Ein Gedicht von Bernhard Trautvetter.
Aufbruch
Der keine Ahnung vom Kapitalismus hat
Die überall Verschwörungen sieht
Der Genosse, der schon damals im KZ und dann in Adenauers Zuchthaus
Die Grüne, die Petra Kelly und Gert Bastian erinnert
Der Christdemokrat, dem die Atomrüstung Angst einjagt
Der Sozialdemokrat, der mit Hartz IV nicht klarkommt
Die Friedensfreundin, die damals schon „alle sollen aufsteh’n“ sang
Der Philosoph und die Lyrikerin,
der Rentner und seine Mutter,
der Teenager, der kaum mehr Hoffnung auf eine friedliche Welt
der keine Lust auf Theorie hat aber auf Widerstand
Sie alle suchen Orientierung
in der aus den Fugen geratenden Welt
während die Ordnung weiter zerfällt
und die Gewaltspiralen immer wahnsinniger
nichts sehen, hören, immer mehr von dem, was uns da hin gebracht
Öl ins Feuer
Sogar ein Milliardär sieht plötzlich die Gefahr und will nicht mehr mitspielen
Niemanden mehr über den Tisch,
keine Bestechung, das Spiel ist aus
Sie alle eint das Interesse am Über
Leben
Und sie ahnen,
es geht nur, wenn wir
alle Seit an Seit
Hand in Hand
wo auch immer
nach alledem
uns endlich
nicht mehr
abspeisen
korrumpieren
Angst einjagen lassen
sondern
vielleicht gerade noch
rechtzeitig
aufsteh’n
Du und ich
ohne Erwartung,
aus Hoffnung
dass es noch nicht zu spät
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