Ein Meinungsbeitrag von Heiko Link.
Kann ich die Corona-Zeit auch für mich selbst aufarbeiten, wenn die öffentliche Aufarbeitung nicht stattfindet oder zumindest noch (sehr) lange auf sich warten lässt? Und lässt sich Spaltung so überwinden? Die Heilpraktikerin für Psychotherapie, Coachin und Heilpädagogin Christina Albert aus dem ostwestfälischen Bad Salzuflen ist der Meinung, dass Vergebung in diesem Prozess – der nur von unten nach oben geht – eine großes Thema ist.
Nach all dem Corona-Unrecht, den Diskriminierungen und Ausgrenzungen der Ungeimpften auf Vergebung zu setzen, das klingt genauso schwer, wie ungerecht. Einfach alles vergeben (und vergessen) und dann Schwamm drüber? Das kann und darf nicht sein! Wer so denkt, der liegt laut Christina Albert – glücklicherweise – falsch: „Vergebung heißt nicht, die Täter aus der Verantwortung zu entlassen. Außerdem ist Vergebung auch nicht gleich Versöhnung, denn für eine Versöhnung braucht es beide Seiten.“ Auch wenn die Aufgabe trotzdem noch schwer genug bleibt, bietet Vergebung den Vorteil, sie für sich alleine machen zu können. Die 59-jährige Heilpraktikerin für Psychotherapie erklärt:
„Es ist ein innerer Prozess, der uns davor bewahrt, als Langzeitfolge eine posttraumatische Verbitterungsstörung zu entwickeln.“
Die Posttraumatic Embitterment Disorder (PTED) wurde erstmalig vor 20 Jahren von dem Neurologen Michel Linden beschrieben. Zustande kommt die Verbitterung in der Regel durch eine große persönliche Kränkung, in der sich Betroffene von anderen Menschen falsch verstanden, ungerecht behandelt oder gedemütigt fühlen. Gleichzeitig scheint es nicht möglich zu sein, etwas gegen die Ungerechtigkeit zu unternehmen, was wiederum zu Gefühlen wie Hilflosigkeit, Ohnmacht, Resignation, Wut, Rachephantasien, bis hin zu Suizid- und Mordgedanken führen kann. Beschrieben wird diese psychische Störung unter anderem im „Lexikon für Medizin und Gesundheit“. Corona-Maßnahmen als möglicher Auslöser finden sich in dem erst am 7. März diesen Jahres aktualisierten Artikel auf MedLexi.de (1) nicht. „Trotzdem dürften sich einige Maßnahmenkritiker, Ungeimpfte oder Spaziergänger in dieser Beschreibung wieder erkennen“, findet Albert. Was bei der PTED auch auftreten kann, ist der Verlust von Freundschaften und Rückzug aus dem sozialen Leben. Auch das war klassisch in Zeiten von Corona und ist es noch heute: Freundschaften zu Geimpften und Maskenbefürwortern brachen weg. Neue Kontakte zu schließen fiel und fällt mitunter schwer, weil man sich immer noch nicht sicher sein kann, nicht wieder als rechter Verschwörer abgestempelt zu werden. Und lohnt sich die Mühe, Kontakte aufzubauen überhaupt, wenn fraglich ist, ob die neue Freundschaft die nächste (Klima-) Krise überlebt?
Vergebung kann laut der Therapeutin dabei helfen, die negativen und blockierenden Gedanken loszulassen und sich wieder nach vorne zu richten. Es ist im Grunde eine Selbsttherapie der kleinen Schritte, die im eigenen Umfeld stattfindet. Christina Albert hat das bei einer Arbeitskollegin geholfen, die sie in Zeiten von Corona hatte: „Ich kann mich heute in ihre große Angst hineinversetzen und ihr das daraus resultierende Verhalten vergeben.“ Dass das bei Politikern noch mal eine ganz andere Hausnummer ist – insbesondere, wenn keiner ein Interesse an Aufarbeitung hat -, weiß die 59-jährige aus eigener Erfahrung:
„Vertrauen in die Politik ist mir komplett abhandengekommen. Bestenfalls könnte ich mir noch einreden, dass der Staat so gehandelt hat, weil er Angst hatte, dass seinem Volk etwas passieren könnte. Aber ehrlich gesagt, funktioniert das nicht wirklich.“
Trotzdem hat Christina Albert das Gespräch mit dem Politiker Robin Wagener gesucht, auf den die Therapeutin einst große Stücke hielt. Wagener ist seit 2021 für die Grünen im Bundestag und dritter stellvertretender Landrat im Kreis Lippe: „Ich habe ihn per Mail zu Gesprächen mit Montagsspaziergängern eingeladen, nachdem er die Bad Salzufler Erklärung, mit der von allen Fraktionen ein Statement gegen die Spaziergänge in Bad Salzuflen gesetzt wurde, unterschrieben hat.“ Auf die Mail gab es zunächst noch eine kurze Rückfrage zu Kontaktmöglichkeiten. Danach kam nichts mehr. Schwierig ist es mit der Vergebung auch bei den Medien:
„Da finde ich den Vertrauensverlust noch schlimmer, weil ich aus einer Generation komme, in der die Medien noch als vierte Gewalt galten.“
Wer eine andere Gesellschaft will, muss bei sich selbst anfangen
Eine Lösung im Großen bleibt also schwierig und muss wohl erst noch gefunden werden, weswegen es nur von unten nach oben geht: „Es geht um das eigene Bewusstsein. Ich muss mir bewusst werden, dass ich Teil dieser Gesellschaft bin und wenn ich diese Gesellschaft in einer anderen Form haben möchte, dann muss ich bei mir selbst anfangen. Wenn ich möchte, dass Menschen mir zuhören, dann muss ich anfangen zuzuhören.“ Um die laut Albert nach wie vor vorhandene Spaltung zu überwinden, sollten wir aufhören zu kämpfen und stattdessen zuhören, um den jeweils anderen zu verstehen:
„Das ist sehr schwierig, weil wir das nicht gewohnt sind.“
Die Frage, ob es denn nicht so sei, dass der Wunsch nach Gesprächen vor allen Dingen auf Seiten der Kritiker und Ungeimpften bestehe, beantwortet die Therapeutin mit ja: „Die anderen fühlen sich ja immer noch im Recht.“ Warum sollte sich die andere Seite dann auf so ein Gespräch einlassen, nachdem man sich nun doch trotz Impfung angesteckt hat und die RKI-Files auf dem Tisch liegen? Kann man nicht nur verlieren, weshalb man die Sache am besten tot schweigt? „Wenn jemand mit der Intention, sein eigenes Ego zu befriedigen und recht haben zu wollen, in so ein Gespräch geht, dann kann er wirklich nur verlieren. Aber wenn du in das Gespräch gehst, weil du zuhören und verstehen möchtest, dann kannst du nicht verlieren“, findet Albert. Dass solche Gespräche und Gesprächspartner schwierig zu bekommen sind, ist der 59-jährigen klar:
„Aber was ist denn die Alternative? Wir sehen doch, wohin das führt, wenn wir nicht den Weg zueinander finden.“
Soziale Kontakte sind wichtig zur Heilung von Verbitterung
Dass soziale Kontakte und Gespräche mit anderen Menschen wichtig und hilfreich sind, um aus einer Verbitterung herauszukommen, schreibt auch Dr. med. Nonnenbacher in seinem Artikel zur PTED auf MedLexi.de. „Wichtig ist dabei, dass wir eine andere Gesprächskultur entwickeln, in der wir ohne Vorverurteilung zuhören“, betont Albert. „Viele haben aus Gruppenzwang oder dem Gefühl heraus, das Richtige zu tun, beispielsweise die Bad Salzufler Erklärung unterschrieben. Mit etwas Abstand könnten wir jetzt das persönliche Gespräch zu einzelnen Personen suchen. Das ist leichter, als der Politik oder den Medien zu vergeben“, fügt sie hinzu. Es ginge darum, die anderen nicht mehr zum Bösewicht zu machen und auf sie zuzugehen. Bleibt die Frage, ob der dann ehemalige Bösewicht in der nächsten Krise nicht wieder zum Bösewicht wird: „Wenn ich eines durch Corona gelernt habe, dann ist es, dass ich nichts kontrollieren kann.“ Das Risiko, von den gleichen Personen später erneut verletzt zu werden, würde damit eingegangen. „Was das betrifft bin ich – obwohl ich viel Vertrauen verloren habe – ein unverbesserlicher Optimist. Ich sage, dass wir das Ruder rumreißen können!“ Was laut der Therapeutin auf gar keinen Fall ginge, ist in das Denkmuster „Es ist alles verloren!“ zu verfallen:
„Im Grunde hatten wir doch alle die gleiche Angst. Die einen vor dem Virus, die anderen vor der Impfung.“
Mehr Bewusstsein und Eigenverantwortung durch Corona
Bestärkt wird ihr Optimismus durch die positiven Dinge, die sie in der Corona-Zeit erlebt hat: „Die Menschen haben viel mehr Bewusstsein entwickelt, zum Beispiel für gesunde Ernährung.“ Gartenbauprojekte, in denen sich Kritiker und Ungeimpfte – in Zeiten von Diskriminierung und Ausgrenzung auch mit dem Ziel der Selbstversorgung – zusammengefunden haben, zeugen davon: „Wir sind wieder mehr in die Eigenverantwortung gegangen. Das bringt uns wieder in die Eigenmacht.“ Auch wenn Zutrittsverbote für Ungeimpfte im Supermarkt aktuell gerade nicht drohen, bestehen diese Gruppen noch heute, um sich zum Beispiel im Falle von Stromausfällen/Blackouts aufgrund der Energiewende weiterhin selbst versorgen zu können. Ein Problem sieht Christina Albert in diesen Gruppen, die von manchen als „Parallelgesellschaften“ eingestuft werden, nicht. Im Gegenteil:
„Wenn sich die Selbstverantwortung durch das Aufeinanderzugehen und das Überwinden von Spaltung auf die gesamte Gesellschaft übertragen würde, wäre das ein Vorteil für alle.“
Die Therapeutin geht im Moment davon aus, dass viele denken, dass Corona nun vorbei sei und wir damit wieder leben können wie früher. Was dazu führt, dass bei Entwicklungen wie dem WHO-Pandemievertrag und Heizgesetzen weggeschaut wird: „Leben wie vor Corona, das gibt es nicht mehr. Und ehrlich gesagt will ich das auch gar nicht. Ich hätte es gerne anders. Ich hätte gerne ein Miteinander.“ Vergebung könnte ein Schritt in diese Richtung sein: „Und das heißt wie gesagt nicht, dass ich das Corona-Unrecht gutheiße oder die Täter aus ihrer Verantwortung entlasse. Es geht darum, die Fußfessel aus der Vergangenheit abzustreifen und das Unrecht von meinem Gefühl zu trennen. So kann ich aus der Opferrolle heraus und wieder vorwärts kommen.“
Quellen und Anmerkungen
(1) https://medlexi.de/Posttraumatische_Verbitterungsstörung
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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.
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Bildquelle: Korawat photo shoot / shutterstock
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"Corona selbst durch Vergebung aufarbeiten?"
Aufarbeiten durch Vergebung? Was ist das denn für ein Schwachsinn?!
Aufgearbeitet wird die Sache erst dann, wenn jeder endlich das Hirn einschaltet und zu der Erkenntnis kommt, DASS ES KEINE KRANKMACHENDEN VIREN GIBT und nie eine Pandemie gab!
Wozu dienten dann aber die Spritzen und die Lockdowns und der ganze kranke Irrsinn bis zum heutigen Tag?
https://coronistan.blogspot.com/2024/07/bk86-keine-vogelgrippe-sondern-who.html