Am 2. Juni 1967 wurde in West-Berlin der Student Benno Ohnesorg durch die Polizei erschossen. Obwohl der Schütze nicht, wie er behauptete, aus Notwehr gehandelt hatte, wurde er zweimal vor Gericht freigesprochen. Es war die Zeit des Kalten Krieges. Berlin war geteilt und die USA und ihre Verbündeten witterten an allen Ecken die „Rote Gefahr“.
Wer als Teil der Studentenbewegung Kritik am Vietnam-Krieg äußerte oder den Schah von Persien bei seinem Besuch in der BRD als Diktator bezeichnete, bekam die volle Staatsmacht zu spüren.
Der Tod des Studenten Benno Ohnesorg durch den Polizisten Karl-Heinz Kurras löste in West-Deutschland eine politische Lawine aus. Seine Ermordung durch einen Staatsbeamten führte zur 68er-Bewegung. Die Grünen und die TAZ muss man als direkten Spin-off des 2. Juni 1967 verstehen.
50 Jahre nach der Tat gibt es in Berlin noch immer keinen Platz, keine Straße, die nach Benno Ohnesorg benannt ist. Auch sind zahlreiche Akten und Zeugenaussagen zum Fall bis heute nicht Teil des gesellschaftlichen Bewusstseins. Den wenigsten ist bekannt, dass Ohnesorg als Toter im Krankenhaus am Schädel operiert wurde, um das Knochenstück, das vom Projektil durchdrungen wurde, zu entfernen.
Wie wir heute wissen, hatte der Todesschütze Kurras Zugang zur Leiche im Krankenhaus und stimmte seine Verteidigung mit der Justiz ab. Im Jahre 2012 konnten die Fotos vom Tatort durch digitale Bildbearbeitungs-Technik aufgehellt und der Tathergang abermals detaillierter nachvollzogen werden.
Dass all dies jetzt in seiner ganzen Brisanz ans Tageslicht kommt,
verdanken wir dem Journalisten Uwe Soukup, der sich wie kein anderer vor ihm in den Fall verbissen hat. Seine Recherchen führten ihn zu unbekannten Akten und Zeugen, deren Aussagen damals manipuliert oder ungehört blieben. Soukup traf auch den Todesschützen, der 2009 als Stasi-Spitzel enttarnt wurde und bis zu seinem Tod im Jahre 2014 den Schuss auf Ohnesorg rechtfertigte, denn ihn zu bereuen. Zeit seines Lebens wurde der Mörder von Benno Ohnesorg durch Justiz und Staat gedeckt. Mord verjährt nicht. Erst recht nicht, wenn er als Exempel gedacht war.
Uwe Soukup veröffentlichte 2017 die überarbeitete Version seines
Standard-Werkes zum Tod von Benno Ohnesorg unter dem Titel “Der 2. Juni 1967 – Ein Schuss, der die Republik veränderte” und wirkte an dem Dokumentarfilm “Wie starb Benno Ohnesorg?” mit, der am 29. Mai 2017 um 23:45 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird.
Inhaltsübersicht:
00:06:55 Der 2. Juni 1967 – Eine Kurzfassung
00:20:45 Demonstrationen während des Besuchs des Schahs von Persien – gezielte Eskalation
00:30:36 Die Füchsejagdtaktik – Die Maske des Staates fällt
00:37:30 Wie kam es zum Schuss auf Benno Ohnesorg?
00:47:10 Ablauf am Tag des Mordes: Vertuschung, Geheimdienste und Manipulation am toten Körper Ohnesorgs
01:05:07 Karl-Heinz Kurras: Freispruch für den Täter und die Rolle der Berliner Staatsanwaltschaft
01:12:58 30 Jahre später: Motivation für das Aufrollen des Falles Ohnesorg und die Begegnung mit dem Täter
01:20:11 Sozialisation: Wer war Benno Ohnesorg? Wie verlief das Leben von Karl-Heinz Kurras?
01:31:11 Ein Platz für Benno Ohnesorg
01:38:14 Die Bedeutung und die Folgen des 2. Juni 1967
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