Die technische Struktur des Internets bietet Möglichkeiten für einen großen Schub in Richtung Demokratie, weil es interaktiv, äußerst preiswert und dezentral aufgebaut ist. Doch wir haben gesehen, dass die sogenannten Sozialen Medien, die zunächst Demokratie zu fördern schienen, wegen der kommerziellen Ausrichtung als demokratisches Massenmedium nicht in Frage kommen. Ein neues Format, das wir Demokrit nennen, soll jetzt genauer beschrieben werden, auch die Frage der Finanzierung ist zu klären.
Ein Essay von Rob Kenius.
2. Teil: Ein Format für die Online-Demokratie
Der finanzielle Aufwand ist relativ gering, 0,1 %, also ein Tausendstel der Summe, die der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk mit seinen Zwangsgebühren verschlingt, wäre schon eine üppige Ausstattung und würde selbst für den Programmieraufwand beim Aufbau der Strukturen reichen. Am besten wäre es, das Forum Demokrit ebenfalls öffentlich-rechtlich zu organisieren, finanziert von der Allgemeinheit, mit einem demokratischen Kontrollgremium, auf keinen Fall aber sollte das Forum direkt von der Regierung abhängig sein.
Weil für eine politische Diskussion die Identität der Teilnehmer sicher geklärt sein muss, wäre es die einfachste Lösung, die Registrierung der Teilnehmer mit dem Meldewesen der Kommunen und einem maschinenlesbaren Personalausweis zu verbinden. Dann können nicht nur Meinungsbilder, Probe- und Zwischenabstimmungen, sondern auch rechtsgültige digitale Abstimmungen durchgeführt werden. Wenn der Bund, seine Organe und die Parteien, ein demokratisches Internet und die interaktive politische Meinungsbildung aber nicht fördern wollen, dann geht es auch durch private und gemeinschaftliche Initiative. Vielleicht entdecken wohlhabende Sponsoren (aus der IT-Branche) ihre Liebe zur Demokratie.
Die 5-Sterne-Bewegung in Italien konnte entstehen, weil der inzwischen leider verstorbene IT-Unternehmer Gianroberto Casaleggio ein Online-Forum für Diskussionen und Abstimmungen des M5S mit seiner Firma entwickelt und zur Verfügung gestellt hat. Es existieren schon diverse unabhängige Online-Medien, die sich aus Spenden finanzieren und mit hochwertiger Information Meinungsbildung betreiben, teilweise mit Kommentar-Spalten: Rubikon, KenFM, Nachdenkseiten, Telepolis usw. Aus einer solchen Struktur heraus kann auch ein politisches Forum entstehen, wenn die notwendigen Features hinzu kommen.
Wie viel Disput darf es sein?
Wer in der nicht-digitalen, der sogenannten realen Welt an einer Diskussion am runden Tisch teilnehmen will, muss sich beschränken. Oft muss man sich zurückhalten und andere zu Wort kommen lassen. Es sei denn, sie oder er ist von vorne herein eine Domina oder ein kleiner Diktator. In einem Diskussionsforum im Internet lässt sich die gewünschte Zurückhaltung durch Einschränkungen der Eingabemöglichkeiten direkt hinein programmieren, ohne dass wir allein auf die Selbstdisziplin setzen.
Wir schaffen klare Regeln durch bestimmte Algorithmen, die natürlich transparent und für alle Sachkenner einsehbar sind.
Das Format soll verhindern, dass einzelne Teilnehmer, die über viel Freizeit, höheren Geltungsdrang und/oder ein extrovertiertes Ego verfügen, die Debatten dominieren. Deshalb wird die Textmenge und die Zahl der Eingaben pro Woche oder Monat begrenzt. Die Meinung ganz normaler und möglichst kompetenter Bürger ist dagegen immer gefragt
Wir unterscheiden:
- Themen
- Meinungen
- Kommentare
Die Themen werden in Form von Fragen gestellt, zum Beispiel: Soll sich unser Land weiterhin an Sanktionen gegen Syrien, Iran oder Russland beteiligen? Zu einer solchen Frage kann jeder Teilnehmer kurz seine Meinung darstellen. Andere Teilnehmer können die Argumente kommentieren. Kommentare sollten aber nicht immer weiter kommentiert werden, um persönliche Geplänkel zu vermeiden. Durch die Möglichkeit interner Mails können die Teilnehmer ihre Diskussionen dann privat fortsetzen. Dadurch werden Bekanntschaften und Begegnungen ermöglicht in einem Bereich, der sich der Öffentlichkeit entzieht. An dieser Stelle sollte eine Funktion “Ignorieren” Belästigungen verhindern.
Bewertungsmöglichkeiten
Um einen Anhaltspunkt für die Qualität und Beliebtheit der Fragen, Meinungen und Kommentare zu geben, soll eine Punkte-Bewertung von Seiten der Teilnehmer stattfinden. Auch diese Bewertungsmöglichkeit wird quantitativ eingeschränkt, damit nicht Aktivisten alles, was ihnen nicht passt, herabstufen oder umgekehrt, alles, was auf ihrer Linie liegt, hochjubeln.
Die einfachste Struktur zur Bewertung wäre so, dass jeder zu den Äußerungen, die ihm wichtig erscheinen, drei Wertungen abgeben kann:
+ 1 Plus-Punkt
– 1 Minus-Punkt
0 neutral oder unentschieden, was bedeutet: Hab ich gelesen, will ich aber nicht bewerten.
Diese Wertungen sollen nicht gegeneinander verrechnet werden, weil sie sich dann gegenseitig aufheben können und wertvolle Information verloren geht. Das für alle sichtbare Ergebnis bei 50 Stimmabgaben zu den Sanktionen könnte z.B. so aussehen:
23 plus
25 minus
2 neutral
Wenn man die Zahlen gegeneinander aufrechnet, erhält man: 2 Minus-Punkte.
So geht ein wesentlicher Teil der Information verloren, nämlich die, wie viele Leute an der Abstimmung teilgenommen haben und wie kontrovers das Thema diskutiert wurde.
Die Wertungen geben jedem Teilnehmer die Möglichkeit, sich selber ein Meinungsbild zu machen und den Trend der Diskussion zu erkennen.
Aufteilung in Diskussionsrunden
Sobald die Zahl der Teilnehmer bei Demokrit steigt, und es ist das Ziel, dass Millionen Menschen sich beteiligen, entsteht ein quantitatives Problem:
Wie können 1.000 oder 100.000 Leute über ein Thema diskutieren?
Man kann den Informationsfluss, wie es herkömmliche Parteien tun, kanalisieren, indem die Mitglieder in Kreisverbänden organisiert sind. Die Parteiführung steuert die Meinungsbildung dabei von oben, was natürlich undemokratisch ist. Die regionale Einteilung hat ferner den Nachteil, dass sich lokale Präferenzen bilden, und das föderale System der Bundesrepublik, mit dem CSU-Staat Bayern an der Spitze, seine unangenehmen Seiten zeigt.
Gesucht ist eine digitaler Struktur, mit der eine überschaubare Diskussion von sehr vielen Menschen organisiert werden kann. Eine solche Möglichkeit ist die Aufteilung großer Diskussionen in kleine Runden. Wenn das Moderatorenteam ein neues Diskussionsthema stellt, werden sich bald die ersten Teilnehmer melden und andere werden deren Meinungen kommentieren. Am Anfang, ehe das Demokrit-Forum noch richtig bekannt ist, geht es schleppend.
Sobald 100 Teilnehmer sich in das Thema eingebracht und ein Statement abgegeben haben, soll folgende Automatik einsetzen: Die 100 Teilnehmer werden per Zufall in zwei neue Diskussionsrunden mit je 50 Teilnehmern aufgeteilt. Ihre letzten Statements bleiben erhalten, können aber nach den Erfahrungen aus der vorherigen Runde noch einmal modifiziert werden. Die Kommentare dagegen werden gelöscht.
Teilnehmer, die neu in dieses Thema einsteigen, verteilt der Algorithmus automatisch auf die bestehenden Diskussionsrunden, bis in der ersten Runde die Zahl 100 wieder erreicht ist. Dieser Vorgang wird immer wiederholt. Die maximale Teilnehmerzahl, 100 für eine Gruppe, ist dabei ein Parameter, den man nach den ersten praktischen Erfahrungen verändern kann. Wer in eine laufende Diskussion später einsteigt, kommt per Zufall in eine Runde von 50 bis 100 Teilnehmern, mit denen er sich auseinandersetzt. Aber bei der nächsten Aufteilung verschwindet die Hälfte der Diskutanten und neue kommen hinzu. Die Diskussion wird immer wieder aufgemischt. Die Chancen, seine eigene Meinung zu propagieren oder zu ändern, erneuern sich. Außerdem wird durch diese Taktik verhindert, dass sich Seilschaften bilden und persönliche Feindschaften entstehen.
Zwischenabstimmungen: Fragen zur Vermögenssteuer
Die digitale Technik macht es möglich, dass bei Demokrit während der Debatte mit geringem Aufwand Online-Abstimmungen stattfinden können. Das Moderatoren-Team kann die Diskussion durch Zwischenabstimmungen auf die Kernfrage lenken und Nebenschauplätze der Diskussion vermeiden.
Dazu als Beispiel ein politischer Dauerbrenner, nämlich die Frage: Soll eine Vermögenssteuer eingeführt werden? Diese Fragestellung eignet sich bestens für Talkrunden. Sie bietet viele Möglichkeiten, ein Ergebnis der Debatte, also eine Mehrheitsmeinung, durch knifflige Detailfragen zu verhindern:
- Der Liberale fragt:
Wieso sollten wir das versteuern, was schon einmal versteuert wurde? - Der Pedant fragt:
Wie soll man denn Vermögen erfassen? - Die besorgte Bürgerin fragt:
Ist das Eigenheim der Oma schon ein Vermögen, das besteuert werden soll? - Der Unternehmer fragt:
Kann es eine Steuer auf Produktionsvermögen geben, ohne dass die Wirtschaft leidet? - Die Verwaltungsangestellte fragt:
Wie sollen wir an das Vermögen einer Holding auf den Jungferninseln kommen?
An solchen Fragen zerfasert normalerweise die Diskussion und es kommt kein Ergebnis zustande. Das Problem der riesigen Vermögensunterschiede muss trotzdem angepackt werden, weil es die Gesellschaft immer weiter polarisiert. Der Weltökonom Thomas Piketty macht eine globale Vermögenssteuer als konkrete Utopie zum Maßstab seiner Überlegungen.
Der Autor Paul Schreyer hat ausgerechnet, dass die beiden Haupt-Erben von Herbert Quandt pro Stunde 250.000 Euro einnehmen, ohne etwas dafür zu tun.
Ein Land wie Italien könnte seine Finanzprobleme bewältigen, indem man die hohen Vermögen der Reichen besteuert. (Die Italiener sind im Landesschnitt reicher als die Deutschen. Der Staat dagegen hat riesige Schulden; die Steuermoral und die Reichweite der Finanzbehörden sind gering. Ähnliches gilt auch für Griechenland.)
Ist die Verteilung der Vermögen gerecht?
Um eine Entscheidung für oder gegen eine Vermögenssteuer herbeizuführen und gleichzeitig schon Details zu klären, kann das Moderatorenteam von Demokrit mit Zwischenabstimmungen die Diskussion fokussieren und auf einen mehrheitsfähigen Kompromiss lenken. Zur Frage der Vermögenssteuer könnten folgende Vorfragen geklärt werden:
- Ist die Verteilung der Vermögen gerecht?
Diese Frage klärt erst einmal, ob Handlungsbedarf besteht. - Soll die Ungleichheit durch eine einmalige Abgabe reduziert werden?
Das ist die Frage nach einer Vermögensabgabe wie in Deutschland nach dem Krieg, der sogenannte Lastenausgleich. - Soll es eine jährlich zu zahlende Vermögenssteuer sein?
Nur, wenn diese Frage positiv entschieden wird, geht es in der Debatte weiter. So wird die Diskussion möglicherweise nach dieser Frage beendet. - Soll es einen Freibetrag geben?
Hier kann auch über die Höhe diskutiert werden, in der Größenordnung von 100.000 bis 1.000.000 Euro. - Soll die Vermögenssteuer gestaffelt sein?
Das beinhaltet die Frage, wie man Milliardärinnen und Milliardäre behandelt. Falls Staffelung gewünscht ist, geht es um weitere Details. - Soll sich die Staffelung im Bereich von 0,1 % bis 5 % bewegen? An dieser Stelle können auch andere Vorschläge eingeschleust werden, die über 5 % hinaus gehen.
- Dürfen produktive Firmen als Vermögen der Eigentümer besteuert werden?
Hier zögert der von Lobbyisten dominierte Staat, doch eine Steuer auf Produktivvermögen ist nicht der Tod des Unternehmertums. Auch dafür gibt es eine faire Lösung. - Soll die Steuer auf Produktionsvermögen von der Rendite abhängen?
Das ist die Möglichkeit, das Abwürgen der Konjunktur zu verhindern. - Sollen Auslandsvermögen geschätzt werden?
Das Finanzamt hat grundsätzlich das Recht, Schätzungen vorzunehmen. Dagegen kann Einspruch erhoben werden, der geschätzte Steuerpflichtige muss dann seinen Standpunkt quantitativ begründen und belegen. - Sollen Aktien nach Kursgewinn besteuert werden?
Eine der größten Fehler im Steuersystem ist, dass Börsengewinne nicht angemessen erfasst werden. Das verleitet Finanziers dazu, ihr Geld an der Börse statt in der Wirtschaft anzulegen. Firmen kaufen zum Beispiel ihre eigenen Aktien, anstatt Geld in die Produktion zu stecken oder ihre Angestellten angemessen zu bezahlen. Der entstehende Kursgewinn der Aktie führt zu höheren Bonus-Zahlungen, die gehen aber nur an die Manager. Das ist einer der Gründe dafür, dass unser Wirtschaftswachstum an der Bevölkerung vorbei geht.
Eine durch Zwischenabstimmungen gelenkte Diskussion verläuft völlig anders als eine Talk-Show; sie führt zu Ergebnissen und dient damit der Demokratie. Das Zwischenergebnis wird in der weiteren Diskussion nicht mehr in Frage gestellt. Wer in seinem Statement die Frage trotzdem wieder aufwirft, begibt sich ins Abseits. Zwischenabstimmungen haben so den Effekt, dass der Ablauf der Diskussion für die Teilnehmer spannend bleibt, sie binden die Disputanten an das Forum; wer die Zwischenergebnisse nicht kennt, ist nicht auf den Laufenden.
Ein vernünftiges hypothetisches Ergebnis
Mit der Taktik der Zwischenabstimmungen kann man in kleinen Schritten zu einem vernünftigen Ergebnis wie dem folgenden kommen:
- Vermögenssteuer ja, mit einem Freibetrag von 500.000 Euro inklusive Eigenheim
- Einstiegssatz 0,2 % für die Halb-Millionäre. Das bedeutet bei 1 Million Vermögen eine Steuer von 1.000 Euro im Jahr, was niemanden enteignet
- Höchster Satz ab 20 Millionen Vermögen 5 % pro Jahr. Die ganz großen Vermögen werden dadurch abgebaut. Sie nutzen niemandem, auch nicht den Besitzern, außer dazu, dass sie immer reicher werden, ohne produktiv zu sein.
- Bei Produktionsvermögen maximal 25 % des Gewinns.
- Für Aktienbesitz maximal 50 % des Wertzuwachses.
- Auslandsvermögen werden geschätzt, Einspruch ist möglich; dazu sind glaubhafte Belege der ausländischen Geldinstitute erforderlich.
Jemand mag einwenden, in bestimmten Konstellationen sei so eine Debatte manipulierbar. Diese Gefahr ist um so geringer, je mehr Bürger sich beteiligen. Sie ist in jedem Fall geringer als im bestehenden System mit Parlamentariern, Ausschüssen und Lobbyisten auf Regierungsebene.
Es ist davon auszugehen, dass sich in die Diskussion Betroffene und Lobbyisten, sogenannte Experten, einschalten. Ihre Wirkung wird relativiert durch die ständige Aufteilung in neue Diskussionsrunden und durch eine hohe Teilnehmerzahl. Wer also den Einfluss der Lobby verringern will, beteiligt sich selber an der Meinungsbildung. Am Ende soll es eine Abstimmung über das gesamte Ergebnis geben, an der sich voraussichtlich mehr Teilnehmer beteiligen als an den Zwischenabstimmungen. Wenn vorher manipuliert wurde, fällt der Vorschlag schließlich durch. Durch die laufenden Abstimmungen, welche die Diskussionen steuern, wird Respekt vor der Mehrheitsmeinung geübt. Dabei hapert es in Deutschland gewaltig. Gruppen von 200 Personen gehen auf die Straße und behaupten lautstark: Wir sind das Volk! Ein Grund für diesen mangelnden Respekt vor der Meinung der Mehrheit könnte sein, dass auch die deutsche Regierung keinen Respekt vor der Mehrheit des Volkes erkennen lässt.
Die genaueren Spielregeln von Demokrit
Zum Schluss sollen die Regeln aufgelistet und präzisiert werden. Die vorgeschlagenen Zahlen sind nur Beispiele, die in der Praxis variiert werden können. Es sind also variable Parameter bei der Entwicklung des Formates. Demokrit selbst, sein Format und die Optimierung sollen ein ständiges Thema der Diskussion bleiben. Der Einstieg in die Diskussion soll so leicht wie möglich sein.
Das Forum, die Mitglieder, die Themen
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- Demokrit ist ein online-Forum, an dem jeder wahlberechtigte Bürger teilnehmen kann. Die Teilnahme geschieht in Form von
Meinungen (Statements), Kommentaren zu den Meinungen, Themenvorschlägen, Bewertungen, Abstimmungen und
einem eigenen Profiltext. - Demokrit ist politisch unabhängig und transparent, es verfolgt weder ideologische noch wirtschaftliche Interessen.
- Die Teilnahme an Diskussionen ist nicht anonym, bei jeder Texteingabe wird der volle Name genannt.
- Abstimmungen sind geheim. Es besteht die Möglichkeit, nur an den geheimen Abstimmungen teilzunehmen, nicht an Diskussionen. Dann bleibt man der Öffentlichkeit unbekannt wie der normale Wahlbürger, ist aber besser informiert.
- Themen werden vom Moderatorenteam eröffnet und, mit oder ohne Abstimmung, beendet.
- Demokrit ist ein online-Forum, an dem jeder wahlberechtigte Bürger teilnehmen kann. Die Teilnahme geschieht in Form von
Klare Richtlinien bei der Eingabe
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- Zur Äußerung einer Meinung (Statement) steht für jeden eine Textmenge von 3500 Zeichen (inklusive Leerzeichen) pro Woche zur Verfügung. Das entspricht etwas mehr als zwei DIN A4-Seiten. Bei reger Beteiligung und guter Entwicklung einer Debatte kann diese Zahl durch die Moderatoren oder per Abstimmung verändert werden.
- Nach der Eingabe kann jeder Text innerhalb einer kurzen Frist (10 min) vom Urheber korrigiert oder gelöscht werden.
- Die Zahl der Meinungs-Statements ist auf 15 pro Woche begrenzt, die Gesamtlänge bleibt bestehen. Jeder kann entscheiden, ob er zehn kurze oder ein ausführliches Statement abgibt und ob sie oder er bei einem oder mehreren Themen mitdiskutiert.
- An Kommentaren sollen 35 pro Woche mit jeweils bis zu 200 Zeichen möglich sein.
- Jeder Teilnehmer kann pro Monat ein Thema vorschlagen.
Bewertungen durch die Teilnehmer
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- Es gibt ein Datenfeld, um das Moderatorenteam auf Verstoß gegen die Spielregeln hinzuweisen. Dazu gehört eine Begründungszeile. Diese Funktion kann auch benutzt werden, wenn jemand Zwischenabstimmungen ignoriert.
- Meinungen, Kommentare und Themen können von jedem Teilnehmer einmal mit Plus, Minus oder Null bewertet werden.
- Die Bewertung von Meinungen ist auf 15 pro Woche begrenzt, die Bewertung von Kommentaren auf 35 pro Woche.
- Zu Themenvorschlägen kann jeder seine Bewertung abgeben, unabhängig von der Zahl seiner sonstigen Stimmabgaben.
- Alle Teilnehmer können Listen (Charts) der Meinungen und Themen aufrufen, sortiert entweder nach der Reihenfolge der Eingabe, der Zahl der Bewertungen oder nach der Summe positiver Bewertungen.
Aufteilung der Diskussionsrunden
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- Wenn 100 Personen ihre Meinung zu einem Thema eingegeben haben, wird die Runde in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Kommentare spielen dabei keine Rolle, sie werden gelöscht.
- Die Teilnehmer und auch die später Hinzukommenden haben keinen Einfluss darauf, in welche Diskussionsrunde über das gewählte Thema sie einsteigen; es gilt das Zufallsprinzip.
- Ist eine neue Runde eröffnet, kann jeder seinen letzten Meinungstext überarbeiten. Wenn der neue Text kürzer ist, gewinnt er Textvolumen; wenn er länger ist, wird die zusätzliche Zeichenzahl vom Wochenbudget abgezogen.
Geheime Abstimmungen
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- Die geheimen Abstimmungen werden vom Team der Moderatoren veranlasst.
- Für jede Abstimmung gibt es eine festgesetzte Frist. Bei Zwischenabstimmungen ist diese Frist eine Woche,
bei endgültigen Abstimmungen ein Monat.
Die Ergebnisse der Abstimmungen werden unmittelbar nach dem Ende bekannt gegeben. Diese 21 Punkte sind Vorschläge für die Programmierung, keine Postulate oder Dogmen. Sie sollen auch die Unterschiede zu bestehenden Kontaktmaschinen und Kommentarspalten deutlich machen.
Um unter solch einschränkenden Spielregeln erfolgreich mitzudiskutieren, ist für alle Teilnehmer ein Lernprozess erforderlich, der zu einer bestimmten Taktik, Ökonomie oder auch Disziplin führt. Oberstes Ziel der Beschränkungen ist es, sinnloses Geplänkel zu vermeiden und die Dominanz selbsternannter Meinungsführer zu bremsen. Wer sein Quantum (fast) aufgebraucht hat, muss sich erst einmal zurückziehen.
Demokratie im 21. Jahrhundert
Demokratie kommt nicht von selbst und ohne Mühe aus dem Internet. Wir müssen das Netz selber demokratisieren, wir müssen ein Forum schaffen, das frei ist von kommerziellen Interessen, frei von Ideologie und frei von politischem Einfluss oder dem Druck durch Parteien und Regierungen.
Wer die Demokratie ins 21. Jahrhundert transponieren will, sollte sich dafür einsetzen, dass Demokrit Wirklichkeit wird. Es sollte nicht am finanziellen Aufwand scheitern; denn der ist in jedem Fall gering, viel geringer als der Aufwand für die Gründung einer Partei oder einer Zeitschrift. Der Erfolg der 5-Sterne-Bewegung in Italien zeigt uns, was so ein Forum bewegen kann.
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Rob Kenius ist freier Journalist und Autor des Buches: „Neustart mit Direkter Digitaler Demokratie“, Solibro-Verlag Münster 2017
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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung. Das Essay erschien zuerst bei: kritlit.de/
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