Kommentar von Laurent Stein.
Die deutsche Presselandschaft gibt ein tristes Bild ab, am Morgen des 9. November 2016.
Auf nahezu jedem Kanal, von ARD bis N24, rätseln sichtlich niedergeschlagene Moderatoren, wie es passieren konnte, dass Donald Trump zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde. Es scheint so, als ob die Wahlniederlage Hillary Clintons nicht nur eine Schlappe für die demokratische Partei ihres Landes darstellt, sondern für alle wichtigen Presseorgane der westlichen Wertegemeinschaft. Monatelang hatte man Trump dämonisiert und vor den fatalen Konsequenzen gewarnt, die ein Wahlsieg des republikanischen Kandidaten mit sich bringen würde.
„5 Minuten vor Trump“ titelte der Spiegel und kreierte ein Weltuntergangsszenario, dass es dem deutschen Gutmenschen schon ganz schwarz vor Augen wurde. Nun ist es aber doch geschehen. Das unmögliche ist möglich geworden und auch Claus Kleber muss sich als Mitglied der Atlantikbrücke mit „seinem“ neuen Präsidenten zufriedengeben.
„Wie konnte es nur dazu kommen?“, schallt es auch aus den Radiostationen der Bundesrepublik.
Zeitgleich appelliert Focus Online-Experte Jürgen Rüttgers an die deutsche Bevölkerung: „Man müsse den Amerikaner nach dieser Wahl helfen“. Deutschland muss eben mehr Verantwortung übernehmen. In diesem Fall als der kleine Junge, der seinen betrunkenen Vater von der Kneipe nach Hause bringen muss.
Eine Frage wird bei der ganzen Aufregung jedoch kein einziges Mal gestellt, obgleich sie nach diesem monatelangen Theater entscheidend wäre. Warum hört ein Großteil der Menschen nicht mehr zu, wenn die Redaktionen von New York bis Paris Donald Trump zum Staatsfeind Nummer 1 hochstilisieren?
Die US-Wahl 2016 belegt ganz eindeutig, was zahlreiche Journalisten bereits jahrelang prophezeit hatten. Das Meinungsmonopol der Mainstream-Medien bröckelt gewaltig. Wenn die Presse in der heutigen Zeit noch eine Überlebenschance wahren möchte, ist der einzige Ast, an den sie sich Klammern kann, den der kritischen Reflexion.
In Deutschland bietet sich hierfür bereits heute die Möglichkeit. Wer ein “Szenario Trump“ hierzulande verhindern möchte, wird nicht darum herumkommen, mit den politischen Gegnern das Gespräch zu suchen. Miteinander reden, statt übereinander schreiben. Die AFD ist nicht der deutschen Presselandschaft zum Trotz so stark geworden, vielmehr wurde sie und wird sie immer noch täglich von ihr gestärkt.
Für die Medien wird die Zeit immer knapper, das verlorengegangene Vertrauen der Bevölkerung wieder zurück zu gewinnen. Die Bundestagswahl 2017 wird zeigen, inwieweit aus eigenen Fehlern gelernt wurde.
Danke an die Autoren für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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