Psychose gegen rechts | Von Roberto J. De Lapuente

Ein Standpunkt von Roberto J. De Lapuente.

Die Vorfälle in Sylt beschäftigen die gesamte Republik. Betrunkene Snobs lösen eine gefühlte Staatskrise aus.

Junge Betrunkene rufen „Deutschland den Deutschen“ und deuten einen Hitlergruß an. Das war sicher falsch, ja. Aber ist dieser Vorfall einschneidend genug, um die ganze Republik über viele Tage in Atem zu halten, sodass die Medien kaum noch ein anderes Thema kennen? Mussten hochrangige Politiker ihre kostbare Zeit darauf verwenden, das mögliche Urteil im Fall einer Strafverfolgung vorwegzunehmen und „größtmögliche Härte“ anzumahnen? Könnte man dergleichen nicht den regionalen Behörden zur weiteren Bearbeitung überlassen? Gibt es keine wichtigeren Probleme zu lösen derzeit? Muss ausgerechnet wieder der Holocaust im Zusammenhang mit einer solchen Kinderei mahnend ins Feld geführt werden, und stellt nicht genau das eine Verharmlosung von Völkermord dar? Es ist offensichtlich, dass solche Vorfälle begierig aufgegriffen werden, um das Feuer des „Kampfes gegen rechts“ am Brennen zu halten, der vom Versagen der Mitte-Links-Regierung ablenken soll.

Sylt ist der Sehnsuchtsort vieler Deutscher. Eine deutsche Insel mit Flair. Sogar Punker fahren dorthin — das taten sie, als das Deutschlandticket erstmalig für neun Euro zu haben war. Sie schickten sich per Post mehrere Kästen Bier nach Westerland und fuhren dann mit dem Zug hinterher. Die Sylter sollen nicht begeistert gewesen sein. Grundsätzlich schätzen die Insulaner anderes Publikum auf ihrem nordfriesischen Eiland. Touristen mit dem nötigen Kleingeld nämlich.

Wenn Sie nächsten Montag für eine Woche nach Sylt fahren und dort mit Halbpension unterkommen wollten, rechnen Sie bitte zwischen 1.300 und 2.400 Euro — und das für eine Person. Die Anreise ist hierbei nicht mitgerechnet. Für einen Großteil der Bevölkerung ist die Insel als Urlaubsziel kaum erschwinglich. Eher verbringt man mal eben einen Tag dort und schlendert ein wenig über die Dünen. Und Lokale meidet man besser, essen kann man auch auf dem Festland — und das wesentlich günstiger. Selbst nur etwas trinken gehen unterlässt man lieber; Bars wie die namens „Pony“ in der Gemeinde Kampen gehören dem finanzstarken Publikum. Von dort stammt auch jenes Video, das in den letzten Tagen viral ging und das gesamte Land in Aufruhr versetzte — oder besser gesagt: jenen Teil des Landes, der Meinung macht.

Die Deutschen waren immer verkappte Nazis?

12 Sekunden dauert der besagte Clip. Man sieht Partypeople, junge Leute, die hüpfen und grölen „Deutschland den Deutschen — Ausländer raus!“. Sie stimmen diesen Slogan zur Musik von Gigi D’Agostino und dessen Song „L’amour toujours“ an. Die jungen Leute lachen, einer hält sich die Hand unter die Nase, scheint einen Hitlerbart andeuten zu wollen, während er den anderen Arm zum Gruß von sich streckt, dabei aber winkt. Er hat keck einen Pullover um die Schulter geworfen — man hat bei denen, die da zu sehen sind, überhaupt das Gefühl, dass Papa den Trip nach Sylt bezahlt hat, wie sie da so hüpfen mit ihrem Glas Hugo in der Hand.

Schön anzusehen sind diese Bilder freilich nicht. Aber wann sind sie das schon, wenn betrunkene Leute Spaß an Dingen haben, die Nüchterne eher langweilig finden? Dennoch griffen die Medien diesen Clip auf. Er wäre sonst vermutlich in zwei, drei Tagen wieder in der Versenkung der Netzwerke verschwunden — Deutschland hätte keinen „weiteren rechten Vorfall“ gehabt. Aber da von ARD bis RTL und von Bildzeitung bis Frankfurter Rundschau alle davon berichteten, schaltete sich auch die Politik ein.

Selbst die Tagesschau berichtete am 24. Mai 2024 darüber. Sie lässt unter anderem einen Vertreter der Amadeu Antonio Stiftung zu Wort kommen, der sinngemäß sagte, dass es nicht verwunderlich sei, dass ausgerechnet im „Schampusmilieu von Sylt“ solche Exzesse zu beobachten sei. Denn der Rechtsextremismus war in Deutschland immer da — nun breche er sich wieder Bahn. Danach noch ein Statement von Daniel Günther, dem Ministerpräsidenten Schleswig-Holsteins: Er spulte die immer gleichen Sprüche ab. „Schlimme Verfehlung, volle Härte.“ Der Bundeskanzler kam nicht vor. Er ließ aber via X klarstellen, dass er das Video eklig und für nicht akzeptabel halte. Ob seine Aktentasche auch eine Meinung dazu hat?

Die gesamte Bundespolitik äußerte sich zu diesem Clip. Natürlich verurteilten alle, die sich zu einem Statement veranlasst sahen, die Bilder aus dem hohen Norden. Plötzlich war wieder der Kampf gegen rechts aktiv. Diesmal weil wohlstandsverwahrloste Gören und Bengel, offensichtlich betrunken, solcherlei Parolen schwangen.

Ist das wirklich eine Staatskrise? Benötigt so ein Exzess das Auffahren des gesamten Apparates von Staatsschutz bis Amadeu Antonio Stiftung?

Wie kommt Letztere eigentlich dazu, so zu tun, als habe in den Deutschen der Nazi von jeher überdauert und sich nur versteckt gehalten? Und so ein extremistischer Unfug wird zur besten Sendezeit gebracht …

Tränen, Holocaust, Kriegsschuld

Die gesamte Staatsführung meldete sich zu Wort — nicht zuletzt die Innenministerin. Nancy Faeser machte mal wieder klar, dass die jungen Leute die Werte des Grundgesetzes mit Füßen treten. Der Wirtschaftsminister folgte ihr zwei Tage später mit einer ähnlichen Einschätzung. Und wieder mal dieser beliebte Irrtum der Stunde: Denn das Grundgesetz verpflichtet die Bürger nicht zu Werten — es gilt dem Staat und verpflichtet diesen, die Grundrechte seiner Bürger anzuerkennen. Das Grundgesetz ist insofern eine Abwehrcharta für den Souverän — die Bürger — vor einem Staat, der seine Grenzen nicht kennt. Demgemäß eignet es sich nicht als Tugendvorgabe, wie die Innenministerin immer wieder kundtut.

Das Grundgesetz soll uns nicht vor besoffenen jungen Partypeople schützen, sondern vor Protagonisten der Staatsführung, die nicht wissen — oder nicht wissen wollen —, bis wohin sie gehen dürfen.

Wie etwa eine Ministerin, die Demokratieförderung umsetzen will und gewisse Organisationen einseitig subventioniert, während andere kriminalisiert werden — dafür ist das Grundgesetz beispielsweise da. Dass man Faesers Unsinn medial unreflektiert wiederholt, überrascht natürlich nicht. Die ganze Debatte, die sich um den Kampf gegen rechts rankt, besteht nur aus Begriffs- und Satzversatzstücken, die nicht stimmig sind. So las man etwa von rechtsextremen Parolen auf Sylt. Man kann die grölenden Twens ja als vieles bezeichnen: betrunken etwa, dumm wäre auch ein Attribut. Oder vielleicht dekadent. Aber rechtsextrem? Und sind sie Prosecco-Nazis, wie die Jüdische Allgemeine schrieb — oder Merino-Pulli-Nazis, wie man im Spiegel las? Wenn man Nazis und junge Schnösel gleichsetzt, klittert man dann nicht deutsche Geschichte?

Die ganze Hysterie ist umso lächerlicher, wenn man bedenkt, dass der Vorfall nur schwerlich juristische Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Die Parolen fallen unter den Straftatbestand der Volksverhetzung. Aber dabei ist juristisch immer der Kontext zu bewerten. Zudem könnten die Beschuldigten auf fehlende Zurechnungsfähigkeit setzen — Grund: erhöhter Alkoholkonsum. So zumindest die nüchterne Einschätzung. Da aber auch „Alles für Deutschland“ schon juristisch geahndet wurde, sollte man in Erwägung ziehen, dass die Rechtsprechung im heutigen Deutschland mehr auf Haltung als auf Gesetz setzt. Insofern könnte auch der Satz „Ich liebe Eiernockerln“ — Hitlers Lieblingsspeise — bereits die Sirenen der Justiz schrillen lassen.

Die Manie, in die dieser Vorfall die gesamte Republik versetzte, lässt sich vielleicht am besten an der Reaktion der jungen RTL-Moderatorin Lola Weippert ablesen. In einem anderthalbminütigen Video sitzt sie am Boden — vermutlich ihrer Wohnung — und weint. Sie finde das, was auf Sylt geschah, unerträglich schlimm. Nach all der Schuld, die wir Deutschen doch hätten, nach zwei begonnenen Weltkriegen und „sechs Millionen vergasten Juden“, so ihr O-Ton, ginge sowas wie in Sylt gar nicht.

Wie kommt man denn bitte dazu, den Holocaust zu instrumentalisieren, um junge selbstvergessene Partygecken zu stigmatisieren?

Dazu ein unausgereiftes Geschichtsverständnis, das — man denke an die Fischer-Kontroverse — die Kriegsschuld 1914 alleine Deutschland zurechnet: Und schon hat man im Klima des Augenblicks Aufmerksamkeit erzeugt. Besonders, wenn man als junge Frau, wie Weippert es in ihrem Clip tut, mit hautengem Bustier Tränchen herausdrückt.

Kampf gegen rechts: deutsche Psychose

Was genau ist denn nun vorgefallen? Ein Terroranschlag vielleicht? Ist der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) wiederauferstanden? Bringt eine verdeckte Einheit Menschen im Lande um und nun hat man es entdeckt? Droht ein Völkermord? Nichts dergleichen! Da haben welche beim Feiern über die Stränge geschlagen. Wie so viele Menschen in Bierlaune vor und vermutlich auch nach ihnen. Es sind zugegeben dekadente junge Leute, die sicher aus begütertem Hause kommen und jenen Ausländern, die sie in Feierlaune aus dem Land haben wollen, zu großem Dank verpflichtet sind: denn die putzen die Häuser ihrer Eltern und bringen ihnen Abend für Abend das Essen an die Haustür. Aber reicht das, um das Land derart in Aufruhr zu versetzen?

Der Kampf gegen rechts ist nicht einfach nur eine politische Strategie des Establishments, um sich gegen Andersdenkende, Kritiker und neue lästige Parteien zur Wehr zu setzen. Er ist auch nicht einzig eine Form der Ablenkung vor den eigentlichen zentralen Fragen, die sich gesellschaftlich auftun und unser Zusammenleben viel mehr gefährden als Söhne und Töchter irgendwelcher Hochwohlgeborenen, die betrunken Parolen skandieren.

Der Kampf gegen rechts hat sich in Deutschland als eine Psychose manifestiert. Man geht ihn nicht nüchtern an, sondern presst ihn in die totale Emotionalisierung — die Rädelsführer dieses vermeintlichen Kampfes fischen bei den emotional Schachen und Geschwächten ab und sorgen dafür, dass die Debatte in völlige Wahnvorstellung und Konzentrationsstörung überführt wird — auf keinen Fall aber sachlich und mit kühlem Kopf.

Es ist ja richtig, an die deutsche Geschichte zu erinnern. Sie zu unterrichten und ja, sie auch nicht zu vergessen. Was sich aber im Laufe der letzten Jahre in Deutschland ausgeformt hat, das hat mit Erinnerung nichts zu tun. Es ist die schiere Getriebenheit und Besessenheit von Geistern, die sich die Deutschen selbst in einer Drastik auferlegen, die nicht gesund sein kann. Aus dieser Debatte gehen die Teilnehmer nicht mental gesund hervor; sie drehen völlig durch, wenn sie sich darauf einlassen. Der Kampf gegen rechts fabriziert Neurotiker und Wahnhafte, die dann Reaktionen an den Tag legen, die eben nicht demokratisch sind, sondern zu dem werden, was sie im Grunde bekämpfen wollen.

Sie glänzen dann gemeinhin durch extremistische Einwürfe und totale Radikalisierung. Und sie überdrehen regelmäßig. Wie eben jetzt im Moment, da viele in Sylt ein neues Drittes Reich heraufdämmern sehen. Die Jungen und Mädchen, die sich einen Aufenthalt in Sylt leisten können, während viele hart arbeitende Menschen seit Jahren keinen Urlaub und auch keine Kurztrips mehr kennen, sind wirklich ein gesellschaftliches Problem. Aber doch nicht, weil sie besoffen Parolen skandieren, sondern weil sie in der herrschenden Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik als Leistungsträger gesehen werden, die sie in Wirklichkeit nicht sind. „Deutschland den Fleißigen“, das wäre eine Parole von Format. Womöglich darf man aber auch das nicht sagen.

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Dieser Beitrag erschien zuerst am 28. Mai 2024 bei manova.news
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Bildquelle: lassedesignen / shutterstock

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Kommentare (9)

9 Kommentare zu: “Psychose gegen rechts | Von Roberto J. De Lapuente

  1. Frueher waren Haeuser lebendig sagt:

    Früher hatten solche gestellten Szenen noch mehr Qualität.
    Heute ist es zum Fremdschämen, solch gekünsteltes Gehabe als authentisch auszulegen.
    Nur um die Nachrichtensender mit Nachschub zu versorgen von sinnlosen Dingen die sie verkünden können, damit sie sich nicht mit den wahren wichtigen Dingen beschäftigen müssen. Eine große nutzlose Show für die große Masse die darauf anspringt wie mit Fäden gesteuert. Gebt mir mehr, von diesen sinnlosen Quatsch der die Gehirne verklebt, damit man von der Wirklichkeit nichts mitbekommt.

    Während der gestörte dumm -dreiste Hegemon doch krampfhaft versucht ein Armageddon auszulösen, weil er es nicht ertragen kann, als Verlierer zu enden- soll so wie er die ganze Welt in Asche versinken. Von diesen Provokationen des verrückten Systems abzulenken , werden dann solche lächerlichen Dinge da wie Werbespots gedreht auf Sylt-nur das jeder drittklassige bekloppte Werbespot über mehr "Authentizität" verfügt als diese gestellten Szenen von der mit Sand aufgeschütteten Cocktail Bar-Insel.

    • Frueher waren Haeuser lebendig sagt:

      Während Leute, die nicht vom Volk gewählt wurden, nun fordern, dass auf russisches Gebiet geschossen werden soll,-wie der Nato Chef Stoltenberg- also sich aktiv dafür einsetzen, den Weltkrieg auszulösen, ja , während all diese Leute da hyperventilieren, weil sie es nicht erwarten können, ihrer geliebten Rüstungsindustrie das letzte Geschenk zu machen-währenddessen kommen solche Klimbim -Videos da von der aufgeschütteten Sandbar in der Nordsee.

      Und die Leute gehen ihrer Arbeit nach ,ohne auch nur im geringsten Wiederstand zu leisten gegen diese Gehirnwäsche ,Kriegstreiber und diese psychomatische Verniedlichung von Krieg. Das ist es doch was die Bilder aus Gazah und anderswo auslösen sollen-sie sollen gleichgültig machen und abstumpfen, damit die Kriegsindustrie freie Bahn hat.

  2. Felix128 sagt:

    Mal was anderes, was mich wirklich amüsiert hat. Hat jemand das Sterncover gesehen?
    … einfach herrlich…
    Es geht doch nichts über ein "STERN"Cover mit dem juristisch verbotenen H. Kreuz…Wie war das noch mit den Schicklgruber-Tagebüchern? hust*

    Würde gerne mal Mäuschen spielen, was in der Redaktion hinter vorgehaltener Hand geredet wird.

    Was aber erschreckend ist, dass eine Melodie (Lied ohne Text) bei dem eigenmächtig ein Text
    dazu getextet wurde, deutschlandweit verboten wird, als wenn es sich um ein Lied aus dem 3. Reich handeln würde.

    Naja…auch Wurst…David Hasselhoff brachte die Mauer zum Fall und Gigi D' Agostino die Ampel. xD

    Demnächst darf man nicht mal mehr in der Badewanne singen, schon gar nicht zu zweit.
    Ich sehe schon 1 Million Leute im Knast, haben ja typisch deutsch genug Blockwarte.

    lel.

  3. quasi2 sagt:

    Ich bin mir nicht 100%’tig sicher, aber es gibt wohl kaum ein Volk, dessen Geschichte so sehr durch Lügen und Propaganda verzerrt ist und in das schlechte Bild gerückt wurde und wird, wie das deutsche. Es gab sicher viele barbarische und unfassbare Taten in der deutschen Geschichte, wobei hier oftmals die Hintergründe und Hintermänner dabei niemals richtig beleuchtet wurden.

    (Es gibt kein gutmütigers, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden, die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgen sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde. (Napoleon))

    Diese riesige Show sowie sämtliche Marionetten wollen die deutsche Kuh melken, bis sie tot umfällt und dann, ja, was dann… 🧾🕊❤️🦋

  4. Nevyn sagt:

    »Die Vorfälle in Sylt beschäftigen die gesamte Republik.«

    Hä???
    Sie lassen Mockingbird Media beschäftigen und offenbar auch "Das denke ich auch (nicht)."
    Vielleicht noch ein paar verwirrte Geister, die ihre Realität daraus beziehen und deren IQ knapp oberhalb von Knäckebrot liegt.
    Das war's dann aber auch.
    Und sonst so?

    • Quin Igitur sagt:

      Naja, immerhin könnte es sich um jüngere Ableger- (also ne Art „zweite Generation“) jener berüchtigten, furchterregenden Rentner-Terror-Truppe handeln, deren hochgefährliche Staatsstreichpläne bereits vor ein-zwei Jahren „die ganze Republik über viele Tage in Atem gehalten" hatten, bevor ihnen das todesmutige Eingreifen unserer stets um allgemeine Sicherheit bedachten Behörden das schreckliche Handwerk legen konnte.

      Ich kriege heute noch Panikattacken, wenn ich Seniorengruppen mit Rollatoren leise Deutsch sprechen höre.

    • Nevyn sagt:

      Es waren doch wohl eher die um die spezielle und nicht die allgemeine Sicherheit bemühten Behörden, die sich einen Pegasus leisteten, weil die Verdächtigen nicht alle in einem Heim zu Hause waren.

      Ich weiß auch nicht, ob wir den Putsch überhaupt bemerkt hätten, wenn die statt der aktuellen Besetzung an die Macht gekommen wärden.

  5. _Box sagt:

    Mit Psychose hat das wohl nur am am Rande und in einem anderen Zusammenhang zu tun. Es ist viel mehr Verschleierungstaktik und Ablenkmanöver ob der gleichen eigenen Gesinnung:

    Die AfD ist daher vor allem ein Symptom für sehr viel tiefer liegende Ursachen. Zu diesen Ursachen gehört der ideologische und strukturelle Rassismus, der tief in unserer Gesellschaft und Kultur verwurzelt ist.

    Zu diesen Ursachen gehören ebenso die autoritären, anti-egalitären und somit anti-demokratische Haltungen, wie sie insbesondere das Denken ökonomischer und politischer Eliten wesensmäßig prägen. Derartige Haltungen und Ressentiments sind tief in der politischen Klasse der Bundesrepublik verwurzelt und keineswegs auf die AfD begrenzt. Vielmehr sind sie fester Bestandteil der neoliberalen sowie kapitalistischen Ideologie. Sie sind dem Kapitalismus und seiner Ausbeutung immanent.

    Die neoliberale Ideologie und der sogenannte Rechtsradikalismus haben tatsächlich viele Überschneidungselemente — insbesondere ihren Hass auf eine egalitäre Demokratie und auf alle emanzipatorischen Bewegungen. Neoliberalismus, Faschismus und Rechtsradikalismus sind Erscheinungsformen einer militanten Gegenaufklärung.

    Folglich muss von den neoliberalen Kartellparteien ein hoher propagandistischer Aufwand betrieben werden, diese Überschneidungselemente für die Öffentlichkeit unsichtbar zu machen.

    Das macht den von oben verordneten „Kampf gegen Rechts“ auch so heuchlerisch. Denn ein Kampf gegen Rechts — und damit gegen Rassismus, Chauvinismus, Exzeptionalismus und anderes — ist und war stets geradezu konstitutiv für die politische Linke, das heißt für konsequent egalitäre und anti-autoritäre emanzipatorische Bewegungen. Genau diesen Bewegungen wurde dann jedoch mit dem propagandistischen Instrument der sogenannten Extremismustheorie ideologisch ebenfalls der Kampf angesagt.

    Der von den neoliberalen Kartellparteien verordnete „Kampf gegen Rechts“ lenkt also von den eigentlichen Ursachen rassistischer und anti-demokratischer Ressentiments ab.

    Aus:
    Der Wahnsinn der Normalität
    Die Debatte um die „böse“ AfD ist zwar berechtigt, lenkt jedoch vom Wesentlichen ab, erklärt Elitenkritiker Rainer Mausfeld im Rubikon-Interview.

    Wenn ein Thema so lange ganz oben auf der politischen Agenda steht, müssen die Diskutanten nicht nur nachweisen, dass es relevant ist; sie müssen auch plausibel machen, dass es wichtiger ist als andere Themen, denen man sonst seine Zeit widmen könnte. Im Windschatten der virulenten AfD-Debatte können sich Themen wie Sozialabbau, Vermögensungleichheit und die Kriegsbeteiligungen Deutschlands billig vor den Augen der Öffentlichkeit verstecken: die inhumane Agenda der sogenannten Mitte. Dabei ist es keine neue Erkenntnis: Wer über den Kapitalismus nicht reden will, soll vom Faschismus schweigen. Jens Wernicke sprach hierüber mit dem Kognitionsforscher Rainer Mausfeld.
    von Rainer Mausfeld, Jens Wernicke

    https://www.manova.news/artikel/der-wahnsinn-der-normalitat-3

    Hier nähert sich Herr Berger dem Vorkommnis und spannt einen größeren Bogen auf:

    Auch unter den Reichen gibt es Nazis? Ei der Daus!
    24. Mai 2024 um 13:00 Ein Artikel von: Jens Berger

    Ein Video geht seit gestern viral. Es zeigt junge wohlhabende Menschen, die in luxuriösem Ambiente zu Kirmes-Techno-Musik ausländerfeindliche Slogans grölen, den Hitlergruß imitieren und sich dabei prächtig amüsieren. Gedreht wurde das Video auf Sylt; genauer gesagt in der vermeintlichen Promi-Bar „Pony“, einer dieser Locations im Millionärsghetto Kampen, in die es Otto Normalverdiener nie verschlägt. Man ist unter sich. Nun ist die Aufregung groß. Alle Beteiligten und Nicht-Beteiligten zeigen sich demonstrativ empört. Ja, warum eigentlich? Dass Rechtsextremismus kein isoliertes Phänomen abgehängter Ossis auf dem Land ist, sollte doch eigentlich hinlänglich bekannt sein. Ein Kommentar von Jens Berger.

    Unglaubliche Entgleisungen auf #Sylt.
    Wenn rechte Parolen oder gar Straftaten wie ein Hitlergruß (sic!) zur „Popkultur“ werden, läuft extrem viel falsch in unserem Land.
    Wir müssen den #Rechtsrutsch ernst nehmen!#Brandmauer

    pic.twitter.com/hS9XcsWgzx
    — Johannes Wagner, MdB (@yooHannes) May 24, 2024

    Deutschland hat ein seltsames Verhältnis zu seinen „Eliten“. Wobei man mit dem Begriff ja vorsichtig sein muss. Wenn hier von Eliten die Rede ist, geht es nicht um Leistungseliten, die sich ihren Platz in der Gesellschaft erkämpft haben. Die Rede ist vielmehr von den Reichen und Superreichen – den Milliardären und Millionären gehört rund die Hälfte des Landes, nur wenige von ihnen haben sich ihr Vermögen durch Leistung erarbeitet, meist handelt es sich um Erben. Geschaffen wurde die Grundlage der Vermögen vor vielen Generationen, oft in der Nazizeit. Ein nicht unerheblicher Teil unserer Superreichen lebt heute von den Geldern, die ihre Eltern oder Großeltern durch Arisierung oder die Ausbeutung von Zwangsarbeitern geschaffen oder zumindest gemehrt haben. In meinem am Montag erscheinenden neuen Buch „Wem gehört Deutschland?“ habe ich einige dieser Karrieren nachgezeichnet.

    Dass Deutschlands Geldeliten ein irgendwie progressives Weltbild haben, ist eine Vorstellung, die ganz einfach nicht durch Fakten gedeckt ist und ehrlich gesagt scheint auch unser Bildungssystem versagt zu haben, wenn so viele Leute dies tatsächlich glauben. Deutschlands Geldeliten haben den Kaiser gestützt, jegliche liberalen, sozialdemokratischen oder gar sozialistischen Strömungen der Weimarer Republik bekämpft, Hitler an die Macht gebracht und in der Bonner Republik konservative, rechte, reaktionäre und teils auch rechtsextreme Parteien und Gruppierungen unterstützt. Dass heute ihre jüngeren Vertreter auf Sylt Naziliedgut zum Besten geben, kann man gerne als Farce sehen … überraschen sollte das einen aber nicht.

    Ich bin eher überrascht, dass jetzt viele überrascht darüber sind, dass es nicht nur in den abgehängten Dörfern Sachsens oder Thüringens Nazis gibt, sondern auch im feinen Kampen. Nazis tragen nicht nur Springerstiefel und fahren mit dem Bus, sie tragen oft auch Summer Walks und fahren Porsche. Ist das wirklich neu? Oder liegt das eher daran, dass unser Elitenbild seltsam idealisierend und naiv ist?

    Nein, wer vermögend ist, ist kein besserer, kein schlauerer und erst recht kein moralischerer Mensch. Oft ist eher das Gegenteil der Fall. Man könnte hier von Wohlstandsverwahrlosung sprechen. Wer im sozioökonomischen Inzest aufwächst und von Kind an eingebläut bekommt, er sei „etwas Besseres“, neigt ohne Korrektiv nun einmal zu Arroganz, Selbstüberhebung, Narzissmus und bisweilen auch Nazismus.

    Aber morgen wird ja eh bereits die nächste Sau durchs Dorf getrieben. Der Papa von Elisa und Justus spendet einen fünfstelligen Betrag für irgendein Projekt, das sich den Kampf gegen Rechts in der ostdeutschen Provinz auf seine Fahnen geschrieben hat, und alle sind wieder zufrieden und glücklich. Nur nicht an den Grundfesten unserer Klassengesellschaft rütteln.

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=115660

    Und wenn es keine Verschleierungstaktik und kein Ablenkmanöver ist, also der Kampf gegen rechts, dann muß es projizierter Selbsthaß sein. Umgesetzt mit einer Gesinnung und den Mitteln, die man vorgibt zu bekämpfen. Das inkludiert natürlich die Stützung und Förderung rechtsradikaler und neofaschistischer Gruppierungen daheim und in aller Welt.

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