Ein Kommentar von Willy Wimmer.
Die revolutionären Umtriebe auf den Straßen von Kasachstan strafen den Satz von Goethe Lügen. Danach ist es für die Hiesigen unbeachtlich, wenn sich noch jenseits der Türkei die Völkerschaften die Köpfe einschlagen. Kasachstan geht uns alle an. Das zeigt sich schon an den geographischen Dimensionen. Würde man an der westlichen Landesgrenze von Kasachstan hingehen und das Land auf der Landkarte umkippen, käme man aus dem Staunen nicht heraus.
Kasachstan würde bis kurz vor Hamburg sich erstrecken. Beim Beitritt der neuen zentralasiatischen Republiken nach dem Zerfall der Sowjetunion war es Kasachstan, über das die damalige “Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa” das Tor zu einer umfassenden Zusammenarbeit nicht nur mit Kasachstan aufstieß. Eine Zwischenlandung auf dem Flugplatz von Aktyubinsk, hart an der Grenze zu Russland, für die Sondermaschine der SAS mit einer Delegation der KSZE zur Aufnahme der zentralasiatischen Staaten in diese Organisation, war der erste Schritt in diese dem Westen völlig unbekannte Region. Die Vorsitzende der KSZE und schwedische Außenministerin, Baronin of Uglass, hatte diese Reise in die Hauptstädte der Region glänzend vorbereitet. Dennoch musste die Delegation zur Kenntnis nehmen, wie wenig man über das tatsächliche Leben in der Region wusste. Kein Wunder, dass man sich bei Buchara, Taschkent und Samarkand bestenfalls an „Tausend und eine Nacht“ erinnerte.
Das sollte politisch auch später so bleiben, als nach einigen Jahren der Neugier und einer beginnenden Zusammenarbeit für die deutsche Politik diese Großregion in einem „politischen Bermuda-Dreieck“ oder „schwarzem Loch“ verschwand. Das wird für Deutschland an einer Persönlichkeit mehr als deutlich. Als mit dem Ende der Regierung Kohl 1998 auch die Tätigkeit von Staatssekretär Horst Waffenschmidt als Aussiedlungsbeauftragtem der Bundesregierung beendet war, war gleichsam alles vorbei. Afghanistan ließ aufblitzen, welche Dimension Unheil annehmen könnte, aber das war noch weiter weg, um mit Goethe zu sprechen.
Dennoch ist Afghanistan nach dem amerikanischen Einmarsch 2001 ein Schlüsselfaktor für das Verständnis für die eruptive Gewalt, die in diesen Tagen in Kasachstan ausgebrochen ist. Vieles ist seither mantraartig mit dem “Kampf gegen den Terror” im westlichen Bündnis begründet worden. Bis zur heutigen Mali-Mission der Bundeswehr ist das der Fall und den NATO-Generalsekretär Stoltenberg kann man dazu nicht mehr hören. Er mag es für sich unterdrückt haben, was nach dem amerikanischen Einmarsch im nördlichen Afghanisatan geschah. Im usbekischen Teil Afghanistans mit der Kommandostadt von General Dostum, Sheberghan, wurden in endlos erscheinenden Containerreihen Taliban eingepfercht, um anschließend mit Maschinengewehrfeuer in den Containern massakriert zu werden. Ohne jede Folge hat das im Deutschen Bundestag, auch weil holländische Journalisten am Ball blieben, eine Rolle gespielt, ohne je Konsequenzen nach sich zu ziehen. Das hatten wir schon einmal, dass der Zweck die Mittel heiligte, diesmal für das NATO-Bündnis.
Zeitgleich geschah allerdings etwas anderes, das die Welt bis heute in Atem hält und nach Beobachtungen von deutschen Landsleuten auch für die Unruhen in Kasachstan festgehalten werden muss. Tausende von Taliban-Kämpfern wurden zeitgleich zu den genannten Massakern aus Nordafghanistan von der amerikanischen Luftwaffe ausgeflogen, um zwischen dem Persischen Golf und Nordafrika überall dort eingesetzt zu werden, wo es im westlichen Kriegsinteresse gewesen ist.
So verblüfft es niemanden, wenn jetzt in Kasachstan nicht nur von fremden Scharfschützen die Rede ist, die schon in Afghanistan oder Syrien eingesetzt gewesen sind. Man sollte sich in Erinnerung rufen, was aus dem amerikanischen Außenministerium Mitte der neunziger Jahre verlautete, dass die Taliban “our boys” sein würden und man Afghanen nicht “kaufen, aber mieten” könne. Es ist das fortdauernde Modell, das schon bei Adolf Hitler umgesetzt worden ist. Unter eigener Kontrolle werden diejenigen herangezüchtet, die man anschließend mit noch größerem Aufwand bekämpfen kann. So wird der “militärisch-industrielle Komplex” dauergeschmiert. Wir machen mit und wundern uns anschließend, dass unsere demokratische, politische, ökonomische und soziale Basis in diesen Dauerkriegen verpulvert wird.
In Kasachstan zeigt sich das drastisch-dramatisch. Natürlich kann man von außen und bestimmt auch derzeit von innen nicht feststellen, wo die “üblichen Verdächtigen” vorzufinden sind. Aber eines ist gewiss, wenn man sich vor allem mit den Präsidenten Nasarbajev und Tokajev beschäftigt. Wenn das von ihnen geschaffene System sein Ende finden sollte, ist der Kontinent in einer nicht lösbaren Lage. Gewiss, Nasarbajev und Tokajev hatten Stammesprobleme, weil sie nicht der “Großen Horde” als dem wichtigsten kasachischen Clan zugeordnet wurden. Sie stehen für ein System der “großen, offenen Taschen” für einige wenige, in diesem rohstoff-überreichen Land, das auch und gerade von US-Konzernen ausgebeutet wird.
Der ehemalige Präsident Nasarbajev steht mit seinem Nachfolger Tokajev für eine politische Glanztat, weil beide versucht haben, das potentielle Blutbad in Zentralasien zu verhindern.
Über dreißig Jahre war dieser Versuch von Erfolg gekrönt, weil Präsident Nasabajev versuchte, die Konzepte der friedlichen Konfliktlösung durch die KSZE von Europa auf Asien zu übertragen. Ungelöste Grenzfragen, Militärkonflikte nicht nur am Ussuri, bestimmten die Lage zwischen der Sowjetunion und der Volksrepublik China. Auslösender Faktor war der Umstand, dass östlich und westlich des Trenngebirges Tien-Shan identische Völkerschaften lebten, die einen in der Sowjetunion, die anderen in der Volksrepublik. Der Wunsch nach nationaler Einheit war ebenso bei den Uiguren wie den anderen verständlich wie brandgefährlich für die gesamte Welt, wie heute der amerikanische Ansatz in dieser Region deutlich macht. Über die geduldige Tätigkeit von Präsident Nasarbajev gelang ihm, internationale Unterstützung für sein Konferenzprojekt der KSZA zu finden, um feststellen zu müssen, dass ausgerechnet die für die KSZE so hilfreiche Macht, die USA eben, alles unternahm, es nicht zu einer friedlichen Konfliktlösung in dieser Region kommen zu lassen. Gemeinsam mit dem damals noch jungen Diplomaten und heutigen Präsidenten, Herrn Tokajev, war man Zeuge der amerikanischen Bemühungen, nur ja kein asiatisches Modell der im Westen so erfolgreichen KSZE sich bilden zu lassen. Die amerikanischen Bemühungen waren vergeblich, wie die heutige “Shanghai Kooperationsgruppe” mit den Großstaaten China, Indien, Pakistan, Iran, Türkei und Russland neben Kasachstan und anderen zeigt.
Bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen auf dem Gebiet des Clans “Große Horde”, der zwischen Urumchi in China, über Almaty in Kasachstan und Taschkent in Usbekistan siedelt wird schlagartig klar, dass jeder Versuch, den gerade dort so verachteten Präsidenten Tokajev mit seinem Vorgänger Nasarbajev zu beseitigen, der Versuch verbunden sein dürfte, auf eine grundsätzliche Änderung der auf Zusammenarbeit in schwierigsten Siedlungsfragen hinzuwirken.
Die USA wussten, warum sie in der ersten Hälfte der neunziger Jahre Präsident Nasarbajev in seinem Verhandlungsansatz für die KSZA torpedierten. Jetzt muss man in der Summe dessen, was man weiß oder nicht weiß, davon ausgehen, dass jeder innenpolitische Zündfunken aus ganz anderen Gründen das Großfeuer ins Visier genommen wurde. Sollte Kasachstan in Flammen aufgehen, ist der gesamte Kontinent das Opfer. Man muss sich dazu nur die Landkarten ansehen.
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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Urumchi, 2 Mio EW, 3/4 Han, 1/8 Uiguren, Hauptstadt von Xinjiang, und die berühmten Umerziehungslager, über die westliche Journalisten schreiben, die aber kein westlicher Journalist je gesehen hat:
https://english.news.cn/20220110/146076cf845345e0a241684b428208f8/c.html
http://german.news.cn/2021-12/28/c_1310397856.htm
Die Probleme sind auch, wie weiter unten vom Nutzer Schramm angemerkt, hausgemacht:
Kasachstan: Stoppte Russland einen Putsch?
11. Januar 2022 um 8:22 Ein Artikel von Ulrich Heyden | Verantwortlicher: Redaktion
Nach den Unruhen in Kasachstan, die sich an Gaspreiserhöhungen entzündet hatten, haben die Polizei und die Armee von Kasachstan die Kontrolle über die Städte weitgehend wiederhergestellt. Nach Einschätzung russischer Medien gab es innerhalb der kasachischen Elite Kräfte – auch aus dem Umfeld von Ex-Präsident Nursultan Nasarbajew – welche die Proteststimmung unter den einfachen Leuten für eigene Machtinteressen ausnutzen wollten und an einem Gewaltausbruch interessiert waren. Interesse an einer Zuspitzung in Kasachstan haben nach Angaben russischer Beobachter Kräfte in der Türkei, England und den USA. Konkrete Namen von ausländischen Unterstützern wurden nicht genannt, außer dem in Frankreich lebenden kasachischen Oligarchen Muchtar Abljasow, der die Proteste über Facebook koordiniert haben soll. Aus Moskau berichtet Ulrich Heyden.
Wladimir Putin erklärte am Montag auf einer Sitzung des von Russland geführten Militärbündnisses „Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit“ (OVKS), die nach Kasachstan entsandten russischen Truppen würden demnächst abgezogen. Russische Liberale und Linke hatten die Truppenentsendung scharf kritisiert und vor einem neuen Afghanistan gewarnt.
Nach Meinung von Putin gelang es dem OVKS-Militärbündnis schnell, die nötigen Entscheidungen zu treffen, damit sich die Situation nicht verschlimmere. Nach Beendigung der Mission werde das gesamte Kontingent aus Kasachstan abgezogen.
Putin erklärte, „äußere Kräfte“ hätten die inneren Probleme von Kasachstan ausgenutzt und die „Technologie des (ukrainischen) Maidan“ angewandt. Die Menschen, welche gegen die Gaspreiserhöhungen demonstrierten, seien andere Leute als die, welche Unruhen mit Waffen angezettelt und „den Staat angegriffen haben“. Die Gewalttäter seien an Krisenherden ausgebildet worden. Der russische Präsident lobte den Präsidenten von Kasachstan, Kassym-Schomart Tokajew, für seine Entschlossenheit und seinen Mut. Tokajew hatte den Aufstand in Almaty mit dem Einsatz von Militär so gut wie beendet.
(…)
Russischer Soziologe: „Es war eine Revolution“
Nach Meinung des russischen Soziologen Boris Kagarlitsky war die Gaspreiserhöhung der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Die Leute, die in Kasachstan auf den Straßen waren, „ähnelten nicht den Hipstern aus Moskau. Die Leute kamen aus Bergwerken, Öl-Unternehmen und Fabriken. Das sind Menschen, die müde sind vom jahrelangen Lügen, Rauben und der Verfolgung. Das sind Menschen, welche die Situation real verändern wollen. Das ist eine Revolution in einem Land, das als Beispiel für Stabilität im postsowjetischen Raum galt.“
Der Soziologe wies darauf hin, dass linke Organisationen in Kasachstan, wie die Kommunistische Partei und die Organisation „Rote Jurte“, nicht legal arbeiten können. Die Protestbewegung in Kasachstan habe im Westen des Landes in der Stadt Schanaosen begonnen. Dort habe die Arbeiterbewegung Kampferfahrung. Im Dezember 2011 hatte es in der Stadt Proteste von entlassenen Ölarbeitern gegeben, bei deren Niederschlagung 15 Arbeiter getötet wurden.
In Kasachstan – so der Soziologe – gäbe es eine hohe Ausbeutung. Die Elite wisse – wie auch in anderen Ländern – dass die Zeiten wirtschaftlich schlechter werden, weshalb man nicht mehr bereit sei, Gewinne mit dem Volk zu teilen, sondern beginne, Reserven für den eigenen Verbrauch anzulegen.
(…)
Moskauer Zeitung: Ein „geheimer Putsch“
Die russische Tageszeitung „Moskowski Komsomolez“ meint, „ohne die Einmischung von Moskau“ wäre die Macht in Kasachstan „zu 90 Prozent zusammengebrochen“, was für Russland „eine geopolitische Katastrophe“ gewesen wäre, da Kasachstan zum „Sicherheitsgürtel“ Russlands gehöre. Kasachstan hätte sich zu einem „zentralasiatischen Somalia“ entwickeln können.
Am Freitag wurde der Leiter des kasachischen Geheimdienstes, Karim Masimow, wegen Landesverrats verhaftet und in ein Untersuchungsgefängnis eingeliefert. Präsident Tokajew – so Moskowski Komsomolez – habe jetzt zwar alle Macht in seinen Händen zentralisiert, aber die Probleme in Kasachstan seien gewachsen und könnten nicht gelöst werden, indem man den bisherigen Leiter des kasachischen Geheimdienstes als „sakrales Opfer“ aufbaue.
(…)
Eine freie Presse wäre jetzt wichtig
Soviel ist gewiss. Die kasachische Gesellschaft macht jetzt sehr schwere Zeiten durch. Eine freie Presse in Kasachstan wäre jetzt wichtig, um Aufklärung und Dialog zwischen den einzelnen Gruppen in der Gesellschaft zu fördern und die Verfehlungen der Oberschicht nüchtern zu analysieren. Bisher setzt Präsident Tokajew einen anderen Akzent. Er schalt die Medien für ihre angebliche Nähe zu den Aufständischen.
(…)
Nachtrag, 11.01.2022, 10 Uhr:
Auf der Sitzung des kasachischen Parlaments am 11. Januar gab Präsident Tokajew die Einrichtung einer Untersuchungskommission bekannt. Hochqualifizierte Experten sollen demnach alle Details der Tragödie untersuchen. Der Präsident erklärte, es müsse herausgefunden werden, „warum der Staat schlief“ und die Zellen der Gewaltbereiten nicht beachtete und woher so viele nicht legale Waffen kamen. Herausgefunden werden müsse auch, warum die verdeckte Arbeit zur Neutralisierung terroristischer Agenten nicht funktionierte. Tokajew erklärte, alle Militanten und ihre Helfer werde man finden und bestrafen. Außerordentlich wichtig sei auch herauszufinden, wer hinter den terroristischen Attacken stehe. Die Staatsbank bekam den Auftrag herauszufinden, welche Finanzen unbegründet außer Landes gebracht wurden. Die Regierung werde innerhalb von zwei Monaten ein Programm ausarbeiten, um die Einkünfte der Bevölkerung zu erhöhen. Ein sozialer Kodex soll erarbeitet werden. Große ausländische Firmen, die Ex-Präsident Nasarbajew ins Land geholt hat, sollen „dem Volk von Kasachstan ihren Anteil geben und dem Volk systematisch helfen.“
Diese Vorhaben sind zu begrüßen, allerdings wird „das Volk“ selbst mehr in politische Entscheidungen einbezogen werden müssen, da die beharrenden Kräfte im Staatsapparat stark sind und ihre Privilegien verteidigen werden. Eine Reform des gesamten Staatswesens wäre also nötig.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=79600
Sicherlich dabei auch von Interesse:
19. August 1991 – Dem gescheiterten August-„Putsch“ in Moskau folgte der Durchmarsch der russischen Neoliberalen
19. August 2021 um 10:30 Ein Artikel von Ulrich Heyden | Verantwortlicher: Redaktion
Was die Mitglieder des Moskauer Notstandskomitees, die im August 1991 (vor genau 30 Jahren) Panzer in Moskau auffahren ließen, genau für Pläne hatten, ist bis heute nicht erforscht. Ihr Handeln war so wenig durchdacht wie das Handeln von Michail Gorbatschow, der zwischen Liberalisierung und Zentralisierung hin und her schwankte. Nach Meinung des russischen Linkspolitikers Nikolai Platoschkin trägt Gorbatschow mit seiner Anordnung vom Januar 1989, die Betriebe selbst entscheiden zu lassen, was sie produzieren, Schuld an der rasanten Verarmung der Bevölkerung. Dass sich die Sowjetunion auflöste, habe aber auch mit den Interessen der sowjetischen Republiks-„Fürsten“ zu tun, so der Linkspolitiker, der mehrere historische Bücher schrieb. Die Mehrheit der Bevölkerung in Russland, Weißrussland, der Ukraine und in den zentralasiatischen Republiken habe sich im März 1991 in einem Referendum noch mehrheitlich für den Erhalt einer reformierten Sowjetunion ausgesprochen. Dem gescheiterten Putsch eines Teils der Sowjetführung folgte der Durchmarsch der russischen Neoliberalen, die unter Anleitung des US-Ökonomen Jeffrey Sachs eine Schocktherapie durchzogen, welche die Armut dramatisch vergrößerte. Von Ulrich Heyden, Moskau.
(…)
Gemischtes Bild bei der Abstimmung über eine reformierte Union
Die von Michail Gorbatschow 1985 ausgerufene Perestroika (Umbau) leitete in der Sowjetunion einen unkontrollierten Prozess ein. Regionen und Republiken forderten mehr Selbstständigkeit und bald auch die Unabhängigkeit von Moskau. Das mehrheitlich von Armeniern bewohnte Autonome Gebiet Berg-Karabach forderte 1987 die Herauslösung aus der Republik Aserbaidschan und die Vereinigung mit der Republik Armenien. Aserbaidschaner rächten sich mit Pogromen gegen Armenier 1988 in Sumgait und 1990 in Baku.
Gorbatschow gab den Unabhängigkeitsbestrebungen der Leiter der Sowjetrepubliken nach. Am 17. März stimmten die Menschen in der Sowjetunion über den Erhalt einer Sowjetunion als Föderation „gleichberechtigter souveräner Republiken“ ab. Sechs der 15 Sowjetrepubliken boykottierten die Abstimmung. Die Abstimmung sei ein klares Signal für den Erhalt der Sowjetunion gewesen, meint Platoschkin, der zahlreiche Bücher zu historischen Themen geschrieben hat, auch wenn sechs Republiken mit zehn Prozent der Sowjet-Bevölkerung, Aserbaidschan, Armenien, Moldau und die drei baltischen Republiken, nicht an der Abstimmung teilnahmen.
„In der Ukraine stimmten 80 Prozent der Menschen für den Erhalt der Sowjetunion, also mehr als in Russland, wo 77 Prozent für die Sowjetunion stimmten. In Mittelasien stimmten 93 bis 97 Prozent dafür. Die geringste Zahl derjenigen, die für die Sowjetunion stimmten, gab es in Moskau, weil Jelzin in Moskau sehr populär war.“
https://www.nachdenkseiten.de/?p=75297
Und schließlich hat man ein recht entspanntes Verhältnis zum Revisionismus:
Russische Debatte: Die Oktoberrevolution – ein Produkt aus Deutschland?
15. September 2021 um 12:30 Ein Artikel von Ulrich Heyden | Verantwortlicher: Redaktion
In den russischen Medien werden die sozialen Errungenschaften der Sowjetzeit konsequent verschwiegen oder belächelt. In russischen Geschichtsfilmen hat sich eine Sicht durchgesetzt, nach der die Oktoberrevolution nicht Folge sozialer Ungleichheit und eines verlorenen Krieges war, sondern dass es sich um einen Putsch der Bolschewisten handelte. Die Putschisten seien angeblich von Deutschland finanziert worden. Dieses Geschichtsbild passt zu der Angst des Kreml vor einer bunten Revolution, an welcher der Westen tatsächlich ein großes Interesse hat. Von Ulrich Heyden.
Manchmal kommen aus dem Munde von Wladimir Putin Worte, die einen staunen lassen. Am 1. September erklärte der russische Präsident bei einem Treffen mit Schülern, wenn es 1917 keine Oktoberrevolution und 1991 keine Auflösung der Sowjetunion gegeben hätte, dann würde die Bevölkerungszahl in Russland heute nicht 146, sondern weit mehr betragen. „Einige Experten meinen, dass wir eine Bevölkerung von 500 Millionen Menschen hätten.“
Putin weiß, dass es in der Bevölkerung nach wie vor eine große Nostalgie zur Sowjetunion gibt. Und der Kreml ist bestrebt, den aufgelösten Superstaat in kleinen Schritten wieder herzustellen. Bald will man mit Weißrussland eine Staatenunion bilden.
Während Putin vor allem das große Ganze im Auge hat, sehnen sich die Menschen vor allem nach Stabilität und einer ausreichenden sozialen Grundversorgung sowie gleichen Chancen bei Bildung und Gesundheitsversorgung.
Doch hier liegt der Knackpunkt. Der Kreml will keine Sowjetunion, sondern einen modernen kapitalistischen Staat, der sich auf dem Weltmarkt behaupten kann.
(…)
Medien-Hype um Hochzeit eines Zaren-Nachkommen
Die Einlassung von Maria Sacharowa, der Sprecherin des russischen Außenministeriums, gegenüber dem Blogger Sjomin bezog sich auf einen Post des Bloggers, in dem er sich über den Film „Die Romanows. Hochzeit des Jahrhunderts“ lustig gemacht und zugleich vor einer Schönschreibung der russischen Zaren gewarnt hatte.
Der Film „Hochzeit des Jahrhunderts“ wurde im Februar vom russischen Fernsehkanal Pervi gezeigt. Der Film der liberalen Fernsehmoderatorin Ksenija Sobtschak war der für diesen Herbst geplanten Hochzeit eines Zaren-Abkömmlings in St. Petersburg gewidmet. Für Sjomin ist das gute Verhältnis des Kreml zu den Nachkommen der Zaren-Dynastie immer wieder Anlass für Kritik.
Aus dem Film „Hochzeit des Jahrhunderts“ veröffentlichte Sjomin ein Bild, auf dem der Vater von Ksenija Sobtschak (Anatoli Sobtschak, bis 1996 Bürgermeister von St. Petersburg) Vertreter der Romanow-Dynastie an der Newa empfing. Unter das Bild schrieb der Blogger:
„Sobtschak-Narusowa küssen sich leidenschaftlich mit Wladimir Kirilowitsch, der im Juni 1941 zum Kreuzzug gemeinsam mit Hitler gegen den Bolschewismus aufrief.“
Sjomin bezieht sich auf die historische Tatsache, dass der Nachfolger des russischen Zaren, Wladimir Kirilowitsch, der in Frankreich in der Emigration lebte, die russischen Emigranten 1941 zur Zusammenarbeit mit Hitler „gegen den Kommunismus-Bolschewismus“ aufrief.
Für den Herbst ist nun in St. Petersburg eine Hochzeit zwischen dem Zaren-Nachfahren Georgi Michailowitsch Romanow und Rebecca Bettarini, der Tochter eines italienischen Diplomaten, geplant. Das teilte das „Haus der Romanows“ mit. Auf historischem Boden will der 40 Jahre alte Georgi Michailowitsch Romanow, Urenkel des Cousins des letzten russischen Zaren, Kirill Wladimirowitsch Romanow, in den Ehestand treten. Die Verlobung wurde bereits in einer russischen Kirche vollzogen.
(…)
Verhängtes Lenin-Mausoleum
Seit der Auflösung der Sowjetunion sucht Russland nach einer neuen Identität. Wladimir Putin hat bei seinem Machtantritt einige Zugeständnisse an die Sowjet-Nostalgie in der Bevölkerung gemacht. Er führte 2000 die alte Melodie der sowjetischen Hymne wieder ein, gab ihr aber einen neuen Text, der vom Autor der sowjetischen Hymne geschrieben wurde. Boris Jelzin hatte die sowjetische Nationalhymne durch eine neue Hymne mit neuer Melodie und Text ersetzt. Diese Hymne wurde aber nicht populär.
Unter Putin wurde bei Militärparaden neben der russischen Trikolore auch wieder verstärkt die historische rote Fahne gezeigt, mit welcher die sowjetischen Soldaten 1945 den Reichstag stürmten.
Doch das Verhältnis des Kreml zur sowjetischen Geschichte ist trotz der Wiedereinführung der sowjetischen Hymne zwiespältig. Das kann einen eigentlich nicht verwundern, denn Russland ist ein kapitalistisches Land und es wäre höchst erstaunlich, wenn die sozialistischen Prinzipien von Volkseigentum und Einheitslohn im neuen Russland fortleben.
Die besitzende Klasse in Russland möchte ruhig leben. Der in den letzten 30 Jahren erworbene Reichtum und die Privilegien möchte man nicht nur behalten, sondern vermehren. Es gibt in Russland Schulen für die Kinder der Bessergestellten, Privatkliniken, üppige Anwesen, Konsum- und Reisemöglichkeiten und Immobilien im Ausland. Die Kinder der Unternehmer und Spitzenbeamten besuchen Universitäten in England und den USA.
So ist es eigentlich kein Wunder, dass das Lenin-Mausoleum auf dem Roten Platz bei festlichen Anlässen und Paraden verhängt wird und die geplante Hochzeit eines Zaren-Abkömmlings zum Medien-Hype wird.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=76042
Ebenso wie zum Imp(f)erialismus:
"Kontraproduktiv": Putin kritisiert Deutschland für scharfes Vorgehen gegen Ungeimpfte
23 Dez. 2021 12:54 Uhr
Bei seiner traditionellen Jahrespressekonferenz nahm der russische Präsident Wladimir Putin zur Corona-Pandemie Stellung. Strengere Maßnahmen gegen Impfverweigerer seien seiner Ansicht nach sinnlos. Als Beleg und negatives Beispiel führte er Deutschland an.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich am Donnerstag auf seiner traditionellen Jahrespressekonferenz zur Corona-Lage und zu den COVID-19-Impfungen geäußert. Diese seien ihm zufolge das wichtigste Mittel im Kampf gegen die Pandemie. Für die vielen Opfer während der Pandemie machte er die zu geringe Herdenimmunität im Land verantwortlich. Ihm zufolge sind derzeit 59,4 Prozent der Russen geimpft oder genesen. "Das ist nicht genug, die Herdenimmunität sollte bei 80 Prozent liegen", betonte Putin. Auch seine Daten zur Corona-Sterblichkeit verheimliche Russland nicht, so der Präsident.
Die Frage, ob Strafen für Impfverweigerer eingeführt werden sollten, verneinte Putin. Vor allem sollte aber die Fälschung von Impfzertifikaten strafrechtlich verfolgt werden. Was Unentschlossene betrifft, so sei es notwendig, Aufklärungsarbeit zu leisten und den Menschen zu erklären, warum eine Impfung wichtig ist. Andere Wege seien kontraproduktiv. "Nur ein Prozent der bereits Genesenen erkrankt wieder an Corona, von den Geimpften sind es nur drei bis vier Prozent", sagte der russische Präsident.
Es sei falsch, den Weg anderer Länder einzuschlagen, die strengere Maßnahmen gegen Ungeimpfte einführen, sagte Putin und führte als Beispiel Deutschland an. Obwohl dort das Vorgehen gegen Ungeimpfte verschärft werde, sei die Impfquote in der Bundesrepublik trotzdem niedrig, so betonte der 69-Jährige.
Zu Sowjetzeiten habe niemand deswegen gefragt, alle hätten sich damals impfen lassen, so Putin. "Diejenigen, die zu Sowjetzeiten das große Land geführt und in den Ruin getrieben haben, stehen heute übrigens an der Spitze der Impfgegner. Damit wollen sie bei dem Teil der Bevölkerung, der Zweifel an Impfungen äußert, besser abschneiden – aber das ist unfair". Verantwortungsbewusste Politiker sollten bei gesundheitlichen Fragen eine konkrete Haltung einnehmen, und nicht "mit dem Schwanz wedeln", um bei Impfgegnern zu punkten.
https://de.rt.com/europa/128887-putin-deutschland-verscharft-vorgehen-gegen/
Natürlich kann man in Russland nicht mehr Druck aufbauen um die Impfung voranzutreiben. Lediglich ein Drittel der Russen hat sich freiwillig(?) impfen lassen. Was das angeht ist man sehr resilient. Ebenso wie bei den letzten Wahlen, da waren ca. vierzig Prozent der Russen zugegen.
Nicht zu vergessen, Kasachstan ist ein zentraler Baustein in der chinesischen Seidenstraße. Die ökologisch und ökonomisch sinnvollste Handelsverbindung zwischen China und Westeuropa. Ein großer Teil des Warenverkehrs wird über Urumqui, Hauptstadt des Uigurischen autonomen Gebietes Xinjiang in China abgewickelt, welches bekannt geworden ist durch eine verlogene Kampagne der Washington Post über den "Völkermord" an den Uiguren. Im weiteren Verlauf gibt es Abzweigungen über die krisengeschüttelte Ukraine und das vom "letzten Diktator" Europas regierte Weissrussland. Wenn ein Ausfall Kasachstans auch keine vollständige Unterbrechung der netzartig ausgebauten Seidenstraße bedeutet, so kann die Entwicklung dadurch doch erheblich verzögert und gestört werden.
Aspekte aus meiner Erfahrung in der Sowjetunion,
bspw. nach Buchara, Taschkent und Samarkand.
In den 1980er Jahren konnte man das hündische Umschwänzeln des regionalen Apparatschik, aus der Spitze der regionalen Bonzokratie, durch die örtlichen männlichen und weiblichen Hofschranzen und Narren auf dem zentralen Marktplatz nur mit Erstaunen feststellen.
Die aristokratische Erscheinung der Bonzokratie, mit seinen m/w antikommunistischen Parteinarren, stand so ganz im scharfen Kontrast zur schweigenden und würdevollen Ausstrahlung von Glaubensangehörigen des örtlichen Islam.
Ebenso, der schroffe materielle und soziale Gegensatz, zwischen dem neu errichteten Parteipalast der Bonzokratie und der sichtbaren Armut der einfachen Menschen und deren schlechten Wohn- und Lebensverhältnisse.
Bereits vor Gorbatschow – vor seinem Aufstieg an die Parteispitze – war erkennbar, dass diese antisozialistische Gesellschaftsordnung keine Basis in der Arbeiterklasse und der anderen Werktätigen und ebenso keine Zukunft und gesellschaftspolitischen Bestand hatte.
Für jeden überzeugten Kommunisten wie bürgerlichen Antikommunisten spiegelte sich diese Entwicklung überdeutlich vor und nach Selbstauflösung von Partei und Staat, der historischen Implosion der UdSSR. Die rechten Opportunisten in Partei- und Wirtschaftsbürokratie, unterschlugen und raubten das Kapital bzw. Produktivvermögen für ihren (offiziellen) kapitalistischen Neuanfang als Wirtschaftsmagnaten und Oligarchen. So sichtbar, im Übergang der Transformation aller Republiken, der von ihnen zuvor im Verlauf von Jahrzehnten untergrabenen und zerschlagenen Sowjetunion.
►Es wäre zu billig und einfach, die Niederlage und Zerschlagung der Existenz der Sowjetunion als ein ausschließliches Werk westlicher Geheimdienste – von CIA, FR. GB bis BND – zu deklarieren.◄
Es war vor allem das Unvermögen der KPdSU auf allen Ebenen und in allen Gliederungen und nationalen Regionen und Republiken der UdSSR, die Parteibasis und Arbeiterklasse, – ohne Personenkult –, durch die Förderung eigenständiger und schöpferischer Aktivität einzubinden.
Devote Anpassung, Karrierismus und Opportunismus wurden mit materiellem und beruflichem Aufstieg belohnt, aber sozialrevolutionäres Klassenbewusstsein und analog selbständiges Denken und Handeln wurden bestraft und als feindlich – vom westlichen „Klassenfeind“ herkommend – diffamiert und schlimmstenfalls verfolgt und hart bestraft.
►Natürlich gibt es und gilt es auch weiterhin für die westlichen und fernöstlichen NATO-Verbündeten, mit dem geopolitischen und wirtschaftspolitischen Aufbrechen der Nachfolgestaaten und Regionen, viel an billigen Arbeitskräften und ebenso profitabel an sehr günstigen Rohstoffen und Bodenschätzen zu holen.
●, in diesem Sinne und ohne einen Nuklearkrieg riskieren zu wollen, verfolgt aus das westliche und fernöstliche Staatenbündnis, unter Führung der imperialistischen Vereinigten Staaten von Amerika, ihre Zielsetzung zur geopolitischen und gesellschaftspolitischen, wirtschafts- und militärpolitischen Übernahme von ganz Eurasien. PS: Dafür bedürfte es vor allem die noch anstehende Beseitigung der derzeitigen politischen Administration der Russischen Föderation. Das ist so auch die Zielsetzung der politischen Führung der Europäischen Union, ebenso deren parteipolitischen und demagogisch-ideologischen Eliten, so auch der BRD, FR wie GB.
11.01.2022, R.S.
John Pilger hat mit seiner Dokumentation von 2014, "The Coming War with China" die Entwicklung seit 1945 nachgezeichnet und damit die Basis aufgezeigt, auf der seither "fleißig" aufgebaut wird.
Diese hervorragende Dokumentation lässt uns erkennen, wo man schon 2014 angelangt war, so dass man das Geschehen seither sehr gut hinzufügen und erklären kann:
https://www.youtube.com/watch?v=l5CzbyUDNA0
Man könnte John Pilger als einen Kollegen von Julian Assange sehen, dessen Renommée allerdings schon damals so beträchtlich war, dass man ihn nicht "aus dem Verkehr ziehen" konnte. John Pilger hat sich immer sehr vehement für die Freiheit von Assange eingesetzt, doch die Pläne, Assange zu Tode zu bringen sind wohl nicht mehr aufzuhalten.
Bisher hatte ich John Pilger als einen der wenigen grundehrlichen Journalisten geschätzt. Auch sein Einsatz für Julian Assange finde ich lobenswert. Leider muß ich aber sagen, dass ich von John Pilger, wie auch einige andere der "alten" Linken, sehr enttäuscht bin. Als Australier hat John Pilger meines Wissen größtenteils über die horrenden Corona-Maßnahmen, mit Quarantänelagern besonders für Ureinwohner geschwiegen. (Siehe seine Webseite JohnPilger.com) Sein Einsatz für Julian Assange alle Ehre! Was aber über die Menschen in seinem Geburtsland, das übrigens auch das Heimatland von Julian Assange ist? Warum sind so viele dieser Leute, die viele von uns verehrt haben, unwillig diese Covid-Geschichte zu hinterfragen? John Pilger ist ein mit allen Wassern gewaschener Journalist, der sein ganzes Leben die Machenschaften der sogenannten Eliten angeklagt hat und ein Streiter für die Opfer war. Glaubt er an diesen Zirkus? Zutiefst enttäuscht hat mich John Pilger als er Ende 2020 in Sydney eine Rede mit einem pechschwarzen Maulkorb hielt. Weiß ein John Pilger nicht, dass dies die Insignien der Sklaverei sind, gegen die er sein ganzes Leben gekämpft hat?
@Burghard Lehmann – das ist eine ziemlich deprimierende Beobachtung, die ich bereits bei etlichen anderen Intellektuellen machen musste. Nehmen wir nur das Beispiel Chomsky. Der wollte plötzlich Ungeimpfte segregieren, wenn nicht gar aushungern. Damit hat er sein gesamtes, politisches Lebenswerk – schwupps – aus dem Fenster geworfen. Man bedenke… er pflegte sich als Anarchisten zu bezeichnen und hat auch ein Buch über Anarchismus geschrieben.
Hätte er verstanden, was er da geschrieben hat, müsste er für die gleichen Rechte aller Menschen eintreten und könnte nicht plötzlich – egal aus welchem Grund – einen beträchtlichen Teil der Menschen zu Pariahs machen wollen.
Manchmal könnte man glauben, man kann bereits Menschen feindlich übernehmen und fernsteuern.
Oder aber – Intellektuelle schwafeln gekonnt daher um sich eine möglichst herausreagende Position zu verschaffen und wenn man dafür umfallen muss, dann fällt man eben um.
Da denke ich an die alte Frau – gemeint wohl eine einfache Frau – in Leonard Cohens Lied "The Partisan", indem beschrieben wird, wie sie ohne mit der Wimper zu zucken lieber starb, als die Partisanen zu verraten. Diese Standhaftigkeit findet man eher bei einfachen Menschen aus der Arbeiterklasse als bei Intellektuellen, die in den meisten Fällen zu allen Zeiten als Huren der Macht fungierten, ganz so wie die Künstler, die nie die Hand bissen, die sie fütterte.
Für Chomsky ist es nicht nur ein stets wiederkehrendes Phänomen intellektuelles Sperrgebiet zu meiden, man findet ihn auch unversehens, hin und wieder, also wie gerade eben, in einem Boot mit den Machteliten:
Chomsky vermisst Beweise zu 9/11
Posted on 07/11/2010 by Mathias Broeckers / 7 Comments
Dass er erst nach über 9 Jahren den Mut hat auszusprechen, was jeder Mensch mit einem IQ über Schuhgröße auch nach 9 Wochen oder spätestens 9 Monaten sehen konnte – dass 9/11 nicht von Afganistan ausging und keine Beweise gegen “Al Qaida” vorliegen – dieses lange Zögern ist mehr als bedauerlich. Doch immerhin hat sich jetzt der “leading liberal intellectual” der Vereinigten Staaten, Noam Chomsky, in einem TV-Interview einigermaßen deutlich zur Sache geäußert:
(…)
Ok – auch damit ist Chomsky noch ein Stück davon entfernt, die offizielle Version der Ereignisse zu hinterfragen und auf die Beteiligung der Bush-Regierung zu verweisen. Was J.F.Kennedy und M.L. King betrifft hält Chomsky ja auch noch Jahrzehnten an der Mär vom “lone gunman” fest. Aber ein Stück scheint sich der Gatekeeper des liberalen Mainstreams immerhin zu bewegen, auch wenn er die Begriffe “9/11” und “inside job” umschifft.
https://www.broeckers.com/2010/11/07/chomsky-vermisst-beweise-zu-911/
Oder hier:
Zur Rolle der "Progressiven" in der Antikriegsbewegung
Die "linken Intellektuellen" des Imperiums fordern Regime-Change
Von Michel Chossudovsky / LUFPOST
In Nordamerika und in Westeuropa ist ein auf Täuschung beruhender sozialer Aktivismus entstanden, der vom Konzern-Establishment gefördert und kontrolliert wird. Dieser manipulierte Prozess hat die Bildung einer neuen Massenbewegung gegen den Krieg, gegen Rassismus und gegen soziale Ungerechtigkeit unmöglich gemacht. Dass die Antikriegsbewegung tot ist, zeigt sich auch daran, dass Leute, die sich als "Kriegsgegner" bezeichnen, den Krieg gegen Syrien für einen "Bürgerkrieg" halten. Für sie ist auch der Krieg gegen den Jemen ein "Bürgerkrieg". Weil dieses Land vor allem von Saudi-Arabien bombardiert wird, versuchen US-Kriegsgegner die verdeckte Beteiligung der USA am Krieg gegen den Jemen zu ignorieren oder herunterzuspielen. Diese Haltung lässt sich in dem Satz zusammenfassen: "Weil keine direkte Beteiligung der USA vorliegt, besteht auch keine Notwendigkeit für eine Kampagne gegen den Krieg im Jemen". Krieg und Neoliberalismus stehen nicht mehr im Mittelpunkt des zivilgesellschaftlichen Widerstandes. Ein von konzerneigenen Stiftungen finanziertes Netz nichtstaatlicher Organisationen hat den gesellschaftlichen Widerstand zerstückelt. Die Bewegungen gegen die Globalisierung und gegen den Krieg wurden gespalten. Die Wirtschaftskrise wird nicht mehr in Zusammenhang mit den imperialistischen Kriegen der USA gebracht.
Infolgedessen wurde der gemeinsame Widerstand zersplittert. An Teilproblemen orientierte Protestbewegungen – zum Schutz der Umwelt, gegen die Globalisierung, für den Frieden, für die Rechte von Frauen, Schwulen, Lesben, Bi-und Transsexuellen – werden gezielt und großzügig gefördert, um eine Massenbewegung gegen den globalen Kapitalismus zu verhindern.
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24597
_Box zitiert: „An Teilproblemen orientierte Protestbewegungen {…} werden gezielt und großzügig gefördert, um eine Massenbewegung gegen den globalen Kapitalismus zu verhindern.“
Die Ideologen und Eliten der Finanz und Monopolbourgeoisie sind lernfähig, die tiefenpsychologisch neutralisierte und eingebürgerte Linke in ganz Deutschland eben nicht.
Heute hält das Kapital ausnahmslos die ganze Gesellschaft ideologisch und politisch unter Kontrolle.
PS: Die Ideologen, Erben und Beamten der Großbourgeoisie, –– im Staats-, Justiz- und Gewaltapparat, im Bildungs-, Medien- und Manipulationsapparat ––, haben aus ihrer zeitweiligen Niederlage zum Kriegsende 1945 dazugelernt.
Hallo zusammen, in diesem Zusammenhang vielleicht auch ein interessanter Aspekt:
der Feminismus (nach Schwarzer).
Diese Ideologie traf die sich entwickelnde antiimperialistische Linke ohne Vorwarnung und fuehrte so zu ihrem Niedergang. Das Problem der antiimperialistischen Linken war leider auch ihr kleinbuergerlicher Hintergrund bzw. die Menschen, die Marx nur aus den blauen Bänden kannten und nicht jahrelang an der Werkbank gestanden haben.
Was aus diesen Figuren geworden ist, schaue man sich bei Kretschmann, Fuecks und anderen (heute Gruenen) „Gallionsfiguren“ an!
Hier würde ich meinen, dass Durchschnittsdeutsche, Leute wie ich, von Kasachstan etwa soviel wissen, wie von der Rückseite des Mondes (Was auch noch für andere Weltgegenden gilt). ABER…
aber wer über die letzten 20 – 30 Jahre die Einkreisung Russlands und Chinas verfolgt hat, dem ist auch klar, dass Kasachstan in diesem Sinne der große Preis zukäme, gegenüber dem etwa Afghanistan zu vernachlässigen wäre.
Das macht das Geschehen dort ganz besonders spannend.
Dann auch wieder nicht, denn das dürfte sowohl Russland wie China glasklar sein.
Für Deutschland gälte dabei, von dem großen, geographischen Abstand keinen Meter zu verlieren und nach allen Seiten hin ein Schild mit: "Das geht uns nichts an!" hoch zu halten.
Die Grenze Kasachstans zu Russland ist wesentlich länger als die zur Ukraine; würde beide Staaten in Händen der Kabale landen, dann wäre dies der Zangengriff an Russlands Südflanke. Dazwischen hinge dann noch ein wenig russisches Gebiet, das man quasi abklemmen könnte.
Tja, soviel zur Theorie.
Putin wird versuchen, all jene Territorien wieder in ein klares Herrschaftsgebiet einzugliedern. Aus seiner Sicht vernünftig, in Anbetracht der Gesamtlage nahezu reine Notwehr.
Nun leben eben überall Menschen, nicht alle werden da glücklich mit sein. Es bleibt ein Machtspiel, bei dem Menschen zur Verschiebemasse werden.
Ob nun der Protest a la Maidan eine Farbrevolution werden sollte? Oder ob ein Teil der Bevölkerung vom korrupten System die Schnauze voll hat.
Ich hoffe, Thomas Röper wird demnächst berichten.
Wenn ich sage: "Das geht uns nichtsan!", dann meine ich natürlich die offiziellen, regierungsamtlichen Kriegshetzer, die mit Begeisterung die Bundeswehr (aus Afghanistan nichts gelernt) auch nach Kasachstan schicken würden um Brunnen zu bohren und Mädchenschulen einzurichten.