Von Wolfgang Bittner.
Unter Bruch der NATO-Russland-Grundakte von 1997 werden Kampfeinheiten und Bataillone mit schweren Waffen an den Grenzen Russlands stationiert. Seit etwa zwei Jahren finden ständig Manöver im Schwarzen Meer, im Baltikum und in Polen mit Tausenden Soldaten, Panzern, Kampfflugzeugen und Kriegsschiffen statt, Raketenstellungen werden ausgebaut und es gibt eine „schnelle Eingreiftruppe“ von 5.000 Elitesoldaten unter deutscher Führung. Zugleich wird verbreitet, die Aggression gehe von Russland aus, obwohl sich die russische Führung bisher defensiv verhalten hat. Die Scheinheiligkeit und Verlogenheit der westlichen Politiker und ihrer Medien tritt besonders deutlich zutage, wenn auf Seiten der westlichen Allianz massiv aufgerüstet und zugleich von Gesprächsbereitschaft schwadroniert wird. Was ist das anderes als die Vorbereitung eines Krieges gegen Russland? Die Lunte dazu brennt nach wie vor in der Ukraine. Diese Entwicklung war bereits 2014 vorherzusehen.
Auszug aus dem Buch von Wolfgang Bittner. Erweiterte Neuausgabe, Westend Verlag, Frankfurt am Main, November 2015.
The Land of the Free and the Home of the Brave
Niemand kann derzeit voraussagen, wie es in der Ukraine-Krise weitergeht. Wird es zum offenen Krieg mit Russland kommen? Oder wird der Bürgerkrieg, dem immer mehr Menschen zum Opfer fallen, noch eine Weile andauern? Werden Phasen der Aggression Phasen der Entspannung folgen?
Vieles ist denkbar, alles ist offen. Aber eines ist durch die Ukraine-Krise für die Menschen in Europa überdeutlich geworden: Die USA sind kein Vorbild für Frieden und Freiheit. Seit mehr als einem halben Jahrhundert gehen von dort zerstörerische Ideologien und grauenhafte Kriege aus, die ihrem Gründungsanspruch, wie in der Unabhängigkeitserklärung von 1776 und in der Verfassung von 1787 niedergelegt, Hohn sprechen.
Europa hat sich diesem durch nichts gerechtfertigten Machtanspruch einhellig ergeben. Die USA können überall in der Welt in kürzester Zeit Krisen inszenieren, wie es gerade passt. Ob hier langfristige Pläne umgesetzt werden oder kurzfristiges Chaos den Interessengruppen dient – nach jedem dieser Schachzüge steht die Welt näher am Abgrund.
Spätestens nach dem 11. September 2001 ist eine Schranke der Rechtsstaatlichkeit gefallen. Die US-amerikanische Gesellschaft ist zerrüttet, ihre Regierung schon lange nicht mehr in der Lage, Wohlstand für die Mehrheit zu schaffen und Gerechtigkeit für alle möglich zu machen.
Unfassbar hohe Mordzahlen, ein gigantisches Drogenproblem, ein marodes, völlig überteuertes Gesundheitssystem, eine kaputte Infrastruktur, Schulen, die den Namen nicht verdienen, offener Rassismus, unkontrollierte Polizeigewalt, ganze Bevölkerungsschichten, die außerhalb der Armee kaum noch eine Perspektive haben – dies alles vor dem Hintergrund einer Staatsverschuldung, die niemals abgetragen werden kann. Ein Horrorszenario.
Man wünschte den USA Politiker, die den Mut hätten, das eigene Land als Interventionsfall zu erkennen, statt überall in der Welt Chaos und Unglück zu verbreiten. Und für die Staaten Europas wäre es an der Zeit, auf dem verhängnisvollen Weg in Krieg und Zerstörung einzuhalten, die Interessen der Bevölkerung in den Blick zu nehmen und ihre souveränen Rechte durch vernünftige Politik zu wahren.
Nur ein schöner Traum? Die kalten Krieger und die Profiteure des heißen Krieges könnten sich täuschen.
Danke an den Autor für das Recht der Zweitverwertung.
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