„Die Rente ist sicher!“ Nur wenige politische Phrasen brannten sich so in das kollektive Gedächtnis der Deutschen ein, wie einst Norbert Blüms Plädoyer für die umlagebasierte Rentenversicherung. Schon seit jeher hatte das Rentensystem mit seinen hohen Beitragseinnahmen Begehrlichkeiten in der Privatwirtschaft geweckt, die in ihrer neoliberalen Blüte nun die Zeit gekommen sah, sich einen weiteren großen Topf des Gemeineigentums unter den Nagel zu reißen.
Man kann es als Ironie der Geschichte sehen, dass nicht Blums CDU, sondern es die Sozialdemokraten waren, die der privaten Altersvorsorge mit dem Altersvermögengesetz im Jahr 2001 mächtig in die Karten gespielt haben. Seither wird bundesweit „geriestert“, was das Zeug hält, und das mit einem so bunten Portfolio an verschiedenen Anlagemöglichkeiten, dass einem nur ein erfahrener Pfadfinder das passende Angebot aus dem Dickicht an Möglichkeiten heraussuchen kann.
Da die von Stiftung Warentest geprüfte Beratung mit erhöhten Verwaltungs- und Abschlusskosten einhergeht (etwa zehnmal so hoch wie bei der gesetzlichen Altersvorsorge), vertrauen die Pfadfinder ganz auf das Gambling-Know-How ihrer Zockerfreunde, die an den Spieltischen der Finanzwirtschaft ihr Pokerface aufsetzen, um die Kosten wieder reinzuholen und zudem maximale Gewinne zu erwirtschaften.
In Anbetracht dieses Aufwands sollte man meinen, die deutschen Renten seien sicherer denn je. Doch leider gibt es bei Glücksspiel immer Gewinner und Verlierer. Und wenn große Versicherungsunternehmen Milliardengewinne verzeichnen und Rekorddividenden ausschütten, hat der Beitragszahler dann überhaupt noch eine Chance, den Lebensabend auf der Sonnenseite zu verbringen? Ein vergleichender Blick in die Nachbarländer Schweiz und Österreich zeigt, wer im Privatisierungsquartett mal wieder den Schwarzen Peter gezogen hat.
Es ist der Arbeiter, der zeitlebens brav seine Beiträge gezahlt und von dem bisschen, was noch übriggeblieben ist, privat vorgesorgt hat, nur um am Ende festzustellen, dass er sich trotz aller Anstrengungen mit einer mehr als dürftigen Rente begnügen muss. Spätestens jetzt wird ihm klar, was für einem riesigen Betrug er aufgesessen ist. Die Handhabung der Rente in Deutschland hat mit „Sozial“ so wenig zu tun, wie die FIFA mit Fair-Play. Mehr noch: Sie gefährdet den sozialen Frieden im Land.
Aus diesem Grund beschäftigt sich Holger Balodis nun schon seit Jahrzehnten mit diesem scheinbar trockenen Thema. Er möchte vor allem den jungen Menschen zeigen, mit welchen billigen Taschenspielertricks ihnen „Generationengerechtigkeit“ vorgegaukelt wird, wenn eigentlich „Altersarmut“ gemeint ist. Mit Fingerzeig auf unsere südlichen Nachbarstaaten illustriert er, wie ein gerechtes Rentensystem von heute auf morgen ohne großen bürokratischen Aufwand etabliert werden könnte, zum Wohle aller. Okay, fast aller: Pfadfinder und Zocker müssten auf ihre Provisionen verzichten.
Inhaltsübersicht:
0:01:44 Die Rente hat das Potenzial, den sozialen Frieden zu gefährden
0:09:17 Die umlagefinanzierte Rente
0:14:56 Die Idee der Rente historisch betrachtet
0:29:17 Wer zahlt eigentlich ein?
0:43:57 Folgen für die heute beschäftigten jungen Menschen
0:52:33 Der demographische Wandel – Ein Grund oder ein Märchen?
0:57:34 Die Riester-Rente: Eine kurze Bilanz
0:58:53 Die Beitragsbemessungsgrenze
1:07:49 Das „Schweizer Modell“ in Österreich
01:13:01 Deutschland, das Land ohne Mindestrente
1:18:55 Zwölf Billionen Euro Mindestrente – und 50% der Deutschen haben davon nichts
1:23:14 Was müsste sich ändern und wie lange dauert das?
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Das Buch „Die große Rentenlüge“ von Holger Balodis und Dagmar Hühne wird in diesem Zusammenhang empfohlen.
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