HIStory: 100 Jahre Vertrag von Rapallo

Herzlich willkommen zu einer weiteren Folge von HIStory!

Heute geht es um den Vertrag von Rapallo, der im Jahre 1922 in jenem Badeort in der Nähe von Genua abgeschlossen wurde. Der Vertrag von Rapallo wirbelte die Geopolitik jener Jahre nachhaltig durcheinander. Was die Westmächte mit Zorn zur Kenntnis nehmen mussten. Denn das Deutschland der jungen Weimarer Republik und die junge Sowjetrepublik Russlands gingen ein sehr enges Bündnis ein. Doch zunächst noch einmal zurück in die Gegenwart!

Die Konfrontation zwischen dem Wertewesten und Russland spitzt sich immer weiter zu. Schon lange bevor die russische Armee völkerrechtswidrig die Ukraine überfiel, war der Ton gegenüber Russland immer rauer geworden. In dem ganzen Trommelfeuer der antirussischen Propaganda wurde der Eindruck erweckt, es hätte in der gesamten Geschichte nur immer feindselige Beziehungen zwischen Deutschland und Russland gegeben. Diese Geschichtsvergessenheit ist politisch gewollt. Und uns allen ist der schlimme Waffengang des zweiten Weltkrieges noch mehr oder weniger bewusst. Danach folgte der Kalte Krieg, in dem sich Westdeutschland und Ostdeutschland als Frontstaaten waffenklirrend gegenüber standen. Erst mit der Politik der Entspannung unter Bundeskanzler Willy Brandt kamen andere Töne auf. Es ist Teil unserer kollektiven Erinnerung, dass die Beziehungen zu unserem östlichen Nachbarn immer äußerst delikat gewesen seien.

Das ist allerdings vollkommen falsch. Die meiste Zeit der deutsch-russischen Beziehungen war geprägt von enger Zusammenarbeit und gegenseitigem Austausch. Auch in den Zeiten des Kalten Krieges gab es Phasen der Anbahnung enger Kooperation. Annäherungen gab es zwischen dem damaligen Bundeskanzler Ludwig Erhard und dem sowjetischen Staatschef Nikita Chruschtschow. Auch zwischen Kanzler Helmut Kohl und Michail Gorbatschow deutete sich eine engere Zusammenarbeit an. In beiden Fällen führte der jähe Machtverlust der starken Männer im Osten zum Ende der Entente. Auch zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Wladimir Putin entwickelte sich eine enge Vertrauensbeziehung. Dem Männerbund gesellte sich zeitweilig noch der französische Staatspräsident hinzu. In London und Washington wurden diese Kooperationen skeptisch beäugt. Man raunte dort des Öfteren, der gefährliche „Geist von Rapallo“ schwebe wieder durch Europa.

Vor genau einhundert Jahren wurde nämlich in dem italienischen Badeort Rapallo in der Nähe von Genua am 16. April 1922 der nach dem Badeort benannte Vertrag zwischen dem deutschen Reich und der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik unterzeichnet. In dem Vertrag sicherten sich die beiden Staaten die Meistbegünstigung zu. Soll heißen: sie nahmen von nun an normale Wirtschaftsbeziehungen auf, wie sie zwischen allen anderen Staaten längst gang und gäbe waren. Beide Länder verzichteten auf gegenseitige Reparationsforderungen. Verzichteten also auf Entschädigungen für erlittene Kriegsschäden. Deutschland verzichtete zudem darauf, von den Bolschewisten enteignetes deutsches Eigentum in der Sowjetunion zurückzufordern. Deutschland lieferte Industrieanlagen an Russland. Russland lieferte im Gegenzug das begehrte Öl nach Deutschland. In Deutschland wurden damals 2.000 Tankstellen eröffnet, in denen Benzin aus Aserbeidschan der sowjetischen Vertriebsgesellschaft Azneft ausgeschenkt wurde. Das war für die deutsche Wirtschaft, die noch weitgehend unter dem Boykott durch die Weltgemeinschaft zu leiden hatte, ein ganz entscheidender Schritt nach vorn. Eine absolute Win-Win-Situation ergab sich auch im Militärsektor. Denn Deutschland war es durch den Vertrag von Versailles untersagt, eine eigene Luftwaffe und eigene Panzerverbände zu unterhalten. Jetzt bauten die Junker-Werke ihre Kriegsflugzeuge in dem Moskauer Vorort Fili. Ausprobiert wurden die Junkers-Flieger sodann in Lipezk. Eine ganze Generation deutscher Kampfflieger absolvierte hier ihre Ausbildung. Gemeinsame Giftgaseinheiten unterhielten Deutsche und Russen zudem in Tonka. Während Soldaten der Reichswehr in Deutschland vor den Augen der alliierten Aufpasser mit Papp-Attrappen von Panzern herumkasperten, bauten deutsche Ingenieure und Mechaniker in der Sowjetunion echte Panzer und erprobten sie in Kazan.

Der Vertrag von Rapallo ist im Wesentlichen das Werk des Diplomaten Adolf Georg Otto von Maltzan, der sich der Einfachheit halber einfach als „Ago“ ansprechen ließ <1>. Ago von Maltzan hatte schon zu Kaiserzeiten Karriere gemacht und werkelte nun als Leiter des Russlandreferates im Außenministerium seit Kriegsende an einem deutsch-russischen Kooperationsvertrag. Bei der Finanz und Wirtschaftskonferenz in Genua im April 1922 zeichnete sich ab, dass Großbritannien und Frankreich ebenfalls an einem Wirtschaftsvertrag mit der Sowjetunion arbeiteten. Nachdem diese Länder zunächst versucht hatten, durch eine blutige Militärintervention in der noch nicht sattelfesten Sowjetunion einen Regime Change zu erzwingen, dann aber mit diesem Versuch kläglich gescheitert waren, akzeptierten sie jetzt die Bolschewisten als neuen „Ordnungsfaktor“ in der Region und versuchten für sich das beste dabei herauszuholen.

Zugleich jedoch ließen die Sowjets über diskrete Kanäle die deutsche Regierung wissen, dass sie sich einen solchen Kooperationsvertrag wie mit den Westmächten alternativ auch mit Deutschland vorstellen konnten. Bei der deutschen Delegation rief das hektische Betriebsamkeit hervor. Es war der 15. April 1922. Für den nächsten Tag musste man aufpassen, dass man vor der amerikanisch-britisch-französischen Delegation mit den Sowjets einen Vertrag abschloss. In die Geschichte eingegangen ist die so genannte „Pyjamakonferenz“. Noch in der Nacht hatte Ago von Maltzan den Vertragsentwurf erarbeitet und scheuchte die deutschen Delegationsteilnehmer aus ihren Betten. Im Pyjama saßen die Delegierten auf den Bettkanten und arbeiteten Paragraf für Paragraf den Vertrag gemeinsam durch. Wobei der verantwortliche Außenminister Walther Rathenau sich noch schwer tat. Er stand dem ganzen Vorhaben eher skeptisch gegenüber. Schließlich aber stimmte auch Rathenau zu, und der Vertragsentwurf wurde angenommen.

Am nächsten Tag trafen sich die deutsche und die sowjetische Delegation – zwei Stunden vor dem zum Vertragsabschluss anberaumten Zeitpunkt, der für die Westalliierten vorgesehen war. Auf deutscher Seite sehen wir an exponierter Stelle: Reichskanzler Joseph Wirth, Außenminister Walther Rathenau, Staatssekretär Ago von Maltzan mit ihrer Entourage. Auf sowjetischer Seite: Leonid Borissowitsch Krassin, seines Zeichens Volkskommissar für Handel und Industrie; Georgij Wassilijewitsch Tschitscherin, Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten, sowie als Berater Adolf Abramowitsch Joffe. In überaus herzlicher Atmosphäre schritt man sodann zur Vertragsunterzeichnung. Zwei Stunden später erschien die Delegation der Westalliierten. Ihre Wut war grenzenlos als sie erfuhren, dass sie in letzter Sekunde doch noch ausgespannt wurden.

Aus deutscher Perspektive war der Vertrag von Rapallo die letzte Chance, den strangulierenden Auswirkungen des Vertrages von Versailles zu entkommen. Denn durch den Vertrag von Versailles wurden die deutschen Bürger und ihr Staat nicht nur massiv enteignet und in eine vollkommen kontraproduktive Schuldknechtschaft gedrückt, was kein Geringerer als der Ökonom John Maynard Keynes in seinem viel beachteten Buch <2> scharf verurteilt hat. Deutschland als Ganzes wurde mit der Alleinschuld am Ausbruch des Krieges beladen und durch diplomatische Isolierung geächtet. Auch der Sowjetstaat Russland wurde geächtet wegen seiner Gegnerschaft zur kapitalistischen Wirtschaftsordnung und wegen der Enteignung ausländischer Vermögenswerte. Es lag also nahe, dass Strategen beider Paria-Staaten intensiv über eine deutsch-russische Zusammenarbeit nachdachten. Dabei handelten beide Seiten zudem absolut pragmatisch. Gerade im deutschen rechten politischen Spektrum sah man in der Zusammenarbeit mit den Bolschewisten eine reale Chance, außerhalb des Versailles-Regimes ein deutsches Comeback zu starten. Die Befürworter eines Zusammengehens Deutschlands mit den Westmächten fanden sich eher bei den Liberalen und Sozialdemokraten, während die Kommunisten naturgemäß für die Sowjets votierten.

Trotzdem schlug der Abschluss des Vertrages von Rapallo am 16. April 1922 zwischen Deutschland und der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik auf der internationalen diplomatischen Bühne ein wie eine Bombe. Die Wut war bei Franzosen und Briten gewaltig. Denn eigentlich wollten sie selber mit den Sowjets, die sich auf dem Territorium des ehemaligen Zarenreiches als „Ordnungsfaktor“ durchsetzen konnten, Verträge abschließen. Die gewaltigen Rohstoffe des Riesenreiches lassen denn doch alle Vorbehalte gegen den kommunistischen Klassenfeind überwindbar erscheinen.

Nun hatten der deutsche Außenminister Rathenau und sein Staatssekretär Ago von Maltzan den Vertrag am Ostersonntag 1922 mit ihrem sowjetischen Gegenüber Georgi Tschitscherin unterzeichnet – und das kurz bevor die Franzosen und Engländer einen solchen Vertrag unterzeichnen konnten.

Der Vertrag von Rapallo wurde in Deutschland mehrheitlich positiv aufgenommen. Besonders die deutschen Unternehmer drängten Rathenau zur Unterzeichnung, da die Märkte im Westen für sie weitgehend verschlossen waren. Zudem ging man davon aus, dass Lenin mit der Verkündung der Neuen Ökonomischen Politik energisch in Richtung liberale Marktwirtschaft zurückrudern würde – was sich in dieser Form aber nicht verwirklichen sollte, wie man heute weiß. Es gab nur einen Politiker, der gegen den Vertrag von Rapallo schäumte: ein gewisser Adolf Hitler aus Bayern.

Nun war also der Fall eingetreten, den der englische Geopolitiker Halford Mackinder in einem Vortrag in London im Jahre 1904 als den für die Engländer schlimmsten Fall beschrieb: eine Binnenlandmacht hatte sich erneut mit einer Küstenrandmacht zusammengetan. Die Deutschen hatten ihre Isolation durchbrochen und ließen mit ihrem aus englischer Sicht frevelhaften Verrat erkennen, dass sie in der Lage waren, in den eurasischen Raum hinein womöglich eine Gegenmacht gegen die westliche Ordnung aufzubauen. Tatsächlich hatten einflussreiche Kreise aus Militär und Wirtschaft bereits kurz nach Kriegsende über eine Partnerschaft mit den Sowjets recht laut nachgedacht. In einer Denkschrift vom 17. Februar 1920 hatten unter anderem Walther Rathenau, der den Elektrokonzern AEG von seinem Vater geerbt hatte, sowie sein Vorstandsvorsitzender Felix Deutsch, eine Denkschrift veröffentlicht. In dem Papier wird hingewiesen auf den Überschuss an Fachkräften in Deutschland, die sich mit einem Überschuss an Rohstoffen in Russland vorzüglich verbinden ließen. Auf die „in nicht sehr ferner Zukunft reifenden Früchte und nicht auf unmittelbar sofort greifbare Vorteile kommt es in erster Linie an, wenn man ein Urteil über das deutsche Interesse am Zusammengehen mit Sowjetrussland gewinnen will.“ <3> Und Generaloberst Hans von Seeckt, 1920 gerade aufgestiegen zum Chef der Heeresleitung der Reichswehr, ließ im selben Jahr in zwei Denkschriften keinen Zweifel an seiner Sicht der Dinge: „Nur im festen Anschluß an Groß-Russland hat Deutschland die Aussicht auf Wiedergewinnung seiner Weltmachtstellung … England und Frankreich fürchten den Zusammenschluß der beiden Landmächte und suchen ihn mit allen Mitteln zu hindern – also ist er von uns mit allen Kräften anzustreben.“ <4> Weiterhin im zweiten Papier: „Und wenn Deutschland sich auf Rußlands Seite stellt, so ist es selbst unbesieglich, denn andere Mächte werden dann immer Rücksicht auf Deutschland nehmen müssen, weil sie Rußland nicht unbeachtet lassen können.“ <5>

Doch Rathenau war es nicht mehr vergönnt, die weitere Entwicklung mitgestalten zu können. Genau wie Olof Palme lehnte er Personenschutz ab. So wurde er am 24. Juni 1922, also gerade mal zwei Monate nachdem er seine Unterschrift unter den Rapallo-Vertrag gesetzt hatte, von zwei gedungenen Auftragskillern in seinem offenen Cabriolet auf dem Weg zum Arbeitsplatz im Außenministerium erschossen. Die Empörung in Deutschland über diesen feigen Mord war gigantisch. Hunderttausende folgten seinem Sarg in einer beeindruckenden Großdemonstration für die Demokratie. Bürgerkriegsartige Unruhen waren die Folge. Rathenaus Mörder gehörten der Organisation Consul an. Eine Abspaltung von der Brigade Erhardt, der wiederum größere Abteilungen der Eisernen Division angehörten, die wiederum aus den Baltikumern – deutsche Söldner in Litauen, Estland und Lettland – hervorgegangen waren …

Die deutsch-russische Zusammenarbeit erreichte nie die von Rathenau und Seeckt anvisierte Dimension. Dennoch wurde die deutsche Luftwaffe und Panzerarmee weiterhin in der Sowjetunion entwickelt – bis 1933 die Nazis mit einem Federstrich diese Zusammenarbeit beendeten.

Heute ist der Vertrag von Rapallo vom 16. April 1922 aus dem kollektiven Gedächtnis weitgehend verdrängt. Er passt einfach nicht in die transatlantische Agenda.

Wir lernen aus der Vergangenheit, wie wir die Zukunft besser machen.

Quellen und Anmerkungen:

<1> Niels Joeres: Der Architekt von Rapallo – Der deutsche Diplomat Ago von Maltzan im Kaiserreich und in der frühen Weimarer Republik. Heidelberg 2005

<2> John Maynard Keynes: The Economic Consequences of the Peace. London 1919.

<3> zitiert nach Horst Günther Linke: Deutsch-sowjetische Beziehungen bis Rapallo. Köln 1972. S.94.

<4> ders. S.153

<5> ders. S.156

Für diesen Artikel wurden Textpassagen eingearbeitet aus dem Buch:

Hermann Ploppa: Der Griff nach Eurasien – Die Hintergründe des ewigen Krieges gegen Russland. Marburg 2019.

Bildquellen:

https://commons.wikimedia.org

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Kommentare (28)

28 Kommentare zu: “HIStory: 100 Jahre Vertrag von Rapallo

  1. Aesop sagt:

    Koennen Sie bitte einen aehnlich guten Beitrag ueber den Hitler-Stalin-Packt machen, der zumindest hier im Baltikum in einen Topf mit dem Rapallo-Vertrag geworfen wird.

    • Aesop sagt:

      Sorry, der Guide hatte sch wohl nur versprochen, am nächsten Tag hieß es nämlich Ribbentrop-Vertrag. Wäre trotzdem schön darüber mal ein HIStory zu hören.

  2. Die russische Intervention ist im Gegensatz zu den Kriegen, die die USA überfallartig ausgeführt haben, nicht völkerrechtswidrig. Russland hatte die Volksrepubliken Donezk und Lugansk anerkannt, die sich mit der vom Völkerrecht zulässigen vom Volk beschlossenen Sezession von der Ukraine für selbstständig erklärt hatten. Russland wurde um Hilfe ersucht, um den von dem faschistischen US-gesteuerten ukrainischen Regime ausgeführten Genozid an russischsprachigen/stämmigen Menschen zu beenden. Der Krieg in der Ukraine begann bereits 2014. Inszeniert, gesteuert und finanziert durch die CIA. Das sind alles bekannte Fakten.
    Deshalb bitte ich Euch hier auf Apolut als unabhängiges und freies Medium, solche Aussagen, dass Russland völkerrechtswidrig handelt, zu unterlassen. Die völkerrechtswidrigen Verbrechen des "Wertewesten" sind dagegen bisher ungesühnt und müssen in den Vordergrund geschoben werden.

  3. triple-delta sagt:

    Die Formulierung "völkerrechtswidriger Angriffskrieg" ist im Westen wohl so etwas wie das Vaterunser, ohne dass es sich niemand traut, eine Diskussion zu beginnen.

    • _Box sagt:

      Dazu möchte ich auf ein kurzes Zwigespräch verweisen:

      »Dass wir das Völkerrecht wirklich hochhalten, bezweifle ich«
      21. September 2022 Daniela Dahn & Rainer Mausfeld

      Über die »Zeitenwende« seit Beginn des Ukraine-Krieges: Darüber haben sich neuerlich die Journalistin und Schriftstellerin Daniela Dahn und der Professor für Allgemeine Psychologie Rainer Mausfeld unterhalten. Ein Gesprächsauszug.
      (…)
      Rainer Mausfeld: Dass »wir« das Völkerrecht wirklich hochhalten, bezweifle ich. Denn die gesamte Nachkriegsgeschichte zeigt, dass dieses »schlimmste Verbrechen« ohne allzu große Empörung der Öffentlichkeit wieder und wieder begangen werden konnte, solange es nur von den »Richtigen« begangen wurde. Klar ist aber: Jede Form der Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, sei es militärische oder wirtschaftliche, ist von allen, denen elementare moralische Kategorien nicht abhandengekommen sind, ohne Wenn und Aber entschieden zu verurteilen. Hier gibt es nicht den geringsten Spielraum für eine moralische Billigung. Es beinhaltet aber keinerlei Billigung, rational nachvollziehen zu wollen, wie es zu einer militärischen Form der Auseinandersetzung gekommen ist. Nur wenn wir dies besser verstehen, haben wir für zukünftige Situationen eine Chance, andere Wege der Konfliktlösung zu finden.

      https://overton-magazin.de/buchempfehlungen/dass-wir-das-voelkerrecht-wirklich-hochhalten-bezweifle-ich/

      Mit ebenfalls lesenswerten Kommentierungen.

    • Dem stimme ich vorbehaltlos zu!

  4. Poseidon sagt:

    Die USA werden Deutschland hemmungslos aus der wirtschaftlichen Balance bumsen,
    https://youtu.be/88qN_6XF1TY
    so dass sich die Polaritaet schlagartig Richtung Russland ausrichten muss.

    Das ist zwangslaeufig auch wenn die "Dosenkoepfe" diesen Effekt nicht auf ihrem Zeiger haben.
    Denn dieser stoesst notgeil nach absoluter Macht statt nach harmonischen Ausgleich.
    Wenn man so will doof gegen den Wind gebrunst.

    Wenn es ganz dumm laeuft ,dann "shiftet" auch noch die Erde wie der nachfolgende Beitrag anschaulich belegt.
    https://youtu.be/1VPfZ_XzisU
    Don't fuck around with mother Russia !

    • Alex C sagt:

      Sag ich ja, einfach entspannt zurücklehnen.
      Die physikalischen Eigenschaften kann man sowieso nicht ändern

      Dank EU sind wir nun viele Stöcke, die lassen sich bekanntlich nicht so leicht brechen wie 1 Stock

      Wird Zeit für das Weltbündel, 1 World ..1 Family!

    • _Box sagt:

      Das sind heute, wie früher, genau die Art Plattitüden die die Schäflein im Gehege halten sollen:

      File:Ein Volk, ein Reich, ein Führer.jpg
      https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ein_Volk,_ein_Reich,_ein_F%C3%BChrer.jpg

      Dazu passt übrigens auch ihr Rutenbündel.

      Und wie bereits erwähnt, äußerte sich der Herr Sonneborn sehr trefflich zum Zustand der EU:

      "Zur EU fällt mir nichts (mehr) ein…" – 60 Sekunden zur Lage der Union
      14.09.2022
      https://www.youtube.com/watch?v=n5W8DBCCRc0

    • Poseidon sagt:

      Was mir zur EU sicher noch einfaellt ist ,dass sich das Fluechtlingsproblem jetzt selbst regelt .
      Wer jetzt noch in Deutschland bleibt hat dort wirklich Wurzel und kann mit dem "dark Winter" locker,flockig umgehen.

      "Mitten im Winter begriff ich ,dass in mir ein unbesiegbarer Sommer wohnt"(-Albert Camus)

      Wer liebt dem wachsen Fluegel wie Gunnar Kaiser und fliegt auch mal gerne aus dem Gehege.
      https://youtu.be/j3TkNEBw2xk
      Wer Angst hat steht am Abgrund und ist morgen vielleicht schon ein Schritt weiter.
      Do what you love and love what you do!
      Gesunde Menschen brauchen keine Ego-Maske.
      Wir sind unser Ego ,aber unser Ego sind nicht wir.
      Love is the key and the shit will go!
      https://youtu.be/mHzfhU8t5i8

    • _Box sagt:

      Und natürlich ist Gunnar Kaiser "unbedingt" vertrauenswürdig, einer der niemals bewußt fehletikettieren und dem "freien" Unternehmertum huldigen und eine Marktapologie absondern würde:

      Der König will den Great Reset
      13.09.2022
      https://www.youtube.com/watch?v=NDgH66gMyn8&t=445s

      Ebensowenig würde er niemals jemanden bewußt falsch zitieren, dekontextualisieren und diffamieren, der sich redlich um Aufklärung bemüht:

      Rainer Mausfeld und das Geschäft mit der Angst
      06.03.2020
      https://www.youtube.com/watch?v=DQyji51tjEc

      Jetzte ist es nicht mehr Schwabs Idee, jetzt darf der Prinz of Wales schuldig sein und der Stakeholderkapitalismus ist eine Form des Sozialismus. Ich fand schon immer daß Bullshitting eine faszinierende Sache ist, denn dabei kann man tatsächlich den größten zusammenhanglosen Unsinn von sich geben.

      Schwab ist Sekretär und Netzwerker, der Prinz, da gibt es weitaus größere Nummern und ebenso besser vernetzte:

      Die Ursprünge des Great Reset liegen in den USA in den 1950er Jahren
      28. Juli 2022von Dr. Peter F. Mayer7,7 Minuten Lesezeit
      Kürzlich habe ich ein Meme gesehen „Ohne WEF kein Great Reset“. Das ist falsch, die Idee, das Konzept und die Durchführung des Great Reset stammen nicht vom WEF und auch nicht aus europäischen Quellen. Es ist auf die USA und die dort die Politik bestimmende Finanzkapitalisten zurückzuführen. Das WEF ist nur ein Aushängeschild, das von den eigentlichen Machthabern wie Rockefeller Stiftung, Ford Stiftung, den Vermögensverwaltern wie BlackRock oder Vanuard und den anderen Organisationen der diversen westlichen Oligarchen ablenken soll.

      https://tkp.at/2022/07/28/die-urspruenge-des-great-reset-liegen-in-den-usa-in-den-1950er-jahren/

      Das WEF ist allerdings keine Ablenkung, sondern eben ein weiteres Netzwerk, ein Organisationsgeflecht schwerreicher Menschen. Auch dabei ist zu berücksichtigen daß Personalisierungen stets dazu führen die eigentlichen systemischen Ursachen außer acht zu lassen:

      Personalisierungen erzeugen stets eine Art Affektverschiebung auf Ablenkziele und sind genau aus diesem Grund ein bewährtes Mittel zur Spaltung und Zersetzung von emanzipatorischen Bewegungen.

      Aus:
      Die neue Arche
      Im Interview mit Rubikon-Herausgeber Jens Wernicke klärt Elitenkritiker Rainer Mausfeld über aktuelle Massenmanipulationen rund um die Themen globale Erwärmung und Umweltzerstörung auf.
      von Rainer Mausfeld, Jens Wernicke
      https://www.rubikon.news/artikel/die-neue-arche

      "Sozialismus" sicher das:

      Mapped: The World’s Billionaire Population, by Country
      on September 15, 2022
      By Avery Koop
      https://www.visualcapitalist.com/mapped-the-worlds-billionaire-population-by-country/

  5. Soweit ich weiß, haben die Donbass-Republiken um Hilfe gebeten. Das ist nicht völkerrechtswidrig.

    • Querdenker sagt:

      @checkpointcharlie: Ja, geanau so ist es. Wer sich für die Chronologie der Ereignisse kurz vor der Intervention der russischen Armee im Donbas interessiert, kann sich auch gern dazu mal Putins Rede anhören (Deutsch):
      https://www.youtube.com/watch?v=7MoQlerzYIQ&ab_channel=RussischeWeltTV

      Was mich besonders bei Herrn Ploppa stört ist, dass er seine Sicht "russische Armee völkerrechtswidrig die Ukraine überfiel", als Fakt darstellt und in keinster Weise sich gemüßigt fühlt, zu erleutern, wie er zu dieser Einschätzung kommt. Dann könnte man ja zu einer sachlichen Diskussion kommen. So ist diese Behauptung aber nichts anderes als Propaganda oder einfach nur ein "naplappern" westlicher Interpretation, wie es schon @B-frank andeutete.

  6. Querdenker sagt:

    "Nachdem die Natoimperialisten den Gorbatschow ueber den Tisch gezogen haben, und Jelzin auf seinen Posten bugsiert wurde …"

    @hog1951: Kann Ihnen da nur zustimmen. Dass die Misere bereits mit dem Zerfall der UdSSR begann, habe ich ja in meinem vorhergenden Post schon versucht anzudeuten.

    Man kann die ganzen Vorgänge durchaus mit dem Völkerrecht versuchen zu bewerten. Nur sollte man sich dann auch an dieses halten und nicht nur Cherry Picking betreiben. Allerdings ist das Völkerrecht leider schon seit längerer Zeit zu einem Popanz verkommen. Wenn die USA mal wieder ein zwei Länder überfallen, fragt eigentlich niemand nach dem Völkerrecht. Und bei Russland sucht man sich die Teile vom Völkerrecht raus, die einem gerade passen. Das ist, gelinde gesagt, schon etwas albern.

    Noch eine Anmerkung zu Ihrer Feststellung: "Leider war Ru entweder mil. nicht in der Lage, oder zu gutmuetig, um hier Einhalt zu gebieten."
    Ja, das sehe ich auch so. Man muss ja bedenken, dass Putin erst 2000 Präsident wurde, vorher, unter Jelzin hatten wir dort "Wild Ost" Verhältnisse. Und wahrscheinlich war Russland 2014 auch noch wirtschaftlich zu schwach/abhängig um dem Treiben in der Ukraine einen Regiel vorzuschieben. Ganz im Gegensatz zu 2021 in Kasachstan, wo dem versuchten Putsch innerhalb von 10 Tagen durch die OVKS-Truppen Einhalt geboten werden konnte.

    • _Box sagt:

      Möglicherweise ist die Sichtweise St. Putin auch ein klein wenig zu blauäugig. Am zuletzt genannten Bsp. Kasachstan, von Marco Wenzel, auch mit Hinweisen zu den Beiträgen von Ulrich Heyden:

      Kasachstan – Der fehlende Part: Die Stimme der Arbeiter
      Marco Wenzel
      18. Januar 2022 um 9:10 Ein Artikel von Marco Wenzel

      Die Unruhen in Kasachstan waren auf den NachDenkSeiten bereits mehrfach das Thema. Zweimal schilderte unser Autor Ulrich Heyden (hier und hier) die Vorgänge und klärte über die Hintergründe auf und Irmtraud Gutschke analysierte die aktuelle Lage im Hinblick auf die jüngeren geschichtlichen Entwicklungen. Für den NachDenkSeiten-Mitarbeiter Marco Wenzel fehlt dabei noch ein Baustein – die Perspektive der kasachischen Arbeiter. In seinem Beitrag für die NachDenkSeiten greift Wenzel diesen „fehlenden Part“ auf, der als Ergänzung zu den Aktivitäten der westlichen Dienste und NGOs sicher hilfreich ist, um das gesamte Bild zu verstehen.

      Als am 5. Januar in Kasachstan gewalttätige Unruhen losbrachen, rätselte die ganze Welt darüber, wie es soweit kommen konnte. Erst am 2. Januar hatte die Regierung bekanntgegeben, die Subventionen auf Benzin und Gas aufzuheben und die Preisfindung dem „Markt“ zu überlassen. Das war der letzte Tropfen, der ein Fass zum Überlaufen brachte. Die Arbeiter in Schangaösen traten zuerst in den Streik. Präsident Tokajew versuchte, die aufgebrachte Bevölkerung zu beruhigen.
      (…)
      Was ist schiefgelaufen in Kasachstan?

      Zusammenfassend könnte man diese Frage in etwa so beantworten: Für die Werktätigen und ihre Familien so ziemlich alles. Für die Oligarchen, die sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Unabhängigkeit der früheren Sowjetrepublik Kasachstan Ende 1991 die Reichtümer des Landes unter den Nagel gerissen hatten, waren die letzten 30 Jahre dagegen eine Goldgräberzeit.

      Kasachstan ist reich an Bodenschätzen. Am Kaspischen Meer gibt es große Vorkommen an Erdöl und Erdgas, in Mittelkasachstan gibt es große Steinkohlevorkommen, im Norden Eisenerz und Gold. Weiter Chrom, Vanadium, Wismut, Kupfer, Cobalt, Zink, Molybdän und Uran, schlichtweg alles. Die Regierung besteht fast ausschließlich aus ehemaligen Mitgliedern der KPdSU, unter Präsident Nursultan Nasarbajew „erbten“ sie all diese Reichtümer. Und sie tat das, was bereits Trunkenbold Jelzin in Russland getan hatte: Sie verscherbelten die Bodenschätze, als wäre es ihr Eigentum und nicht das Eigentum der Nation. Entweder über Konzessionen zum Abbau oder über Joint-Ventures an ausländische Firmen und Investoren. Und sie kassierten dafür Schmiergelder und/oder bekamen fürstlich bezahlte Posten entweder im Aufsichtsrat oder als „Berater“ der Unternehmen. Im Prinzip ist die kasachische Regierung dasselbe wie die Kompradorenbourgeoisie in Lateinamerika, die die Reichtümer des Landes billig an ausländische Kapitalisten verscherbelt und sich damit auf Kosten der einheimischen Bevölkerung bereichert.
      (…)
      In den dreißig Jahren ihrer Herrschaft baute die Oligarchie Straßen und Prunkgebäude und verlegte die Hauptstadt nach Nursultan (früher Astana). Von den Erlösen aus Öl und Gas und anderen Bodenschätzen profitierte nur eine schmale Elite, das gemeine Volk bekam davon nichts. Kasachstan ist zwar die größte Wirtschaft und das reichste Land in Zentralasien, das BIP pro Kopf und Jahr beträgt 27.000 USD. Die Arbeiter aber müssen mit einem Monatsgehalt zwischen 500 und 1000 USD ihre Familie versorgen, der Mindestlohn liegt gar bei nur 97 USD. (1)

      Aber nicht nur westliche, auch chinesische und russische Firmen sind in Kasachstan tätig und auch sie schmieren das System Nasarbajew. So sind vor allem in der Öl- und Gasförderung auch chinesische Unternehmen tätig. Eine Ölpipeline führt vom Kaspischen Meer direkt nach Xinjiang in China und wird von der chinesischen CNPC gemeinsam mit der kasachischen Firma KazMunayGas betrieben. Eine Gaspipeline führt von Turkmenistan über Kasachstan ebenfalls nach Xinjiang, an der wiederum die chinesische CNPC Anteilseigner ist. Und dann ist da noch der russische Weltraumbahnhof Baikonur, den Russland noch bis 2050 gepachtet hat und dafür jährlich etwa 100 Millionen € bezahlt. Für das Uran sind Russland und Frankreich die Hauptkunden, die das Uran für ihre Kernkraftwerke und weiß der Teufel für was sonst noch dringend benötigen.

      Der listige Nasarbajew hat seit jeher gewusst, die Interessenten der verschiedenen Länder an Kasachstans Bodenschätzen gegeneinander auszuspielen. Das nennt man im allgemeinen Sprachgebrauch, er habe einen Balanceakt zu vollziehen gewusst, indem er gute Beziehungen zu China, Russland, den USA und Europa unterhält. Konkurrenz belebt halt das Geschäft und sie ist immer dann besonders einträglich, wenn es die Kunden sind, die miteinander konkurrieren, um kaufen zu dürfen. Der „Balanceakt“ ging vornehmlich auf Kosten Russlands. Waren noch 1991 etwa 38% der Einwohner Kasachstans Russen, so sind es inzwischen nur noch die Hälfte davon. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Nasarbajew eine eher antirussische Politik betrieben hat und die ansässigen ethnischen Russen unterdrückte und vertrieb, so dass sie desillusioniert nach Russland zurückkehrten.
      (…)
      Der Aufstand

      Die Unruhen begannen am Sonntag, 2. Januar. Ausgangspunkt der Proteste war die Industriestadt Schangaösen im Westen des Landes, nachdem die Regierung die Subventionen für Flüssiggas gestrichen hatte, das fast alle Kasachen tanken. Angeblich sollten damit ausländische Investitionen angelockt werden. Von Schangaösen aus breiteten sich die Proteste schnell auf das ganze Land aus. An den Demonstrationen, die von den Arbeitern auf den Ölfeldern ausgegangen waren, beteiligten sich fast alle Schichten der Bevölkerung.

      Der Unmut richtet sich gegen die 30 Jahre anhaltende Diktatur im Land und stellt die Herrschaft von Präsident Tokajew und Ex-Präsident Nasarbajew infrage, der als Vorsitzender des Sicherheitsrates immer noch die Strippen im Hintergrund zieht und als „Führer des Volkes“ lebenslange Immunität vor Strafverfolgung genießt. (2) Die am meisten gerufene Parole war, „Alter Mann, hau ab!“, womit der 81-jährige Nursultan Nasarbajew gemeint ist. Die Bewegung ist Ausdruck der Wut der Bevölkerung über die Missstände in der Gesellschaft, die sich in den letzten drei Jahrzehnten seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion angestaut hat. Sie richtet sich gegen miserable Arbeitsbedingungen, schlechte Bezahlung und hohe Preise. Und sie richtet sich gegen Korruption, Vetternwirtschaft und obszöne Bereicherung der Elite, die eng mit dem Staatsapparat und der Regierung verwoben ist.

      Die Oligarchie eint die Angst davor, dass die Proteste sich zu einer breiten Arbeiterbewegung entwickeln und ihre Herrschaft über das Land beenden. Die ausländischen Regierungen, inklusive der russischen und der chinesischen, sprechen lieber von einer Gefahr der „Instabilität“, womit sie meinen, dass ihre Geschäfte mit der Oligarchie gestört werden könnten, die für beide Seiten doch sehr einträglich ist.
      (…)
      Farbrevolution und Palastrevolution

      Nicht nur die kasachische Regierung, auch Russland und China verorteten die Ursache der Protestbewegung hinter nicht näher bezeichneten „ausländischen Kräften“, die mit Hilfe einer „farbigen Revolution“ die Regierung stürzen und das Land dem Westen zuführen wollten. Ross und Reiter wurden nicht näher benannt. Tokajew machte „Terroristenbanden“, die im Ausland ausgebildet worden seien, für die Zusammenstöße verantwortlich. Der Kreml-Sprecher stellte sich am Mittwoch, 5. Januar, hinter die Maßnahmen der kasachischen Regierung zur Unterdrückung der Proteste. „Wir betrachten die jüngsten Ereignisse in einem befreundeten Land als einen von außen inspirierten Versuch, die Sicherheit und Integrität des Staates auf gewaltsame Weise durch den Einsatz ausgebildeter und organisierter bewaffneter Formation zu untergraben“, ließ der Kreml verlauten. Der belarussische Präsident Lukaschenko rief die Demonstranten in Kasachstan gar auf, „auf die Knie zu gehen und sich beim Militär zu entschuldigen“.
      (…)
      Die Ereignisse in Kasachstan weisen durch ihre Radikalität und ihren Ausbruch zeitgleich im ganzen Land zweifellos Ähnlichkeiten mit der “orangenen Revolution” in der Ukraine auf. Ziel ist zweifellos auch in Kasachstan der Sturz der Regierung, nur ist noch nicht klar, zu wessen Gunsten. Wenn es den USA gelänge, die Regierung in Nursultan zu stürzen und durch ein pro-amerikanisches Regime zu ersetzen, ein Regime, das Russland und China feindlich gesinnt ist, dann wäre die Nato ihrem Ziel der Einkreisung Russlands ein gutes Stück nähergekommen und Russland würde buchstäblich mit dem Rücken zur Wand stehen. Und auch Chinas Projekt der Neuen Seidenstraße, das den USA ein Dorn im Auge ist, würde dann einen herben Rückschlag erleiden, wenn es gelänge, Kasachstan aus dem Verbund zu lösen und die Verbindungswege durch das Land zu unterbrechen. Da Kasachstan an China grenzt, könnte die Nato direkt vor Chinas Haustür stehen.

      Inwieweit die Unruhen tatsächlich aus dem Ausland gesteuert wurden, wie Präsident Tokajew behauptet, ist nicht geklärt. Die Behauptung des im französischen Exil lebenden kasachischen Oligarchen Muchtar Abljasow, er stehe hinter den Unruhen, ist jedoch nicht glaubhaft. Es ist auch nach Ansicht des Autors dieser Zeilen abenteuerlich zu glauben, dass die USA die Möglichkeit hätten, quasi von heute auf morgen einen strategischen Fehler der Regierung, wie die Anhebung der Gaspreise, in dem Maße auszunutzen, dass sie über Facebook und ähnliche Netzwerke einen koordinierten Generalaufstand im ganzen Land inszenieren könnten. Es ist aber klar, dass die USA sich ins Fäustchen lachen und jede Gelegenheit nutzen werden, weiter Öl ins Feuer zu gießen, um die Situation auszunutzen. Die Nato wird sich keine Chance entgehen lassen, wenn es darum geht, Russland oder China Schaden zuzufügen.

      Dass der Einmarsch des Militärbündnisses OVKS binnen Stunden zustande kam, lässt aufhorchen und legt den Verdacht nahe, dass dafür bereits Vorbereitungen im Vorfeld gelaufen sind. Ein Hilferuf von Tokajew, eine Videokonferenz der Mitgliedsstaaten und die Landung der Truppen zur Aufstandsbekämpfung in Kasachstan, alles innerhalb von 24 Stunden, das kann kaum unvorbereitet und muss bereits vorher abgesprochen gewesen sein. Es lässt vermuten, dass ein Teil der Oligarchie, denn eine andere nennenswerte Opposition gibt es im Hochsicherheitsstaat Kasachstan nicht, sich unter Führung von Tokajew und nach Absprache wenigstens mit Russland entschlossen hat, Nasarbajew zu entmachten und selber die Führung zu übernehmen. Die Verhaftung des Sicherheitschefs Massimow, der von Nasarbajew persönlich eingesetzt worden war, sowie das Verschwinden von Nasarbajew aus der Öffentlichkeit nach dem Einmarsch lassen auf eine „Palastrevolution“ schließen. Immerhin war Nasarbajew bisher der bedeutendste Mann im Land, um ihn wurde ein stalinistischer Personenkult geführt, Denkmäler vom „Führer des Volkes“ verunstalten das ganze Land, die neue Hauptstadt des Landes wurde nach ihm benannt.

      https://www.nachdenkseiten.de/?p=79872

  7. B-frank sagt:

    Werter Herr Ploppa,
    heftiges Bedauern hier, keine Vorlesungen bei Ihnen gehabt zu haben. Abgesehen vom potentiell eminent praktischen Nutzen Ihrer geschichtlichen Tiefbohrungen bin ich ganz und gar vernarrt in Ihren einprägsamen Duktus!

  8. Irwish sagt:

    Walter Rathenau – Die Mission eines unverstandenen deutsch-jüdischen Europäers (2014) von J. van Beek

    http://irwish.de/PDF/Beek_J_von-Walther_Rathenau_1867-1922-Die_Mission_eines_unverstandenen_deutsch-juedischen_Europaeers.pdf

    • paradoxus sagt:

      Aufschlussreich ist die Episode um Deutsch-Südwestafrika.
      Wenn man noch weiß, dass auf Grund der Berichte von Erzberger und Rathenau, Ernst II. zu Hohenlohe-Langenburg seinen Posten als Leiter der Kolonialabteilung im Auswärtigen Amt räumen müsste und sein Mündel Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha Bezirksführer Coburg bei der Brigade Ehrhardt und der Organisation Consul war, bekommt die Ermordung der beiden durch die Organisation Consul einen besonderen Geschmack.

  9. Josef S. sagt:

    Zitat Ploppa: "Schon lange bevor die russische Armee völkerrechtswidrig die Ukraine überfiel,…"

    Welche Glaubwürdigkeit soll ich den Ausführungen eines Historikers zubilligen, der eine solche Behauptung unreflektiert zum "Besten" gibt?

    Das ist allenfalls auf dem Niveau eines Robert Conquest.

    • wasserader sagt:

      Diese Behauptung , die den Nato-Faschistischen Putsch 2014 und den anschließenden Krieg Kiews gegen die russische Bevölkerung im Osten der Ukraine außer Acht lässt , ist mir auch negativ aufgefallen .
      Aber für den Rest ein Dankeschön für die immer wieder guten zeitbezogenen Analysen an Hermann Ploppa .

    • Querdenker sagt:

      @Josef S.: Tja, nun hat Herr Ploppa entgültig die Seiten gewechselt. Aber er war mir schon immer etwas suspekt, was sich hier letztlich leider bestätigt.

      Man kann ja durchaus unterschiedlicher Meinung sein und diese Standpunkte auch vertreten. Aber solche Behauptungen als Fakten ohne jegliche stichhaltige Begründung in die Welt zu setzen, ist einfach nur Propaganda!

      @Hermann Ploppa: Noch nie etwas von der Entscheidung des Internationalen Gerichtshofes im Fall Kosovo von 2010 gehört? https://www.europa.steiermark.at/cms/beitrag/11308771/3084244/

      Und wohl den Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen haben Sie wohl auch geflissentlich überlesen Herr Ploppa?!

    • stuck1a sagt:

      Was ist denn an dieser Aussage falsch?
      Es gab eine Vorgeschichte, die sich 2014 zuspitze, ja.
      Dennoch bleibt es ein völkerrechtswidriger Einmarsch in einen souveränen Staat.
      Man hätte auch an der Grenze zwischen Donbass und Ukraine halt machen können.

    • Querdenker sagt:

      @stuck1a: Ich spreche hier gar nicht von "falsch" oder "richtig", sondern von unterschiedlichen Sichtweisen. Abgesehen begann es mit der Ukraine nicht erst 2014, sondern begann schon kurz nach dem Zerfall der UdSSR 1990/91.

      Nun noch ein Wort zum Völkerrecht: Lugansk und Donezk sind völkrrechlich _souveräne_ Staaten. Siehe dazu auch das Urteil in der Kausa Kosovo vo 2010, wo es um einen entsprechenden Sachverhalt, ohne ein etwaiges Referendum handelte. Derartige Urteile fließen mit als Bestandteil in das Völkerrecht ein. Genau daruf berufen sich Lugansk und Donezk als sie sich zu eigenständigen souveränen Staaten erklärten. Mittlerweile wurden diese Staaten auch von andern Staaten anerkannt, zuvorderst dabei Russland.

      Wie Sie schreiben, hat der inner Ukrainische Konflik, Sie könnten auch Bürgerkrieg sagen, seine Anfänge 2014 mit den sogenannten "Antiterroroperationen" gegen den Donbass begonnen. Nachdem über acht Jahre versucht wurde diesen Konflikt diplomatisch zu lösen, Minsk II, Kiew aber ganz offiziell gesagt hatte diesen Vertrag nie umsetzen zu wollen, haben Donezk und Lugansk um millitärische Unterstützung bei Russland angefragt, die Russland auch sofort zugesagrt hat.

      Wenn Sie jetzt immer noch uneingeschränkt sagen "Dennoch bleibt es ein völkerrechtswidriger Einmarsch in einen souveränen Staat", dann machen Sie das Völkerrecht grad so wie es Ihnen gefällt. Völkerrechtlich kann man jetzt darüber Streiten, wie das Vordringen der Russen in Gebiete zu bewerten ist, die nicht zum Donbass gehören. Ich wehre mich aber ganz entschieden dagegen, komplexe Sachverhalte mit simplen "Wahrheiten" zu framen zu wollen.

      P.S.: "Man hätte auch an der Grenze zwischen Donbass und Ukraine halt machen können." Genau das ist die Frage. Städte im Donbass, z.B. Donezk werden nach wie vor von Seiten der Ukraine mit schwerer Munition beschossen. Wenn z.B. Kuba auf einmal die USA beschießen würde, nur mal angenommen. Meinen Sie nicht auch, dass in diesem Fall die USA wirklich ein Recht hätten sich zu verteidigen? Was wäre denn da mit dem Völkerrecht? Ernst gemeinte Frage.

    • hog1951 sagt:

      Um eine Ansicht, die nicht vom Völkerrecht gedeckt ist, beizusteuern:
      Nachdem die Natoimperialisten den Gorbatschow ueber den Tisch gezogen haben, und Jelzin auf seinen Posten bugsiert wurde, hatte der Westen nichts besseres zu tun, als das Gegebene Szenario ohne Verträge, sondern nur mit scheinheiligen Versprechen (keine Nato-Osterweiterung) in die Realität abzugeben.
      Danach fand ein Run auf viele eh. Staaten der SU statt, um sie in die Nato zu ziehen. Leider war Ru entweder mil. nicht in der Lage, oder zu gutmuetig, um hier Einhalt zu gebieten.
      Als aber die Faschisten in der Ukraine die Atombewaffnung forderten (im Januar auf der Sicherheitskonferenz) war die rote Linie ueberschritten!
      Wie gesagt hält dem Völkerrecht nicht stand, aber geht m.M.n. als Befreiungsschlag der Ru gegen die Nato durch.

      mfG

    • B-frank sagt:

      Gleiche Erstreaktion. Habe allerdings (auch) akzeptieren müssen, das diese Perspektive von vielen – anderweitig zugänglichen – Menschen in unheimlicherWeise einfach nachgeplappert wird. Die dirigierende Macht bedient sich erfolgreich eines Heeres fleißiger "irgendwas mit Medien"-Studierter.
      Der Versuch, dreißig Jahre mediale Einblicke ind die Vorgeschichte des Konflikts ins Bewußtsein zu rufen erbringt oft dieselbe Art Reaktion wie die Hypnotisierter, denen die vollkommene Absenz irgendwelcher Mauern auf der Bühne versichert wird.

    • Alex C sagt:

      Nur weil im Donbass sich 15-20% der Menschen einen Anschluss an Russland wünschten? Diese Separatisten waren nicht die Mehrheit. Was ist mit den knapp 70% die nicht zu Russland gehören wollten?
      Russland und die Separatisten haben jetzt dazu geführt dass es 200000 Tote gibt. Viele Städte und Dörfer zerstört, Land und See vermint, Energieversorgung Verkehrinfrastruktur zerstört.
      Russland hat die Hölle über die Region gebracht und sich selbst ins Knie geschossen mit seiner größenwahnsinnigen Politik.

    • hog1951 sagt:

      #Alex C

      Vielleicht sollte #Alex C mal etwas zu den Faschisten in der Ukraine beisteuern!?

      Oder die Aussagen von US-Imperialisten kommentieren, die noch heute die Osterweiterung der Nato rechtfertigen und fordern!

      Oder die Angriffe der Ukrofaschisten auf zivile Ziele im Donbass und auf der Krim kommentieren!?

    • Alex C sagt:

      @hog
      Dass es keine extremen Nationalisten in der Ukraine gibt ist unwahrscheinlich, jedes Land hat seine Extremisten

      Der Begriff Faschismus ist von italienisch fascio abgeleitet.
      Heutzutage wird Faschismus, "erfunden" von Benito Mussolini, unter folgenden Merkmale verstanden
      1. diktatorische Regierung
      2. "extrem" Nationalismus
      3. man sieht Menschen die anders sind als niedere Menschen an bzw der Faschist sieht sich selbst als besseres Wesen an
      4. fehlende Meinungsfreiheit

      Wenn man jetzt sich mal Russland und die Ukraine vergleicht sehe ich mehr Punkte dieser Merkmale in Russland als in der Ukraine.
      Russland, mit einer Wirtschaftskraft wie Spanien, spricht anderen Ländern das Existenzrecht ab. Im russischen Fernsehen wird über die Einnahme von Europa gefaselt. Manche Russen sind so größenwahnsinnig dass sie den Einsatz von Atombomben fordern.
      Sie wollen die einzige Supermacht sein, dabei sind sie noch nichtmal 1 Supermacht von vielen sondern ein Land was aus seinem Reichtum nichts macht. Russland könnte mehrere Dubais haben, könnte von der Wirtschaftskraft vor Deutschland liegen, könnte ein Magnet für Wissenschaftler und Startups sein. Ist es aber nicht, nur ein paar wenige Personen profitieren.

      Woran liegt das? Man hält sich selbst für unfehlbar, die Politik und Medien reden den russischen Bürgern ein dass Russland etwas besseres wäre, unbesiegbar, unfehlbar.
      Andersdenkende werden diskriminiert, erleiden Polizeigewalt, verlieren ihre Jobs oder werden getötet. So lenkt man von den internen Problemen ab. Schuld ist nämlich nicht die Regierung sondern der Westen . Die Kinder müssen nun ab der ersten Klasse mindestens 1 Stunde Patriotismus lernen. Den Kindern in der Jugendarmee wird erzählt dass der böse Westen Russland angreifen will.
      Wie überheblich die russische Regierung ist sieht man auch wie der Vormarsch auf Kiew vonstatten gegangen ist. Man dachte tatsächlich man marschiert mal eben in Kiew ein und die Menschen sind glücklich die "überlegenen Russen" begrüßen zu dürfen.

      Die Medien werden in Russland streng kontrolliert und bei Verstößen gegen Maulkorbgesetze oder kritischen Artikeln werden die Medien verboten und Massnahmen ergriffen. Allein von der kritischen Zeitung "Novaja Gaseta" wurden 5 Journalisten ermordet. Der Kremlsprecher fordert eine Säuberung der Gesellschaft von "Nicht-Patrioten"

      Seit 2014, als die russischen Marionetten in der Ukraine die Macht verloren haben, wird nun auch gegen die Ukraine propagiert. Dort sind angeblich die bösen Nazis.

      Die Ukrainer haben bis heute nicht vergessen was die Sowjets und die Russen ihrem Land und Menschen angetan haben. Schon unter Stalin starben Millionen Ukrainer, die ukrainische Kultur wurde verbrannt, die geistige Elite wurde deportiert oder getötet. Auch in den jetzigen Zeit wurde die Ukraine durch Russland ausgesaugt, es entstand eines der korruptestens und ärmsten Länder Europas.

      So ist es jetzt auch nicht verwunderlich dass die ukrainische Regierung den russischen Einfluss verringern möchte und jetzt müssen russischsprachige Zeitungen auch eine Übersetzung auf ukrainisch anbieten müssen und im öffentlichen Raum die ukrainische Sprache gesprochen werden muss.
      Dass viele Ukrainer eine schlechte Meinung gegenüber Russen haben wird nun natürlich noch verstärkt durch den russischen Angriff. Es ist jetzt auch nicht verwunderlich dass nun prorussische Medien und Parteien in der Ukraine verboten werden.

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