Aspirin gegen Corona | Von Vincenzo Curella (Podcast)

oder: Aus dem Leben eines Corona-Leugners, Maskenverweigerers, Irren.

Ein Kommentar von Vincenzo Curella.

Wie kann ich es nur wagen, ohne Alltagsmaske vor die Tür zu gehen? Was fällt mir nur ein, ohne FFP2-Schutz im Auto zu sitzen? Wie asozial muss ich eigentlich sein, dass ich nicht daran gedacht habe, einen Filter vors Gesicht zu klemmen, bevor ich meinem Nachbarn „Hallo“ sage?

Ich gebe es gleich vorneweg zu. Mit Home-Office-Option, einer Bio-Kiste, die einem wöchentlich vor die Tür geliefert wird und einem Deal mit einem Gemischtwarenladen-Besitzer, der mir ebenso einmal wöchentlich den Einkaufskorb abnimmt und ihn mir am Abend wieder prall gefüllt zur Tür hinausreicht, kann ich mich eigentlich gar nicht beschweren. Nein, es klingt fast schon zynisch, dass mich dennoch die aktuellen und seit nun fast einem Jahr verordneten Maßnahmen tierisch nerven.

Dennoch: Was ist das für eine schlimme Pandemie, in der man mit einer Alltagsmaske „das Virus nicht aufhält“ , diese dann aber aus heiterem Himmel zur Pflicht wird. Im Mai dann erzählt mir mein Hausarzt, dass die FFP2-Maske schon etwas nützt, aber man darin halt keine Luft bekäme. Einige Zeit später ist sie dann verpflichtend, und zwar für jeden – auch für Menschen mit Atemwegserkrankungen oder ältere Menschen, denen die Luft schon beim Treppensteigen ausgeht. Evidenz gleich null. Plausibilität gleich null. Wissenschaftlichkeit fast schon im negativen Bereich. Nennt man so etwas dann einen Sozialstaat oder eher einen Pauschal-Staat, frage ich mich…?

Wird das Virus gefährlicher, muss die Maske besser werden.“, so sinngemäß der aktuelle König der Bayern, Markus Söder, alias Don Marco, in Fachkreisen auch Södolf I genannt. So einfach ist das hier im Reich – pardon – im ehemaligen Königreich, also im Freistaat Bayern.

Nur mit frei hat dieser Freistaat seit Monaten nicht mehr ganz so viel zu tun. Maskenpflicht im Supermarkt, beim Arzt, in Gebäuden aller Art, Schulen, Kitas und zum Teil auf öffentlichen Plätzen, Straßen und Einkaufsmeilen. Ausgangssperre von 21 bis 9 Uhr. Ausgangssperre im 15 km Bewegungsradius – ansonsten Bußgelder in horrender Höhe. Alles gefühlt rechtswidrig, aber leider bis dato zum Teil nur juristisch bestätigt.

Warum übrigens jetzt auf einmal das Virus auf Gehweg X aggressiver sein soll, als auf dem Gehweg Y gegenüber, und warum es nachtaktiv wie mein Hamster ist, erschloss sich mir bisher noch nicht. Natürlich sehe ich, dass auf zentralen Plätzen mit erhöhtem Andrang die Wahrscheinlichkeit steigt, sich anzustecken, weil dort der Mindestabstand nicht gewahrt werden kann – aber wieso Menschen dann auf menschenleeren Straßen, mutterseelenallein dennoch eine Maske tragen – oft sogar ohne dass eine Pflicht existiert – entzieht sich meinem logischen Menschenverstand. Vorauseilender Gehorsam par excellence. Mit dem Deutschen kann man’s machen.

Alltag ohne Maske

Wie oben erwähnt, bin ich als glücklicher, auf dem Land lebender Mensch, relativ wenig von den Maßnahmen betroffen. Es fährt mir eiskalt den Rücken hinunter, muss ich mir vorstellen, wie Menschen in der Großstadt tagtäglich diese „Regeln“ zu beachten haben und ständig in einer Hab-Acht-Haltung lauernd sich selbst überprüfen, ob sie denn gerade noch am Bußgeldkatalog vorbei geatmet haben oder schon wieder ein Ordnungsgeld fürchten müssen. Schöne, neue Welt. Seltsame, neue Gesellschaft.

An all die verzweifelten Seelen da draußen: Haltet durch! Ich stehe fast regelmäßig seit April auch für euch auf der Straße und organisiere Demonstrationen nach Kräften, um diesem Wahnsinn irgendwie entgegen zu treten, um ihn so schnell wie möglich zu beenden – auf dass wir zurück kommen zu einem menschlicheren Umgang mit uns selbst und der Natur um uns herum. Doch lasst euch noch eins sagen: Wenn es einmal gar nicht mehr geht. Bevor ihr auf dumme Gedanken kommt: Setzt euch hin, atmet tief durch oder umarmt wahlweise ein Kuscheltier oder einen Angehörigen – mindestens 30 Sekunden lang. Danach geht’s dann hoffnungsfroh weiter.

Wir müssen draußen bleiben

So betroffen wie manche bin ich also nicht. Und dennoch muss man auch als gesunder Mensch einmal im Jahr mindestens zum Arzt. Bei mir kamen innerhalb der letzten zwei Wochen gleich zwei Arzttermine zusammen, von denen ich im Nachgang wegen ihrer doch satirischen und abstrusen Eigenheiten erzählen möchte.

Doch vorher eine kleine Kurz-Geschichte eines wirklich betroffenen, mir nahestehenden Menschen, von der Maske aus medizinisch einwandfreien Gründen befreit, da seit Jahren an einer chronischen Bronchitis leidend (COPD – chronic obstructive pulmonary disease).

Der behandelnde Arzt der Patientin, der zugleich auch Aussteller des berühmten „Attests“ ist, gewährt der betroffenen Patientin, als sie ihren Termin wahrnehmen möchte, vor der Praxis keinen Einlass. „Nicht ohne Maske!“ lautet das Mantra der Sprechstundenhilfe. Schon diese Situation kann gefühlt als diskriminierend bezeichnet werden.

Nach 30-minütigem Warten vor verschlossenen Praxistüren wird die Patientin gebeten, sich um das Haus herum, auf die hintan angeschlossene Terrasse zu begeben. Der Arzt würde gleich kommen, sie solle aber Acht geben, da besagte Terrasse schneebedeckt sei, also nicht geräumt und nicht gestreut wäre. Nach weiteren fünf Minuten erscheint der Arzt, behandelt sie und meint noch süffisant, sie könne doch trotzdem kurzzeitig eine Maske tragen, um sich selbst zu schützen, dann dürfe sie ja auch eintreten. Die Patientin antwortet verwirrt, dass sie das bitte selbst entscheiden möchte, ob sie sich schützt und dass er doch um ihre Atemwegserkrankung wisse. Die Restantwort des Arztes ist ein Kauderwelsch aus „Regeln einhalten“ und „andere schützen“.

Ich muss also staunend feststellen, dass Ärzte heutzutage lieber das Risiko in Kauf nehmen, dass sich Patienten in eisiger Kälte auf der glatten Praxis-Terrasse das Genick brechen oder eine Lungenentzündung einfangen, als dass sie sich an geltende Regeln halten – denn das Attest, das der besagten Patientin aus medizinischen Gründen untersagt, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, hat er ja selbst mit seiner Unterschrift bestätigt.

Noch einmal in klareren Worten: Der gesellschaftliche Konformismus ist soweit gediehen, dass selbst Ärzte gegen ihre Kompetenz handeln und vermutlich aus Angst vor Ächtung oder sonstigen Konsequenzen unnötige, gesundheitliche Risiken in Kauf nehmen? Das kann doch nicht unser Ernst sein – deshalb auch das Fragezeichen. Für meine Begriffe ist das schlichtweg irre. Früher mussten Hunde draußen bleiben, heute sind es Menschen mit Attest.

Jeden Tag ein wenig irrer

Man sollte sich eigentlich gut aufgehoben fühlen beim Arzt. Er will einem ja nur das Beste. Helfen, heilen, lindern, Gesundheit fördern. Ich bin mir da aber gar nicht mehr so sicher, ob der Eid des Hippokrates oder das Gelöbnis der Genfer Konvention in jedem Doktoren-Gehirn aktuell noch so präsent ist.

Auf dem Weg zur langweiligsten, aber bei mir durchaus alle Jahre einmal notwendigen Standard-Behandlung beim Hals-Nasen-Ohrenarzt musste ich als notorischer Maskenverweigerer wieder einmal feststellen: Einfach machen, interessiert ja eh keinen.

So spazierte ich ohne jegliche Gesichtsbedeckung – quasi nackt – in die Praxis zum Empfang, wurde dort freundlich begrüßt, vollzog den Akt der kassenärztlichen Abrechnung via Gesundheits-Kreditkarte und durfte ins Wartezimmer. Easy.

Dort angekommen das übliche Bild: Jeder zweite Platz frei und mit Absperrband gekennzeichnet, von ca. 10 Stühlen zwei belegt. Die beiden wartenden Patienten brav mit Entenschnabel (FFP2-Maske) bekleidet, einer von ihnen schwer atmend. Ich weiterhin nackt im Gesicht.

Alles gut, dachte ich und schmunzelte noch über meinen Erfolg, dem vorauseilenden Gehorsam ein Schnippchen geschlagen zu haben. Geht doch, freute ich mich. Pustekuchen, wurde ich keine fünf Minuten später enttäuscht.

Die Arzthelferin tritt ein, ruft meinen Nachnamen und bittet mich umgehend, eine FFP2 zu tragen, worauf ich antworte, dass mir gerade sehr übel und durchaus schwindelig sei (klappt oft aber nicht immer – diesmal nicht). Ich müsse diese Maske dennoch tragen, antwortete sie, sonst könne sie mich nicht zum Herrn Doktor lassen. Nach einem kurzen Wortwechsel einigten wir uns auf so etwas wie einen „Vergleich“ und ich durfte mit Palästinenser-Tuch vorm Gesicht ins Behandlungszimmer schlurfen.

Es erwartete mich in gebührendem Abstand (geschätzte 4 Meter) der Herr HNO-Arzt, der mich sogleich belehrte, dass eine Maske sehr gut schütze, vor allem aber auch seine Patienten. Zack, da kannste schon gar nichts mehr sagen – willste nicht der asoziale Gefährder sein. Ein genauerer Blick zu ihm offenbarte mir dann aber doch einen krassen Widerspruch. Der Arzt selbst trug ja gar keine FFP2, sondern nur eine chirurgische Alltagsmaske. Ich sprach ihn direkt an. Er antwortete, dass diese chirurgische Maske ja sogar noch viel mehr schütze – vor allem und jedem und vor Viren ja sowieso.

Ich ging nicht weiter darauf ein, denn bei diesem – ja ich maße es mir an – halbintellektuellen Fall, hätte ich wohl bei Adam, Eva, der Größe von Viren sowie der Packungsbeilage der Alltagsmasken anfangen müssen. Dazu waren meinerseits keine Nerven vorhanden. Gleich darauf, fast schon rechtfertigend, erzählte mir der Herr Doktor, dass er ja selbst schon Corona gehabt hätte. Es war schlimm, so berichtet er mir. Ganze drei Tage sei er nicht zu gebrauchen gewesen, Kopf- und Gliederschmerzen hätten ihn gequält und es war wirklich, wirklich schlimm – und vor allem: Ganz anders schlimm als eine normale Grippe.

Ich spielte mit und fragte vermeintlich interessiert und neugierig, welche Medikamente er denn eingenommen hätte, wenn es denn bei ihm schon so arg schlimm gewesen wäre. Aspirin, bekam ich als Antwort. Und der Arzt lachte.

Vielleicht war es ein Witz? Darf man über Corona, Sars-Cov-2, Covid-19 solche Witze reißen? Witze über HIV, Tuberkulose oder Krebs kommen auch nicht gut an. Ich jedenfalls habe nicht gelacht.

Quo vadis ratio?

Wohin führt uns das alles? Was geschah mit der einst so starken Vernunft, die uns doch immer aus der irrsinnigsten, unlogischsten Angst befreite. Jene Vernunft, die uns laut Kant aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit hinausführen soll in die Aufklärung.

Ja, aufgeklärte Menschen nannten wir uns – und dann setzten wir uns Kaffeefilter auf die Nase und spazierten damit durch den Wald. Dass wir vor lauter Furcht noch nicht wieder auf den Bäumen sitzen, ist fast schon verwunderlich – kommt aber vielleicht noch mit der nächsten bayerischen Infektionsschutzverordnung.

So lasset mich zum Ende dieser Kurzgeschichten aus Absurdistan noch Eines klarstellen. Ich bin weder suizidal noch antisozial. Ich habe erst kürzlich einen Solidaritätsmarsch zu einem Seniorenheim organisiert, der den Schwächsten in unserer Gesellschaft wenigstens symbolisch eine Stimme geben, ein Licht in der Einsamkeit sein sollte. Inhaltlich ging es dabei überhaupt nicht um Corona.

Trotzdem: Würde eine unheilbare, extrem ansteckende Krankheit grassieren, die zu einer hohen Wahrscheinlichkeit einen großen – und ich meine einen wirklich großen Teil, nicht nur 0,05 % der Bevölkerung, und eben nicht nur die labilen, semi-morbiden Menschen, sondern durch die Bank alle – dahinraffen; ich würde wirklich alles tun, um mich und andere zu schützen.

Auch würde es mir wohl ziemlich egal sein, wenn dabei ein großer Teil der Wirtschaft in einem „harten Lockdown“ vernichtet oder als Kollateralschäden Kinder traumatisiert würden. Man müsste zudem schweren Herzens ertragen, dass isolierte Pflegebedürftige in Einsamkeit sterben. Ja, das müsste dann vielleicht alles sein, wegen der Volksgesundheit und zum Schutz aller Menschen. Aber: Dem ist nicht so!

Und schon gar nicht ist dem so, wenn man bei allen im letzten Jahr erhobenen Daten des RKI, des Bundesamtes für Statistik oder dem Intensivbettenregister (DIVI) nachsieht. Oder wenn man die Übersterblichkeit endlich einmal wissenschaftlich seriös darstellen würde – ohne immer nur die aus der Relation gerissenen, statistischen Ausreißer zu zeigen, die dann als aufmerksamkeitsstarke Horrormeldung dienen. Als ehemaliger Werbetexter weiß ich, was eine richtig gute Headline so alles bewirken kann.

Eine Bitte

An alle, die dies bis hierhin gelesen haben, an alle, die ein Gewissen haben, klug und gebildet sind, sich kritisch informieren, reflektieren, ein Rückgrat und auch einen Beruf haben, bei dem sie meinen, das ist nicht ganz so korrekt, was in letzter Zeit hier so alles abläuft. Euch sei gesagt: Achtet auf Eure Gedanken, denn eure Gedanken werden Taten. Achtet auf eure Taten, denn an euren Taten werdet ihr gemessen.

Und solltet ihr nach gründlicher Reflexion und Abwägung aller Fakten, bei eurem weiteren Handeln auf einmal ein schlechtes Gewissen haben… ja dann… Dann gibt es nur eins: Sagt Nein!

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: fizkes / shutterstock

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