Ein Standpunkt von Thomas Röper.
Die WHO hat auf ihrer offiziellen Homepage eine sehr gute Seite, auf der man die offiziellen Zahlen der Corona-Infizierten und Corona-Opfer nach Ländern sortiert anschauen kann. Die Ergebnisse zeigen eine Menge interessanter Details auf, aber keine Hinweise auf eine zweite Welle.
Ich lade jeden, ein sich die WHO-Seite selbst anzuschauen, Sie finden Sie im Schriftartikel verlinkt. Ich werde hier nur ein paar ausgewählte Länder, die in den Medien immer wieder genannt werden, und ihre Zahlen zeigen. Hier zeige ich die entsprechenden Screenshots und kommentiere jeden kurz.
Deutschland: Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Die erhöhte Zahl der Infizierten entspricht der erhöhten Zahl der durchgeführten Tests, die Positivrate liegt laut RKI seit drei Monaten unter einem Prozent.
Italien: Das gleiche Bild wie in Deutschland.
Spanien: Wieder das gleiche Bild, wobei hier etwas besonders deutlich hervorsticht, was wir auch auf allen anderen Grafiken sehen: Es werden zwar mehr Infizierte gemeldet, aber kein Anstieg der Toten. Wo aber ist dann die Gefahr, die angeblich von Corona ausgeht?
Frankreich: Das gleiche Bild wie in Spanien.
USA: Besonders interessant, denn obwohl dort immer mehr getestet wird, geht die absolute Zahl der Infizierten sogar zurück. Wie passt das zu den Katastrophenmeldungen der Medien über die USA? Dass man in den USA eine höhere Zahl von Toten sieht, liegt daran, dass die USA ein Vielfaches der Einwohner der anderen Länder haben und daher in absoluten Zahlen natürlich auch mehr Menschen sterben. Prozentual liegen die USA jedoch nicht über anderen Ländern. Zu den USA und deren Zahlen habe ich heute bereits einen Artikel mit den offiziellen Zahlen des CDC geschrieben, die ebenfalls ausgesprochen interessant sind, wenn man sie analysiert. Den Artikel finden Sie ebenfalls im Schriftartikel verlinkt.
Schweden: Ebenfalls ein sehr interessanter Fall, denn Schweden hatte praktisch keine Einschränkungen verhängt. So erklärt sich, dass die Zahl der Infizierten etwas länger ansteigend war, als in Ländern mit Lockdown oder gar Ausgangssperre. Aber auch in Schweden ist – obwohl es praktisch keine Einschränkungen gibt – von einer zweiten Welle nichts zu sehen. Die Zahlen der Infizierten ist rückläufig und auch die Zahl der Toten ist fast nicht mehr messbar, wenn man sie mit der Zahl der „normalen“ Todesfälle in Relation setzt. Hinzu kommt, dass Schweden seit Juli eine Untersterblichkeit hat, wie diese Grafik der schwedischen Statistikbehörde zeigt.
Russland: Auch Russland hat praktisch keinerlei Einschränkungen mehr und die bestehende Maskenpflicht in der U-Bahn wird zumindest in St. Petersburg, wo ich lebe, weder kontrolliert, noch eingehalten. Bei jeder U-Bahnfahrt zähle ich aus Langeweile die Masken und die Zahl der Maskenträger schwankt zwischen 20 und 30 Prozent. Eine Handschuhpflicht besteht in der U-Bahn ebenfalls, aber ich habe nur zwei oder drei Leute mit Handschuhen gesehen. Trotzdem sehen wir, dass die Zahl der Infizierten in Russland rückläufig ist, obwohl in Russland die Zahl der Tests steigt und Russland eines der Länder ist, die die meisten Tests durchführen. Die Zahl der Toten sieht in Russland zwar groß aus, wenn man aber die Zahlen anschaut, dann liegt die Todesrate in Russland bei nur 1,7 Prozent und die Zahl der Todesfälle ist ebenfalls rückläufig.
Interessant ist, dass Russland den Lockdown verhängt hat, als gerade mal 500 Menschen infiziert waren und ihn wieder abgeschafft hat, als täglich noch über 10.000 neue positive Tests gemeldet wurden. Das passt zu meiner Theorie, dass die russische Regierung längst erkannt hat, wie verhältnismäßig ungefährlich Corona tatsächlich ist. Dass in Russland auch die Medien völlig anders über Corona berichten, als in Deutschland, habe ich schon mehrmals aufgezeigt. Die Panikmache der deutschen Medien fehlt in Russland komplett und in diesen Tagen spielt der Beginn der Grippeimpfungen für die nächste Grippesaison in den Medien schon eine größere Rolle, als Corona.
Da es viele interessiert, hier noch ein paar Worte zur Grippeimpfung in Russland: Russland hat einen eigenen Impfstoff und es lassen sich jedes Jahr sehr viele Menschen impfen. Die Impfung ist kostenlos, man muss nicht einmal seine Krankenversicherung vorlegen, es reicht der Ausweis. Die Impfung wird nicht nur in Krankenhäusern angeboten, sondern es gibt überall mobile Impfstationen. So stehen vor U-Bahnstationen Krankenwagen, wo man kurz untersucht wird und wenn keine Gegenanzeigen vorliegen, wird man vor Ort geimpft. Solche Stationen gibt es auch in Einkaufszentren und allen möglichen anderen Orten.
Wie viel und mit welchem Ergebnis in verschiedenen Ländern getestet wird
Eine weitere interessante Seite ist Our World in Data, auf der eine Seite mit ausführlichen Infos über die Tests selbst gibt (auch im Schriftartikel der entsprechende Link zu finden). Eine Grafik zeigt zum Beispiel die Positivrate der Länder und wenn man mit der Maus über die Karte fährt, gibt es detaillierte Informationen über jedes Land. Das gilt für jede der Karten, die im Schriftartikel zu sehen sind. Und wir sehen, dass die Positivrate in Spanien und der Ukraine am höchsten ist, aber wie oben gesehen, führt das in Spanien laut WHO nicht zu einem Anstieg der Sterblichkeit an Corona. Deutschland – wo die Medien im Panikmodus sind – gehört mit 0,9 Prozent Positivrate zu den Ländern mit der geringsten Positivrate überhaupt. In den roten Ländern ist die Positivrate übrigens deshalb so hoch, weil kaum getestet wird. Wer aber nur Kranke in Krankenhäusern testet, die mit Symptomen kommen, hat zwangsläufig eine höhere Positivrate.
Auf einer anderen sehen wir das, was ich schon vorweggenommen habe. Die Karte zeigt, wie viele Menschen pro Tausend Einwohner in den Ländern getestet werden und die auf der obigen Karte rot markierten Länder haben die geringste Testrate. Die höchsten Testraten haben die USA, Russland, Großbritannien und Australien mit zwei bis 2,5 Tests pro Tausend Einwohner. Deutschland liegt mit 1,68 Tests deutlich zurück. Wenn Deutschland auch auf zwei Tests pro Tausend Einwohner kommen sollte, werden wir auf dem Weg dahin noch viele Meldungen in den Medien darüber lesen, dass die Zahl der Infizierten steigt, auch wenn die Positivrate weiterhin unter einem Prozent bleiben sollte.
Eine weitere, interessante Funktion auf der Seite ist der Ländervergleich bei der Testhäufigkeit pro Tausend Einwohner auf der Zeitskala. In dieser Grafik habe ich folgende Länder verglichen (Liste nach Häufigkeit der Tests pro Tausend Einwohner): USA, Russland, Frankreich, Spanien, Deutschland, Schweden und Italien. Man kann aber auch jedes andere Land der Welt in die Auswahl nehmen, ich habe mich an die in diesem Artikel genannten Länder gehalten.
Es gibt also eine ganze Menge interessanter Daten und wer – wie ich – Spaß am Spiel mit Zahlen hat, findet auf den Seiten der WHO und Our World in Data zwei sehr interessante „Spielwiesen“. Nur eines findet man auf diesen Spielwiesen nicht: Einen Hinweis auf eine anrollende zweite Welle oder auf eine relevante Sterblichkeit an Corona.
Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Dieser Beitrag erschien zuerst am 02.09.2020 bei: anti-spiegel.ru
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Bildquelle: rzoze19 / shutterstock
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