Heinrich “Heini” Staudinger ist auf den ersten Blick ein gewöhnlicher Kleinunternehmer, der in Österreich Schuhe der Marke „Waldviertler“ produziert und diese über die eigene Ladenkette GEA vermarktet.
Wer sich etwas näher mit Staudinger befasst erkennt, dass seine Schuhe weit mehr sind als schnöde Konsumartikel. Ein Waldviertler ist ein Statement. Ein Bekenntnis. Eine Art, sich gegen bestehende Machtstrukturen zu wehren.
Heini Staudinger wollte ursprünglich Theologie studieren. Dann ließ er sich auf eine Moped-Tour ein, die ihn nach Afrika führte. Das Elend, das er dort sah, brachte ihn auf die Idee, Medizin zu studieren. Kaum dabei brach er ab, nachdem ihm ein versnopter Schulfreund seine sündhaft teuren Schuhe vorführte, die er sich eben in München gekauft hatte. Spontan entschied sich Heini Staudinger, ins Schuhgeschäft einzusteigen. Kurz darauf hatte er eine alte Schuhfabrik an der Backe, die keiner mehr haben wollte, da sich die Produktion längst in asiatische Billiglohnländer verabschiedet hatte.
Staudinger, der keinen Schimmer hatte, wie aufwendig eine Schuhproduktion in Wahrheit ist, ließ sich dennoch auf das Experiment ein. Mit Erfolg. Der Waldviertler schlug ein und es gelang dem Unternehmer auch Menschen, die lange arbeitslos waren, wieder eine sinnstiftende und gut bezahlte Arbeit zu geben. Eine Erfolgsstory, die sich Jahre hinzog. Dann kam das Jahr 2012, als die Banken beschlossen, Staudinger, dessen Schuhproduktion längst in eine gemeinwohlorientierte Genossenschaft überführt worden war, ohne Angabe von Gründen, jeglichen Kredit zu verweigern. Wie sollte die Fabrik jetzt das Material für die kommende Saison vorfinanzieren?
Der Rebell in Staudinger schrieb daraufhin seine Kunden an und bat um Hilfe. Tage später war genug Geld auf dem Firmenkonto, um die Fabrik und ihre Arbeiter zu retten. Das aber gefiel der FMA, der österreichischen Finanzmarktaufsicht, nicht. Sie warf Staudinger vor, wie ein Geldinstitut zu agieren, sich Geld zu leihen, ohne allerdings eine Banklizenz zu besitzen. Man zerrte ihn vor den Kadi. Der Prozess machte den Österreicher zum Nationalhelden und sorgte dafür, dass die Regierung das Crowdfunding-Gesetz ändern musste.
Was treibt den Macher Heini Staudinger um? Warum findet man auf jeder zweiten Seite der firmeneigenen Hauszeitschrift Zitate großer Philosophen und was hat es mit den drei Grundsätzen der Firma auf sich:
1. Scheiß di ned au!
2. Bitte, sei ned so deppat!
3. Orientiere dich an der Liebe!
KenFM traf den Macher Heinrich “Heini” Staudinger natürlich am Tatort, der Waldviertler-Fabrik im österreichischen Schrems. Es wurde viel gelacht.
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