Der amerikanische Vize-König von Deutschland

Ein Kommentar von Willy Wimmer.

Es wird in Washington Stimmung gegen die Berliner Regierung und damit gegen Deutschland gemacht. Angeblich raisonnieren Diplomaten gegen die unbotmäßige Haltung in Berlin, was drei politische Themenfelder anbelangt. Neben der Ostsee-Pipeline sind es die deutsche Haltung in Sachen Rußland und zunehmend China. Angeblich, so deutsche Presseberichte aus Washington, will keiner genannt werden, der da gegen Deutschland stichelt, bis auf einen. Es handelt sich um den ehemaligen amerikanischen Botschafter in Deutschland, Herrn John Kornblum. Man kennt ihn im Lande und Herr Botschafter John Kornblum kennt Deutschland. Vielleicht sogar besser als die meisten Deutschen sich selbst kennen. Dazu trägt seine internationale Erfahrung und seine jahrzehntelange Kenntnis der Umstände in Deutschland bei. Ein Schwergewicht also, was mit dem amerikanischen Botschafterposten in Deutschland ohnehin verbunden ist. Herr Kornblum spricht nach diesen Presseberichten jetzt von „ dem deutschen Problem” und das in Zusammenhang mit den genannten drei Politikfeldern. Damit der Ernst der Lage besinders deutlich wird, geht damit der Versuch einher, die Rolle Deutschlands in der EU zu relativieren. Das dürfte allerdings kein größeres Problem sein, da jeder amerikanische Botschafter in den Mitgliedsstaaten der EU dem Gastland gegenüber ohne Zögern gegenüber deutlich machen kann, wo die Daumenschrauben liegen.

Für Deutschland wurde bereits nach der Wiedervereinigung klar gemacht, wie hoch die Zahl der offiziell in Deutschland tätigen amerikanischen Agenten vereinbarungsgemäß sein würde. Den Gedanken an die übliche Reziprozität kann man getrost vergessen. Das gilt auch die berühmten transatlantischen Netzwerke, deren Aufgabe darin zu bestehen scheint, unter allen Umständen dafür zu sorgen, die politischen und medialen Institutionen Deutschlands so auf amerikanische Linie zu bringen, damit das Knirschen in den Beziehungen nicht allzu lange anhält. Oder hat jemand jemals davon gehört, daß aus diesen Netzwerken deutsche Positionen gegenüber Washington, zum Beispiel in Sachen Ostsee-Pipeline, vertreten worden sein sollten. Überall herrscht der Geist von Herrn Dr. Norbert Röttgen, der es bislang nur unterlassen hat, Moskau seine üblichen Vorwürfe deshalb zu machen, weil die Wiedervereinigung von Moskau ausging und betrieben wurde. Ansonsten scheint für die Röttgens und Büttighofers das Motto zu gelten: Feuer frei auf alles, was Washington quer kommt und sei es das eigene Land. Irgendwann kommt dem geneigten Betrachter der üble Satz von Churchill in den Sinn. Danach habe man „die Deutschen entweder am Hals oder zu Füßen”

Bei Präsident Joe Biden ist also Überraschung angesagt. Kaum im Amt, stellt Deutschland für ihn das „deutsche Problem” dar. Eine Vokabel, die hinlänglich geeignet ist, an die berüchtigten „querelles allemands” zu erinnern, mit der jede deutsche Regung über nationale Interessen plattgemacht werden konnte. Es ist mit dem „deutschen Problem” wieder ein geeigneter Kampfbegriff, mit dem man die Deutschen im amerikanischen Interesse wieder gegeneinanderhetzen kann. Damit kann man zwecks Herstellen der Unterwürfigkeit wieder dem transatlantischen Lieblingssport nachgehen. Dennoch ist diese Politik des „german Problem” scheinbar eine Riesenüberraschung. War es doch die deutsche Bundeskanzlerin und „Weltstaatsfrau”, Frau Dr. Angela Merkel, die als europäische Rädelführerin der „Obama-Kampfgruppe gegen Trump” als Sachwalterin der Interessen der Demokraten in Europa etwas unternommen hatte, das epochal genannt werden müßte. Sie hat dazu beigtragen, einen amerikanischen Präsidenten, der auf Verständigung mit Rußland setzte, politisch in Deutschland und EU-Europa nicht nur schachmatt zu setzen. Sie hat offensiv dazu beitragen, seine auf Verständigung gegenüber unserem russischen Nachbarn gerichtete Politik chancenlos zu machen. Es dürfte in der Geschichte einmalig sein, nicht den Ausgleich von Interessen sondern das Rollen von Panzerketten im jährlichen Aufmarsch gegen Rußland als deutsches Interesse zu postulieren, wie es in den Trump-Jahren zum Nachteil Deutschlands durch die Berliner Regierung umgesetzt worden ist. Das ist jetzt der amerikanische Dank des Präsidenten Biden für die aufopferungsvolle Haltung der deutschen Bundeskanzlerin in der „Kampfgruppe Obama”? Auf den ersten Blick könnte das so scheinen, aber nur auf den ersten Blick. Frau Dr. Merkel wird die Monate bis zum Ausscheiden aus dem Amt verschmerzen können, was das in Washington so genannte „deutsche Problem” anbetrifft. Sie hätte in Washington den unterstützen müssen, der amerikanische Interessen, die auch deutsche Interessen hätten sein können, vertreten hatte. Der tiefe amerikanische Staat hatte ihn an die Wand genagelt.

Das Gemurmel von „deutschem Problem” in Washington als neue amerikanische Agenda gegen Deutschland wird der Bundeskanzlerin am Rücken vorbeigehen. Die Zeit wird kurz sein, bis zu einer für diese amerikanische Politik vorgesehenen deutschen Bundesregierung, die „Grün” sein sollte. Die Washingtoner Agenda ist deckungsgleich mit dem, was Frau Baerbock und die gesamte grüne Führungsspitze landauf, landab erklären. Soweit zu Wahrnehmung deutscher Interessen und zur Souveränität Deutschlands. Es ist das Modell, das zuletzt die deutsche Verteidigungsministerin, Frau Kramp-Karrenbauer erfahren durfte. Der neue US-Verteidigungsminister flog ein und teilte der Dame eine Aufstockung der US-Truppen in Deutschland mit, statt einer Bestätigung des Abzuges. Wenn man hier machen kann, was man will, braucht man die Orakel in Washington kaum noch. Und in Berlin? Laschet, der keinesfalls gegenüber Moskau oder Peking Schaum vor dem Mund hat, stört da nur. Deshalb kann man ihm auch bei „Anne Will” den Dolch medial in den Rücken rammen. Jedem hätte auffallen können, wie wenig an dem Vorwurf dran war, die Bundeskanzlerin hätte „sozialdemokratische Politik” gemacht. Die Politik, die sie gemacht hat, macht es jetzt logisch, den Staffelstab im Interesse Washingtons an Frau Baerbock weiterzureichen.

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Feel good studio /shutterstock

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