Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Das Einleben ist voller Überraschungen
Der Titel der letzten Episode „Der Traum wird wahr“ bezog sich darauf, endlich der Engstirnigkeit und Intoleranz der deutschen, offensichtlich auf Aggression gegen Russland getrimmten Gesellschaft entflohen zu sein. Es hieß nicht „Traumland“. Das wäre nach wie vor ein Deutschland der echten, nicht medial politisch erzwungenen Schein-Toleranz ohne Heuchelei, ein Land, das den Geist des Grundgesetzes in seiner ursprünglichen Form lebt. In Namibia haben wir nun Toleranz gefunden. Aber natürlich quälen noch die kleinen Alltagsprobleme. Die Bankenprobleme sind noch nicht vorbei, aber Einzug wurde möglich, dann machte ich Bekanntschaft mit der Polizei.
Zuerst die gute Nachricht. Die Limiterhöhung bei der deutschen Bank funktionierte. Die Ersparnisse von 45 Arbeitsjahren waren auf dem Weg von Deutschland nach Namibia. Die schlechte Nachricht: Sie kamen auch nach einer Woche noch nicht an. Nachdem die Bank meines Hauskäufers in Deutschland fast zwei Wochen für eine Überweisung benötigte, stellt sich nun heraus, dass die Banken im südlichen Afrika auch gewisse Probleme haben. So hatte ich eine Onlineüberweisung gemacht, die aber nicht auf meinem Konto erschien, ließ mir eine manuelle Zahlungsbestätigung erstellen, aber der Lieferant weigerte sich dann, die Lieferung auszuführen, weil auch nach einer Woche der Betrag weder auf meinem, noch auf seinem Bankkonto aufgetaucht war.
Banken
Gerade als die Klärung stattfinden sollte, am ersten Banken-Arbeitstag nach dem Cassinga-Feiertag, fiel der ganze Banken-Computer aus, und nichts ging mehr. Als dann am Freitagabend der Computer wieder zu funktionieren schien, waren aber auf meinem Konto weder die Bezahlung des Lieferanten zu finden, noch die vor fast einer Woche abgeschickten Gelder aus Deutschland. Vor meinem geistigen Auge spielten sich dramatische Szenen ab, sollten die Beträge auch am Montag nicht auf dem Konto erscheinen.
Am Donnerstagabend hatte die Maklerin Mitleid mit uns und ließ uns endlich ins Haus, nachdem der Notar signalisiert hatte, dass zwar der Kaufpreis des Hauses, aber noch nicht die Nebenkosten angekommen waren. Die Nebenkosten sollten von besagtem Konto in Namibia bezahlt werden, weil man bei Überweisungen aus Deutschland nie genau weiß, wie viele namibische Dollar ankommen. Aber das ging dann nicht, wegen der Computerprobleme der Bank. Ohne die wird aber die Eigentumsübertragung nicht erfolgen. So lange die nicht erfolgt ist, müssen wir laut Notarvertrag eine Miete an den letzten Eigentümer bezahlen. Als Gegenleistung erhalten wir die auf dem Konto des Notars angefallenen Zinsen, die natürlich wesentlich niedriger sind.
Also war wieder ein Wochenende angebrochen, an dem zwar viele Menschen, die etwas produzierten in Namibia auch arbeiteten, nur eben die Banken nicht. Ich habe noch nie verstanden, warum im Zeitalter der Computer und virtuellen Intelligenz diese am Wochenende eine Auszeit brauchen.
Aber dann doch noch eine Nachricht von der Targobank, die Hoffnung macht. Man wolle uns gerne die für den Aufenthaltstitel notwendigen Angaben in Englisch liefern, wenn wir mit den Kosten einverstanden sind. Was wir natürlich sofort bestätigten. Nun waren wir gespannt, was wir von der Bank in der kommenden Woche erhalten sollen. Schon seltsam, dass das Thema Banken einen so großen Einfluss auf das Leben hat.
Die Polizei
Am Freitagabend, kurz vor dem möglichen Einzug wollte ich noch schnell eine Pizza holen. Das mit „schnell“ hat dann nicht geklappt. Auf der Schnellstraße nach Swakopmund war hinter einer Kuppe eine 60 km/h-Zone ausgewiesen. Dann unter der Brücke wurde ich hinausgewunken. Ich sei 75 km/h statt erlaubte 60 gefahren, erklärte man mir freundlich. Die nette Polizistin mit Fingernägeldesign erklärte mir, dass ich am nächsten Tag das Video gerne auf der Polizeiwache anschauen könne. Freundlich füllte Sie das Protokoll aus, scherzte ein bisschen und gab mir dann die Kopie. Zahlen sollte ich am nächsten Tag, sie durfte kein Geld direkt annehmen. 375 Namibisch Dollar oder ca. 22 Euro waren fällig erklärte sie mir auf Nachfrage freundlich, sollte ich in bar mitbringen.
Am nächsten Morgen um 8 Uhr war ich dann auf der Polizeiwache. Sofort kümmerte sich ein netter Beamter um mich und fragte nach meinem Anliegen. Ich erklärte ihm dass ich das Ticket bezahlen müsste, worauf er begann eine Quittung auszustellen. Derweil erklärte ich ihm auf einem Stück Papier, dass das Schild so aufgestellt war, dass Fahrzeuge, die einen U-Turn machten, 100 fahren konnten, und andere, die gerade über die Kuppe kamen, scharf bremsen mussten, um direkt am Schild auf 60 km/h zu kommen. Er pflichtete mir vollkommen bei und wollte unbedingt das weiter melden. Darüber vergaß er dann das Wechselgeld zu geben.
Corona-Geschichten
Ich habe schon in Italien, in der Schweiz, in Belgien, in Vietnam und Thailand gelebt, aber noch nie war es so einfach, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. In einem Geschäft für Haushaltsgeräte hatten wir die bereits früher erwähnte Verkäuferin zu unserer Stammverkäuferin gemacht. Sie setzte sich immer dafür ein, dass es doch noch mal einen Extrarabatt gab. Nun war sie aber krank. Mit dem Manager vereinbarte ich, dass die Verkäufe auch während ihrer Krankheit auf ihr Verkäuferkonto laufen sollten. Einer ihrer Kollege füllte dann die Papiere aus. Ich entschuldigte mich, dass er ohne Provision für seine Kollegin arbeiten würde, aber er winkte ab und meinte, sie würde das auch für ihn tun, wenn er mal krank ist. Wir sagten, dass wir hofften, dass es mit seiner Kollegin nichts Ernstes sei. Worauf er antwortete, dass es vermutlich nur eine der üblichen Grippeerkrankungen war, und Covid sei ja auch nichts Besonderes.
Das machte mich neugierig. Auf Nachfrage erklärte mir der Kollege, dass man doch alles im Internet finden könne, wenn man wolle. Spätestens seit einem Jahr sollte klar sein, dass Covid in erster Linie eine politische Sache sei. Die meisten seiner Freunde und Bekannten würden es ebenso sehen. Und die Regierung sei ja im Prinzip auch umgeschwenkt.
In einem anderen Gespräch mit weißen Namibiern hörten wir dann, dass die Regierung im Jahr 2020 durchaus sehr rabiat vorgegangen war. Menschen, die durch Brandungsfischen ihr Essen organisierten, seien mit Gewehrkolbenschlägen vertrieben worden. Aber die Opposition gegen die Shut-Down-Maßnahmen, durch die Menschen drohten zu verhungern, seien dann so schnell angestiegen, dass die Regierung am Ende aufgab, und einfach alles seinen Lauf ließ. Was dann keinen Unterschied hinsichtlich der Erkrankungen und Todesfälle gemacht habe.
Ein dritter Gesprächspartner erklärte, dass die Regierung wohl anfangs ängstlich gewesen sei. Aber dann durch den Widerstand im Land gezwungen worden war, die strikte Durchsetzung von Maßnahmen ohne offizielle Ankündigung einfach auslaufen zu lassen. Und dass man heute wohl versuche, ohne großes Aufsehen international zwar gesetzliche Regelungen wie in anderen Ländern einzuführen, diese aber nicht sonderlich hart durchsetze. Ganz im Gegenteil zur Zeit des Beginns der so genannten Pandemie.
Auch die Impfkampagnen laufen zwar, aber eher halbherzig. Es gibt auch, insbesondere in deutschsprachigen Sendern, Aufrufe sich „impfen“ zu lassen, wobei nicht ganz klar ist, ob es sich um bezahlte Anzeigen, oder um Aussagen der Redaktionen handelte.
Die schwarze Bevölkerung scheint sich zum überwiegenden Teil nicht mit den neuartigen Stoffen behandeln zu lassen. Während weiße Namibier doch eher dazu neigten, den Aufrufen zu folgen, wenn auch nicht sonderlich enthusiastisch.
Politik
Schon immer versuchen die jeweils Herrschenden, ihre Untertanen so gut wie möglich zu kontrollieren. Kein Land der Welt und keine staatliche Organisationsform bleiben davon ausgenommen. In Deutschland beobachten wir seit den 1978er-Jahren mit den beginnenden Notstandsgesetzen eine ständige Erosion der Bürgerrechte, was während der Corona-Krise dann für jeden deutlich sichtbar wurde. Auch Namibia ist natürlich nicht davon ausgenommen. Vielleicht, da die seit der Unabhängigkeit regierende SWAPO ganz offensichtlich zunehmend unter Druck durch oppositionelle Parteien kommt. So ist es interessant, einen Artikel in der größten Zeitung des Landes, The Namibien, zu lesen, erinnert es doch sehr an Entwicklungen in Deutschland:
„Die Regierung ist dem Ziel, die Mobilfunkkommunikation der Namibier auszuspionieren und fünf Jahre lang zu speichern, einen Schritt näher gekommen. Dies wurde trotz der Bedenken der Zivilgesellschaft hinsichtlich der Privatsphäre und des Machtmissbrauchs bekannt. Die Besorgnis über das Ausspionieren der Bürger geht auf ein vor 13 Jahren verabschiedetes Kommunikationsgesetz zurück, welches das namibische Parlament verabschiedet hatte.“ (1)
Obwohl das Gesetz 2009 verabschiedet wurde, so der Artikel, sei der Abschnitt, der das Abhören bzw. Sammeln von Daten der Telefonnutzer erlaube, nicht rechtskräftig, da seine Detail-Regelung noch ausstehe. In Abschnitt 6 des Gesetzes ginge es um die Einrichtung von Abhörzentralen.
Die Zivilgesellschaft habe eindringlich vor der Massenüberwachung gewarnt, da sie von staatlichen Stellen wie der Polizei missbraucht werden könne, und die Beamten, die die abgehörten Informationen von den Telekommunikationsunternehmen anfordern sollen, nicht ausreichend überwacht würden. Die Regierung scheine jedoch entschlossen zu sein, das Abhören von Anrufen voranzutreiben.
Die veröffentlichten Vorschriften besagen, dass Telekommunikationsdienstleister wie MTC und Paratus verpflichtet sind, Informationen über die Telekommunikation von Kunden fünf Jahre lang zu speichern. Dabei gehe es um die Metadaten wie Telefonnummern und andere Kundenidentifikationsdaten wie Datum, Uhrzeit und Dauer der Telekommunikation sowie Internetprotokolladressen. Die Vorschriften sehen vor, dass Telekommunikationsunternehmen den Namen, die Adresse und das Ausweisdokument jedes Kunden zur Verfügung stellen müssen.
Da in Namibia immer noch viele Menschen in nicht registrierten Unterkünften wohnen, sei es akzeptabel, wenn die Unternehmen irgendeine Adresse aufnehmen, welche die Menschen nutzen, um Post zu empfangen. Minderjährigen sei es untersagt, ohne einen erwachsenen Vertreter SIM-Karten zu kaufen. Dann warnte der Artikel vor einem „gefährlichen Terrain“.
„Frederico Links, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institute for Public Policy Research (IPPR), warnte gestern vor der flächendeckenden Überwachung von Telekommunikationsgeräten. ‚Die Bedingungen, die jetzt verabschiedet wurden, bringen uns der Massenüberwachung der Namibier näher (…)‘, sagte er. ‚Diese Art der Rasterfahndung hätte tiefgreifende Auswirkungen auf unser verfassungsmäßiges Recht auf Privatsphäre, da nichts, was wir in der digitalen oder Cyber-Sphäre tun oder sagen, vertraulich wäre.‘“ (1)
Denn, so der Artikel, damit wären auch Kommunikationen mit Journalisten und Rechtsanwälten nicht vor einem Abhören geschützt. Und es gebe keine angemessene Überwachung der Polizei und Geheimdienste, um einen Missbrauch der Daten zu verhindern.
Die Aufsichtsbehörde erklärte jedoch, führt der Artikel aus, dass das Kommunikationsgesetz das Abhören von Kommunikation in Namibia weder einführe noch erlaube. Es gehe also nur um die Metadaten. Das Abhören sei weiter nur über Strafprozessordnung und Geheimdienstgesetze geregelt.
„Das Abhören findet in Namibia also seit 1997 statt und wurde nicht durch das Kommunikationsgesetz eingeführt. Die SIM-Registrierung sollte daher nicht mit dem Abhören in einen Topf geworfen werden‘, sagte sie.“ (1)
Der Kommunikationsminister erklärte, dass Länder vor vielen Jahren die obligatorische Registrierung von SIM-Karten eingeführt haben, nachdem ein Aufschrei darüber laut geworden war, dass unregistrierte SIM-Karten für kriminelle Aktivitäten genutzt wurden.
Der Artikel erklärt, dass die Analyse einer Mitarbeiterin des „Legal Assistance Centre“ ergeben habe, dass die neue Verordnung weit über die ursprünglichen Regelungen hinausgehe, da nun jede SIM-Karte erfasst werde, während es ursprünglich eine Begrenzung auf „Kunden“ gab. Außerdem sei durch die neuen Verordnungen der Weg für potentielle „Spionage“ geebnet. Sie wies darauf hin, dass Telekommunikationsgesellschaften verpflichtet seien, riesige Mengen an Daten vorzuhalten, wobei die Polizei und die Geheimdienste höchstwahrscheinlich doch nur einen winzigen Teil jemals benötigen würden. Damit sei der verfassungsmäßige Grundsatz verletzt, nach dem ein Recht nur so weit eingeschränkt werden darf, wie es vernünftigerweise notwendig ist, um einem bestimmten Ziel zu erreichen. Statt einer unbegrenzten Vorratsdatenspeicherung wäre nur eine solche angemessen, welche die Daten von Personen speichere, die im begründeten Verdacht stehen, mit schweren Verbrechen in Zusammenhang zu stehen.
Ist es nicht seltsam, wie sich die Diskussionen ähneln? Und ist nicht interessant, dass so genannte „Entwicklungsländer“ intensiver über Bürgerrechte diskutieren und länger für sie einschränkende Gesetze benötigen, als westliche Industrieländer?
Armut
Am Sonntag war ich in einem der ärmsten Viertel von Swakopmund. Eine „informelle“ Siedlung in der Nähe des Flughafens, neben Bahngleisen, auf denen ein- bis zweimal pro Tag Güterwaggons rollen. Die Armut ist bedrückend, wenn man die Lebensbedingungen sieht, ohne fließendes Wasser, ohne Elektrizität.
Hier lebt eine junge Frau, nennen wir sie Christina, den richtigen Namen möchte ich an dieser Stelle nicht nennen. Sie war christlich erzogen, hat zwei Kinder geboren, von denen eins bei der Großmutter im Norden des Landes lebt, und eines bei ihr. Das Mädchen, 5 Jahr alt, geht in einen Kindergarten, der es vom Morgen bis zum Nachmittag um 16 Uhr versorgt. In der Zeit dazwischen versucht Christina irgendwie durch alle möglichen Arbeiten Geld zu verdienen um über die Runden zu kommen, und vielleicht auch ab und zu etwas zu den Großeltern schicken zu können.
Diese und ihr zweites Kind besucht sie einmal im Jahr. Ungefähr 10 Stunden dauert die Busfahrt nach Hause. Mit fünf Tagen Arbeit an verschiedenen Arbeitsstellen mit jeweils 6 Stunden verdient sie zusammen im Monat ungefähr umgerechnet 190 Euro. Zum Glück erhält sie auf den Arbeitsstellen eine warme Mahlzeit am Mittag. Und auch immer wieder etwas zusätzlich zugesteckt, entweder Geld oder Kleidung. So kommt sie ganz gut klar, so lange sie keine hohen Mieten zahlen muss. Weshalb sie sich nicht den Luxus einer Mietwohnung leistet, sondern sich eine Behelfswohnung mit einer Verwandten teilt.
Ein Nachbar von ihr verfügt über den Luxus eines Autos und versucht sich als Taxifahrer durchzuschlagen. Er nimmt sie auch schon mal ohne Bezahlung mit. Man hilft sich, wenn man kann. Christina hat keine Krankenversicherung und ist auf die staatliche Gesundheitsversorgung angewiesen. Darüber hatte ich schon berichtet. Sie hat auch keine Altersversorgung nach europäischen Maßstäben. Aber ihre größte Sorge gilt der Ausbildung ihrer Kinder. Sie ist glücklich, dass sie jetzt jeden Arbeitstag der Woche einen Job hat, was ihr genügend Einkommen zum Überleben verschafft, aber darüber hinaus noch Zeit mit ihrem Kind übrig lässt. Sie kommt klar und ist zufrieden, sagt sie mit einem freundlichen Lächeln, dem man glauben muss.
Am Dienstag rief unsere Verkäuferin, nennen wir sie Anne, ihren richtigen Namen will ich hier nicht nennen, vom Haushaltswarengeschäft an. Nach einigem Zögern erzählte sie, dass ihr Lebensgefährte sie wieder geschlagen habe und ihr Gesicht so verunstaltet ist, dass sie auch die nächste Woche nicht zur Arbeit gehen könne. Aber ich solle bitte dort nichts davon erzählen.
Mit dem Haus hatten wir gebrauchte Möbel, darunter auch Betten und Matratzen gekauft. Wir hatten ihr gesagt, dass wir die Matratzen gerne austauschen möchten, und sie hatte sich sofort angemeldet, die gebrauchte Matratze zu übernehmen. Der Hauptgrund für ihren Anruf war die Frage, ob wir die Matratze schon weggegeben hätten. Hatten wir natürlich nicht, auch weil die neue noch nicht gekommen war. Da Anne in eine eigene Wohnung ziehen muss mit ihrer Tochter, kommt ihr die Matratze wie gerufen.
Christine ist eine gestandene Frau. Sie tritt groß und selbstbewusst auf. Aber trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, wurde sie ein Opfer häuslicher Gewalt. In der traditionellen Gesellschaft Namibias gibt es noch viele sehr konservative und patriarchalische Strömungen. Zuletzt zum Ausdruck gebracht durch die Aussage einer Abgeordneten, dass es zur Pflicht einer Ehefrau gehöre, dem Mann sexuell zu Diensten zu sein. Aber diese Strömungen lösen sich immer stärker auf. Nicht zuletzt durch die Wirkung des Einflusses der christlichen Kirchen. Das Verständnis setzt sich durch, dass es Traditionen gibt, welche nicht mit dem modernen gesellschaftlichen Leben in Einklang gebracht werden können, während es andere Traditionen gibt, die man bewahren sollte. Zu diesen in einem anderen Podcast mehr.
Sicherheit
Die beste aller Ehefrauen wies auf einen Widerspruch hin. Jeder sagt „Swakopmund ist sicher“ aber jeder, egal ob Haus oder Wohnung, scheint einen Vertrag mit einem Sicherheitsunternehmen zu haben, das sein Haus mit Bewegungsmeldern ausstattet und dem Besitzer einen Schlüssel mit Panik-Button gibt. Eine Arztpraxis verfügt über eine vergitterte Tür, die nur auf Anforderung geöffnet wird. Und so fragte meine Frau dort, wofür das Gitter sei, ob schon einmal etwas passiert sei. Man antwortete ihr, nein, alles sei sicher, aber man gehe halt lieber auf Nummer sicher, man wisse ja nie …
Naja, einen anderen Grund nannte mir unsere Versicherungsmaklerin. Durch den Vertrag mit einem Sicherheitsunternehmen reduziere sich die zu zahlende Versicherungssumme. Wenn man Gitter einbaue noch einmal mehr. Aber darauf wollte ich dann doch lieber verzichten. Ich konnte schon in Asien nicht verstehen, wie sich Menschen freiwillig hinter Gitter begeben.
Tatsächlich halten sich die Meldungen in den Medien hinsichtlich Einbrüchen und Überfällen in den allgemein üblichen Grenzen. Wobei es regionale Unterschiede gibt. Durch die Tatsache, dass Farmer darunter leiden, dass immer wieder Diebe ihr Vieh schlachten, gehen manche Bauern nur noch mit Gewehren aus dem Haus. Diese Viehdiebe sollen oft einer mafiösen Organisation angehören, und teilweise mit der Polizei zusammen arbeiten, wurde uns von in Namibia geborenen Bekannten erzählt.
In städtischen Gebieten, so sagten uns Namibier aus Swakopmund, gebe es auch Einbrüche, aber selten und meist nur dort, wo leichtsinnigerweise Fenster oder Türen offen stehen. Dann könne es auch zu brutalen Übergriffen an den Bewohnern kommen, besonders wenn das Haus etwas abgelegen liegt.
Klima
Das Klima im Winter in Swakopmund erinnert stark an die besten Frühlinge in Deutschland. Nachts sinkt die Temperatur manchmal unter 10 °C, tagsüber steigt sie dann auf 20 bis 30°C. Seit wir angekommen sind, hatten wir noch keinen Tag Regen erlebt. Aber jeden Morgen ist die Luft feucht, manchmal sieht man Nebel. Der ist besonders dicht, wenn man in Richtung Swakopmund Stadt fährt, die etwa 5 Km westlich, direkt an der Küste liegt.
Man muss lernen, mit den Fenstern zu heizen. Tagsüber aufmachen, nachts schließen. Bisher hatten wir noch keine Notwendigkeit gesehen, im Haus zu heizen. Das mag der 3°C höheren Temperatur hier gegenüber Swakopmund geschuldet sein. Apropos Nacht: Obwohl wir in einer Siedlung mit vielen Lichtern und Lampen leben, ist der Sternenhimmel in der Nacht grandios. Wir freuen uns schon auf das Bild, wenn man mit dem Zelt aufs Land fährt.
Diese Art des Klimas wird ab und zu unterbrochen, wenn der Wind aus dem Osten kommt. Dann trägt er die Hitze der Wüste bis an die Küste und für einige Tage wird es hier dann am Tag und in der Nacht sehr warm. Nachts zwischen 18 und 25°C und tagsüber auch gerne mal deutlich über 30°C … im namibischen Winter.
Als der Swakop vor einigen Wochen Wasser führte war die Freude groß und die Menschen feierten das Ereignis, das es seit 11 Jahren nicht mehr gegeben hatte. Nun ist das Flussbett zum größten Teil wieder ausgetrocknet und das Wasser hat sich in den Untergrund zurückgezogen. Aber noch sieht man einige Wasserlöcher in dem Flussbett, und deutlich mehr Grün als noch vor ein paar Monaten.
Während es durch den Nebel und die Wasseraufbereitung von Brauchwasser in Swakopmund ausreichend Wasser gibt, um auch größere Flächen grün werden zu lassen, ist weiter im Landesinneren das wichtigste Thema der Regen. Ob er kommt, wo es regnet, wann er kommt. Das einzige Thema, dass dann mithalten kann, ist Fußball, besonders die deutsche aber auch die anderen europäischen Ligen.
Ausblick
In der nächsten Woche werden noch weiter auf die Lebensbedingungen der ärmeren Bevölkerung eingehen und Erlebnisse aus der Begegnung mit den einfachen Menschen berichten.
Quelle:
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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Bildquelle: AliaksaB / shutterstock
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Danke … freue mich auf Ihren nächsten Artikel!
Keine Moslems in Namibia?
In der 'westlichen' Welt, hier müßte ich wohl treffender schreiben: in der nördlichen Welt, wird der Vorwand für die totale Überwachung ja durch GLADIO-B produziert. In Namibia scheint dafür die Kleinkriminalität herhalten zu müssen.