Herzlichen Glückwunsch, lieber Walter!

Kommentar für Walter Herrmann zu seinem 77. Geburtstag.

Von Evelyn Hecht-Galinski.

Vor zwei Jahren, am 26. Januar 2014, als Du 75 Jahre jung wurdest und die Kölner Klagemauer für Frieden, Völkerverständigung und Menschenrecht ihren 23. Geburtstag feierte, schrieb ich Dir, dass es nur wenige Menschen gibt, die ich so bewundere wie Dich. Diese Bewunderung ist noch größer geworden angesichts der vielen Verleumdungen, Anklagen, Überfälle und Prozesse, denen Du in den letzten zwei Jahren ausgesetzt warst. Weder die Räumungen, noch die Überfälle und persönlichen Anfeindungen konnten Dich davon abhalten, weiter zu machen im Kampf für Gerechtigkeit.

Ja, lieber Walter, nicht Du störst den öffentlichen Frieden, sondern Du weist daraufhin, dass der Frieden bis heute in Palästina nicht eingekehrt ist. Die vielen Bilder der ermordeten und verletzten Kinder in Gaza müssen gezeigt werden.

Warum sollen sich Menschen nicht informieren dürfen über die Völkerrechtsverbrechen der „jüdischen Verteidigungsarmee“, während andere „politisch korrekte“ Gräueltaten ständig gezeigt werden? Immer wieder ist versucht worden, Dir den Prozess wegen „Volksverhetzung“ machen zu lassen – jedoch vergeblich! Stattdessen hätten sich die Gerichte mit Deinen gegnerischen Inquisitoren befassen sollen, die Dich und die Klagemauer beständig zu verleumden versuchen.

Als Dich das Amtsgericht Köln, Deine Argumentation missachtend, am 10. April des vergangenen Jahres wegen angeblichen Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz verurteilte, kam es zu Recht zu Tumulten im Saal wegen dieses nicht nachvollziehbaren politisch motivierten Willkür-Urteils gegen Dich! Fünfzehn Fotos von ermordeten Kindern in Gaza sollen nicht mehr gezeigt werden dürfen. Warum?

Weil die Politik Angst davor hat, dass die Klagemauer mit ihren Fotos und Exponaten beim Betrachter Wirkung zeigt und Empathie erzeugt – eines der wichtigsten Momente der Gesellschaft und der Jugenderziehung. Um also Kinder zu schützen, die doch allabendlich zuhause mit Gewaltbildern aus dem Fernseher oder Internet konfrontiert sind, sollen die beanstandeten Fotos der Klagemauer – dem Skandal-Urteil gemäß – ihrem Blick entzogen werden. Genial, wie Du diese Forderung erfüllt hast, indem Du die Fotos mit einer aufklappbaren Abdeckung versehen hast! Wenn Fakten so zensiert werden, ist das einer Demokratie unwürdig! Die Wahrheit lässt sich nicht unterdrücken.

Und nein, lieber Walter, Du bist nicht einseitig, aber Du bist einmalig! Wer setzte sich schon täglich den Widrigkeiten der Jahreszeiten und des Wetters aus, und den Strapazen, um die Klagemauer auf der Kölner Domplatte zu präsentieren. Auch die Suppenküche ist eine Idee von Dir, die bis heute von Dir mitbetreut wird und viele Nachahmer deutschlandweit fand. Immer hast Du Dich eingesetzt für die Schwachen. Gegen die Wohnungsnot hast Du demonstriert, gegen die Abholzung der Platanen, und bei der Stollwerck-Besetzung hast Du mitgeholfen.

Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, dass jeden Tag neu erstritten werden muss. Gegner, die die Wahrheit nicht sehen wollen, halten Dich und die Klagemauer nicht aus. Aber demokratische Bürger halten Dich aus und unterstützen Dich! Deshalb wurde Deine Arbeit zu Recht gewürdigt mit dem Aachener Friedenspreis 1998. Du bist ein Mutbürger, lieber Walter, wie es leider nur wenige gibt, denn Du lässt Dich nicht einschüchtern von ungerechter Staatsgewalt und schmierigen Gegnern.

Viele Menschen haben sich mit Dir solidarisiert. Du hast mehr als 350.000 Unterschriften gesammelt, Deine Klagemauer wird in der Kölner Stadtgeschichte verewigt bleiben – zumal wenn in Erfüllung ginge, dass das Kölnische Stadtmuseum Deinen Nachlass sichert. Freunde wie Anneliese Fikentscher, Andreas Neumann und ich werden Deine Arbeit zumindest virtuell im Internet für die Ewigkeit festhalten.

Für den Vorstand des Vereins Förderkreis Kölner Klagemauer haben Anneliese und ich den für Dich unerträglichen Zustand mit dem Bürgerzentrum Alte Feuerwache e.V. beendet (siehe Anhang). Du wurdest von angeblichen Mitstreitern für Frieden und Gerechtigkeit ausgesperrt und misshandelt, ein nicht nachvollziehbarer Vorgang, der mich auf das tiefste erschüttert hat. Auch diese Vorkommnisse haben mich veranlasst, mich in den Vorstand des Förderkreises wählen zu lassen, damit der Kampf für die Gerechtigkeit weiter geht.

Dein Kampf gegen die schwere Krankheit wird in nächster Zeit Deine ganze Kraft verlangen, so dass die Klagemauer, dieses einzigartige Projekt für Frieden und Gerechtigkeit, gerade auch für Palästina, in neuer Form weiterzuführen sein wird. Das positive Feedback auf meinem Blog und meiner Facebook-Seite zeigt, wie wichtig diese Informationen sind und wie die vielen Unterstützer von Dir und unseren Anliegen darauf reagieren. Du bist nicht allein!

Quellen: http://sicht-vom-hochblauen.de/herzlichen-glueckwunsch-lieber-walter/

 

Danke an die Autorin für das Recht der Zweitverwertung.

Dieser Text erschien zuerst bei Sicht vom Hochblauen.

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