STANDPUNKTE • Die beste PR für einen Boykott Israels (Podcast)

Ein Artikel der israelischen Psychoanalystin Iris Hefets in hebräisch zur BDS-Diskussion in Deutschland.

Von Jochen Mitschka.

Während in Deutschland die Bewegung BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen für Palästina) durch Politiker und Medien als „antisemitisch“ verleumdet wird, öffentliche Räume für Veranstaltungen verweigert und sogar rechtliche Schritte geprüft werden, können die Zeichen an der Wand in Irland besichtigt werden. Dublin wurde zur ersten europäischen Hauptstadt, welche die BDS-Bewegung unterstützt und alle Verträge mit Hewlett Packard wegen deren „Komplizenschaft mit Israels Apartheid“, insbesondere der „unmenschlichen Blockade und Belagerung von Gaza“ kündigte .

Iris Hefets, eine israelische Psychoanalytikerin, welche die letzten 15 Jahre in Berlin lebte, hatte nun einen interessanten Artikel, allerdings in Hebräisch und anscheinend nicht explizit für das deutsche Publikum verfasst. Dabei enthält der Artikel, der von The Turban Times ins Englische übersetzt wurde , interessante Einblicke in die Gedanken, welche derzeit Israels Menschen umtreiben, soweit sie nicht der rechtsextremen Propaganda erlagen. Hier nun einige Auszüge.

Vor 10 Jahren, als gerade angekommener Migrant, der nur gebrochen Deutsch sprach, beantwortete ich in einer Radiowettshow eine einfache Frage über Südafrika und gewann einen Preis: Zwei Eintrittskarten für den Film „Goodbye Bafana“. Ich besuchte den Film mit einem ehemaligen Taayush-Aktivisten, der sich auch entschlossen hatte, das destruktive zionistische Projekt abzulehnen, und sich entschlossen hatte, es in der Dämmerung der zweiten Intifada zu verlassen. So kamen wir auf den Roten Teppich des Kinokomplexes des Sony Centers in Berlin zu Popcorn und Champagner. Nach der Aufführung des Films, der die Zeit der Gefangenschaft von Nelson Mandela auf Robben Island und seine Freundschaft mit einem weißen Wärter, James Gregory, darstellt, entspann sich eine Unterhaltung mit seiner Tochter, die aus Südafrika eingeflogen war. Vor dem Kino fanden wir Tische, gedeckt mit bestem Essen und südafrikanischem Wein. Wir begannen uns zwischen die zahlreichen afrikanischen und europäischen Botschafter zu begeben, die eingeladen worden waren, ohne ein Rätsel im Radio lösen zu müssen. Wir fanden heraus, dass das Ereignis von der südafrikanischen Botschaft organisiert worden war, mit dem Ziel, das Image des Landes als Apartheidstaat zu verändern, und das Boykottieren zu beenden.

Es stellte sich heraus, dass mehr als zehn Jahre nach dem Ende der Apartheid, Kunden, die zwischen den Regalen mit Weinflaschen in deutschen Supermärkten wandern, immer noch Flaschen aus Südafrika auf den Regalen ließen. Die Verbindung zwischen ‚Südafrika Apartheid-Boykott‘ war stärker als jede politische Realität. Diese Tatsache ist allen Marketingexperten bekannt: Das Image eines Produktes hat eine längere Lebenserwartung als die Realität. Subaru zum Beispiel wird in Israel immer noch als Auto für die Massen angesehen, selbst als die Preise für neuere Modelle explodierten.

Auf der anderen Seite hat sich der Verbraucher-Boykott als akzeptierte und signifikante Taktik erwiesen, politische Veränderungen zu verursachen. Ein Beispiel ist die BDS-Kampagne.

Ein Umweg über Shabak und Mossad [für deutsche Leser: gemeint sind die Geheimdienste Israels.]

Der Boykott ist eine Aktion von privaten Individuen, der nicht notwendigerweise durch eine Gruppe organisiert wird. Das Einzige, das sie verbindet, ist die Unterstützung für die Kampagne oder für einen Teil davon, an einem bestimmten Moment. Diese Menschen mögen als Gruppe agieren, und ihre Universität aufrufen, sich von Israel zurück zu ziehen. Sie können sich entscheiden, keine israelischen Produkte zu kaufen, nicht nach Israel zu fliegen, oder ihre Freunde davon abzuhalten. Manchmal wird es ihnen noch nicht einmal bewusst, dass sie an einem Boykott teilnehmen (was als „stiller Boykott“ bekannt ist). Sie gehen einfach durch den Supermarkt am Tag, nachdem sie das Foto einer von Israelischen Scharfschützen ermordeten palästinischen Krankenschwester sahen, und das Foto verdirbt ihren Appetit. Unsere unterbewussten Reaktionen sind stärker als jeder Video-Clip eines Sprechers der Israelischen Armee. Ihr Gefühl des Abscheus gegenüber dem Foto eines Soldaten, der die Wohnung einer palästinensischen Familie durchwühlt, oder nach dem Mord an einem Palästinensers, der ist stärker als jedes rationale Argument.

Die meisten jüdischen Israelis, die daran teilnehmen, und zum Komplizen der Aggression werden, ziehen sich auf verschiedene rationale Argumente zurück, oder dementieren, um die Schuld für sich abzulehnen und andere zu beschuldigen. „Warum kamen sie zum Zaun?” oder “Wenn er verhaftet wurde, gab es wohl einen Grund dafür“ (selbst wenn „er“ ein vier Jahre altes Kind ist).

Die Boykott-Gemeinschaft im Ausland, die weniger als die Israelis involviert ist, wird noch weniger von der Propaganda der IDF-Sprecher beeinflusst. Die Abscheu entsteht eher im Bauch als dem Kopf.

Israel nutzt alles in seiner Macht stehende, um Versuche, es einen Apartheidstaat zu nennen, zum Scheitern zu bringen. Denn der Begriff „Apartheid“ wird Hand in Hand mit Boykott begriffen – und was kann man tun gegen Miguel aus Barcelona, der Lio Messi aufruft, das Argentinien-Israel-Spiel abzusagen? Eine der Schwierigkeiten, vor der die Hasbara Israels steht [Anmerkung: Die Öffentlichkeitsarbeit des Staates bzw. Propaganda], ist die Tatsache, dass die Boykottbewegung von einer langen Geschichte lernen kann: Boykottkampagnen in Amerika oder Mahatma Gandhis Boykott-Aufrufe indische Produkte zu kaufen und britische zu boykottieren. Er glaubte daran, dass passiver Widerstand die öffentliche Meinung dazu bringen würde, sich für die Befreiung Indiens einzusetzen. Der Boykott von Südafrika war das jüngste erfolgreiche Boykott-Beispiel.

Diese Kampagne, zusammen mit anderen Faktoren, entmachtete das Apartheid-Regime. In einer Boykottbewegung liegt die Macht bei den privaten Individuen und ihrer Welt der mentalen Assoziationen. Dies ist eine Umleitung, die Shabak oder Mossad umgeht, und deshalb wird Israel die Bewegung niemals kontrollieren. Israel kann kaum etwas davon haben, Kollaborateure in eine Boykott-Gruppe einzuschleusen. Ein privates Individuum kann eine Petition starten, in der er Lorde aufruft, nicht in Israel zu spielen, Menschen überall auf der Welt können sie unterzeichnen, und Lorde wird den Auftritt absagen. Israels Hasbara wird verrückt, eine ganzseitige Anzeige in der Washington Post folgt, und Neuseeland gerät unter einen Generalangriff.

Verschiedene Gruppen können einem Boykottaufruf folgen, nach Anraten durch spezifische Aktivisten, die Resolutionen zur Abstimmung stellen. So können auch Gewerkschaften den Umfang einer Boykottbewegung vergrößern, indem sie ihren Mitgliedern nahelegen, nicht mit der Regierung Israels zu kooperieren. Palästinensische Menschenrechtsgruppen können ihre globalen Partner auffordern, der Kampagne beizutreten.

Die Boykottbewegung selbst ist eine Organisation, die man nicht kontrollieren kann. Der Boykott ist in seinem Innersten eine Idee, und daher außerhalb der Reichweite der Kontrolle irgendeiner Regierung. Man kann mit dem Aufruf übereinstimmen, oder dagegen sein, unterschreiben, oder sich weigern ihn zu unterstützen. In einem totalitären Staat kann man sogar die Menschen einsperren, die solche Ideen verbreiten, man kann sie ausspionieren, bedrohen und Angst sähen. Das ist es, was Israel versucht hat zu tun, und es das Land befindet sich immer noch in einem wütenden Rückzugsgefecht. Je hoffnungsloser Israel in diesem Kampf ist, desto absurder werden seine Aktionen. Und tatsächlich haben diese Aktionen die Boykottbewegung vorangebracht.

Eine der jüngsten Einschüchterungen betrifft die deutsche Nichtregierungsorganisation „Jewish Voice for Just Peace in the Middle East“ (eine [jüdische] Organisation deren Mitglied ich bin). Ein Journalist (zumindest nach israelischen Standards) der Jerusalem Post rief die private Bank (eine mit sozialen Ansprüchen) an, in der die Gruppe ihr Konto verwaltete, und alarmierte das Management der Bank, dass die Organisation eine „antisemitische Gruppe“ wäre. Worauf das Bankkonto geschlossen wurde.

Die Gruppe eröffnete ein Bankkonto in einer öffentlich-rechtlichen Bank und in Deutschland begann eine Protestkampagne. Zahlreiche deutsche Bürger und die Zivilgesellschaft drohten die private Bank zu verlassen, wenn das Konto nicht wiedereingerichtet werden würde. Dies war das erste Mal, dass das Bankkonto einer jüdischen Gruppe im Nachkriegsdeutschland aus politischen Gründen geschlossen worden war. Wir waren von der Bank davon in Kenntnis gesetzt worden, dass der Grund für den Entschluss der Bank, das Konto zu schließen, die Tatsache war, dass wir ein Unterzeichner des BDS-Aufrufs waren, und dass, sollten wir unsere Unterschrift zurückziehen, unser Konto sofort wiedereingerichtet werden würde.

Es dürfte nicht notwendig sein zu sagen, dass wir natürlich nicht gehorchten und, dass nach langen Verhandlungen mit der Bank das Konto trotzdem wiedereingerichtet wurde. Und während die Bank auf ihrer Forderung bestand, fand eine große Kampagne in dieser Zeit statt, in der jeder über den Boykott sprach, die Idee diskutierte, und Petitionen unterschrieb – darunter eine der in den USA angesiedelten Jewish Voice for Peace (JVP), einer weiteren Unterzeichnerin des BDS-Aufrufs. Die Manager der Bank, so wie andere in der deutschen Zivilgesellschaft, mussten sich zwischen den Positionen von zwei jüdischen Gruppen entscheiden: Der offiziellen jüdischen Gemeinschaft auf der einen Seite, und Friedensgruppen aus Israel und der ganzen Welt auf der anderen Seite.

So sprechen Juden zunehmend mit unterschiedlichen Stimmen und entfernen sich mehr und mehr von der Politik Israels. Das hilft auch dabei, Ansichten von „Juden“ als uniforme Gruppe, die mit Israel und seiner Regierung verbunden sind und wie eine lokale Botschaft wahrgenommen werden, zu widerlegen. Nun mögen manche Menschen durch die Verleumdung als „Antisemit“ eingeschüchtert werden, aber dieses Etikett wurde zu oft missbraucht, und seine Bedeutung ging verloren oder wurde verändert. Im Laufe der Zeit war die Anzahl von „Antisemiten“ exponentiell gewachsen und fast zu einem prestigeträchtigen Club geworden. Der verstorbene Stephen Hawking, Angela Davis, Ken Loach, Judith Butler, Daniel Boyarin, Kate Tempest, Portishead und tausende mehr.

In Wahrheit ist Israel der größte Förderer der Boykottbewegung. Gandhis Theorie zufolge (und man möge sich daran erinnern, dass einige Israelis immer wieder fragen „Wo ist der palästinensische Gandhi?“), je passiver der Widerstand wird, desto mehr öffentliche Meinung wird sich zugunsten des Opfers entwickeln. Die Siegesstimmung Israels und die Unfähigkeit die Realitäten zu erkennen, verstärken das Gefühl der Opferrolle unter den jüdischen Aggressoren in Israel. Die Menschen, die in alle Richtungen schießen und von ihren Festungen aus täglich töten, sie fühlen sich bedroht, und sie beziehen diese Bedrohung auf etwas außerhalb. Und so werden Lorde und ihre Armee von Fans eine Gefahr. Sie muss eine weitere Antisemitin sein, die Israel zerstören will, oder mindestens eine leichtgläubige Frau, die unter dem Druck zusammen gebrochen ist. Und kürzlich fanden wir heraus, dass die Gefahr auch von einem erfolgreichen Fußballer, Lio Messi, stammen kann. Einem, der Behauptungen von Steuerhinterziehung standhält, aber von imaginären Drohungen verängstigt wird (oder sich nicht noch ein paar Bodyguards leisten kann).

Eine solche Lage des Staates steigert sich bis zum Verlust des Verstandes, und macht den Staat noch aggressiver und rücksichtsloser. Aber gleichzeitig beginnen immer mehr Menschen in der Welt mit den Opfern des Aggressors zu sympathisieren.  Israelis leben in einer Blase, aus der sie die Motivation ziehen, sich selbst unter anderen zu boykottieren. Israelis machen Filme gegen die „Delegitimisierung” und sagen den Boykotteuren, wie wunderschön das Tote Meer, Eilat, Tel Aviv sind. Von hier bis zu Israels willkürlichem Scharfschützen-Feuer, überrascht es da, dass die Menschen Distanz suchen, von so schießwütigen Israelis?

Die einzige Demokratie

Die israelische Schauspielerin Esty Zakheim erinnerte sich kürzlich an einen Vorfall auf einem internationalen Film-Festival, an dem sie teilgenommen hatte. Die Gewerkschaft von belgischen Filmemachern erklärte ihre Unterstützung für BDS. Daraufhin verwandelte sie sich zuerst in eine „Salzsäule“, fand dann jedoch  ihre Stärke zurück und erklärte den Zuhörern: „Israel ist die einzige Demokratie im Mittleren Osten. Israel garantiert gleiche Rechte für Minderheiten und alle Religionen, ebenso wie Frauen und LGBT.“

Diese Erklärung hätte von Benjamin Netanjahu abgegeben werden können. Viele Israelis, die in ihrer Blase leben, reagieren in dieser Weise, wenn sie erkennen, dass BDS lebt und weh tut. Sie ziehen Slogans aus der Tasche, die ihnen durch die zionistische Bewegung beigebracht worden waren, als ob durch das Aussprechen der Slogans die Fakten einer Realität erschaffen würden. Als ob Shakira oder der aktuelle Künstler, der seinen Auftritt in Israel absagt, nur das hören müsste, um seine Meinung zu ändern.

Das Gleiche gilt für die „Terror-Drachen“-Slogans in Hinsicht auf den laufenden Gaza-Protest. Man muss nur „Demokratie“ aussprechen und wummm – verschwinden Millionen vertriebene Palästinenser aus dem Blick  und der Leopard wird sich neben die Ziege legen. [Anmerkung: Gemeint ist ein Zitat aus Isaiah 11:6-10 und bedeutet, dass der Messias das Blutvergießen beendet und Frieden und Harmonie zwischen allen Wesen realisiert ist.]

Aber viele andere Frauen überall auf der Welt antworten anders auf Ungerechtigkeit und Zerstörung. Im Jahr 1984 veröffentlichte die irische Gewerkschaftsaktivistin Karen Gearon eine Stellungnahme im Namen ihrer Gewerkschaft, gerichtet an die Kollegen in den Dunnes Stores, keine südafrikanischen Produkte zu verkaufen. Die 21-jährige Mary Manning weigerte sich daraufhin südafrikanische Früchte zu verkaufen und wurde suspendiert. Neun weibliche Kollegen verließen das Geschäft gemeinsam mit ihr. Dies war der Beginn eines dreijährigen Kampfes, der dazu führte, dass die irische Regierung sich entschloss, den Handel mit Südafrika bis zur Beendigung der Apartheid einzustellen.

Mizrachim [Anmerkung: orientalische Juden], Frauen, Menschen mit Behinderungen, LGBTQ, Holocaust-Überlebende, Juden, Schwarze, Weiße und fast jede Person mit einem rudimentären humanitären Geist, wäre von diesem Kampf inspiriert. Aber wenn wir die Aggressoren sind und vom Boykott bedroht werden, ist es leicht, das Gute zu vergessen, das Gearon, Manning und viele andere uns in diese Welt gebracht hatten. Wenn man jüdischen Israelis sagt,  “Das Blut deines Bruders schreit aus der Erde!“ [Anmerkung: Gemeint ist ein Zitat aus Genesis 4:10, in dem Gott den Brudermord an Abel beklagt.] Dann antworten sie: „Oh, halt den Mund, bin ich der Aufpasser meines Bruders?“

Wir sind oben, die Palästinenser unten.

Ein Jude trifft 1945 im Hauptbahnhof München mit einem großen Koffer ein. Er trifft einen Deutschen und fragt ihn: „Entschuldigung, sind sie ein Antisemit?“. „Um Gottes Willen“, antwortet der Deutsche, „wie können Sie das nur denken?“. Der Jude trifft einen anderen Deutschen und stellt die gleiche Frage: „Wie können Sie es wagen, mich zu fragen, ob ich ein Antisemit wäre?“ antwortet der Deutsche. Der Jude trifft einen weiteren Deutschen und fragt ihn das Gleiche. Dieses Mal sagt der Deutsche: „Ähh … ja“. „Oh, also müssen Sie ein ehrlicher Mann sein. Könnten Sie bitte ein Auge auf meinen Koffer werfen, bis ich in ein paar Minuten zurück bin?“ Sagt der Jude.

Wenn also Aufrichtigkeit die Frage ist, dann ist hier die Antwort auf Behauptungen, die von jüdischen Israelis und ihren siamesischen Zwillingen überall auf der Welt gegenüber BDS aufgestellt werden:

  1. Sie boykottieren Israel als Gemeinschaft

Dies ist nur teilweise wahr. Die BDS-Richtlinien beschreiben einen Boykott gegen Ereignisse, die von der israelischen Regierung organisiert werden oder gegen Produkte, die in den besetzten palästinensischen Territorien produziert werden. In diesem Sinne, zielt BDS nicht auf alle Bürger Israels, sondern auf die Regierung und ihre Politik. Natürlich sind unbewusste Prozesse involviert und viele Vorfälle von Boykott finden nicht unter dem Schirm von BDS statt, sondern als Teil der psychologischen Verbindung  „Israel-Apartheid-Boykott“. Und selbst wenn BDS kritisiert wird, und eine deutsche Zeitung druckte auf der Titelseite die Überschrift „Nein zum Boykott gegen Israel“, dann erscheinen die Worte „Boykott“ und „Israel“ zusammen und die Verbindung wird assoziativ verstärkt.

Die Angst davor, zwar eingeladen zu werden, aber dann wegen BDS zurückgewiesen zu werden, betrifft die zweite Behauptung, die gegen BDS-Unterstützer angeführt wird.

  1. Ihr habt uns aufgegeben

Ein Hauch von Wahrheit liegt auf dieser Behauptung. Über dieser Darstellung, die von Alon-Lee Green von der „Standing Together“-Bewegung erhoben wurde, entbrannte eine lebhafte Debatte. BDS ist eine Kampagne von Palästinensern, und jene, die sie vorstellten und einführten, haben tatsächlich Israel aufgegeben. Nach 70 Jahren Nakba [Anmerkung: gemeint ist Vertreibung und ethnische Säuberungen] und 50 Jahren Besatzung, während denen Israel Zerstörung säte, während es von Frieden redete, hat die palästinensische Jugend, die jene hochnäsigen Oslo-Palästinenser auf ihre Kosten ein gutes Leben führen sehen, beschlossen, aufzuhören zu reden. Sie gaben auf zu versuchen, mit Worten Israel zu erreichen. Und Menschen jedweder Überzeugung und Geschlecht überall auf der Welt, auch in Israel, können frei entscheiden, ob sie dem Ruf der Palästinenser folgen. Wenn sie es tun, wechseln sie vom Dialog der Worte zum Dialog der Taten.

Israelis, die boykottiert werden, erfahren Isolierung, Besatzung, Zerstörung und Angst – die gleiche, welche sie den Palästinensern zufügen. Das betrifft ebenso linke Aktivisten, die von der Richtigkeit ihrer Sache überzeugt sind, und nicht gewohnt sind, dass etwas über ihren Kopf hinweg unternommen wird, oder dass sie nur als Unterstützer relevant sind.

Der eigentliche Akt des Aufrufs und der Ausführung eines Boykotts unterminiert die Idee einer jüdisch-israelischen Partnerschaft mit den Palästinensern in Augenhöhe. Dieses Mal sind die Palästinenser oben. Sie führen die Kampagne, und wir Israelis – egal wie radikal wir sind – spielen keine wichtige Rolle in der Geschichte. Wir mögen den Prozess mit unserer Unterstützung oder Dissens katalysieren, aber die Formel „Palästinensisches BDS + Bürger der Welt = Ein isoliertes Israel“ enthält uns nicht als wirksamen Teil. Wir sind lediglich das wünschenswerte Ergebnis.

Einen kulturellen und akademischen Boykott Israels zu unterstützen ist das allerschwerste für einen Linken, meist aus Kreisen der Aschkenasim. [Anmerkung: gemeint sind europäische Juden.] Ein Boykott von Produkten und Tourismus trifft die Unterschicht Israels – und die Elite kann damit leben. Viele Mitglieder der akademischen Gesellschaft (von denen 90% europäischer Herkunft sind), sagen ihren internationalen Kollegen, wie kritisch sie die israelische Politik sehen, während sie ihre Kinder zum Wehrdienst in die Armee schicken, und ihren Mit-Israelis erzählen, wie antisemitisch die Welt da draußen wäre.

Es kostet nichts, etwas auszusprechen, zumindest nicht auf einer Konferenz im Ausland. Im Gegenteil. Aber wenn der wohlhabende Sektor der Gesellschaft den Druck spürt, dann ändert sich die Geschichte. Etwas dringt zu ihnen durch. Sie werden nicht mehr zu Konferenzen eingeladen, oder ihre Kollegen im Ausland senden keine Solidaritätserklärungen mehr, wenn Israel wieder zu einer Bombardierungs-Mission aufbricht. Das Gefühl der Isolierung trifft sie, und erzeugt die Angst davor, zu Aussätzigen zu werden.

Dies sind die Menschen, die man treffen muss: Mitglieder der israelischen akademischen Gesellschaft, die (noch) Ansehen haben, und die ihren geschützten Status benutzen könnten, um gegen die Grausamkeiten Israels gegenüber den Palästinensern, Mizrachim und Äthiopiern aktiv zu werden. Aber sie sind Teil Israels, sein eigenes Fleisch und Blut. Die Ärzte unter ihnen behandeln keine palästinensische Hungerstreikende (Warum? Es ist verboten, und es gibt keine medizinische Indikation zugunsten der Behandlung einer Person, die nicht krank ist, und keine Behandlung wünscht, sicher nicht, solange er angekettet ist.) Diese Israelis erlauben Fernsehteams innerhalb ihrer Krankenhäuser zu filmen, um Propaganda für die israelische Hasbara zu machen. Sie helfen Shabak [Anmerkung: dem Geheimdienst] ohne dafür auf einer Konferenz im Ausland geächtet zu werden. Der akademische Boykott erinnert sie daran, dass sie manchmal einige Menschen in die Irre führen können, aber dass man nicht die ganze Welt für ewige Zeiten an der Nase herumführen kann.

In ähnlicher Weise erinnert der kulturelle Boykott Israelis daran, dass wir einfach nicht weiter in Konzerte gehen können, während unsere Füße auf den Kehlen von Menschen stehen. Wenn man in Israel lebt, ist es einfach, die Tatsache zu ignorieren, dass wenige Kilometer entfernt die Menschen ohne ordentliche medizinische Versorgung sind, ohne sauberes Trinkwasser, Elektrizität und ohne die Gewissheit, dass ihr Haus nicht zerstört werden wird. Und das ist nicht nur für die Gebiete anwendbar, die 1967 besetzt wurden. Für die jüdischen Israelis von Omer, Meitar und Lehavim nördlich von Beersheba, geht es um ihre Nachbarn, die Beduinen, die nur einen Steinwurf entfernt , leben, aber für sie unsichtbar sind. Diese Nachbarn säubern ihre Stadt während des Tages, dürfen sie aber in der Nacht nicht betreten. Ihre Häuser werden routinemäßig zerstört. Der Boykott erinnert solche jüdischen Israelis daran, dass, auch wenn sie nach Tel Aviv fahren können, das eine Autostunde entfernt ist, dass sie sich mit lokaler Unterhaltung werden begnügen müssen. Hunderte von internationalen Künstlern haben schon die BDS-Stellungnahmen unterzeichnet, und haben keine Absicht, nach Israel zu kommen. Andere sagen Konzerte ab, nachdem hunderttausende von Aktivisten sie dazu aufgefordert hatten.

Das ist ein weiterer Weg, um jüdischen Israelis klar zu machen, dass Macht alleine seine Grenzen hat: Man kann morden, rauben, erpressen, Familien trennen, Kinder einsperren und Menschen foltern. Aber man erhält dadurch nicht die Liebe der meisten Menschen in der Welt. Wir kontrollieren nicht die Gefühle der anderen Menschen. Die Realität hält Menschen davon ab, Israel zu nahe zu kommen. Das ist eine Abschreckung. Nicht mal die Shabak oder der Mossad kann das aufhalten. Man kann Tel Aviv als coole Stadt mit endlosen Parties an junge Europäer verkaufen, aber es wird schwerer und schwerer, junge Juden zu „Geburtsrechts-Reisen“ zu überreden, trotz hoher Investitionen und Propaganda. [Anmerkung: Der israelische Staat lädt junge Juden zu kostenlosen Reisen nach Israel ein, bietet Staatsbürgerschaft an.] Im Laufe der Zeit werden mehr und mehr Juden in der Welt aus der Solidarität mit Israel ausscheiden. Der größte Teil der BDS-Aktivitäten in den USA wird heute durch Palästinenser und jüdische Aktivisten organisiert. Diese Palästinenser waren zum größten Teil im Ausland aufgewachsen, hatten eine gute Bildung genossen, und wissen, wie Dinge funktionieren. Die meisten Palästinenser in der Welt sind nicht Teil von „Peace Now“ oder irgendeiner anderen israelischen „Friedens“-Gruppe. Vielen war es nicht erlaubt worden, einen einzigen Tag in Palästina zu verbringen.

Der akademische und kulturelle Boykott trifft die Elite Israels, unbeachtet eines materiellen Schadens. Jene, die Geld haben, können Shakira anderswo sehen, aber der Boykott stellt eine Bedrohung dar, indem er Israelis erinnert, dass sie nicht mehr willkommen sind, so lange sie so grausam agieren. (Man sollte daran denken, dass anders als beschämender Antisemitismus, der Juden trifft, weil sie Juden sind, Israelis wegen ihrer Aktionen und ihres Verhaltens boykottiert werden.)

  1. Der Boykott hat keinen positiven Einfluss auf die israelische Öffentlichkeit

Das ist richtig. Aber es ist nicht Aufgabe des Boykotts, einen positiven Einfluss auf die Öffentlichkeit Israels auszuüben. Das Gegenteil ist zutreffend. Der Boykott soll uns dazu bringen, uns schlecht zu fühlen, soll unser Leiden verstärken, so dass wir persönlich realisieren, dass es so nicht weiter gehen kann. In einer Welt, in der Worte eine Bedeutung haben, in der Kain Angst davor hat, Abel zu ermorden, weil er die Furcht vor Gott im Herzen trägt, da haben Worte Macht. In einer Welt, in der Kain mächtige Waffen trägt und keine Hemmungen kennt, da gibt es keinen Grund, ihm gute Gefühle zu vermitteln, oder zu versuchen, ihn zu beeinflussen. Er ist gefährlich und man muss ihn angreifen, bestrafen, und vor dem Zorn der Massen schützen, durch das Kainsmal. [Bemerkung: Kain erschlug seinen Bruder Abel nach einem Gottesopfer. Damit er nicht als Brudermörder selbst erschlagen werde, machte Gott ein Zeichen an Kain, um ihm eine Chance für ein gewaltfreies Leben zu geben. Das Kainsmal ist also sowohl das Erkennungszeichen des Mörders als auch ein Schutzzeichen, das ihn vor einem gewaltsamen Tode bewahrt.]

Stellen Sie sich selbst als eine Frau vor, die in einer Kommune mit einer Gruppe von Männern lebt, deren Mitglieder sie wiederholt vergewaltigen eine von ihnen vergewaltigt, sie davon abhält, das Krankenhaus zu erreichen, wenn sie Wehen hat, und ihre Kinder einsperren und ermorden. Würden Sie zu diesen Männern sprechen? Würden Sie von irgendjemanden erwarten, dass er die Vergewaltiger „positiv beeinflusst“? Was man in einem solchen Fall benötigt, ist mehr Macht, um die Täter zu zügeln und ihre Vergewaltigungen zu beenden, sofort und für immer. Das ist es, was BDS versucht zu erreichen: Zeige Israel, das genug nun genug ist, und dass es einen Preis zu zahlen hat. Kain, nach der Ermordung seines Bruders, kann nicht einfach furchtlos umherlaufen. Er fühlt sich verfolgt und sucht Zuflucht. Aber wie kann man sich vor seinem Gewissen und Scham verstecken?

Diese Art der Kommunikation, in der wir andere fühlen lassen, was wir selbst fühlen, aber durch Aktionen, statt Worte, stammt aus einer sehr alten Form unserer Entwicklung. Wenn Babys zittern, wenn ihre Unterlippe beleidigt hervorspringt, oder wenn sie aus vollen Lungen schreien, als ob sie geschlachtet werden würden, so lassen sie uns ihre eigene Kälte spüren, das schlimme Leiden, das sie spüren, ihre existentielle Angst. Wir benutzen diese Form der Kommunikation, bevor wir das Sprechen lernen, oder wenn uns die Worte fehlen, unsere Gefühle anderen gegenüber auszudrücken.

In dieser Situation ist es unmöglich, mit Worten zur israelischen Gesellschaft vorzudringen. Satire-Shows, Video-Clips von begabten Künstlern, Artikel von ernsthaften Menschen werden ständig erstellt, aber ihre Wirkung ist nicht mehr als ein Witz. Die Mehrheit der Israelis sitzt und lacht über Sketsche die sie als Sadomasochisten darstellt, während sie diese Shows genießen und dadurch ihre Wahrhaftigkeit bestätigen. Palästinenser, die unter den Stiefeln der Israelis erwürgt werden, und ihre Kinder schicken, um diese Beleidigungen zu überbringen, können darüber nicht lachen. Sie haben die Welt angerufen. Vielleicht sind dort draußen Menschen, die immer noch Furcht vor Gott im Herzen tragen.

Epilog

So viel zum Artikel von Iris Hefets, der sich in erster Linie an die jüdischen Menschen in Israel, und in der ganzen Welt richtet, weniger an uns Deutsche.

So positiv die angenommenen Aussichten des Wirkens von BDS sind, so langwierig und schwer wird es sein, Israel von einem rassistischen Apartheidstaat, in einen demokratischen Staat zu verwandeln, in dem alle Bürger die gleichen Rechte haben und Minderheiten geschützt werden. Durch die Siedlungspolitik verhinderte die zionistische Besatzung Palästinas bewusst eine Zweistaatenlösung. Dadurch bleibt als realistische Alternative nur noch der rassistische Apartheidstaat, der weiter ethnische Säuberungen und Unterdrückung praktiziert, oder ein einziger gemeinsamer demokratischer Staat mit gleichen Rechten für alle Menschen. Dies ist um so schwieriger, weil das westliche Establishment, allen voran die USA, gefolgt von Deutschland, alles tut, um den letzten Rest kolonialer Macht im Mittleren Osten zu wahren.

Wobei Deutschlands Elite in erster Linie aus Bequemlichkeit, Angst und Mitläufertum nicht wagt, aus dem bequemen Bett des Selbstmitleids und der Selbstkasteiung aufzustehen, statt sich offen auf die Seite der Unterdrückten und Geschändeten zu stellen.

Ein Staat mit hunderten von Kernwaffen, die von aus  Deutschland gelieferten U-Booten in der ganzen Welt eingesetzt werden könnten, und der Drohung der Samson Doktrin, im Fall eines Untergangs der eigenen Staatsdoktrin, die ganze Welt mit sich zu reißen, lässt erahnen, wie schwierig die gesellschaftliche Veränderung sein wird, wenn der Zionismus Demokratie und Humanität weichen soll, insbesondere, wenn dieser Wandel sich gegen den Willen des deutschen, des westlichen Establishments durchsetzen muss.

Es ist ein Zeichen der Absurdität internationaler Politik, wenn Deutschland, Seite an Seite mit den USA, angeblich für Demokratie und Menschenrechte, Kriege gegen Jugoslawien führt, gegen Syrien, in Afghanistan. Wenn wir Sanktionen verhängen gegen Russland, weil das Land angeblich die Krim annektiert hätte, obwohl es dort ein Referendum gab, und jede Umfrage deutlich zeigt, dass es der freie Wille der Bevölkerung war, sich von der Ukraine zu trennen. Aber wenn wir andererseits die Völker- und Menschenrechte des palästinensischen Volkes derart frappierend ignorieren.

Dann sollte man überlegen, ob die Situation in Israel heute tatsächlich ähnlich zu der in Südafrika zur Zeit der Apartheid ist. Nun gibt es einmal die Tatsache, dass Israel dem Apartheidstaat Südafrika Atomwaffen angeboten hatte , die dieser auch aus ethischen Gründen ablehnte. Was schon ein großer Unterschied ist.

Aber natürlich gibt es auch viele Parallelen. Es gibt die Ausbeutung billiger Arbeitskräfte, die Bildung von „Selbstverwaltungseinheiten“ die aber in Wirklichkeit keinerlei Souveränität besitzen, und es gibt die Diskriminierung ethnischer Gruppen. Und natürlich gibt es die Unterstützung der Regierung durch westliche Mächte, ebenso wie damals Südafrika unterstützt wurde, und der Widerstand gegen die südafrikanische Apartheid als „Terrorismus“ verleumdet wurde. Auch der später mit dem Friedensnobelpreis ausgestattete Nelson Mandela stand einmal auf einer Terrorliste .

Genau betrachtet bemerkt man aber einen gravierenden Unterschied. In Südafrika ging es im Prinzip um die Fortsetzung der Sklaverei, also der wirtschaftlichen Ausbeutung ohne das direkte Mittel der Sklaverei. In Israel spielt dagegen ein religiös missionarisches Dogma die Hauptrolle. Zionistische Juden, wohlgemerkt nicht alle Juden, insbesondere nicht eine große Gruppe der ultra-orthodoxen Juden, sehen sich als ein „ausgewähltes Volk“ an, das besondere Rechte gegenüber dem Rest der Welt hat, und daher die Rechte der Palästinenser nicht beachten muss.

Das erinnert an die schreckliche Fratze des Kolonialismus des vorigen Jahrhunderts, und in seiner Art der Verdrängung und Beseitigung indigenen Widerstandes, an den Kampf der Siedler in den USA gegen die indigenen Völker mit dem bekannten Ergebnis, oder an die Vernichtung der Kultur der Aborigines in Australien. Während wir das alles „bedauern“, lassen wir Gleiches in Israel/Palästina einfach geschehen.

Die Bevölkerung der westlichen Welt hat nicht auf die Vernichtung der indigenen Völker in Amerika reagiert, und viel zu spät auf Sklavenhaltung und die südafrikanische Apartheid. Und was uns als „Humanitäre Intervention“ in den letzten Jahrzehnten verkauft wurde, waren lediglich Angriffskriege zur Erzielung eines geostrategischen Zieles . Es wird Zeit, dass die Menschen der westlichen Welt begreifen, dass ihre Regierungen mit Sicherheit nicht die Interessen der indigenen Völker oder unterdrückten Minderheiten schützen wollen, sondern lediglich die Interessen der eigenen Eliten.

Es wird Zeit, dass die Graswurzelbewegungen, die zum Fall der südafrikanischen Apartheid geführt hatten, im Fall Israels nicht weitere 70 Jahre warten, bis es vielleicht zu spät ist.

Im Fall von Israel – Palästina hat Deutschland tatsächlich eine besondere, verpflichtende Rolle. Wir dürfen nicht zulassen, dass wir, Deutsche, die wir mit dem Mal des Holocaust belegt sind, noch einmal beteiligt werden, an einer ethnischen Säuberung, an einem Völkermord. Und wir könnten das, ohne Bomben und verheerenden Sanktionen wie gegen Syrien oder jetzt gerade beginnend gegen Venezuela.

Es wird unglaublich schwierig werden, einerseits den vertriebenen Palästinensern die Rückkehr in ihre Heimat zu ermöglichen, andererseits die teilweise dort durch die zionistische Ideologie angesiedelten Menschen nicht ihrerseits zu vertreiben. Aber wer die ungeheuren Aufwände in Rüstung und Kriege beobachtet, der muss sich die Frage stellen, ob nicht ein Teil dieser Aufwände schon ausreichen sollte, um Häuser, Infrastruktur und Lebensgrundlagen für alle bereit zu stellen. Aber das ist nur möglich, wenn, wie im Fall von Südafrika, der Druck der Graswurzelbewegung so groß wird, dass das Establishment schließlich gezwungen wird, Menschen, die früher als Terroristen beschimpft wurden, wie Nelson Mandela, in ihrem Kampf um Gerechtigkeit zu unterstützen.

Noch nie war es notwendiger als heute, deutlich auszusprechen, was Gabriele Krone Schmalz mit ihrem Schlusswort in einer ARD-Sendung über Palästina am 14. März 2012 auf den Punkt brachte:

„Die Lehre von Auschwitz für mich ist, nicht zu schweigen, und nicht mitzumachen, wenn man den Weg für falsch hält.“

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