Während westliche Firmen und Rüstungskonzerne profitieren, bezahlen Menschen im Kongo mit ihrem Blut. Für unsere Medien ist das meist nicht der Rede wert.
Ein Kommentar von Peter Haisenko.
Wieder einmal gab es im Kongo eine Wahl, und wieder wollen die Verlierer das Ergebnis nicht anerkennen. Das kann nur zu weiterer Gewalt führen. Kongo ist ein rohstoffreiches Land. Wen kann es da wundern, dass vielfältige Interessen von außerhalb das Land instabil halten.
Die Welt nimmt kaum noch Notiz vom Bürgerkrieg im Kongo, obwohl er massenhaft Leichen produziert. Hauptsache, die billigen Rohstoffe verlassen das Land Richtung Wertewesten. Dann ist alles gut.
Auch aus dem Niger kommen kaum noch Nachrichten, nachdem die europäischen Soldaten das Land verlassen haben. Doch auch dort geht das Sterben weiter. Allgemein ist festzustellen, dass mehr oder weniger lokale Konflikte in Afrika beinahe als normal angesehen werden und so dem Vergessen anheim gegeben sind. Aber wer kämpft dort gegen wen und warum?
Das „Wer gegen wen“ kann man noch einigermaßen erkennen, das „Warum“ hingegen wird unter der Decke gehalten, denn es könnte offensichtlich werden, dass es sich zumeist nicht um innerafrikanische Angelegenheiten handelt. Dennoch sind es Einheimische, die den Blutzoll zu bezahlen haben, ausgerüstet mit Waffen, die aus dem Ausland dorthin verbracht worden sind. Obwohl es überwiegend um Rohstoffe geht, werden die Kombattanten religiös aufgestachelt oder Stammesfehden neu belebt. Wer Afrika kennt, weiß, wie einfach das dort bewerkstelligt werden kann. Gerade die jungen Männer, die nur wenig gute Perspektiven für ihre Zukunft haben, sind schnell auf ein Feindbild programmiert. Und dann kommt ein Fremder und verspricht ihnen Ruhm, Ansehen und natürlich Geld, wenn sie für diesen oder jenen eine Waffe ergreifen. Dabei ist es belanglos, worum es wirklich geht.
Ohne Feindbild geht es nicht
Ist es nicht ein gutes Gefühl, zu „wissen“, wer der Feind ist? Hat der junge Afrikaner dann nicht das Gefühl, endlich einer wichtigen Aufgabe nachgehen zu können? Die Rattenfänger haben leichtes Spiel. So ganz nebenbei bemerkt, ist es im zivilisierten Westen nicht anders. Ist es nicht wunderbar, zu wissen, dass jetzt Russland der Feind ist, der mit allen Mitteln bekämpft werden muss? Was spielt es da für eine Rolle, dass man dabei seine eigene Wirtschaft, seinen Wohlstand ruiniert? Ja letztlich sein Leben aufs Spiel setzt? So sind wir in Europa gar nicht so weit von dem entfernt, was sich in Afrika abspielt. In diesem Sinn sollte man sich mit den Vorgängen in Afrika intensiver beschäftigen. Die Rattenfänger sind auch in Europa unterwegs.
Afrika unterscheidet sich von Europa aber insofern, als ein Menschenleben in Afrika weniger zählt. Der Humanismus ist an Afrika vorbeigegangen, ohne Spuren zu hinterlassen. Umso leichter ist es, junge Männer in Afrika zum Töten zu erziehen.
Aber auch in diesem Sinn mahne ich zur Vorsicht. Wie in der Ukraine sichtbar geworden ist, bedarf es auch hier nur wenig, um unbegründeten Hass zu entflammen. Gemeinsam haben Afrika und der Rest der Welt, dass diejenigen, die Hass und Krieg befehlen, niemals selbst mit der Waffe in der Hand antreten, sich aber am Töten bereichern oder zumindest ihre Macht erhalten wollen.
Verherrlichung von Gewalt und Selbstjustiz
Hollywood liefert eine Unzahl an Produktionen, die selbstgerechte Rache, Gewalt und Mord verherrlichen. Die suggerieren, dass „Gerechtigkeit“ erreicht werden kann, wenn man Recht und Gesetz beiseitelegt. Da fällt es schwer, in diesem Umfeld ein Plädoyer zu verfassen, das die Mechanismen offenlegt, welche junge Männer zu Handlungen treiben, die sie eigentlich verabscheuen sollten, die sie letztlich ihrer Zukunft berauben. So war ich hocherfreut, als ich ein Manuskript von einem Autor in die Hände bekam, der dieses Plädoyer im afrikanischen Umfeld platziert hat. Das macht es plastisch und glaubwürdig.
Paul Soldan hat ein afrikanisches Märchen geschrieben. Er selbst hatte es nicht so genannt, ich konnte aber nach der Lektüre nicht anders, als es so zu bezeichnen. Warum ein Märchen? Märchen tragen immer eine Botschaft oder mehrere und bewegen sich außerhalb der Realität. Manche jedoch, wie dieses, nicht so weit außerhalb, dass es völlig unwahrscheinlich erscheint.
Das Werk von Paul Soldan hat mich tief beeindruckt. Es ist in einer schönen, angenehmen Sprache verfasst. Es zeichnet Charaktere, die ebenso glaubwürdig, aber auch in sich zerrissen erscheinen, und hat einen guten Wechsel der Tempi, Spannung und ruhige, geradezu poetische Abschnitte sind passend getaktet. Aber das Wichtigste ist die Botschaft über die Unsinnigkeit von Hass und Gewalt, die den Leser über einige Volten zu der Einsicht führt, dass es sich nicht lohnt, sich diesem Wahnsinn anzuschließen.
Obwohl ich mir wünsche, dass dieses Werk von allen jungen Afrikanern gelesen wird, erachte ich es für Europäer als genauso wichtig. Es ist nicht schwierig zu erkennen, wie die beschriebenen Mechanismen auch in der „zivilisierten Welt“ ihre Wirkung entfalten. Und es ist auch eine Mahnung an die Menschen in Europa, mit Afrika anständig umzugehen, anstatt aus Gier nach Profit Frieden in Afrika zu hintertreiben. Es wäre schön, wenn dieses Werk dazu beitragen könnte, den ewigen Krieg im Kongo zu beenden. Nicht nur das: Wie der Titel erahnen lässt, geht es auch um den unsinnigen Konflikt zwischen den Religionen.
Sheiki, ein afrikanisches Märchen
Sheikhi ist als Imam das geistliche Oberhaupt eines Dorfes am Rande des afrikanischen Regenwaldes. Regelmäßig besucht er einen geheimen und magischen Ort, versteckt im Wald. Der Jugendliche Abanga, der nach dem Verlust seiner Familie zu Sheikhis Zögling wurde, folgt ihm heimlich, fliegt dabei durch sein ungeschicktes Verhalten jedoch auf. Als Sheikhi daraufhin den Jungen zur Rede stellt, erfährt er, dass dieser sich am kommenden Tag auf den Weg nach Westen in den dort tobenden Krieg begeben möchte. Dafür erhofft er sich den Segen seines alten Mentors, den dieser ihm jedoch verwehrt.
Zudem verbietet Sheikhi Abanga den Aufbruch nach Westen und versucht in den folgenden Tagen, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Fortan treffen sie sich jeden Morgen am geheimen Platz im Wald, und der Imam erzählt dem Jungen von seinem früheren Leben als Söldner, von dem Abanga bislang nichts wusste. Im Verlauf von Sheikhis Erzählung gehen beide schließlich auf eine jeweils unterschiedliche emotionale Reise. Ein spannendes und berührendes Abenteuermärchen, welches die Beweggründe sowie den Teufelskreis des Krieges aufzeigt und gleichzeitig eine kraftvolle Friedensbotschaft enthält.
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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Dieser Beitrag erschien zuerst am 18. Januar 2024 auf anderweltonline.com.
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Bildquelle: Oni Abimbola/ shutterstock
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Waka ,Waka ,this Time for Africa.
Zurueck in den Sattel fuer Frieden und Freiheit.
Love is…und der Weg das Ziel.
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