Die Demokratie-Illusion

Kämpfer in Zivilkleidung misshandeln und verschleppen im Auftrag des französischen Staates Demonstranten.

Hinweis zum Rubikon-Beitrag: Der nachfolgende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen Beitrat unter anderem Daniele Ganser und Rainer Mausfeld aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt KenFM diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!

von Jens Bernert.

Bei den Protesten der Gelbwesten in Frankreich setzt der französische Präsident Emmanuel Macron auch auf möglicherweise zur Brigade Anti-Criminalité (BAC) gehörende Einheiten in Zivilkleidung mit roten Armbinden. Diese greifen einzelne nicht-gewalttätige Gelbwesten plötzlich an, prügeln auf sie ein und verschleppen sie, wie Videos zeigen (1).

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In einem Video ist zu sehen, wie ein einzelner Gelbwesten- Demonstrant sich mit diesen Einheiten ein Wortgefecht liefert. Unvermittelt beginnen die irregulären Turnschuh-Kämpfer mit den „roten Polizeiarmbinden“ auf den unbewaffneten Mann einzuschlagen, bringen ihn zu Fall, schleifen ihn über den Boden und bringen ihre „Beute“ zur Gefangenenannahme.

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Ein weiteres Video, welches wie das oben erwähnte am 8. Dezember verbreitet wurde, zeigt ebenfalls eine solche Jagdszene auf einen Demonstranten. Mehrere vermummte Rotbinden gehen auf einen einzelnen Mann los, bringen ihn zu Fall, greifen dann filmende Journalisten mit Reizgas an und verschleppen ihr Opfer. Die Gelbwesten werden bei solchen Aktionen offenbar immer von mehreren Personen über den Boden geschleift.

Der Einsatz der Rotbinden-Kämpfer scheint aus Sicht des französischen Präsidenten Macron wohl dringend geboten, schließlich erklärte sich beispielsweise die französische Polizeigewerkschaft VIGI mit den Gelbwesten-Demonstranten solidarisch und erklärte, man habe dieselben Forderungen wie die Gelbwesten. VIGI kündigte deshalb am 5. Dezember einen unbefristeten Streik an, der am 8. Dezember beginnen sollte (2, 3).

Des Weiteren unterstützen Umfragen zufolge 77 Prozent der Franzosen die Gelbwesten — trotz massiver Falschberichterstattung der Macron-treuen Medien über die Gelbwesten (4). Mit brutalen Aktionen gegen die demonstrierende Bevölkerung wird diese Zustimmung wohl eher wachsen als zurückgehen. Eltern mit schulpflichtigen Kindern dürften beispielsweise kaum darüber erfreut sein, dass Polizisten Schüler wie Schwerverbrecher behandeln.

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Ein bekanntes und in Frankreich heiß diskutiertes Skandalvideo vom 7. Dezember zeigt, wie Polizisten über hundert Kinder zum Knien und Halten der Hände über dem Kopf zwingen (5). Es erinnert etwas an die Behandlung von Kriegsgefangenen durch den IS vor der Hinrichtung. Das Video wurden offenbar von den stolzen Polizisten, die ihre minderjährigen Opfer verhöhnen, selbst aufgenommen und verbreitet.

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Ein weiteres Video zeigt, wie ein als „Zivilpolizist“ titulierter Straßenschläger einen dünnen Schüler, der als Passant in den Straßen unterwegs ist, attackiert und mitnehmen will. Couragierte weitere Passanten verhindern das Verschleppen und die fortgesetzte Misshandlung des schwachen Jugendlichen durch den Schläger ohne Hoheitsabzeichen, welcher dann auf die Passanten losgeht und sie schlägt und beschimpft (6).

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Darüber hinaus zeigen Videos von den Ereignissen in Frankreich, wie Polizisten zu Pferd einen Schüler im laufenden Verkehr jagen, wie Polizisten Demonstranten gezielt mit Projektilen in den Bauch oder ins Gesicht schießen, wie Scharfschützen am Champs Elysée auf Dächern sitzen, wie Panzerfahrzeuge anrücken oder wie die Macron-Truppen Schüler, die den Rücktritt Macrons fordern, mit Reizgas eindecken (7-11).

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In einem weiteren Misshandlungsvideo ist zu sehen, wie acht Polizisten mit Schlagstöcken brutal auf einen jungen Mann einprügeln und mit ihren Füßen auf ihn eintreten (12). Der einundzwanzigjährige Mehdi, der gegen Macron protestierte, liegt nun mit Verletzungen und deutlich gezeichnet durch die Gewaltorgie im Krankenhaus. Es handelt sich nicht um einen Einzelfall.

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In einem anderen Fall wurde zunächst vom Tod eines Schülers berichtet. Er überlebte allerdings die Festnahme durch die Polizei, wie die französische Zeitung Liberation energisch verkündete (13). Nach Angaben der Mutter des sechzehnjährigen Schülers wurde dieser von der Polizei zu Boden geworfen, während er den Angriff der irregulären Kämpfer mit den roten Armbinden filmte. Auf dem Boden sind deutlich Blutspuren zu sehen.

Macron setzt beim Kampf gegen die Demonstranten auch die Reizgasgranate GLI-F4 ein. Diese enthält zusätzlich zu dem Reizstoff 25 Gramm des Sprengstoffes TNT und explodiert Sekunden nach ihrer Aktivierung. Immer wieder trugen in der Vergangenheit in Frankreich Demonstranten durch den Einsatz dieser Waffe schwere Verletzungen davon (14). Bei den Protesten der Gelbwesten gab es bereits etliche GLI-F4-Opfer.

Der Anwalt eines der Opfer berichtet, sein Mandant habe keine Kontrolle mehr über Teile der rechten Hand. Sein Gesicht sowie die linke Körperhälfte seien mit kleinen Metall- und Plastikteilchen der Granate durchsetzt (15). Ein Video zu den Protesten zeigt schockierende Bilder der Wirkung der Granate: Einem Mann aus den Reihen der Gelbwesten, der die Granate vermutlich aufheben wollte, wurde die Hand völlig zerfetzt und in Stücke gerissen (16).

Die brutale Misshandlung von mindestens drei Gelbwesten zeigt ein Video aus einem Burger-King-Restaurant vom 7. Dezember (17). Mehrere Polizisten schlagen immer wieder mit Schlagstöcken auf die am Boden liegenden Menschen ein. Zwischendurch gehen manche weg und dann laufen sie wieder zurück, um die Demonstranten noch einmal zu verprügeln. Die Opfer sind wehrlos und bewegen sich kaum. Eine unfassbare Gewaltorgie.

Quellen und Anmerkungen:

(1) http://blauerbote.com/2018/12/08/frankreich-irregulaere- kaempfer-in-jeans-misshandeln-und-entfuehren- demonstranten/

(2) https://twitter.com/VIGI_MI/status/1070399255905533955

(3) https://deutsch.rt.com/europa/80482-franzosische-polizeigewerkschaft-ruft-zum-unbefristeten-streik-an/

(4) https://www.tagesspiegel.de/politik/gelbwesten-proteste-warum-jacline-mouraud-nicht-nach-paris-fuhr/23736624.html

(5) https://twitter.com/IBN_MOHAMMAD/status/1071316604657590272

(17) https://twitter.com/Ollie4themany/status/1071117904622571521

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Dieser Beitrag erschien am 11.12.2018 bei Rubikon – Magazin für die kritische Masse.

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