Das war der Gipfel
Wer regelmäßig Musik-Festivals besucht, die sich in der Regel über mehrere Tage und Bühnen ausdehnen, kennt das Gefühl, wenn der ganze Spaß vorbei ist.
Klasse war es, aber auch anstrengend und verdammt teuer. Final stellt sich die Frage: Hat sich die Party privat gelohnt? War irgend ein Star dabei, für den sich der ganze Aufwand rechtfertigen lässt? Oder war es eher die Gesamtstimmung, die Bands, der Zeltplatz, das Wetter und die Versorgung mit Nahrung, die einen das Resümee ziehen lässt, nächstes Jahr wieder zu kommen?
Lautet die Antwort Ja, wird man leicht erheitert den Weg nach Hause antreten. Bei einem Nein bleibt das Gefühl, über den Tisch gezogen worden zu sein. Auch dieses Gefühl ist recht intensiv und hält lange an.
Solche Events zu besuchen ist eine Entscheidung, die man aus freien Stücken trifft. Niemand zwing einen, dort hin zu gehen und es wird am Schluss auch keine Beschluss gefällt, der z.B. lauten könnte, ab sofort muss ein großer Teil der Welt die Musik des Headliners jeden Tag in jeder Radiostation ertragen.
Anders ist das beim G7-Gipfel, der am Montag in Bayern im beschaulichen Elmau zu Ende ging.
Auch dort trafen sich Stars. Headliner war Barak Obama. Geladen hatte Angela Merkel, die in Europa als wichtigste Supportband bezeichnet werden darf.
Anders als z.B. bei Rock am Ring wird der Steuerzahler für die Alpenfestspiele in Elmau zur Kasse gebeten. Wie hoch die Summe ist, kann nur geahnt werden. Der Veranstalter, die Bundesregierung, muss keine Zahlen veröffentlichen. Man schätzt die Summe aber auf einen dreistelligen Millionenbetrag. 200 Millionen kommen da locker zusammen. Dafür gibt es einen Grund: Sicherheit.
Wenn sich die Superstars der politischen Bühnen an Ort X treffen, verhalten sie sich anders als die Mitglieder von U2 oder den Red Hot Chilli Peppers. Man wünscht keinen Kontakt zum Publikum und einen echten Backstage für die Presse gibt es auch nicht.
Alles ist so authentisch wie Sexszenen in Hollywood. Es riecht nach Plastik und Desinfekionsmittel.
In Elmau waren rund 3000 Journalisten zugelassen. Die Aufgabe der G7-Organisation war es, vor allem diese auf Distanz zu halten und nur handverlesenen Hofberichterstattern echten Zugang zu verschaffen.
Um die Massen von Reportern dennoch bei Laune zu halten, wurde das Pressezentrum durch einen Catering-Bereich ergänzt, in dem man sich 24 Stunden am Tag die Kante geben konnte.
Dazu gab es spezielles G7-Merchandising. Das Gesamtpaket war kostenlos und sollte die internantionalen Journalisten davon ablenken, dass die meisten nur vorgefertigte Propaganda-Texte und Bilder durchgereicht bekamen.
Genau so gut hätte man über Elmau von einem Flugzeugträger im Pazifik schreiben können. Aber genau das war das Ziel. Schöne Bilder die davon ablenken sollten, dass die „Wertegemeinschaft“ kollektiv verstrickt ist in Drohnenmord, NSA-Spionage, Terror-Export und dem Wegsehen, wenn vor den Küsten Europas jeden Tag unzählige Flüchtlinge ertrinken.
Putin war nicht unter ihnen. Ihm wurde die Karte zum Gipfel verwehrt, da er moralisch/ethisch nicht mehr zum Rest der Truppe passte. Stichwort Krim-Krise.
KenFM war während des Gipfels in Elmau mit Reporter Martin Lejeune vor Ort in Kontakt. Er war sowohl im G7-Pressezentrum, als auch beim Protestcamp. Außerdem besuchte er die Anti-G7-Demo in München.
Für KenFM zieht er Bilanz der Alpenfestspiele. Es bleibt ein tragisch-komischer Beigeschmack.
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