Gefangen im Macht-Diskurs | Von Susan Bonath

Die Gegner der Waffenlieferungen in die Ukraine sollten die Klassenfrage nicht ausblenden.

Ein Kommentar von Susan Bonath.

Hinweis zum Beitrag: Der vorliegende Text erschien zuerst im Rubikon – Magazin für die kritische Masse, in dessen Beirat unter anderem Daniele Ganser und Hans-Joachim Maaz aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt apolut diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!

Die einen sehen „die Ukraine“ als das von Putin angegriffene „unschuldige Opfer“, das der Westen militärisch unterstützen müsse. Die Gegner der Waffenlieferungen erwidern, das Vorrücken der NATO und der vom Westen unterstützte Putsch in der Ukraine hätten den Einmarsch der russischen Armee provoziert. Letzteres ist belegbar, klammert aber ebenfalls ein wichtiges Argument aus: die Klassenfrage. Staaten als kapitalistische Herrschaftsinstrumente verfolgen andere Interessen als die Mehrheit der Bevölkerung. Die Gleichsetzung von „Volk und Führer“ bedient den Diskurs der Macht.

Spielfiguren für Machtinteressen

Westliche Politiker, auch deutsche, werden nicht müde, „das ukrainische Volk“ zu heroisieren. „Heldenhaft“ verteidige es sein Land gegen die „russischen Invasoren“. Der „demokratische“ Westen müsse es dafür mit immer mehr und schwereren Waffen unterstützen. Problem: Dem lohnabhängigen ukrainischen Volk gehört das Land namens Ukraine gar nicht. Dieser Staat, für den die Ukrainer in den Krieg gezogen sind, ist wie jeder kapitalistische Staatsapparat ein Machtinstrument der Herrschenden.

Viele Westukrainer mögen sich ein besseres Leben durch EU- und NATO-Mitgliedschaft ihres Landes erhoffen. Nur warum wollen sie die Ostukrainer und Krim-Bewohner, die das mehrheitlich nicht unterstützen, ebenfalls dazu zwingen? Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Eine dauerhafte Abspaltung des Donbass´ und der Krim — völlig egal, ob in die totale Autonomie oder unter russische Führung — würde ihr Leben kein bisschen tangieren — der Krieg hingegen zerstört es, wahrscheinlich für immer.

Mit anderen Worten: Die westukrainischen Söldner kämpfen nicht für ihre eigenen, sondern die Interessen derjenigen, die sie beherrschen und unterdrücken. Ob sie im Auftrag der Macht den Osten zurückerobern oder nicht: Am Leben der Kämpfer und ihrer Familien ändert das nichts. Sie sind — man muss es so hart sagen — keine „Helden“, sondern Spielfiguren für Machtinteressen der Herrschenden.

Gleichsetzung von „Volk und Führer“

Die Gleichsetzung von „Volk und Führer“ ist seit jeher Bestandteil der herrschenden Propaganda. Die Mächtigen und ihre politischen Apparate heucheln stets, die Interessen der „einfachen“ Menschen zu vertreten. Sie geben sich als wohltätige Arbeitgeber oder Hüter von Recht und Ordnung aus. Das gemeine Volk möge sich dafür vor Dankbarkeit im Staub wälzen. Ihre Lüge untermauern sie mit viel Heuchelei von Demokratie, die mit Blick auf die Bevölkerung eben gar nicht so repräsentativ wie behauptet ist. Mit dieser Propaganda verfolgt die herrschende Klasse freilich ihr eigenes Interesse: Die ausgebeuteten Massen sollen sich ihr „freiwillig“ unterwerfen. Sie sollen mit ihren Unterdrückern sympathisieren und kollaborieren. Das erspart den Herrschenden viele Kosten, die eine rein gewaltsame Unterdrückung mit sich brächte.

Die Mächtigen forcieren mit ihrer Propaganda in der Bevölkerung seit jeher ein klassisches Stockholm-Syndrom. Dies ist das sicherste Mittel, um Widerstand zu vermeiden. Das Volk soll mitlaufen.

Die Lust an der Unterwerfung

Geprägt wurde der Begriff „Stockholm-Syndrom“ nach einer fünftägigen Geiselnahme in der schwedischen Hauptstadt im Jahr 1973. Damals zeigten die Opfer in Stockholm unerwartet große Sympathien mit ihren Peinigern. Das Phänomen tritt in vielen Täter-Opfer-Dynamiken auf. Ob misshandelte Kinder, vergewaltigte und gequälte Frauen oder Angestellte, die ständig unbezahlte Überstunden schuften: Gar nicht so selten rechtfertigen Opfer in gewisser Weise das Verhalten ihrer Peiniger.

Produkte dieses psychologischen Phänomens sind auch im gesamtgesellschaftlichen Kontext zu beobachten. Dazu gehören beispielsweise Gruppen, die einem rassistischen Nationalstolz frönen, Geringverdiener oder Jobcenter-Angestellte, die Hartz-IV-Bezieher am liebsten unter Androhung von Hungerstrafen zur Zwangsarbeit verpflichten würden, Polizeibeamte, die mit großer Lust im Auftrag der Macht Demonstranten niederknüppeln — oder eben Soldaten, die mit Feuereifer für ihre Unterdrücker in den Krieg ziehen und diesen Einsatz nicht selten mit dem Leben bezahlen.

Die Lust an der Unterwerfung war auch im Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen und der aufgenötigten Impfung zu erleben. Übereifrig und vorauseilend gehorsam führten unzählige Beamte und Angestellte die Anweisungen ihrer Vorgesetzten aus. Wie viele Zugbegleiter, Supermarktverkäufer, Busfahrer oder Verwaltungsmitarbeiter warfen Menschen, die die staatlichen Auflagen nicht zu 100 Prozent erfüllten, aus ihrem kleinen Einflussbereich heraus? Wie viele Polizisten erteilten Platzverweise gegen „Maskenverweigerer“? Manch ein Arzt weigerte sich sogar, Ungeimpfte zu behandeln, und so weiter.

Nach oben buckeln, nach unten treten

Die psychologische Ursache ist bekannt: Wer sich der Macht unterwirft, gibt nicht nur Eigenverantwortung ab. Eingeräumte Befugnisse ermöglichen den sich Unterwerfenden, ihrerseits eine gewisse Macht über andere auszuüben. Das wirkt wie Balsam gegen die Ohnmacht durch die eigene Unterwerfung.

Der Stockholm-Symptomatische schöpft so aus seiner eigenen Unterwerfung Gefühle von Überlegenheit, sofern ihm die Macht den Spielraum dafür einräumt. Viele kennen Jobcenter-Angestellte, die ganz wild darauf sind, ihre Klienten zu drangsalieren und zu sanktionieren. Oder Mitarbeiter verschiedener Ämter, die einem die Beantragung irgendwelcher Hilfen unfassbar schwer machen. Auch der Soldat im Krieg hat einige Befugnisse. Er darf „den Feind“ sogar töten, ohne dafür verantwortlich zu zeichnen. Die lustvolle Unterwerfung unter eine Fremdherrschaft ist beileibe kein seltenes Phänomen. Man könnte dies als autoaggressiven Akt bezeichnen, der mit Aggression gegen Dritte kompensiert werden kann.

Der 1980 verstorbene Psychoanalytiker Erich Fromm sprach in diesem Zusammenhang von einer Persönlichkeit mit autoritärem Charakter, die durch kapitalistische Hierarchien gefördert werde. Fromms jüngerer Berufskollege Hans-Joachim Maaz sieht ebenfalls eine systemisch produzierte „narzissistische Gesellschaft“ aus Selbstvermarktern und Statusakrobaten. Und auch der Volksmund kennt einen Begriff für autoritäre Charaktere: die Radfahrermentalität — nach oben buckeln, nach unten treten.

Die Ukraine — das Armenhaus Europas

Zurück zur Ukraine: Die Befürworter der Waffenlieferungen erzählen pausenlos, die in Uniformen gezwungenen und vom Westen ausgebildeten ukrainischen Soldaten verteidigten die Interessen ihres Staates und ihrer Regierung. Das suggeriert, die gewöhnlichen Ukrainer hätten die gleichen Interessen wie ihr Regime und die Führungen der NATO-Staaten. Wie irrational das ist, zeigt schon ein Blick auf die Lebensverhältnisse der Ukrainer in den letzten 30 Jahren.

Seit dem Ende und Zerfall der Sowjetunion 1991 ist die Ukraine eines der korruptesten Länder in Europa mit der höchsten Armutsquote. Wie die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) unter Berufung auf das Kiewer Institut für Soziologie informierte, gaben Mitte des Jahres 2020 mehr als 12 Prozent der ukrainischen Bevölkerung an, nicht genügend Geld für Nahrungsmittel zu haben.

Fast 37 weitere Prozent der ukrainischen Bürger erklärten 2020, sie könnten sich zwar gerade noch genügend zu essen leisten, aber für Kleidung reiche es kaum noch. Noch einmal 36 Prozent berichteten, sich zwar genug Nahrung und Kleidung kaufen zu können. Auf teurere Gebrauchsgüter müssten sie jedoch aus finanziellen Gründen verzichten. Übrig bleiben eine kleine Mittelschicht von nicht einmal 10 und eine Oberschicht von weniger als 2 Prozent.

Straßenkinder und Zwangsprostituierte

Im September 2020 bezeichnete die BpB die Ukraine als „eines der ärmsten Länder Europas“. Insbesondere seit dem Beginn der Angriffe der ukrainischen Armee auf die Bevölkerung im Donbass im Osten des Landes 2014 explodiere die Armut geradezu, lediglich marginal abgefedert vom Wirtschaftswachstum. Das Internetportal „Ost-West“ berichtete schon 2006 von einem „allgemeinen Trend zur Armut“ in der Ukraine. Verwahrloste Straßenkinder, Bettler und Menschen, die im Müll nach Essen suchen, prägten das Kiewer Straßenbild, so das Portal vor 17 Jahren.

Bereits 1999 berichtete die Friedrich-Ebert-Stiftung über eine rasant wachsende Armut in Osteuropa, darunter ganz vorne die Ukraine und ihre Opfer. Männer endeten reihenweise im Alkoholismus, Frauen in der Zwangsprostitution. Immer mehr Ukrainer seien zur Arbeitsmigration gezwungen. Die Gewalt gegen Frauen und Kinder nehme explosiv zu. Vor 20 Jahren berichtete der Deutschlandfunk über Zehntausende verarmte ukrainische Frauen und Mädchen, die jedes Jahr auf ihrer verzweifelten Suche nach Arbeit von Menschenhändlern in westeuropäische Bordelle verschleppt würden.

In den 2010er Jahren ließ die Not in der Ukraine ein weiteres Geschäft erblühen: Verarmte Frauen verkaufen ihre Körper massenhaft als Gebärmaschine an Wohlhabende aus allen möglichen Ländern der Welt, um sich und ihre Familien über die Runden bringen zu können. Leihmütter-Agenturen boomen in der Ukraine bis heute, selbst im Krieg. Anders als zum Beispiel in Deutschland sind derlei Geschäfte dort erlaubt.

Irrationaler Patriotismus

Nun ist Armut auch Bestandteil westlicher „Demokratien“. Ob USA oder Deutschland, Polen oder Frankreich: Wo man hinsieht, entschwindet der Wohlstand in die oberen Schichten, während die Armutsquoten steigen. Der gegenwärtige Zustand des Krisenkapitalismus macht eine Umkehr in naher Zukunft mehr als unwahrscheinlich. Die wohl vorhandene Hoffnung vieler Westukrainer auf bessere Lebensbedingungen durch einen Anschluss „ihres“ Staates an die EU und die NATO ist daher völlig unbegründet.

Klassenpolitisch betrachtet, stellt sich also die konkrete Frage: Warum kämpfen viele Menschen in der Westukraine eigentlich so „heldenhaft“ für den Beitritt zur EU und zur NATO — und vor allem für eine Rückeroberung der östlichen Gebiete Krim und Donbass gegen ihre eigenen Brüder und Schwestern? Warum lassen sie sich von ihren Machthabern in diesen Konflikt hineinziehen? Die verkürzte Antwort darauf lautet: Irrationaler Nationalpatriotismus, mittels Dauerpropaganda in die Köpfe der Menschen gepflanzt.

Egal, wie eifrig die Herrschenden es leugnen: Nationalpatriotismus ist bei ihnen sehr beliebt. Denn wo er verfängt, schafft er eine gefühlsmäßige Identifikation seiner Anhänger mit ihrem jeweiligen Machtinstrument der herrschenden Klasse — mit dem Nationalstaat und seinem Apparat, in dem sie leben. Nationalpatrioten sind die perfekten Verbündeten der Macht, die die lästige Klassenfrage nicht mehr stellen.

Kollaboration mit der Macht

Die Propagandaschlacht um den Ukraine-Konflikt, der in Wahrheit ein Versuch des NATO-Westens ist, das verhasste große und rohstoffreiche Russland zu destabilisieren, zielt mehr oder weniger erfolgreich vor allem auf die psychologische Unterwerfung der Massen ab, oder anders ausgedrückt: auf die — unbewusste — Reaktivierung des Stockholm-Syndroms im großen gesellschaftlichen Kontext.

Menschen in West und Ost sollen sich als „eins“ mit ihren kriegstreibenden Unterdrückern identifizieren, getrieben von ihrer Sehnsucht nach gesellschaftlicher Anerkennung und Partizipation. Denn „alle“ machen ja mit, und „alle“ können nur „die Guten“ sein. Im NATO-Westen hat man als „Mehrheitsguter“ mit der Meute für Waffenlieferungen zu trommeln und Russenhass zu zelebrieren. Als Westukrainer soll man Ostukrainer und Russen töten. Im Taumel der Kollaboration mit der Macht werden die Massen allzu schnell blind für ihre eigenen Klasseninteressen. So entsteht ein Heer aus Gehorsamen und Willigen — aus Mitläufern von mächtigen Kriegstreibern für geopolitische Herrschaftsinteressen.

Aber auch die Gegner der Waffenlieferanten und Kriegstreiber laufen Gefahr, allzu unkritisch mit den Akteuren auf der Gegenseite zu sein. Und zumindest öffentlich wurden entsprechende Fragen bisher nicht in den Debattenring geworfen: Was genau würde eine Rückeroberung der östlichen Landesteile durch die ukrainische Regierung mithilfe der NATO-Staaten am Leben der verarmten Bevölkerungsmehrheit im Westen verbessern? Natürlich nichts. Im Gegenteil: Der Preis sind hunderttausende Menschenleben.

Raus aus dem Unterwerfungsmodus

Rücken wir also die Klassenfrage in den Fokus. Bringen wir die Tatsache auf´s Tablett, dass die Interessen von Staatsmächten immer andere sind als die der lohnabhängigen Massen. Ohne die Klassenfrage im Hinterkopf verharrt jede Debatte, jede Vorstellung und jede Handlung der Normalbevölkerung im Unterwerfungsmodus. Der maximale gedankliche Radius bleibt begrenzt auf die Überlegung, unter welcher Macht es dem Volk besser oder schlechter gehen könnte.

Freiheit beginnt im Kopf. Nur wer sie denken kann, spürt seine eigenen Ketten. Nur wer seine Ketten spürt, entwickelt das Bedürfnis nach echter Befreiung. Ein Ausbruch aus dem Gedankengefängnis wäre der erste, aber wichtigste Schritt: Raus aus dem Diskurs der Macht, raus aus dem Unterwerfungsmodus, raus aus dem „Ukraine-Syndrom“.

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Dank an den Autor und den Rubikon für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Dieser Beitrag erschien zuerst am 31.03.2023 im Rubikon – Magazin für die kritische Masse.

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Bildquelle: diy13 / shutterstock

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Kommentare (28)

28 Kommentare zu: “Gefangen im Macht-Diskurs | Von Susan Bonath

  1. cumbb sagt:

    ;-)
    Gesellschaft über Eigentum "definieren"-)
    "Sozialismus", "Kommunismus" ist erst dann, wenn ALLEN ALLES gehört. Zur Zeit haben wir hier eine "Oligarchie", faschistisch organisiert.
    Übrigens: auch die "DDR" war eine Oligarchie (Teil des Systems der Welt-Finanzelite), faschistisch organisiert;-)-;

  2. Zivilist sagt:

    So sagen es die Westukrainer:

    https://pressefreiheit.rtde.live/kurzclips/video/166995-mit-maschinengewehr-gegen-panzer-ukrainische/

    Wie war das? Der Sklave träumt nicht von seiner Befreiung, sondern davon, Sklavenaufseher zu werden !

    Ein Belgier sagte mal, daß es ihre beste Zeit war, als sie gar keine Regierung hatten !

  3. Andreas I. sagt:

    Hallo,
    "Der maximale gedankliche Radius bleibt begrenzt auf die Überlegung, unter welcher Macht es dem Volk besser oder schlechter gehen könnte.

    Freiheit beginnt im Kopf. Nur wer sie denken kann, … "

    Wie wäre es dann mit der Demokratiefrage?
    Sicherlich haben die Quandts und Kladens und Maschmeyers immer etwas mehr Macht als ich, aber wenn sie in konkreten Fragen bei der Abstimmung auch nur jeweils eine Stimme hätten und ich auch eine Stimme hätte, dann wäre die Macht schon wesentlich gleichmäßiger verteilt.
    Und ja, die Mehrheit glaubt jeden Quark, den die Medien verbreiten und viele Medien gehören den finanziell Reichen, aber direkt selbst wirksam zu sein (direkt abstimmen zu können) ist eine andere Erfahrung, wo man vorsichtig auf Lerneffekte hoffen darf.

  4. Ewald_Mac sagt:

    Inhaltlich habe ich an dem Artikel nichts auszusetzen, aber die Terminologie erinnert mich irgendwie an das, was ich in den 1970er Jahren von kommunistischen Studenten hörte. "Die Mächtigen und ihre politischen Apparate heucheln stets, die Interessen der „einfachen“ Menschen zu vertreten."

    Tja, so was haben eben andere auch schon geheuchelt. Ob Klassenkampf oder freiheitliche Demokratie, ich glaube nichts mehr aus diesen Propagandarohren.

    • wassenaar sagt:

      Wenn man NICHTS mehr glaubt, also KEINEM mehr vertraut, sollte man sich besser sofort in die Kiste legen, denn mit Leben, mit Auseinandersetzung, hat das nichts zu tun.
      JA – auch in den sozialistischen Ländern ist nichts so gelaufen, wie es sein sollte. Aber nur, wer dazu auch eigene Überlegungen anstellt, Vorgänge analysiert und politische einordnen, kann beteiligt sein an einer Weiterentwicklung der Gesellschaft.
      Wer nichts mehr glaubt, bewegt auch nichts mehr und Stillstand ist Tod !
      Auch zu Zeiten vor 1989, habe ich mir immer erlaubt, in der DDR meine Meinung zu sagen. Ich war so erzogen. Doch auch bei uns gab es viel zu viele Menschen, die zwar mit Dingen unzufrieden waren, aber nur in kleiner Gruppe meckerten und das führt dazu, daß die die offen ihre Meinung vertreten letztlich im Stich gelassen werden.
      So ist das auch heute wieder.

      Gefährlich in dr Politik sind weder die Hitler noch die Goebbels. Gefährlich sind die Millionen, die nur hinter vorgehaltener Hand etwas sagen und den Verbrechern nie in den Arm fallen.

  5. FizzyIzzy sagt:

    Dank an Frau Bonath für das Stellen der Klassenfrage – die Frage, von der wir die ganze Zeit abgelenkt werden sollen!!

    • FizzyIzzy sagt:

      In Deutschland wurde das ja so schön in "gesellschaftliche bzw. soziale Schicht" umbenannt. In England heißt es immer noch"class", auch wenn die traditionelle working class über die Jahrzehnte größtenteils zur "non-working class" gemacht wurde…

  6. Norbert sagt:

    Das von Ihnen inflationär verwendete Wort "Klasse" lässt mich immer noch zusammenzucken. (Ich bin WESTberliner.) Ich denke da an die "Arbeiterklasse" – aber gibt es die noch? Fließband, nur seine eigene Arbeitskraft haben, um zu überleben. Überleben – statt Leben. Keine Möglichkeiten auf Selbstverwirklichung und Aufstieg. Nein, diese Klasse gibt es (zum Glück) nicht mehr. Auch die frühere Arbeiterklasse, die Klasse der abhängig Beschäftigten, wurden in das Konsumieren eingebunden. Sie wurden in Vereine, Verbände integriert – mit Aufstiegschancen! Warren Buffet verwendete den Begriff weiterhin für SEINE Klasse, die der 0,01%, die der Ultrareichen. Nur in seiner Verwendung kann ich bei Ihnen sein, obwohl ich selbständig bin, bin ich Teil dieser Klasse, die abgehängt, entmündigt, fremdgesteuert, manipuliert und versklavt werden soll. Zum Glück lassen wir das nicht zu!

    • Observator sagt:

      "…bin ich Teil dieser Klasse, die abgehängt, entmündigt, fremdgesteuert, manipuliert und versklavt werden soll. Zum Glück lassen wir das nicht zu!"

      Sind Sie schon längst und Sie merken es nicht einmal.
      Sie lassen es nicht zu? Was machen Sie denn dagegen? So wie es aussieht, haben Sie mehr oder minder die Coronazeit überstanden. Was ist mit den zehntausend anderen Selbstständigen, die es nicht geschafft haben und pleite (gegangen) sind? Naja, die haben es wohl zugelassen…

    • Norbert sagt:

      "Observator", Sie kennen mich offensichtlich nicht und trotzdem urteilen Sie über mich? Lassen sie das btte sein.

    • Observator sagt:

      Wäre eher zielführend gewesen auf die paar Fragen eine Antwort zu geben.
      Hier kennt keiner keinen und man kann nur Schlüsse ziehen aus dem was der jeweilige Forist so schreibt.
      Aber das ist auch ziemlich typisch. Man macht irgendwelche Behauptungen und wenn man danach fragt oder etwas tiefer gräbt, dann bekommt man so 'ne flapsige sinnfreie Antwort, weil man sich offensichtlich "angegriffen" fühlt.

    • Zivilist sagt:

      Ich erlaube mir, einen Kollegen aus 'Religionsfreiheit . . . zu zitieren

      Schramm sagt:
      4. April 2023 um 18:58 Uhr
      @ _Box sagt: „Zur Mittelschicht zählt sich genauso der BMW-Facharbeiter, ohne Vermögen, aber relativ gut bezahlt.“

      ▪ Als Facharbeiter und Metalldreher bei Daimler-Benz in den 1980er Jahren im Gespräch mit einem Kollegen und Maschineneinrichter. Er schwärmte von seinem (kleinen) Aktienbesitz beim Konzern.

      Mein pakistanischer Arbeitskollege berichtete euphorisch von der Höhe seiner Jahresprämie. Ich erinnerte ihn daran, dass Daimler einen Staatsauftrag aus Südafrika erhalten hatte. Für die Ausrüstung von Polizei- und Militärfahrzeugen und wir Metallarbeiter daran produktiv beteiligt wären. Zeitgleich wurden Ersatzteile für Panzerfahrzeuge hergestellt. Diese Maschinenteile kamen beiderseits der Front – während des iranisch-irakischen Krieges – zum mörderischen Einsatz. Die deutsche Industriegewerkschaft Metall (IGM) und die internationale Belegschaft der Daimler-Metallarbeiter hatte mit der Kriegsproduktion kein Problem; dafür wurden sie in den 1980er Jahren als Angehörige der Arbeiterklasse vom Konzern der Aktien- und Dividendengesellschaft Daimler-Benz sehr gut bezahlt.

      Noch abschließend: Ein Arbeitskollege und Akkordarbeiter, bei Daimler-Benz in Wechselschicht, berichtete von seinen Pferden auf der Trabrennbahn.

      ►Hier sei auch daran erinnert, wie der mehrfache Vorstandsvorsitzende, Hermann Josef Abs, auf einer Zusammenkunft von Wirtschaftsführern und Bankiers dazu aufforderte: möglichst viele Erwerbstätige zu Aktionären zu machen, um sie an die Wirtschaftsinteressen der Eigentümer psychologisch und materiell zu binden.

      PS: Flankiert wurde dieses Ansinnen für die Stabilisierung des Finanz- und Monopolkapitalismus von H. J. Abs, unter anderem mit der (sozialdemokratischen) ideologisch-demagogischen „Sozialpartnerschaft“ von SPD und DGB; so analog zwischen der eigentumslosen Reinigungskraft und der BMW-Dividenden- und Multi-Milliardärin Johanna Quandt.

    • Observator sagt:

      @Zivilist
      QED!

  7. Kiristal sagt:

    Naja, 'Stockholm-Syndrom' kann man ruhig in der Schublade veralteter Propagandaerzählungen ablegen. Opfer identifizieren sich nicht auf magische Weise unter irgendwelchen Umständen mit Tätern. Diese Erzählung ist nur eine weitere Variante der Täter-Opfer Umkehr. Korrekt ist: eventuell entstehen durch Einwirkung des Täters Schäden in der Psyche der Opfer.

    Oder wie in Stockholm ..die Täter hatten ein Anliegen, dass den Geiseln sympatischer war als der verdrehte Irrsinn des westlichen Imperiums da draussen.

    • Observator sagt:

      "Naja, 'Stockholm-Syndrom' kann man ruhig in der Schublade veralteter Propagandaerzählungen ablegen. Opfer identifizieren sich nicht auf magische Weise unter irgendwelchen Umständen mit Tätern."

      Ach nein?
      Was macht denn Scholz mit all seinen Pfeifen?
      Die Amis "schützen" uns ja. Also da können sie uns auch die Wirtschaft kaputt machen, die eine oder andere Gasversorgung in die Luft jagen, auch das eine oder andere Handy überwachen, und, und, und. Aber das sind doch unsere Partner und Freunde. Na dann…
      Wenn die mal sich entscheiden müssten zwischen dem Risiko Washington bombardieren zu lassen oder Warschau oder Berlin zu "schützen", dann bin ich aber sehr gespannt wofür sie sich wohl entscheiden würden…

    • Kiristal sagt:

      Das ist nicht was Stockholm-Syndrom meinen soll – wie gesagt, das ist ein Propaganda-Begriff.

      Scholz ist erpressbar und hat Privilegien verliehen bekomen. Das ist typische imeriale Strategie. Eine kleine Gruppe von Menschen in dem zu beherrschenden Land wird in eine Machtposition gebracht, die sie ohne Hilfe von aussen nicht halten können. Diese Position wird mit Privilegien verbunden, die diese Gruppe gegen die Restbevölkerung mit allen Mitteln verteidigen wird.

    • Observator sagt:

      @Kiristal
      Das stimmt absolut.
      Was ich meinte bezieht sich auch nicht auf ein "klassisches" Stockholm-Syndrom weil das ist hier auch keine "klassische" Geiselnahme. Aber wir sind schon irgendwie ein von den USA besetztes Land (also mehr oder weniger in Geiselhaft genommen) und der kleine Olaf darf nicht mucken, auch wenn er es wollte. Macht er ja auch nicht… Und findet es super toll, dass wir alles "gemeinsam" entscheiden und machen. "Gemeinsam" – von wegen!

    • Andreas I. sagt:

      Hallo,
      Kinder unter vier Jahren identifizieren sich sozusagen mit ihren Eltern und das auch dann, wenn die Eltern die Kinder so erziehen, dass es den Kindern schadet.
      Wenn das im diesem Kindesalter angelegt wurde und vom späteren Erwachsenen nie reflektiert (bewusst gemacht) wurde, dann ist das abrufbar.

    • Kiristal sagt:

      Naja, Kinder unter 4 wissen noch nicht so genau was ihnen schadet (fassen in Steckdosen, essen Kakka usw). Das liegt am unentwickelten Urteilsvermögen, nicht an der Identifikation.

      Stockholm will meinen jemand mit entwickeltem Urteilsvermögen der in einer Extremsituation anfängt sich tatsächlich mit dem Angreifer zu indentifizieren. Das ist klarer Unsinn.

    • Observator sagt:

      @Andreas I.
      Yep. Deswegen hat auch Erwachsen sein aber auch gar nichts mit dem biologischen Alter zu tun. 😭

    • Andreas I. sagt:

      @ Kiristal Hallo,
      "Naja, Kinder unter 4 wissen noch nicht so genau was ihnen schadet (fassen in Steckdosen, essen Kakka usw). Das liegt am unentwickelten Urteilsvermögen, nicht an der Identifikation."

      Da sprechen Sie von der körperlichen Ebene / Erfahrung.

      "Stockholm will meinen jemand mit entwickeltem Urteilsvermögen der in einer Extremsituation anfängt sich tatsächlich mit dem Angreifer zu indentifizieren. Das ist klarer Unsinn."

      Oder es ist ein Irrtum anzunehmen, nur weil jemand volljährig ist, müsse er ein entwickeltes "erwachsenes" Urteilsvermögen haben.

    • Kiristal sagt:

      Du könntest wenigstens versuchen dem Strang hier zu folgen.

    • Observator sagt:

      @Kiristal
      Hey… Nicht böse werden!
      Verzweigungen in der Debatte sind immer gut.
      Erweitern die Diskussionsbasis und verleihen ihr Farbe.
      Und ganz weit vom Thema entfernt war es auch nicht.

    • Andreas I. sagt:

      @ Kiristal Hallo,
      Dieser Strang hier wurde folgendermaßen eröffnet:

      Kiristal sagt:
      4. April 2023 um 12:28 Uhr
      "Naja, 'Stockholm-Syndrom' kann man ruhig in der Schublade veralteter Propagandaerzählungen ablegen. Opfer identifizieren sich nicht auf magische Weise unter irgendwelchen Umständen mit Tätern. … "

      Und da bin ich, wie gesagt, anderer Meinung.
      Opfer identifizieren sich nicht auf magische Weise unter irgendwelchen Umständen mit Tätern – ich denke Opfer identifizieren sich auf tiefenpsychologische Weise unter ganz bestimmten Umständen (Umstände die Verdrängtes triggern, bei Geiselnahme z.B. die Machtlosigkeit, das Ausgeliefert-Sein), mit Tätern.

  8. Querdenker sagt:

    Endlich mal wieder ein fundierter Artikel hier auf apolut.net. Das ist eine Wohltat nach solchen Elaboraten wie z.B. hier Wolfgang Sachsenröder hinterließ. Danke Frau Bonath!

    • Norbert sagt:

      Querdenker meint vielleicht, WAS Susan Bonath schreibt, nicht WIE sie es schreibt. Wer Analyse als Phrasendrescherei betitelt, ist möglicherweis ein Anhänger FA, die sie zusammenhanglos als AntiFA beorwellt und nur Phrasen drischt.

    • Querdenker sagt:

      @G.Nau: Möchte Ihnen hier ja keine Antwort schuldig bleiben: Ja, das ist mein Ernst. Und mir ging es hier um den Inhalt des Artikels, wie @Norbert schon ganz richtig schrieb. Aber vielleicht, @G.Nau, verwechseln Sie ja nur Binse mit Phrase, könnte das sein ;-)

    • Querdenker sagt:

      "Was soll also der Satz "Freiheit beginnt im Kopf"? Das ist Stuss!"

      @G.Nau: Wenn das Stuss wäre, warum treten Sie dann gerade den Beweis für die Richtigkeit dieser Aussage an ;-)

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