Neue Untersuchung: Gates-Stiftung kauft Medien Wohlgefallen | Von Rainer Rupp

Ein Kommentar von Rainer Rupp.

Das US-Medien-Magazin „Columbia Journalism Review (CJR)“, das halbjährlich in Printversion erscheint und zwischenzeitlich online aufdatiert wird, ist ein Produkt der Journalistenschule „Columbia School of Journalism“, die Teil der renommierten Columbia University in New York ist. In der Vergangenheit hat sich das CJR-Journalismus Magazin nur selten vom Einheitsbrei abgehoben, der dem amerikanischen Volk Tag für Tag von den selbst ernannten, neo-liberalen “Qualitätsmedien” in den Rachen gestopft wird.

Aber das CJR-Magazin findet – ebenso wir die anderen blinden Hühner New York Times, Washington Post und der CCN-Fake News Sender – hin und wieder auch ein Korn Wahrheit. Das war jüngst der Fall, als am 21. August Tim Schwab im CJR-Magazin einen Artikel über seine Recherche über die finanzielle Einflussnahme der „Bill und Melinda Gates Stiftung“ auf die Medienberichterstattung über die Stiftung in den USA, Europa und darüber hinaus vorgelegt hat.

Der investigative Journalist Schwab beginnt seinen Artikel mit einem starken Beispiel in Gestalt des „National Public Radio (NPR)“, das einen USA-weiten Zusammenschluss von öffentlichen und privat finanzierten Radiosendern darstellt. Dabei nimmt er sich eine Sendung der NPR-Journalistin vor, die unter dem Titel „Das Seattle Wohnungsbeschaffungs-experiment“ („Seattle Housing Experiment) ein von der Harvard-Universität geleitetes Projekt vorstellte.

Bei diesem Projekt ging es um das illusorische Vorhaben, für Familien mit niedrigem Einkommen in wohlhabenden Vierteln Wohnraum zu finden, wodurch ihren Kindern Zugang zu besseren Schulen und anderen Möglichkeit geboten würden, um so “den Kreislauf der Armut zu durchbrechen”. Laut den in der Sendung zitierten Forschern könnten diese Kinder dann im Laufe ihres Lebens 183.000 Dollar mehr verdienen – eine Prognose, die eher für Politiker denn für Wissenschaftler typische ist, zumal das Wohnprogramm sich noch nicht einmal in der experimentellen Phase befindet. Aber das sei nur am Rand erwähnt.

Wichtig ist, dass bei dieser Geschichte, die bei so viel Wohltätigkeit träumerisch veranlagten Gutmenschen das Herz erwärmt, die wohltätige „Bill & Melinda Gates Stiftung“ als einzige Unterstützerin des Projektes namentlich genannt wird. Und das gleich zwei Mal. Denn der NPR-Sender wird auch von der Gates-Stiftung großzügig unterstützt, worauf am Ende der NPR-Sendung hingewiesen wird: „Und wir sollten beachten, dass die Gates Stiftung ein finanzieller Unterstützer von NPR ist.“

Auf Nachfrage von Schwab, beteuerte die NPR-Reporterin Pam Fessler, dass das Geld von der Gates-Stiftung „keine Rolle gespielt hat, warum wir über diese Geschichte berichtet haben“ Dennoch verweist Schwab darauf, dass „diese Geschichte nur eine von Hunderten ist, die NPR über die Gates Foundation und über Projekte, die sie finanziert, wurden, produziert hat, einschließlich unzähliger, wohlwollender Beiträge, die aus der Perspektive der Gates-Stiftung geschrieben wurden.

Wörtlich fügt Schwab hinzu: Kürzlich untersuchte ich fast zwanzigtausend wohltätige Spenden, die die Gates Foundation bis Ende Juni Medien gewährt hat, und dabei fand ich heraus, dass mehr als 250 Millionen Dollar in den Journalismus fließen.“ Dazu eine kurze Anmerkung, Gates ist bei weitem nicht der einzige zig-fache US-Milliardär, der sich über die Medien Einfluss und politische Macht kauft. Jeff Bezos, der Eigentümer von Amazon, hat z.B. ebenfalls 250 Millionen Dollar für den Kauf der Washington Post bezahlt. Damit hat Bezos, der um ein Vielfaches reicher ist als Gates, einen direkteren Weg eingeschlagen. Statt wie Gates die Redaktionen möglichst vieler Medien mit wohltätigen Spenden zu korrumpieren, hat sich Bezos eine hochangesehene Zeitung gekauft und zum Propagandaorgan für seine rabiate, neo-liberale Weltanschauung gemacht.

Aber zurück zu den Rechercheergebnissen von Schwab, der weiter ausführt:

Zu den Empfängern der (Gates)Spenden gehörten Nachrichtenorgane wie BBC, NBC, Al Jazeera, ProPublica, National Journal, The Guardian, Univision, Medium, The Financial Times, The Atlantic, die Texas Tribune, Gannett, Washington Monthly, Le Monde und das Center for Investigative Reporting; Wohltätigkeitsorganisationen, die mit Nachrichtenagenturen verbunden sind, wie BBC Media Action und der Neediest Cases Fund der New York Times; … journalistische Organisationen wie das Pulitzer Center on Crisis Reporting, die National Press Foundation und das International Center for Journalists; und eine Vielzahl anderer Gruppen, die Nachrichteninhalte erstellen oder an Journalismus arbeiten, wie die Leo Burnett Company. …. Zugleich nimmt die Stiftung alljährlich als Promotor an Duzenden von hochrangigen journalistischen Konferenzen teil, z.B. am Perugia Journalismus Festival, am Global Redakteurs Netzwerk, oder der Weltkonferenz des Wissenschaftsjournalismus”.

Inzwischen ist auch im letzten Winkel Deutschlands bekannt, dass auch hierzulande eine Reihe der so genannte „Qualitätsmedien“ wohltätige Spenden von der Gates Stiftung erhalten, wie z.B. die 2,3 Millionen Euro für den Spiegel. Das Hamburger Nachrichtenmagazin beteuerte zwar, dass das Geld auf gar keinen Fall die objektive Berichterstattung des Blattes über seinen Wohltäter Gates beeinflusst habe, und hat dann prompt das Gegenteil bewiesen mit seinen wütenden Attacken auf Gates-Kritiker. Mit Schaum vor dem Mund hat das Hamburger Magazin pauschal alle Gates-Kritiker als Verschwörungstheoretiker, Spinner oder gar als gefährliche Rechte denunzierte.

Allgemein scheint die großzügige Medien-Wohltätigkeit von Gates Erfolg zu haben. Das dürfte für das immer freundlichere Medienumfeld für seine Stiftung ausschlaggebend gewesen sein. Als vor zwanzig Jahren Journalisten noch den ersten Ausflug von Bill Gates in die Wohltätigkeitsindustrie untersuchten, gingen die meisten noch davon aus, dass er damit entweder zur Bereicherung seines Softwareunternehmens beitragen wollte, oder das Ganze eine PR-Übung war, um nach dem hässlichen Microsofts Kartellstreit mit dem US-Justizministerium seinen ramponierten Ruf wieder aufzubessern.

In den zwei Jahrzehnten, die seither vergangen sind, hat die Stiftung ihr wohltätigen Medien-Spenden genutzt, um in weiten Teilen der Welt den öffentlichen Diskurs über ein breites Themenspektrum – von der globalen Gesundheit über Bildung bis hin zur Landwirtschaft – maßgeblich zu formen. Mit diesem außerordentlichen Grad an Einfluss hat Bill Gates sogar einen Platz auf der Liste der mächtigsten und einflussreichsten Menschen der Welt bekommen, die alljährlich vom US-Forbes-Magazin veröffentlicht wird.

Inzwischen ist die Gates-Stiftung in den Medien fast nur noch Gegenstand verherrlichender Leitartikel über ihre weltweiten, angeblich guten Werke, von denen sehr viel einer kritischen Untersuchung nicht standhalten. Hierzulande haben während der Pandemie nicht nur die Nachrichtenagenturen und unsere öffentlich-rechtlichen „Qualitätsmedien“, sondern auch die Bundesregierung und die Europäische Union den vielfach umworbenen Bill Gates als Gesundheitsexperten für Covid behandelt und um Rat und Hilfe gebeten, das obwohl Gates weder eine medizinische Ausbildung hat, noch ein öffentliches Amt bekleidet.

Die beiden US-Medien PolitiFact und USA Today (die zum Poynter Institute und Gannett gehören und beide von der Gates Foundation finanziert werden) haben sogar ihre Fakten-Checker-Plattformen eingesetzt, um Gates vor “falschen Verschwörungstheorien” und “Fehlinformationen” in Schutz zu nehmen. So wurde die Gates Stiftung z.B. beschuldigt, finanzielle Investitionen in Unternehmen getätigt hat, die Covid-Impfstoffe und -therapien entwickeln. Daher sei der starke Einsatz von Gates für eine möglichst breite Impfung der Weltbevölkerung nicht uneigennützig. Tatsächlich geht es dabei um viele zig-Milliarden Dollar und Euro für die Pharmakonzerne, in die Gates vorausschauend längst investiert hatte. Besonders lukrativ wird das Ganze, wenn die Corona-Impfung jedes Jahr erneuert werden müsste.

Nicht nur in den USA, sondern auch hierzulande haben die Fakten-Checker der Medien-Plattformen mit allen Mitteln versucht, die Gates-Stiftung vor diesen angeblich “falschen Verschwörungstheorien” und “Fehlinformationen” in Schutz zu nehmen. Aber die Fakten sprechen eine andere Sprache. Denn nicht nur die eigene Website der Gates Stiftung laut dem investigativen Journalisten Schwab zeigen auch „die jüngsten Steuerformulare“ der Stiftung eindeutig, dass sie Investitionen in die entsprechende Pharma-Unternehmen wie Gilead und CureVac real getätigt hat. Diese Fake News kam von den US-Faktencheckern! Es ist anzunehmen, dass die Fakten-Checker-Abteilungen der Medien in Deutschland nicht viel anders arbeiten als ihre amerikanischen Kollegen, nach dem Motto, „Wes Brot ich ess, dess Lied ich sing“.

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Photo Kozyr / shutterstock

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