Von Ken Jebsen.
Der Freie Markt – oder, warum die totale Umsetzung des Libertarismus die Hölle auf Erden wäre.
Kommunismus und Sozialismus sind Ideologien, die in den aktuellen Staatsführungs-Charts nicht gerade in den Top Ten rangieren. Warum, liegt auf der Hand. Beide Ideologien sind in ihren damaligen Umsetzungen, vor den Augen der Welt, mehr oder weniger gescheitert. Fragt man ganz simpel nach dem Warum, wird man jede Menge spontane Antworten erhalten. Die meisten dieser meist recht emotional vorgetragen Aussagen haben dann eines gemeinsam. Sie sind falsch.
Die, die in den entsprechenden Systemen gelebt haben, werden andere Gründe für das jeweilige Scheitern ihrer Ideologie nennen, als jene, die den Kommunismus oder Sozialismus als Staats-DNA nur von außen als Beobachter kennen gelernt haben. Beide Zeitzeugen, der Beobachter wie der, der am Experiment teilnahm, werden argumentieren, richtiger zu liegen als die jeweils „andere“ Seite und jeder wird sich dabei auf die selben Argumente berufen, um seine These zu „beweisen“.
Wer beispielsweise im Kommunismus gelebt hat, wird dem, der ihn nur von außen kennt, vorwerfen, diesen eben nur von außen deuten zu können – das wäre, wie ein Auto ausschließlich nach seinem Design zu beurteilen, ohne auch nur einen Meter damit gefahren zu sein. Der Angesprochene wird kontern, dass derjenige, der den Kommunismus persönlich zwar erlebt oder überlebt habe, befangen wäre und immer noch zu dicht am Geschehen dran, ihm fehle der nötige Abstand, er wäre immer noch „Fan“ einer Ideologie, die seine Jugend und damit ihn derart geprägt habe, dass sein Blick auf das Ganze sentimentale Züge tragen würde, wie man diese auch von Soldaten kennt, die sich bei ihren Geschichten vor den Enkeln nur noch an die Kameradschaft und die Abenteuer im Krieg erinnern wollen, während es ihnen gelingt, das Gemetzel, das Grauen, das Verrecken des Krieges zuverlässig zu verdrängen.
Dabei spielt es keine Rolle, ob jemand vorher im Kommunismus oder Sozialismus gelebt hat oder eben nicht, oder ob er damals für ihn und jetzt gegen ihn wäre – oder umgekehrt, damals gegen und jetzt für den Kommunismus oder Sozialismus. Immer könnte Person A Person B vorwerfen, sie wäre nicht kompetent, da sie entweder damals zu dicht dran oder eben damals zu weit weg gewesen wäre, oder dass sie immer noch befangen oder immer noch voreingenommen und durch die einschlägigen Propaganda-Medien manipuliert zu einer neutralen Sicht gar nicht in der Lage wären.
Man kann Jahre zubringen um zu analysieren, wer mehr richtig und wer weniger falsch liegt, am Schluss läuft es bei der Beurteilung einer gescheiterten Ideologie auf private Meinung hinaus.
Meinung kann man nicht messen, das wissen wir aus der Fankurve im Fußball-Stadion. Auch wenn der eigene Verein Zuhause 1:4 verloren hat, kann das Spiel unfassbar spannend und spielerisch brillant gewesen sein, während ein 2:0-Sieg außerhalb auch als stinklangweilig in die eigene Vereins-Geschichte eingehen kann und man sich für die Fouls der eigenen Jungs gegenüber dem Gentlemen-Gegner in Grund und Boden schämen muss.
Fragt man Intellektuelle, was sie an Fußball lieben, hört man oft die Antwort, Fußball mache den Kopf frei. Der einfache Mann liebt vor allem nach dem Stadionbesuch nichts mehr als die in der Stammkneipe ums Eck beim besten Bier der Welt, welches der Fan vom Trikot seines Clubs kennt.
Bei diesen Kneipen-Analysen der Bodengruppe geht es oft erstaunlich intellektuell zu. Spielzüge, Taktik, Mannschaftsaufstellung, die gesamte Saison wird bis ins letzte Detail erinnert und erörtert, und schließt man die Augen, lässt nur die Sprache auf den sozialen Stand dieser Fans schließen. Nach dem dritten Bier ist dann aber auch endgültig akzeptiert, dass ein Sieg ein Sieg war und eine Niederlage eine Niederlage, da liegen alle Fans zu 100% richtig, da sie ganz simpel nur die Zahl der gefallenen Tore zählen müssen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass wir es bei der finalen Beurteilung, ob ein Fussballspiel gewonnen oder verloren wurde, mit einer Trefferquote von nahezu 100% zu tun haben. Bei nahezu jedem Spiel.
Vergleichen wir diese Trefferquote mit der Richtigkeit der Analyse, wenn es um das Scheitern politischer Systeme geht, müssen wir feststellen, dass Intellektuelle, die sich in DIESEM „Sport” für besonders firm halten, nahezu vollständig daneben liegen. Sie treffen weder den Ball, noch ins Tor, noch des Pudels Kern.
Der Sozialismus, der Kommunismus, aber eben auch jede andere Diktatur sind immer nur an einem gescheitert:
An der Natur des Menschen.
Die Natur des Menschen ist das permanente Foul jeder Ideologie und ein Schiedsrichter, der diesen Umstand effektiv ausschließen wollte, müsste vor allem die vom Platz stellen, sprich vom Spielfeld der Geschichte entfernen, die diese Fouls produzieren. Auch hier hätten wir es sehr schnell mit einem leeren Spielfeld zu tun. Nur der Mensch foult. Im Fußball sowie in der Geschichte. Es ist nicht bekannt, dass je ein Ball von sich aus, oder ein zu erobernder Landstrich gegenüber dem Menschen je gefoult hätte. Wie auch!?
Der Mensch mag solo noch ein fairer Spieler sein, da ihm das Gegenüber, der Gegner fehlt, sobald er dann aber in Mannschaftsstärke am Horizont der Geschichte auftaucht, erscheint mit ihm das Foul auf dem Platz. Menschen foulen. Und nur Menschen foulen Menschen.
Käme es heute zu einer Revolution und würde aus dieser dann der Libertarismus als neu beherrschender „Spieler“ hervorgehen, wäre auch hier die Freude über die endliche erkämpfte „echte“ Freiheit, die nach der festen Auffassung der Libertären dann „total“ und „allumfassend“ sein müsste, nur von kurzer Dauer. Von sehr kurzer.
Warum? Weil der Libertäre bei all seinen Überlegungen von vollkommener Entstaatlichung, bei seinem Wunsch von freiem Markt – frei von jeglichen Regeln, frei für alle, alles zu tun und damit auch frei, nichts zu unterlassen – eines vollkommen ausblendet. Eben die Natur des Menschen.
Fouls, unfaires Spiel oder Korruption lassen sich auch per Gesetz nicht vom Platz der Geschichte verbannen, es gibt sie und es wird sie immer geben, solange der Mensch so ist, wie er ist. Der Staat benötigt das Gesetz. Die rote Karte. Die rote Karte aber kann daher nur dann ihre abschreckende Wirkung entfalten, wenn es einen Schiedsrichter am Platz gibt, dessen Autorität von jedem Player am Markt nicht nur gekannt, sondern schon eher gefürchtet wird.
Ohne Schiedsrichter kann man vielleicht noch im Hinterhof kicken, wenn es um nichts geht. Sobald es aber etwas zu gewinnen gibt, werden aus Spielern Konkurrenten und jede Mannschaft entwickelt das, was man Kampfgeist nennt. Nicht umsonst findet man beim Sport, wie im Krieg, die selben Begriffe. Da wird geschossen, wird der Gegner zerlegt, war die Stimmung bombig, wurde die andere Seite vernichtend geschlagen und geht es um Sieg oder Niederlage.
Du kannst das politische System wechseln, wie du deinen Verein wechseln kannst, die Verhaltensmuster der Spieler kannst du kaum verändern. Du kannst sie nur durch künstliche Regeln, verbindliche Regeln, staatliche Gesetze in gewissen Bahnen halten. Und schon sind wir bei Karl Marx.
„Alle Revolutionen haben bisher eines bewiesen, nämlich, dass sich vieles ändern lässt, bloß nicht der Mensch.“
Leben wir heute im Kapitalismus, oder ist es eher ein aufgeladener Turbo-Kapitalismus? Oder wäre Casino-Kapitalismus die richtigere Bezeichnung, in der das Blut des Systems, das Geld, zu 96 Prozent auf Spieltischen an der Börse landet. Oder muss man die DNA der Wirtschaft „frisierten Libertarismus” bezeichnen, umgangssprachlich Neo-Libertarismus?
http://edition.zeitpunkt.ch/das-naechste-geld/
Fragt man Libertäre, würden sie sagen, nichts von alledem. Ihre Antwort lautet durch die Bank, wir leben in einer von A bis Z durchreglementierten und damit wettbewerbsverzerrten Staats-Wirtschaftswelt, die vorgibt, kapitalistisch, also offen zu sein, die vorgibt, einen freien Markt und damit freie Unternehmer zu fördern, dabei aber im Gegenteil über staatliche Institutionen jede Innovation im Keim erstickt. Das Fazit der Libertären lautet daher:
Der Staat, wie wir ihn in der BRD, aber auch in den USA aktuell erleben, ist nichts anderes als ein verkappter Sozialismus, verkappte Planwirtschaft. Wo man hinkommt, trifft man als angeblich freier Unternehmer auf die künstlichen Hindernisse des Staates. Diese totale Bevormundung, so die Vertreter der libertären Idee – die im Kern aber auch eine Ideologie und keine Wissenschaft ist – diese Rund-um-die-Uhr-Entmündigung durch den Staat ist Schuld am wirtschaftlichen Niedergang des Westens und damit auch Schuld am Zustand des Planeten.
Gäbe es, so ihr Fazit, einen wirklich freien Markt, hätten sich all die globalen Probleme innerhalb kürzester Zeit erledigt. Automatisch. Ohne die Einmischung irgendeines Staates oder einer staatlichen Institution. Allein die Kraft des freien Marktes, die unsichtbare Hand, würde die Probleme der Welt beheben. Der freie Markt würde sich quasi von selber einpendeln und zu einem Gleichgewicht führen. Man könnte den Libertarismus daher auch perfekt nennen, so seine fanatischen Anhänger.
Würde sich die Welt endlich total dem Libertarismus, in seiner nicht enden wollenden Freiheit für alle, vollständig unterordnen, oder muss man auch hier eher sagen, ergeben, wäre der Planet schon in Kürze das Paradies auf Erden.
Ist das so?
Auf gar keinen Fall. Das Gegenteil würde eintreten. Eine Steigerung dessen, was wir jetzt schon erleben. Die noch größere ungerechte Verteilung von allem wäre dann normal.
Totale Freiheit würde vor allem denen nützen, die aus dem alten System kommend aus einer besseren Position starten würden und könnte man nur verhindern, indem man all diese Personen von diesem Planeten entfernt. Aber auch diese Maßnahmen würden eine Wettbewerbsverzerrung nur verzögern, nicht aber verhindern.
Was den Libertären bei ihrer Idee des freien Marktes bis heute entgangen zu sein scheint, ist die Natur des Menschen. Der Mensch ist des Menschen Feind. Das zieht sich als roter Faden und für jeden unübersehbar durch das, was der Mensch Geschichte nennt, nur dass diese Geschichte die Geschichte des Menschen meint, als gäbe es sonst keine andere.
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php…
Das einzige, auf das man sich bei der Natur des Menschen verlassen kann, ist die Tatsache, dass alles, was ein Mensch heute ist, wie er lebt, was er mag, was er ablehnt, sein Geschmack, seine Moral, dass das alles so schnell wechseln kann wie die angesagten Styles bei H&M. Man kann sich beim menschlichen Verhalten in der Zivilisation nur darauf verlassen, dass es mit der Mode geht, während der größte Teil der ursprünglichen Natur des Menschen immer dann zutage tritt, wenn ein staatliches Korrektiv wegbricht.
Gemordet, vergewaltigt oder gebrandschatzt wird entweder auf Befehl,
http://www.rowohlt.de/…/christopher-r-browning-ganz-normale…
noch eher aber wenn der Täter davon ausgehen kann, nicht bestraft zu werden. Dann mutieren ganz normale Menschen über Nacht zu abscheulichen Bestien. In jedem von uns schlummert ein massenmordender Sadist. Die Umstände halten ihn in Schach. Ändern sich die Umstände, ändert sich der Mensch.
Der Wahnsinn liegt 24 Stunden am Tag auf der Lauer.
http://www.deutschlandfunk.de/vergewaltigungen-im-zweiten-w…
Welchen Anteil am kollektiven Morden dabei die Zivilisation hat, wurde von niemandem besser analysiert als vom Berliner Soziologen Arno Gruen. Er hat bis zum Ende seines Lebens vor allem den Begriff Zivilisation vollkommen entzaubert. Gruen wagte es, die Statik aller Zivilisationen freizuschaufeln und zu benennen. Gehorsam. Absoluter Gehorsam.
http://www.deutschlandradiokultur.de/zum-tod-von-arno-gruen…
Der Mensch kann mit absoluter Freiheit, wie sie die Libertären fordern, in der Masse wenig anfangen. Er hat eher Angst vor ihr, da er sich der absoluten eigenen Freiheit ausgesetzt, eher durch sie ausgeschlossen fühlt. Ausgeschlossen aus der Masse. Der Mensch ist ein Herdentier und ist eher bereit, in einem Angriffskrieg im Kollektiv unterzugehen, als sich solo gegen die manipulierten Überzeugungen der Massen zu stellen und damit selber zum Feind zu werden.
“Wer in der Demokratie die Wahrheit sagt, wird von der Masse getötet.“
– Platon (Griechischer Verschwörungstheoretiker)
Und damit sind wir bei des Pudels Kern.
Menschen haben ihren natürlichen Instinkt nahezu verloren und durch lokale, sehr unterschiedliche Moral-Moden ersetzt. Moral aber auch Ethik sind aber nichts anderes als eine Form des Geschmacks. Gewohnheit. Sitten werden nicht angeboren. Sitten, Verhaltensmuster entwicklen sich.
Was in Land A schwer okay sein kann, ist in Land B ein Grund, vor den Kadi zitiert zu werden, oder man wird nur als unverschämt wahrgenommen und nie wieder eingeladen. Versuche einmal, in Indien eine Kuh zu schlachten, in China beim Besuch einer Familie Blumen zu überbringen, in Indonesien Menschen ohne ihre Erlaubnis zu fotografieren oder in den USA oben ohne zu baden. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, und schon ein Handzeichen, das hier als Okay wahrgenommen wird, steht im sonst so lässigen Italien für „Arschloch“.
Auf was wir hinaus wollen: So identisch der Mensch erscheint, wenn man ihn auf dem OP-Tisch liegen hat, so unterschiedlich verhält er sich, wenn man ihn rund um den Globus in seiner individuellen Umgebung antrifft. Menschen in der Gruppe sind dann noch komplexer.
Was X solo nie tun würde, macht er wie ferngesteuert, wenn er sich mit XXL in einer Gruppe befindet, die das selbe tun. Menschen machen nach, schon um „dazu“ zu gehören. Oder noch treffender, nur um nicht ausgeschlossen zu werden, machen Menschen die schrecklichsten Dinge mit. Aber immer unter der Bedingung, dass sie es nicht allein tun müssen. Das Kollektiv verbindet. Nur so lassen sich Kriegsverbrechen durch Menschen erklären, die eben noch Otto-Normal-Verbraucher waren, und die jetzt durch einheitliche Kleidung nicht nur optisch gleichgeschaltet wurden. Dabei blieb das, was man Eigenverantwortung nennt, nicht versehentlich auf der Strecke, sondern wurde durch die bewusste Mechanik des Systems vorsätzlich zur Strecke gebracht.
http://www.spiegel.de/jahreschronik/a-331554-4.html
Massen.
Auf die Frage „Wollt ihr den Totalen Krieg?“, kann die Energie der Antwort „JA!“ nur dann in entsprechende Bahnen gelenkt werden, wenn sie von der Masse gegeben wurde. Man stelle sich die selbe Situation mit vertauschten Rollen vor. Die Massen hätten gefragt: „Willst DU den totalen Krieg?“, und Goebbels hätte seinerzeit geantwortet „JA!“. Auch mit der vorhandenen Verstärkung durch ein Mikrophon wäre die Wirkung eher von lächerlicher Natur gewesen. Ein Rohrkrepierer.
Wie konnten die Massen auf die Frage Goebbels überhaupt mit Ja antworten, warum gab es nicht eine einzige Nachfrage, wie z.B. „Herr Goebbels, erlauben Sie mir, dass ich nachhake, aber von wann bis wann soll denn dieser totale Krieg dauern, und welche Areale soll er mit einbeziehen? Was wäre denn das finale Ziel des totalen Krieges, Herr Goebbels?
Dass es zu keiner Nachfrage kam, lag weniger an der Inszenierung; weniger daran, dass ein Einzelner in der tobenden Masse gar nicht gehört worden wäre, es lag vor allem daran, dass in Massen das individuelle, selbständige Denken erlischt. Statt des menschlichen Verstandes regiert dann animalisches Sein.
„Der Verstand sinkt mit der Masse der Versammelten“, wusste schon der französische Arzt und Ethnologe Gustave le Bon, und an seinen Erkenntnissen kann man sich bis heute orientieren.
http://www.kritisches-netzwerk.de/…/Gustave_Le.Bon_Psycholo…
Auch Hitler wäre heute wieder – oder treffender, noch viel eher – möglich, wenn man die selben Methoden der Massenmanipulation anwenden würde, nur dass es heute eben keinen Winkel der Erde mehr gäbe, an dem man sich vor der Propaganda des Imperiums verstecken könnte. Erinnert uns dieses Szenario nicht an die Gegenwart? Hätten die Nazis Drohnen eingesetzt? Hätten sie Handy-Daten genutzt, um aus ihrer Sicht subversive Figuren auf der Fläche des Imperiums zu jagen und zu eliminieren?
Es lebe die totale mobile Kommunikation.
Dein Navi sagt Dir, wie Du nach Hause kommst, aber vor allem sagt es uns, wo wir Dich finden. Du nennst es World Wide Web. Wir nennen es NETZ.
Menschen gehorchen für ihr (Über-)Leben gern! Es liegt in ihrer Natur, sich lieber einer totalitären Gesellschaft anzuschließen, die sie dann rund um die Uhr im Kollektiv unterdrückt, statt sich gegen diese Form der Führung zu stellen und dafür von der Gemeinschaft ausgestoßen zu werden. „Mehr Führung und ein stärkerer Staat“, ist eine Forderung, die immer dann wieder in Mode kommt und von privaten Gazetten der Machthaber als Alternativlos verkauft wird, wenn ein Umbruch droht, wenn Massen immer mehr beginnen, sich aufzuspalten, um eigene Ideen zu entwickeln. Aktuell fordert die NATO-Hauszeitschrift ZEIT mehr Polizei, mehr Spione, mehr Überwachung, mehr Sicherheit, mehr „politische Führung“. Die ZEIT fragt perfide:
„Darf’s auch ein bisschen mehr sein?“
http://www.zeit.de/2015/50/fluechtlinge-starker-staat
Nein, lautet hier unsere Antwort. Und auch die Libertären würden hier sicher auch NEIN entgegnen. Nur warum? Weil die Libertären davon ausgehen, wir hätten heute zuviel Staat, während wir wissen, dass dieser Staat eben nur noch so tut, als sei er für den Staat – also die Bevölkerung – da. Der Staat wurde längst ausgehöhlt und an an private Investoren verschachert. Der Staat, der Sozialstaat, ist heute zu großen Teilen nur noch ein Avatar. Fake. Kulisse. Verpackung. Tara statt Netto.
Das Chaos, das wir an allen Ecken erleben, ist eben nicht ein Ergebnis von zu viel Staat, sondern von zuviel Privatisierung durch korrupte Staatsdiener. Mehr politische Führung, wie jetzt perfide von der ZEIT gefordert, würde nur wie in den USA verlaufen. Es wäre nur ein weiteres Milliardengeschäft für die private Sicherheitsindustrie, ein verkappter Arm der Rüstungsindustrie.
http://www.sueddeutsche.de/…/die-soeldner-branche-der-irakk…
Das Volk hat diese Entwicklung, wenn auch nicht in allen Details, längst erkannt, nur weiß es nicht, mit seiner Ohnmacht umzugehen. Geteiltes Leid ist halbes Leid, weiß der Volksmund. Die Psychologie spricht vom Stockholm-Syndrom. Der Unterdrücker, der Ver-Führer, der Schlächter, der Präsident, die Kanzlerin wird so zur Identifikationsfigur.
http://www.faz.net/…/stockholm-syndrom-die-zuneigung-des-op…
An dieser Unterwerfungs-Mechanik, gebaut auf der Natur des Menschen, kann auch der Libertäre nichts ändern, denn dazu müsste er in die DNA des Homo Sapiens Sapiens eingreifen können, und das kann selbst er nicht. Oder muss man sagen, Gott sei dank?
Der Libertäre selber ist der Fehler im System, der die Idee des Libertarismus zum Scheitern bringen würde, denn auch der Libertäre ist ein Mensch, der sich in der Gruppe und zu Macht gekommen, völlig anders verhalten würde als zuvor angenommen und propagiert.
http://tinyurl.com/h5hmguq
Doch allein die Machtergreifung durch Libertäre wäre nur von kurzer Dauer. Warum?
A.
„Die Sauberkeit der Revolution dauert höchstens vierzehn Tage“-Jean Cocteau
B.
Nehmen wir an, alle Menschen auf diesem Planeten bekämen übermorgen Summe X als Begrüßungsgeld! Sie hätten keine weiteren Besitztümer, so dass ein Immobilienhai am Tag der Ausgabe genauso vermögend wäre wie die Mutter zweier Kinder in Angola. Nehmen wir weiter an, es gäbe weltweit keinen Staat mehr, keine Gesetze und keine Regeln, jeder könnte schalten und walten wie er wollte, es gäbe nur noch einen weltumspannenden, globalen, vollkommen freien Markt, bei dem es nur ein einziges Gesetz gäbe, nämlich dass keine Gesetze mehr existieren würden, da sich alles überall von alleine regeln würde, wie sähe diese Welt schon Wochen nach dem totalen Reset, dem totalen Restart aus?
Glaubt man den Libertären, hätten wir es mit einer nicht enden wollenden Friede-Freude-Eierkuchen-Fete zu tun. Jeder wäre seines Glückes Schmied, und da es keine staatliche Aufsicht und damit auch keine Verzerrungen mehr gäbe, wären alle happy und zufrieden, wie die Situation sich schon nach Wochen entwickelt hätte.
Pustekuchen!
Eine derart unregulierte, vollkommen entstaatlichte Welt wäre ein Dschungel. Alle dürfen alles, aber nur die korruptesten überleben, denn sie gehen über Leichen. Schon Stunden nach der Ausgabe des identischen Startkapitals hätten sich die privaten Banden und privaten Clans wieder zusammengefunden. Hätten sich private Gruppen zu privaten Interessengemeinschaften zusammengeschlossen, um im Kollektiv mehr private Macht zu generieren. Macht über den Rest.
Warum?
Nun, auch wenn jeder Mensch an einem solchen Tag mit den selben wirtschaftlichen Mitteln ausgestattet werden würde, so wären doch seine Chancen zu überleben völlig unterschiedlich. Eine allein erziehende Frau im Kongo hat nicht die selben Möglichkeiten wie ein Harvard-Student aus gutem Hause. Ihr fehlt schlicht die Bildung oder der Zugang zu sauberem Wasser. Daran kann auch die identische Summe X zu Beginn der Libertären Idee nichts ändern.
„Ohne Staat, ohne Regeln“ finden nur diejenigen reizvoll, die in diesem neuen System für sich die größeren Vorteile wittern. Das sind bei den Libertären in der Regel junge weiße Männer. Schon die Art, wie sie die libertäre Idee gegenüber KenFM seit Monaten kund tun, lässt einen extrem hohen Grad an Aggression erkennen. Wer bei ihrer totalen freien Markt-Gläubigkeit nicht sofort, total und unwiderruflich mitgehen will, ist entweder unterbelichtet, ein NWO-Jünger oder er arbeitet irgendwie für den Kreml.
Gegen die Penetranz der Libertären sind die atmenden Magazin-Ständer der Zeugen Jehovas noch lässig. Wer den Fehler gemacht hat, sich mit einem Libertären auf ein Gespräch einzulassen oder eine ihrer digitalen Schulungen anzusurfen, bekommt schnell die dunkle Seite der Macht zu spüren. Hier hilft nur ein Text wie dieser, um vor diesen neuen Soldaten des Kapitals zu warnen.
Merke:
„Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit.“
Diese Erkenntnis von Jean-Jacques Rousseau wird von den Libertären vollkommen ignoriert oder geleugnet.
Die eigentliche Macht auf diesem Planeten geht nicht vom Kapital aus. Das Kapital ist nur eines der Tools, mit denen Macht gelenkt wird. Auch das Militär, Parteien oder große Industrien sind nicht die wirkliche Macht. Die Macht ist unsichtbar und besteht in der Struktur persönlicher Verbindungen. Alteingesessene Familien, langjährige Geschäftspartner, Verbindungen, deren Stabilität gemachte Erfahrungen darstellen, sind die eigentliche Macht hinter den großen Blöcken die auf diesem Globus um die Vorherrschaft, spricht die Macht über das Individuum kämpfen. Und es geht nur um das Individuum. Wenige Menschen wollen den aus ihrer Sicht unterbelichteten Rest der Menschen nach ihrer Pfeife tanzen lassen.
Das Weglassen von Staat, wie von den Libertären gebetsmühlenartig als Paradies verkauft, hat auf uralte gewachsene Strukturen genau so wenig Einfluss wie ein Gesetz, das einer Mutter verbieten würde, ihren Säugling zu beschützen. Verhaltensmuster sind verdammt stabil. Es ist kein Zufall, dass die Werbeindustrie jedes Produkt gern mit einer aufreizenden Silhouette auflädt, und dass das weibliche Dekolleté mehr Blicke auf sich zieht als das eines Handwerkers.
Gegen diese Ur-Kraft, diesen Trieb, diese Natur, kommt keine Idee und schon gar keine Ideologie an. Auch nicht die libertäre. Akzeptiere die Natur des Menschen, die vor allem eines ist: Unnatürlich.
Der Mensch verfügt kaum noch über das, was man gemeinhin als Beißhemmung bezeichnet. Der Mensch ist des Menschen Wolf. Nicht, weil er es muss, nein, weil er es kann. Dieses Können hat sich zum Muss entwickelt, oder besser, hat sich nie vom Muss wegentwickelt.
Die intellektuellen Fähigkeiten des Menschen sind zwar rasant Richtung Horizont geschossen, so dass er Technologien entwicklen konnte, die ihn zunehmend unabhängig gemacht haben vom Jahreszeiten abhängigen Nahrungsangebot. Auch seine medizinischen Fähigkeiten, Stichwort Geburtenkontrolle, hätten ihn eigentlich weg bringen müssen vom Kampf Mann gegen Mann. Kooperation statt Konfrontation hätten die intellektuelle logische Schlussfolgerung sein müssen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Obwohl der Mensch längst in der Lage wäre, im Kollektiv friedlich zusammen zu leben, da es für alle mehr als reicht, ist der Krieg noch immer der Vater aller Dinge. Menschen sind eben nur oberflächlich intellektuell und zivilisiert. Ihr archaischer Kern, ihr Reptiliengehirn konnte mit dem technologischen Fortschritt und seinen Konsequenzen nicht mithalten. Wir sind in Wahrheit Neander-Digitaler. Und das kann man am besten an der Art beziehungsweise Un-Art erkennen, wie wir im 21. Jahrhundert wirtschaften.
„Wir träumen noch von einer schönen alten Welt des Handwerks, gleichzeitig verhalten wir uns brav nach den Regeln der Industriegesellschaft, und tatsächlich leben wir bereits mitten im Informationszeitalter. Unsere gewohnten Vorstellungen, unsere aktuell gültigen Grenzen, und die neue technische Realität, passen nicht mehr zusammen“, fasst es Georg Hasler es in seinem schmalen Buch „Blütenstaubwirtschaft“ zusammen und führt weiter aus:
„Durch den Blick auf den Wandel unserer Produktionsformen, ergeben sich von selbst die besten Argumente für das Prinzip Open-Source in Verbindung mit dem bedingungslosen Grundeinkommen als Basis für neue Wirtschaftsformen.“
http://bluetenstaubwirtschaft.ch
Hasler ist Schweizer, und die sind wenn es um Wirtschaft und Geld geht bestimmt nicht lässig, wenn es darum geht, die eigene Zukunft seriös zu definieren.
Eine Gesellschaft, die es schafft, sich über das Sein und nicht mehr über das Haben zu definieren ist auf dem Weg zu echter Freiheit. Eine Gesellschaft, die Arbeit von Einkommen trennt, da klassische Erwerbsarbeit für Alle und Jeden in einer vollindustrialisierten Gesellschaft unmöglich geworden ist, sorgt für echten Wandel.
Menschen würden nicht mehr über ihre Jobs erpresst werden können. Sie hätten endlich in Massen die Chance, einem Beruf nachzugehen, der von Berufung kommt. Die Menschen würden endlich ihre Fähigkeiten einbringen und nicht ihre reine Lebenszeit an ein System verschwenden müssen, um zu Geld zu kommen. Das wäre ein echter Rechtsstaat. Den sein Kern wäre die Verteidigung der Würde des Menschen. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ ist eine Farce. Denn sie wird jeden Tag angetastet und verletzt durch den freien Markt.
Mögliche Zukunft.
Moderne Staaten, der Rechtsstaat, wurde über viele Köpfe und viele Dekaden doch im Kern vor allem erkämpft, um den Menschen vor seiner eigenen Natur zu schützen. Freiheit, Gleichheit und vor allem Brüderlichkeit sind ein intellektuelles, künstliches Konstrukt, das dazu gezimmert wurde, um der aus menschlicher Sicht „ungerechten“ Natur ein menschliches Antlitz zu verleihen.
Der von Natur aus Benachteiligte, der körperlich Versehrte, der Alte und Gebrechliche, der weniger Gebildete sollte in der Solidargemeinschaft aufgefangen werden. Der größte Fortschritt des Menschen war nicht das Rad oder die Glühbirne, nicht die Zähmung des Feuers oder die Schrift, der größte Fortschritt war Rousseaus Gesellschaftsvertrag.
Es ging um kein geringeres Ziel als das Ende der Barbarei. Und dem Sieg über die Willkür. Gleiches Recht für alle, in Verbindung mit keinem Unrecht für niemanden. Zugegeben, ein Ideal, aber dieses Ideal ist wie der TÜV. Nur wer weiß, dass man ihm die Karre sonst still legt, lässt die Bremsen rechtzeitig erneuern. Würde man auf freiwillige Selbstkontrolle und Eigenverantwortung setzen, wäre der totale Crash nur eine Frage der Zeit. Ohne Schiedsrichter geht es nicht, oder wir haben es mit Natur Pur zu tun.
Aber, und das scheint den Feinden jeglichen Gesetzes, den Libertären, ebenfalls entgangen zu sein, auch die Natur kennt ein Korrektiv, ein Gesetz, an das sie sich gnadenlos hält und das sie allen Kreaturen aufzwingt.
Es gibt ein Gleichgewicht, das grob heruntergebogen auf Jäger und Gejagte setzt. Das Glied in der Nahrungskette wird in der Natur nicht verhandelt! Auch hat nicht jeder die selben Chancen in einem völlig deregulierten Lebensraum. Die Natur zeigt wie natürlicher Libertarismus aussieht. Fressen und gefressen werden. Mäuse werden von Katzen gefressen, und nie umgekehrt. Mäuse gleichen ihre Opferrolle durch hohe Geburtenzahlen aus. Blauwale haben das nicht nötig. Sie fressen Krill in Tonnen, und nie umgekehrt.
Die „libertären“ Tiere fressen sich auch bei lebendigen Leib und fahren nur deshalb gut damit, da sie, wenn sie satt sind, aufhören. Das unterscheidet sie vom Raubtier Mensch. Der Mensch ist ein Wesen, das seit seiner Existenz wie besessen daran arbeitet, neue Technologien zu schaffen, die vor allem geeignet sind, dass ein einzelner der Spezies mit möglichst wenig Aufwand eine extrem große Anzahl der selben Spezies umbringen kann. Stichwort Atombombe.
In einem libertären Land, unserer möglichen Zukunft, sollte es doch wohl erlaubt sein, sich privat eine Atombombe zuzulegen, oder? Alles andere wäre ein Eingriff in die totale Freiheit des Einzelnen. Wenn Person X eine Atombombe haben möchte, sollte es ihr möglich sein, eine zu bekommen. Er könnte vielleicht im Vorfeld ein Papier unterschreiben, auf dem er versichert, die Bombe nur in Gegenden auszuprobieren, wo niemand wohnt, oder zumindest vor der Zündung dazu aufzurufen, dass alle in den Keller gehen. Wer sollte ihm den Wunsch nach einer Kernexplosion verwehren wollen? Wichtiger aber: In einer vollkommen libertären Welt wäre zumindest der Besitz einer Atombombe nicht verboten. Es gäbe überhaupt keine Regeln mehr. Alles würde sich von alleine Regeln und die Menschen wären so, wie man sie nur deshalb aktuell nicht erlebt, da das aktuelle Wirtschaftssystem, egal wie wir es nennen, den Menschen zu dem macht, was er ist.
Niemand käme ohne dieses System auf die Idee, sich an X zu rächen, weil dieser ihm z.B. die Frau ausgespannt hätte. Neid, Missgunst, Verrat, Mord und Totschlag wären wie weggezaubert in einer libertären Welt. Alle wären total frei, total glücklich und würden in einem totalen freien Markt von Party zu Party eilen, um sich gegenseitig die totale Zuneigung zu bestätigen.
Plan C. C, wie Check your Head!
Mir würde es reichen, wenn wir aktuell anfangen, den Rechtsstaat wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen.
Wenn wir, und damit meine ich jeden Bürger, den Staat wieder an den entscheidenden Stellen entprivatisieren.
Wenn wir Transparenz da schaffen, wo sie hingehört, bei Behörden und Regierung, und dass wir sie dort wieder einführen, wo sie das Individuum vor Überwachung schützt.
Mir würde es reichen, wenn wir die private Geldschöpfung abschaffen und stattdessen den gesamten Geldapparat verstaatlichen.
Wenn wir die Gefahr des exponentiellen Wachstums endlich erkennen und aus unserem gesamten Wirtschafts-Kreislauf verbannen würden. Per Gesetz!
Unendliches Wachstum auf einer endlichen Fläche ist Selbstmord.
Wir sollten anfangen, als Spezies zu denken, als Spezies zu handeln. Wir sollten sämtliche Ressourcen als die Ressourcen aller erkennen, die auf diesem Planeten leben.
Es ist unser aller Meer, unser aller Land, unser aller Öl, Gold, Nahrung. Unser aller Schöpfung.
Wir sollten jene belohnen, die die Logistik hinter der Waffenindustrie nutzen, um statt Waffen endlich Nahrung und Medizin an die entlegensten Orte auf diesem Planeten zu transportieren.
Vor allem aber sollten wir das Grundproblem auf diesem Planenten angehen. Den mangelnden Zugang zu Bildung.
Wir sollten global denken, aber lokal handeln. Wir sollten Kriege verbieten und die Geräte, die man benötigt, um sie anzufangen, verschrotten. Das alles geht nur, wenn wir es per Gesetz beschließen, festlegen und jene bestrafen, die gegen das Gesetz verstoßen.
Keine Macht für Niemanden, aber nur, wenn jeder von uns Niemand heißt und nur über sich selber Macht ausüben darf.
Anfangen könnten wir schon morgen, indem wir die von privaten Konzernen unterwanderten Massenmedien wieder zu Medien der Massen machen. Erstes Ziel für 2016: Ein bedingungsloses Grundeinkommen. Weniger Arbeit, mehr Leben. Weniger Konkurrenz, mehr Kooperation.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Diese Kontrolle sollte von Volksvertretern ausgehen und permanent rotieren, damit niemand auf die Idee kommen kann, sein erworbenes Wissen auf seinem Posten zu missbrauchen. 1936 gab es in Katalonien ein ähnliches Experiment. Wir müssen es nicht eins zu eins wiederholen, aber wir sollten es analysieren und in der Gegenwart neu überarbeitet wiederbeleben.
https://www.youtube.com/watch?v=0uNSjlCkxwA
Niemand steht über dem Gesetz. Aber dazu muss es eines geben, an dem sich jeder orientieren kann. Wer hingegen auf den Dampfer der Libertären zusteigt, findet sich morgen in einem römischen Stadion wieder. Nur weiß er vorher nicht, ob er Zuschauer sein wird, oder das Opfer, das zur Unterhaltung den Löwen zum Fraß vorgeworfen wird. Wollen wir dieses Experiment wirklich wagen, nur weil es einen neuen Namen trägt?
Libertarismus ist eine Art Aufstand der so tut, als wäre er die jetzt nötige Medizin, um den dahinsiechenden Staat zu heilen. Aber stimmt das? Ist die libertäre Ideologie wirklich DIE Pille, die wir schlucken MÜSSEN, um uns zu befreien, oder wären die Nebenwirkungen dieses Aufstandes eher der totale Kollaps? Sir Francis Bacon sagte über den Aufstand, den man neudeutsch auch als Revolution oder kompletten Systemwechsel bezeichnen könnte:
„Der Aufstand ist ein Heilmittel, das schlimmer ist als die Krankheit.“
Die Krankheit heißt hier vor allem Täuschung. Ein neoliberal unterwanderter, ausgehöhlter, privaten Interessen geopferter Staat soll in einen vollkommen deregulierten Markt überführt werden. Einen Staat, bei dem der Mensch eben nur noch Marktwert hat. Und der wird von jenen taxiert, die diesen freien Markt unter allen Umständen einführen wollen. Libertäre.
Da halten wir es mit Erich Kästner:
„Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.“
Wir bleiben bei schwarzen Kaffee. Immer schön wachbleiben und die Tassen, die man nicht unmittelbar benötigt, immer wieder zurück in den Schrank.
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