Heiko Flottau gehört zu einer seltner werdenden Spezies in der Branche des Journalismus. Er ist ein klassischer Reporter.
Reporter bereisen die Welt immer auf der Suche nach einer Geschichte, die erst durch die Persönlichkeit des Reporters zu einer Geschichte wird. Im Fokus sollte immer der fremde Mensch stehen, das fremde Land, die fremde Kultur um die es geht.
Um diesem Fremden näher zu kommen, sollte ein klassischer Reporter z.B. das Land aus dem er immer wieder berichtet permanent erforschen. Das geht nicht, wenn man in der jeweiligen Hauptstadt kaum das klimatisierte Hotel verlässt, in dem man untergebracht wurde.
Auch die jeweilige Landessprache sollte man mehr als nur rudimentär beherrschen. Ansonsten bleiben die Geschichten, die man als Reporter aus der Fremde in die Heimat schickt, oberflächlich und hohl. Sie lassen alles vermissen, um was es gehen sollte, nämlich uns, den Menschen zu Hause die Chance zu geben zu erkennen, dass z.B. kriegerische Konflikte im Land X immer komplex sind. Immer von mehreren Seiten betrachtet werden können und sollten.
Heiko Flottau hat die meiste Zeit seines Lebens für die Süddeutsche Zeitung gearbeitet. Als Auslandskorrespondent. Er ist bis heute einer echter Kenner, wenn es um den Ägypten und den gesamten nahen Osten geht. Flottau hat 13 Jahre in Kairo gelebt und kann das Chaos um den IS in der Region erklären wie kaum ein anderer.
Später wurde Heiko Flottau nach Jugoslawien versetzt und konzentrierte sich im Anschluss weitere Jahre auf Osteuropa.
Die Reportagen des Mannes, der heute in Berlin lebt, zeichnete immer aus, das Heiko Flottau stets eine eigene Sicht vertrat und sich nie von der Redaktion oder einem Medientrend unter Druck setzen ließ. Der Mann, der neben seiner Tätigkeit als Reporter auch Fachbücher schrieb, die zu Standardwerken avisierten, ist bis heute das authentische Gegenteil eines embeddeten Journalisten.
Nicht allen Menschen gefiel die klare Sprache Flottaus. Sein nicht um den heißen Brei reden. Den Palästina Konflikt packte der Mann im Gespräch mit KenFM in nur sieben Worte:
Die Ursache für die Gewalt ist die Besetzung!
Heiko Flottau muss man ohne wenn und aber in einem Atemzug mit Peter Scholl-Latour, Peter Arnett und Arnold Hottinger nennen.
Reporter, die ihren Beruf als Berufung verstanden haben. Ohne solche Journalisten haben wir in der Heimat nicht den Hauch einer Chance, uns ein unverzerrtes Bild eines Konfliktes zu machen. Wir werden Opfer von Propaganda.
Das Gespräch mit Heiko Flottau zeigt wie unersetzlich unabhängiger Journalismus ist. Gerade in Zeiten wie diesen.
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