird , warten Wir ab , vielleicht erleben Wir ja eine Überraschung ?

  10. VolkerDjamani sagt:

    Dafür war er gut für unsere Leitmedien, die seinerzeit mit den Kriegsgreuel der USA ihre Headlines füllten.

    Seitdem er wie ein Verbrecher von Ländern behandelt wird, die vorgeben von christlichen Parteien regiert zu werden, seitdem sitzt die Mehrheit der Journalisten in ihren Komfortzonen und rühren sich nicht. Journalisten die seinerzeit mit dem Material von Julian Assange Geld verdient haben, so wie auch die Verlagshäuser.

    Mit der wohl kommenden Auslieferung von Julian Assange an die USA weiß ich, dass ich von ganz viel Gesindel umgeben bin, Gesindel deshalb, weil eine Phalanx von Journalisten das kommende Elend von Julian Assange verhindern könnte. Denn auf das andere Gesindel, das sich christliche Parteien nennt, braucht man nicht zu warten.

  11. sandra beimer sagt:

    Zu spät, HM lässt den Gefangenen gerade auf ihre Gefägnissinsel überstellen. Falls Nachruhm sein Ziel war, hat er ihn erreicht. Je mehr ihn die Mächtigen demütigen, desto größere Denkmäler werden zukünftige Generation errichten.

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