Oh du schreckliche illegale jüdische Besatzungszeit!

Von Evelyn Hecht-Galinski.

Schon im letzten Jahr habe ich meine Gedanken zu Jesus im illegal besetzten Palästina beschrieben. (1)

Allerdings würde ich heute meinen Satz über den Palästinenser Jesus anders formulieren, nämlich dass er heutzutage als besetzter Palästinenser sicher im Widerstand gegen die illegalen jüdischen Besatzer wäre, und seine Jünger wahrscheinlich keine neue Religion begründen würden, sondern eine palästinensische Widerstandsbewegung, angesichts der Folgen illegaler jüdischen Besatzung Palästinas.

Die palästinensischen Christen erleben jeden Tag hautnah, was Besatzung heißt! Ihnen wird durch die jüdischen Siedlungen, die auch sie umschließen, das Leben schwer gemacht. Ja, das Elend und Unrecht der illegalen jüdischen Besatzung Palästinas macht auch vor den Christen nicht halt! Gemeinsam sitzen die christlichen und die muslimischen Palästinenser in einem Besatzungsboot – seit Jahrzehnten hat sich an diesem Zustand nichts verändert, außer der Tatsache, dass es von Jahr zu Jahr schlimmer wird. Gemeinsam leiden sie unter den Demütigungen, den zahllosen Checkpoints im eigenen Land und sonstigen Schikanen, die sich die Besatzer einfallen lassen, um die Menschen aus ihrer Heimat zu vertreiben. Von einer Million palästinensischer Christen sind nur klägliche 20% verblieben im illegal besetzten Palästina und im „Jüdischen Staat“. Die Hoffnungslosigkeit und die Arbeitslosigkeit zwingt viele Jugendliche in die Emigration. So betrifft die ethnische Säuberung Palästinas Christen und Muslime gemeinsam. (2)

Doch weder der Papst hat sich gegen dieses schreiende Unrecht bisher groß hervorgetan und sich für seine palästinensischen Glaubensgeschwister eingesetzt, noch deutsche Politiker, vor allem die mit dem großen C im Parteinamen, wie z.B. der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion Kauder, der doch immer an vorderster Front steht, wenn es um „Christenverfolgungen“ in arabischen Ländern geht, aber zu den palästinensischen Christen unter der illegalen jüdischen Besatzung Palästinas und im „Jüdischen Staat“ schweigt Herr Kauder! Auch die Pfarrerstochter und christliche Zionistin Merkel solidarisiert sich lieber mit den jüdischen Besatzern und Landräubern, als mit den unter jüdischer Besatzung leidenden christlichen Palästinensern und den Christen in Palästina/Israel. Warum haben Kauder, Merkel und Co. und all die christlichen Würdenträger bisher immer nur auf pro-israelischen Demonstrationen gesprochen, aber noch nie bei von Palästinensern ausgerichteten gegen die illegale Besatzung Palästinas? Ist das etwa christlich? (3) (4)

Und doch gibt es immer noch viele Christen, die ihre Augen nicht vor dem Unrecht der Besatzung Palästinas verschließen, wie Christoph Reuhs, der einen sehr informativen Erfahrungsbericht aus Palästina verfasst hat. (5)

Was hat sich in diesem Jahr verändert für das illegal besetzte Palästina? Sehr viel, aber nichts zum Positiven, immer mehr rechtsradikale Judaisten regieren im „Jüdischen Staat“ und immer mehr Siedlungen bedrohen Palästina. Der strategische israelische Landraub palästinensischen Bodens, die Einnahme der Hügel nützt die „jüdische Verteidigungsarmee“, um sich die militärische Vorherrschaft zu sichern und die Siedler machen sich dieses Denken zu eigen. Es ist eine Farce, wenn Amona, ein sogenannter illegaler Außenposten, der vor 20 Jahren gegründet wurde, nun laut Gerichtsbeschluss am 25. Dezember geräumt werden soll, weil er sich auf „privatem“ palästinensischen Besitz befindet, und mit dem man der Welt zeigen will, dass der „Jüdische Staat“ eine funktionierende Demokratie ist.

Aber gehört nicht das gesamte illegal besetzte Palästina in palästinensischen Besitz? Warum greift die internationale Weltgemeinschaft nicht endlich ein, zumal sie doch gemäß Völkerrecht alle israelischen Siedlungen für illegal hält? Warum lässt diese Heuchler-Gemeinschaft dieses Völkerrechtsverbrechen der schlimmsten Art zu, ohne endlich Sanktionen zu verhängen und jegliche finanziellen Unterstützungen an die jüdischen Besatzer zu stoppen?

Gerade Amona ist doch eines der meist verlogenen Symbole der Legalisierung illegaler Siedlungen durch alle jüdischen Regierungen bisher. Wurden diese Wohncontainer nicht immer von der nahe gelegenen Siedlung Ofra tief im illegal besetzten Westjordanland versorgt? Gerade Ofra war eine der ersten illegalen Siedlungen, die 1975 auf erobertem Land errichtet wurde. Nur durch Intervention des in aller Welt als „Friedensengel“ gefeierten, vor kurzem verstorbenen Präsidenten Peres, konnte sich diese Siedlung etablieren, und 1977 erkannte der damalige Likud Ministerpräsident Begin die Siedlung als legal an. Damit setzte sich das ungehemmte Siedeln auf geraubtem palästinensischen Land fort. Scharon, der „Schlächter vom Libanon“, Bauminister in den neunziger Jahren und spätere Ministerpräsident, ließ asphaltierte Straßen bauen, Abwasserleitungen und Elektrizität installieren und ermunterte die Siedler von Ofra bei einem Besuch, Außenposten zu errichten, und diese rechtsextremen jüdischen Siedler beherzigten diese Aufforderung nur zu gern. Heute ist Ofra mit 3500 Bewohnern eine kleine Stadt, mit schmucken rot bedachten Häusern, Kindergarten, einer Schule, Tankstelle und einer perfekten Infrastruktur, von der die illegal besetzten Palästinenser nur träumen können. Diese Judaisten-Siedler sehen sich immer mehr gestärkt durch Politik und Rabbinat, werden sie doch vom Netanjahu Regime hofiert, ebenso wie von rechtsradikalen Rabbinern vom Schlage Schmuel Elijahu, der jüdische Bürger in Israel dazu aufgerufen hatte, kein Land an Palästinenser zu verkaufen und gefordert hat, mit Flächenbombardements den Gazastreifen plattzumachen und der für die Exekution von Palästinensern plädiert hat, um die Sicherheit des „Jüdischen Staates“ zu garantieren, und das sind nur ein paar Kostproben dieses „judaistischen Humanismus“. (6)

So wurde dieser judaistische Gedanke, auf dem ja die ganze Rechtsprechung im „Jüdischen Staat“ und die zionistische Staatsräson beruhen, schon vor Beginn des Sechstagekrieges 1967 mit den berüchtigten Fragen des rechtsextremen Rabbiners Zwi Jehuda Kook, einem der geistigen und religiösen Mentoren der Siedlerbewegung Gus Emunim, Zitat: “ Wo ist unser Nablus? Wo ist unser Jericho? Wo ist unser Königreich Israel? Wo ist das Haus Gottes?“ Zitat Ende, alltäglich. Nur einen Monat danach eroberten und besetzten die „jüdischen Verteidigungstruppen“ das Westjordanland, die Golanhöhen und Ost-Jerusalem. Schon der Vater von Zwi Jehuda, Rabbi Abraham Jitzhak Kook, hatte als einer der Hauptwegbereiter des religiösen Zionismus in Palästina, die den Nährboden für kommende Schandtaten der Siedlerbewegung Gush Emunim lieferte, das Motto, Zitat: “ Zuerst die Erlösung des Landes, dann die Erlösung des Volkes, zuletzt die Erlösung der Welt“! Zitat Ende (7)

Diese schrecklichen Beispiele von rechtsradikalen Rabbinern würden Seiten füllen, vom berüchtigten „Sheriff“ von Hebron, Moshe Levinger, bis zum Rassisten Dov Lior und dem Rabbi Meir Kahane, Gründer der berüchtigten Kach-Partei,und auf dessen Konto auch die Gründung der mörderischen Jewish Defence League geht. Biblischer Rassismus ist zu einer Massenbewegung im „Jüdischen Staat“ geworden und macht auch vor Christen im „Heiligen Land“ nicht halt. (8)

Tatsächlich gibt es durch diese illegale biblisch-zionistische Besatzungspolitik inzwischen mehr als 120 per Gesetz legalisierte (de facto illegale!) Siedlungen und ca.100 nicht legalisierte Außenposten im illegal besetzten Westjordanland, wo mittlerweile, Tendenz steigend, über 400.000 jüdische Siedler hier zwischen etwa zweieinhalb Millionen Palästinensern, den rechtmäßigen Besitzern des geraubten Palästina, leben. Dieser Zustand ist nur möglich geworden, weil außer einer zurückhaltenden Missbilligung der heuchlerischen Staatengemeinschaft nichts wirklich Grundlegendes geschieht, und dadurch diese Besatzung verewigt wird. Diese illegale und einmalige jüdische Besatzung hätte schon längst beendet werden können, wäre ein Wille dazu da gewesen, ganz treffend sagt der Volksmund: Wo kein Wille ist, da ist auch kein Weg!

Nach der unsäglichen Trump-Wahl zum kommenden US-Präsidenten haben sich die Aussichten für Palästina und den Nahen Osten eingetrübt, während für Israel, „dem Sonnenstaat“, die Sonne aufgeht. Die illegalen jüdischen Siedler haben in Trump einen Champion gefunden und singen in Eintracht „We are the Champions“! (10)

Dieser judaistische Fanatismus wird sowohl von Trump, als auch von jüdischen fundamentalistischen US-Bürgern und christlichen Zionisten finanziell massiv unterstützt. Besonders offensichtlich wird das, wenn man die finanzielle Unterstützung dieser Mischpoche an Siedlungen im illegal besetzten Westjordanland und speziell die an die Siedlung Bet El betrachtet. Ein Fond des von Trump zum künftigen US-Botschafter berufenen David Friedman sowie den Trump Schwiegereltern Kushner, der zum Judentum konvertierten Trump Tochter Ivanka, verheiratet mit Jared Kushner, dem Schwiegersohn und dem politischen Trump Einflüsterer. Albträume der schlimmsten Art werden wahr bei diesem Trump-Team. Einer unter vielen weiterer Affronts von Trump gegenüber den Palästinensern und allen Menschen, denen die Freiheit und ein Ende der illegalen Besatzung am Herzen liegen, ist es einen so rechtsextremen orthodoxen Juden und Siedlungsunterstützer wie Friedman, auf diesen Posten zu berufen, der sich schon immer gegen die Zwei-Staatenlösung aussprach, und den Juden in Israel jedes Recht auf Siedeln zubilligte, Jerusalem als ewig ungeteilte Hauptstadt des „Jüdischen Staates“ fordert und im Zusammenspiel mit Trump die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen will. Und ganz nach Wunsch von Netanjahu das Iran Atomabkommen kippen will, was hoffentlich niemals eintreten wird. Schon 2011 forderte Trump, Amerika solle sich das gesamte irakische Erdöl holen, getreu seinem heutigen Credo „US First“! Hüten wir uns vor diesem „großen Amerika“! (11) (12)

Auch dieses Jahr wieder wird es in Palästina ein kolonisiertes Weihnachten unter illegaler jüdischer Besatzung geben, dazu ein wunderbarer Text meiner Freundin und hochverehrten Friedenskämpferin Ellen Rohlfs, deren neues Buch ich allen meinen Lesern nochmals ans Herz legen möchte, und das unter keinem Weihnachtsbaum, oder als Geschenk zum Fest fehlen sollte. Außerdem ist dieses Buch für alle Menschen, die sich für ein Ende der Besatzung in Palästina und für Freiheit und Gerechtigkeit einsetzen, ein wunderbares Zeugnis einer starken Frau, die sich immer kämpferisch und poetisch für Menschenrechte und für wahren Humanismus einsetzt! (13)(13)

Ob wir jemals ein Ende der illegalen Besatzung Palästinas erleben werden? Mahmoud Darwish, dem palästinensischen Poet und Dichter, dem Liebenden aus Palästina, war dieses lang Ersehnte leider nicht vergönnt. Mit seinem u.a. eindrucksvollen Gedicht grüße ich alle Palästinenser, die unter der illegalen jüdischen Besatzung zu leiden haben.

DER PASS

Sie erkannten mich nicht,

die Farben in meinem Paß waren verblaßt.

Sie betrachteten meine Wunde wie Touristen,

die Bilder sammeln,

eine Ausstellung.

Sie erkannten mich nicht,

ach, keine Sonne schien auf meine Hand.

Die Bäume kennen mich.

alle Regenlieder kennen mich.

Ich will nicht verblassen wie der Mond.

Alle Spatzen begleiteten mich zur Flughafentür,

die in die Ferne führt.

Alle Weizenfelder,

alle Gefängnisse,

alle weißen Gräber,

alle Grenzen,

alle winkenden Taschentücher,

alle schwarzen Augen,

alle Augen begleiteten mich.

Aber das steht nicht im Paß.

Nur der nackte Name.

Heimatlos in einem Land,

das meine Hand bebaut?

Hiob schreit heute gen Himmel:

Strafe mich nicht noch einmal!

Meine Herren! Meine Herren Propheten!

Fragt nicht die Bäume nach ihrem Namen,

fragt nicht die Täler nach ihren Müttern.

Meinen Gedanken entspringt Licht,

meiner Hand Wasser.

Meine Heimat – alle Menschenherzen.

Behaltet meinen Paß.

Und allen christlichen Freunden und Lesern wünsche ich ein friedliches und besinnliches Fest, auch in Gedanken an die Freiheit Palästinas. Frohe Weihnachten!

Dieser Text erschien zuerst auf der Seite „Sicht vom Hochblauen“: http://sicht-vom-hochblauen.de/oh-du-schreckliche-illegale-juedische-besatzungszeit/

Danke an die Autorin für das Recht der Zweitverwertung.

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