Ein Kommentar vonHermann Ploppa.
Der Irrlauf des Söldner-Unternehmers Prigoschin nach Rostow und Moskau hat den Kriegstreibern auf beiden Seiten der Front einen ungeahnten Aufschwung beschert.
Die Ereignisse rund um Prigoschins „Marsch der Gerechtigkeit“ nach Moskau haben gezeigt, wie schnell sich Verwundbarkeiten eines Staates aufzeigen lassen. Großmäulig spielte sich der Eigentümer von Russlands größter Privatarmee Wagner mit ihren vermutlich 50.000 Fußsoldaten als Regent des riesigen Staates im Herzen Eurasiens auf. Putin soll gefälligst seinen Verteidigungsminister Sergei Shoigu entlassen, zusammen mit dem Stabschef der russischen Armee, Waleri Gerassimow.
Größenwahnsinnig und gleichzeitig infantil wie dereinst Boris Jelzin glaubte der ehemalige Mundschenk Wladimir Putins, alle Hierarchen Russlands würden sich ihm jauchzend anschließen und den Kreml umstellen, bis Prigoschins Forderungen erfüllt sind. Daraus wurde bekanntlich nichts.
Der ganze Ärger um Prigoschin und sein „Wagner-Orchester“ hat auch der Führung der Russischen Föderation nur allzu deutlich vor Augen geführt, dass Privatarmeen dieser Größenordnung ein unkalkulierbares Risiko für das Gemeinwesen darstellen.
Es gibt eine ganze Reihe von Privatarmeen in Russland. Zu nennen sind hier: Redut mit 7.000 Infanteristen. Oder die tschetschenische Armee von Ramsan Kadyrow. Oder Potok. Oder Fakel. Die meisten waren entstanden in Zeiten großer Instabilität in Russland, als es noch notwendig war, größere Industrieanlagen vor bösen Buben zu schützen. Wagner unterscheidet sich von diesen Werkschutztruppen. Denn Wagner wurde von der russischen Regierung gefördert. Wagner wurde nach dem Vorbild der US-amerikanischen Privatarmee Blackwater aufgebaut. Der „Vorteil“ gegenüber regulären Armeen besteht darin, dass sie alle dreckigen Arbeiten erledigen, die eine verfassungsmäßig legitimierte Staatsarmee nicht erledigen darf. Privatsöldner kämpfen besonders brutal und absolut ethikfrei in fremden Territorien. Wenn private Söldner im Gefecht elend umkommen, ist das, leger gesagt, deren Privatsache. So werden auch die zahlreichen Gefallenen der Wagner-Truppen bei der Eroberung von Bachmut nicht Staatschef Putin angelastet. Denn die Jungs haben sich ja freiwillig gemeldet. Oder auch nicht ganz freiwillig. Strafgefangenen wurde angeboten, bei Wagner anzuheuern und damit dem Strafvollzug zu entkommen. Auch das ist übrigens in den USA gang und gäbe. Als dereinst Jimi Hendrix als junger Bursche was ausgefressen hatte und vor Gericht stand, entschied auch er sich für den Dienst in der Armee anstatt für den Aufenthalt im Gefängnis.
Prigoschins Kerle erlangten einen legendären Ruhm in Russland als besonders mutige Haudegen. Doch die Regierung in Moskau erkannte die Gefahren eines solchen unkalkulierbaren Staates im Staat. Verteidigungsminister Shoigu setzte eine Frist. Bis zum 1. Juli dieses Jahres müssen alle Privatarmeen einen Vertrag unterschreiben, dass sie sich dem Oberkommando des Staates unterwerfen. Alle Privatarmeen einschließlich Kadyrows Tschetschenen-Truppe haben unterschrieben. Nur Prigoschin mit seinen Wagnerianern nicht.
Der weißrussische Präsident Lukaschenko ebnete Prigoschin jedoch den Weg zu einem sanften Ausstieg aus seiner Trotz-Nummer. Nun wird gerade eine neue Wagner-Basis in Weißrussland errichtet. Aber alle Teile der Wagner-Truppen in Russland und in der Ukraine sind ab sofort dem Oberkommando der russischen Regierung unterstellt. Zudem besaß Prigoschin ein Medien-Zentrum in Sankt Petersburg, das nun an den Oligarchen Jurij Kowaltschuk verkauft werden musste.
Erschütterungen im Machtgefüge Russlands?
Es ist noch nicht klar abzusehen, inwieweit das empfindliche Machtgefüge in der Russischen Föderation unter den Trotzanfällen von Klein-Prigo gelitten hat. Nicht nur westliche Medien berichten, dass einige zentrale Personen des russischen Militärs seit jenem dramatischen 24. Juni nicht mehr in der Öffentlichkeit gesichtet wurden. Am Samstag hatte der General Sergej Surowikin in einer Video-Botschaft Prigoschin aufgefordert, seine Meuterei sofort zu beenden. Doch jetzt sitzt Surowikin zusammen mit General Andrej Judin im Moskauer Lefortowo-Gefängnis <1>. Und sogar der Generalstabschef Gerassimow wurde seit dem Prigoschin-Aufstand nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen <2>. Natürlich gibt es auch in den russischen Streitkräften den Kampf unterschiedlicher Linien, wie in allen Streitkräften dieser Welt. Zum einen erlitten etliche Offiziere einen Karriereknick, als im Jahre 2015 Shoigu Anatoli Serdjukow als Verteidigungsminister ablöste. Diese Offiziere sind frustriert und sinnen auf Revanche. Auf diese Leute setzte Prigoschin seine Hoffnungen auf Unterstützung seiner Meuterei. Oftmals gehen diese persönlichen Animositäten einher mit einer Unzufriedenheit mit der angeblich zu soften Vorgehensweise von Shoigu im Ukraine-Krieg.
Auch im zivilen Bereich der russischen Gesellschaft mehren sich die Stimmen, die in Putin, Shoigu und Gerassimow nur „Weicheier“ und „Waschlappen“ erblicken wollen <3>.
Da gibt es den Vorsitzenden der Liberaldemokratischen Partei, Leonid Slutski. Oder die beliebten Talkshow-Master Wladimir Solowjew oder Dimitri Dibrow. Oder der private Sender SPAS des Patriarchs von Moskau. Oder die Neo-Zaristen der Union des Russischen Volkes. Der bekannteste Exponent einer harten Gangart im Ukraine-Krieg ist der Philosoph und Geopolitiker Alexander Dugin. Und entgegen der Mär, dass Dugin der große Einflüsterer Putins sei, hat sich Dugin immer wieder in deutlichen Worten von Putin distanziert:
„Er [Putin] setzt den russischen Staat an die erste Stelle, während ich da zuerst an die russische Welt denke. Die russische Welt ist viel umfassender als der russische Staat. Putin entweiht die russische Identität, und damit enttäuscht er viele Patrioten.“ <4>
Zur aktuellen Situation ist Dugins Position klar: „Ich bin fest davon überzeugt, dass ein Waffenstillstand nicht zu erreichen ist. Wir könnten mit Bedingungen konfrontiert werden, die so hart sind, dass ihre Annahme das gesamte politische System zum Zerbröckeln bringen würde … Was wir jetzt benötigen, ist nicht eine „ausgefuchste Strategie“, sondern ein umsichtig und sorgfältig austarierter Plan für den Sieg.“ <5>
Dugin scheut sich nicht, den Totalen Krieg zu fordern, also die vollständige Unterwerfung der russischen Gesellschaft unter die Erfordernisse des Krieges. Auch taktische Atomwaffen sollen hier kein Tabu sein. Und da ist so ein Weichei wie Putin nicht der richtige Mann, wie Dugin abschließend feststellt: „Deswegen brauchen wir einen Vorkämpfer für den Sieg. Das muss jemand sein, der rational, entschlossen, mit starkem Willen ausgestattet, geradlinig und immun gegen Desinformation und fragwürdige Einflüsse ist. Eine Persönlichkeit, die den russischen Geist verkörpert.“ <6>
Eine gewisse Berechtigung kann man diesen Gedanken nicht absprechen. Tatsächlich besteht die Agenda der Westlichen Wertegemeinschaft seit über einhundertfünfzig Jahren in nichts Anderem, als die totale Eroberung der eurasischen Kontinentalplatte anzustreben <7>. Und Dugin könnte sich in seinen Ausführungen auf die Verhandlungsrunden Minsk I und Minsk II berufen, von denen die ehemalige Bundeskanzlerin Merkel offenherzig sagte, dass sie nur zum Schein und nur zu dem Zweck geführt wurden, Zeit zu gewinnen, um die Ukraine für einen großen Krieg gegen Russland fit zu machen. Man kann nur hoffen, dass die russischen Entsprechungen zu unserer obersten Rüstungslobbyistin Agnes Strack-Zimmermann nicht noch mehr Rechtfertigung durch westliche Akte zugeschoben bekommen <8>.
Der Westen will Krieg
Es wird gemunkelt, der Westen arbeite auf einen Friedensschluss noch in diesem Herbst hin <9>. Könnte sein. Auch im Westen gibt es immer den Kampf zweier Linien – zwischen „Weicheiern“ und Hardlinern. Jedoch werden unmissverständlich die Schienen ausgelegt für einen atomaren Endkampf. Denn die beiden US-amerikanischen Senatoren Lindsey Graham und Richard Blumenthal haben eine Resolution im Kongress in Washington eingebracht <10>. Eine Resolution ist eine Art Gesetzentwurf, der von den beiden Häusern des Kongresses mehrheitlich angenommen und dann abschließend vom US-Präsidenten unterschrieben wird – und damit Gesetzeskraft erhält. Bei der Graham-Blumenthal-Resolution wird gefordert, dass jeder Einsatz von taktischen Atomwaffen durch die Russen als kriegerischer Akt gegen die NATO gewertet wird <11>. Taktische Atomwaffen sind nicht zu verwechseln mit jenen Bomben, die auf Hiroshima und Nagasaki gefallen sind. Taktische Atomwaffen haben einen sehr eingeschränkten Wirkungsradius und werden in der offenen Feldschlacht eingesetzt, um den Gegner schneller in die Knie zu zwingen. Nun haben aber Graham und Blumenthal den Begriff der taktischen Atomwaffen bösartig weit ausgelegt. Demzufolge wird sogar als Angriff gegen die NATO gewertet, wenn ein Atomkraftwerk in Russland oder der Ukraine undicht wird und die radioaktiven Strahlen mit dem Wind Mitgliedsländer der NATO erreichen. Wer denkt da nicht sofort an das ukrainische Atomkraftwerk Saporoschje? Dieses Atomkraftwerk befindet sich momentan unter russischer Besatzung, und wird in einer Koalition der Vernunft von ukrainischen Technikern unter dem Schutz russischer Truppen am Laufen gehalten. Es gibt Berichte, dass ukrainische Geschosse bereits öfter den Schutzmantel des Atomkraftwerks bedroht hätten. Zudem bestand eine äußerst gefährliche Situation, als der in der Nähe befindliche Staudamm brach und das Wasser auslief. Zum Glück blieb das Rückhaltebecken, aus dem das Kühlwasser für den Reaktor entnommen wurde, unbeschädigt. Es genügt jetzt nur ein erfolgreicher Raketenbeschuss auf die AKW-Kuppel, um Radioaktivität freizusetzen. Tschernobyl im Jahre 1986 hat schon gezeigt, wie rasch und raumgreifend sich Radioaktivität damals über Zentraleuropa ausbreiten konnte. Mithilfe der Graham-Blumenthal-Resolution könnte die NATO nunmehr Russland nuklear und konventionell angreifen.
NATO-Gipfel in Vilnius
Als wichtiger Stichtag für die ukrainische Regierung wird das NATO-Gipfeltreffen in der litauischen Hauptstadt Vilnius vom 10. bis 11. Juli angesehen. Vilnius liegt nur vierzig Kilometer von der Grenze nach Weißrussland entfernt. Um die Provokation noch weiter auf die Spitze zu treiben, wird ein Kontingent der Bundeswehr nach Vilnius abgeordnet, um die erlauchte Militaristenrunde gegen Raketenangriffe von Russen oder Weißrussen zu schützen <12>.
Die NATO ist auch schon lange kein Nordatlantisches Bündnis mehr. Vielmehr werden hier aktuell alle Vasallen der westlichen Wertegemeinschaft zusammengefasst. So sehen wir neben den 31 NATO-Mitgliedsländern auch die Regierungschefs von Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland mit am Tisch. Japanische Einheiten hatten bereits am kürzlich durchgeführten NATO-Manöver Air Defender 23 teilgenommen.
Nach Einschätzung von Experten wird der Ukraine in Vilnius weiterhin keine Mitgliedschaft in der NATO angeboten. Das würde der Ukraine auch wenig nützen. Denn um den gemeinsamen Verteidigungsfall unter Paragraph 5 der NATO-Charta durchzusetzen, müssten alle NATO-Mitglieder einwilligen. Doch im Falle der Türkei und Ungarns ist diese bedingungslose Mitarbeit eher unwahrscheinlich. Deswegen wird die NATO der Ukraine eine Unterstützung anbieten, die dann von gewissen besonders eifrigen Mitgliedern wie Polen und den baltischen Staaten ausgeführt wird. Denkbar – oder schon konkret in Vorbereitung – ist dann, dass NATO-Einheiten ganz offiziell in die Ukraine einmarschieren <13>. Und nun verstehen wir auch, warum ausgerechnet in Weißrussland neue Militärbasen für die Wagner-Truppen eingerichtet werden. Denn wenn jetzt auch die West-Ukraine in das Kriegsgeschehen einbezogen wird, dann ist auch deren nördlicher Nachbar Weißrussland unmittelbar bedroht <14>.
Über diese Entwicklungen müssen wir aufklären, ohne alle Illusionen. Ganz unaufgeregt und sachlich. Aber wir müssen endlich damit anfangen. Über alle politischen Lager hinweg. Solange es noch geht.
Quellen
<1> https://asiatimes.com/2023/06/clues-to-the-depth-of-the-revolt-in-russias-army/
<3> https://asiatimes.com/2023/06/careful-what-you-wish-for-in-post-mutiny-russia/
<4> https://cne.news/article/1595-attacked-philosopher-dugin-saw-putin-as-threat-to-christian-russia
<5> https://www.geopolitika.ru/en/article/russias-road-victory
<6> siehe <5>
<7> Ausführlich dargelegt: Hermann Ploppa: Der Griff nach Eurasien – Die Hintergründe des ewigen Krieges gegen Russland. Marburg 2019
<8> https://usacontrol.wordpress.com/2022/08/20/strack-zimmermann-die-lauteste-kriegstrommel-in-berlin/
<9> https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9280
<12> https://www.bmvg.de/de/presse/schutz-nato-gipfel-5628808
<13> https://asiatimes.com/2023/06/clues-to-the-depth-of-the-revolt-in-russias-army/
<14> https://www.youtube.com/watch?v=qJEsLXQ4cv0
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Bildquelle: Chirag Nagpal/ shutterstock
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Endlich mal EIN Mensch, der ganz explizit auf die ständig drohende Gefahr einer NATO-Invasion in die Ukraine unter den dubiosesten Bedingungen überhaupt HINWEIST! – Und es wird imho noch eine Skurrilität der Geschichte werden, dass die Wagner-Truppen jetzt ideal positioniert sein werden, um die West-Grenze zur NATO abschneiden zu können!
Dennoch werden die Vertreter des Kapitals und der Macht wohl leider WEITER-ZÜNDELN wollen, da der Krieg ja nicht ihre Freunde, Familien-Mitglieder und Kinder trifft sondern nur ihre TASCHEN füllt!
Mit der ständig zunehmenden Aussichtslosigkeit des Kampfes der Ukraine steigt umgekehrt proportional der Einmarsch von externen Truppen, wie z.B. Polnischen, die ja bereits unglaubliche Privilegien als POLEN in der Ukraine verfügen und sich so auch ihr ehemals von Stalin abgeknapstes Gebiet um Lemberg (Lwow) zurück holen können.
Es ist unsaubere Arbeit, wenn man die Gerüchte um die russischen Generäle als Fakt übernimmt. Die angegebene Quelle stellt diese Annahmen deutlich als Gerüchte dar!
Judge Napolitano – Judging Freedom:
How Strong is Ukraine Offensive w/Larry Johnson & Ray McGovern – both former CIA
https://youtu.be/M9EQL1wUa8I
Hallo,
die Gefahr einer direkten Konfrontation USA – Russland besteht allerdings schon länger durch den Krieg in Syrien.
Dann ist da auch immer Chinas ökonomische Macht im Hintergrund, also selbst wenn USA rein theoretisch Russland erledigen könnte,wäre das ein Amoklauf.
Und man mag irrationale Aktionen befürchten, andererseits kann man auch bedenken, dass USA nicht das Imperium wäre, was es (noch) ist, wenn da nicht rational kalkulierende Strategen am Werk wären oder zumindest bis jetzt waren.
(Die Geschichte um Hunter Biden sieht ja eher nach spätrömischer Dekadenz aus, aber naja, vielleicht muss das so in der Endphase.)
Mensch kann nur "Gefuehl". Nicht Logik. Er ist wie Tier gebaut. Logik ist bloss Rueckcheck von "Wahrnehmung" auf Plausibilitaet bei Sinnen/Sensorendefekt.
Warten wie also nicht wie Ploppa hofft, auf "Einsicht" bei irgendjemandem aufgrund logisch vernuenftiger Artikel irgendwo zu lesen.
Es wird nach Bauch entschieden werden, nichts Anderem.
Sprich: Bringen es einige Artgenossen von uns ueber deren Herz, uns allesamt mit sich selber zusammen von dieser schoenen Welt nun wegzuloeschen oder nicht?
Per Atom oder Coronaspritze oder Verhungern oder Peng: egal.
Herz ist einzuschalten, nicht Logik.
So sind wir nun mal.
Auch Du.
Stimme dem weitgehend zu. ;-)
Wir Menschen sind Gefühl / Emotion und haben Verstand und nicht umgekehrt.
Letztlich geschieht dem Menschen nach seinem Glauben, das heißt, er ist, womit er sich identifiziert.
Darum prüfe man seine Glaubenssätze, denn sie werden dem Gläubigen zum Schicksal!
Hallo Nevyn,
dem stimme ich umfassend zu…
… und genau dort liegt (lag!) der `Hase im Pfeffer`.
Dies relativiert nicht, welcher Mißbrauch dann dem folgend durch `sich legitimiert glaubende Repräsentation` in die Welt getragen wird (wurde!).
Das Erstaunliche ist, daß `das Recht` dies sogar `weiß` … und benennt es zb. mit Sittlichkeit, Gewissen etc.
… und viele Grüße in die Runde
Na, na, die peanuts von Hiroshima und Nagasaki (12 & 21 KT) fallen heute unter taktische Atomwaffen, sie waren nur deshalb so tödlich, weil sie weit über Grund gezündet wurden und sehr schmutzig waren (der Brennstoff sehr unvollständig verbrannt wurde), macht heute niemand mehr, 1. um den EMP zu vermeiden, 2. aus Effizienzgründen.
Nach dem Peaceful Nuclear Explosions Treaty (PNET) sind 10x 150 KT unterirdisch OK und werden zur Prospektion eingesetzt, wenn das weniger als 1000m tief eschieht, kann sich das in einem Erdbeben äußern.
P hatte gar keine andere Wahl, als sein Geschäftsmodell im Ausland fortzusetzen, denn der Westen war im Brgriff, Wagners als Terrorgruppe zu deklarieren und das hätte Reisen seiner Mitarbeiter nach Afrika und anderswohin extrem erschwert.
Bitte das hier anhören und dann von vorne.
https://www.youtube.com/watch?v=CrSDlODBDjg
Es gibt da einen aktuellen und allgemein lesenswerten Artikel von Peter Bürger bei Overton zum Thema Krieg:
„Der Konsequenteste aller Kriegshasser“
1. Juli 2023 Peter Bürger
Der Russe Leo N. Tolstoi (1828-1910) warnte vor einem Zug in den Abgrund – und teilte nicht die Illusionen der bürgerlichen Friedensbewegung.
Mit Blick auf den Anbruch des 20. Jahrhunderts vermerkt Viktor Schklowski über Leo N. Tolstoi (1828-1910): „In vielem … begriff Tolstoi mehr als andere Leute. Er schrieb, es würde zu Kriegen von derartiger Gewalt kommen, dass sie den Untergang von 99 Prozent der Erdbevölkerung bewirken könnten, selbst das aber könne den Wahn der Reichen nicht eindämmen. … Das neue Jahrhundert setzte mit Kriegen ein. Man kämpfte auf den Philippinen und im Transvaal. Es waren Kriege von neuartiger Abscheulichkeit. Tolstoi sagte: ‚Kriege der Amerikaner und Engländer innerhalb einer Welt, in der schon Gymnasiasten den Krieg verurteilen, sind entsetzlich‘.“
Bei einem Besuch von Maxim Gorki (Alexej Maximowitsch Peschkow) am 13. Januar 1900 meinte Tolstoi „sich selbst ironisierend, er freue sich unwillkürlich über die Siege der Buren, wenn er auch wisse, dass es Sünde sei: sowohl die Buren als auch die Engländer begingen jenen Massenmord, den sie als Krieg bezeichneten.“ (Schklowski: Leo Tolstoi. Berlin 1984.)
Tolstoi nennt in einem Brief zu den Kämpfen im Transvaal vom Dezember 1899 drei Hauptursachen für Kriege: „Erstens: die ungleiche Verteilung des Besitzes, das heißt: die Beraubung eines Menschen durch die anderen. Zweitens: die Existenz eines Soldatenstandes, das heißt: solcher Menschen, die für den Mord erzogen und bestimmt werden. Drittens: die falsche und meist bewusst betrügerische religiöse Lehre, in der die Jugend zwangsweise erzogen wird. … Es wird solange Kriege geben, wie wir die Entstellung des Christentums predigen oder ohne sittliche Empörung und Widerwillen dulden werden.“
(…)
Die Differenz zur bürgerlichen Friedensbewegung
Der Kampf gegen Todesstrafe und Krieg gehört zu den zentralen Schauplätzen des letzten Lebensjahrzehnts. „Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ist Tolstoj ein geistiges Kraftzentrum mit kolossalem Ansehen. Es war fast unmöglich, über Lebensprobleme zu diskutieren, ohne zu seiner Ansicht Stellung zu nehmen. … Aus der ganzen Welt – nicht zuletzt aus Asien und Amerika – trafen bei dem Propheten in Jasnaja Poljana Grüße begeisterter Anhänger ein.“ (Geir Kjetsaa: Lew Tolstoj. Gernsbach 2001). Ihn erreichten Zuschriften aus vielen Ländern des Erdkreises in 26 Sprachen.
Zwei Briefe Tolstois an Bertha von Suttner vom Oktober 1891 und vom August 1901 lassen – trotz des warmherzigen Tones – unschwer eine Differenz zum bürgerlichen Pazifismus erkennen. Tolstoi setzt wenig Vertrauen in Friedensgesellschaften, Konferenzen und Neuerungen des Internationalen Rechts. Er erhoffte sich ein Ende der Kriegsapparatur nicht durch staatstragende Aktivitäten, sondern aufgrund der Verweigerung des Tötens von unten.
(…)
Geir Kjetsaa schreibt über die Haltung des Dichters: „Aufsehen erregend war … sein Protest angesichts des Kriegsausbruchs zwischen Russland und Japan. Wieder einmal Krieg, wieder einmal Leiden, wieder einmal diese verdummende Hurrastimmung! Keine staatliche Institution hasste er so sehr wie das Militär. Dass sein Sohn Andrej sich freiwillig gemeldet hatte, machte die Sache nicht besser. Der Schriftsteller brachte es nicht über sich, die kriegstreibenden Zeitungsberichte zu lesen. War es nicht Christus, der uns befohlen hatte, unsere Feinde zu lieben? ‚Besinnt Euch!‘ lautete sein Aufruf an alle, die sich auf den Schlachtfeldern jetzt gegenseitig umbrachten. – Einziger Trost war ihm der wachsende Widerstand des Volkes gegen diesen wahnsinnigen Krieg: ‚Der Zweifel, ob es der Wille Gottes sei, dass die Behörden uns zwingen zu töten, ist der Funke des Feuers, das Christus auf die Erde gebracht hat. Das zu wissen und zu fühlen ist eine große Freude.‘ Auf die Aufforderung einer amerikanischen Zeitung präzisierte er seine Sichtweise der Kriegshandlungen: ‚Ich bin weder für Russland noch für Japan, sondern für die Arbeiter beider Länder, die jetzt von ihren Regierungen hinters Licht geführt und gezwungen werden, gegen ihr Wohlergehen, ihr Gewissen und ihre Religion zu kämpfen.‘ … Patriotismus sei nur Egoismus, eine Zufluchtsstätte für Ganoven!“
(…)
„Entfachung des Patriotismus“ am „höchsten Kulminationspunkt“
Schon in seiner Schrift „Patriotismus und Regierung“ (Patriotizm i pravitelʼstvo, 1900) fragt Tolstoi, warum der „Patriotismus“ – trotz seiner Antiquiertheit in geistesgeschichtlicher Hinsicht – nicht nur nicht verschwindet, sondern „im Gegenteil … immer stärker und mächtiger“ wird. Seine Antwort:
„Es rührt dies davon her, dass die herrschenden Klassen (nicht allein die Regierungen und ihre Beamten, sondern die privilegierten Klassen überhaupt: die Kapitalisten, Journalisten, die meisten Künstler und Gelehrten) ihre privilegierte Ausnahmestellung nur dank der Staatseinrichtung, welche durch den Patriotismus erhalten wird, beibehalten können. Indem sie nun die mächtigsten Mittel in ihren Händen haben, um das Volk zu beeinflussen, pflegen sie bei sich und bei den anderen die patriotischen Gefühle unablässig, umso mehr da diese Gefühle von der Staatsgewalt am besten belohnt werden. … Hauptsächlich aber wird der Patriotismus hervorgerufen, indem man durch allerlei Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten gegen fremde Völker bei denselben Hass gegen das eigene Volk hervorruft und diesen Hass alsdann zur Erweckung von Feindseligkeiten beim eigenen Volke ausnutzt. – Die Entfachung dieses furchtbaren Gefühls des Patriotismus … erlangt gegenwärtig ihren höchsten Kulminationspunkt.“
https://overton-magazin.de/top-story/der-konsequenteste-aller-kriegshasser/
Die beiden Bücher, "Kino der Angst-Terror, Krieg und Staatskunst aus Hollywood" und "Bildermaschine für den Krieg-
Das Kino und die Militarisierung der Weltgesellschaft" von Peter Bürger, empfinde ich ebenfalls als sehr lesenswert.
Abschließend möchte ich noch auf einen etwas älteren Artikel von Ulrich Heyden verweisen:
Dienstag, 13. März 2018
Was tun gegen die Kriegsgefahr?
Der russische Journalist Konstantin Sjomin erklärt im Rubikon-Interview, wie der gewollte große Krieg zu verhindern ist.
von Ulrich Heyden
Der 37 Jahre alte Sjomin ist in Russland durch sein scharfzüngiges Programm „Agitation und Propaganda“ bekannt, welches vom Fernsehkanal Rossija 24 ausgestrahlt wird. Der Journalist hat für das russische Staatsfernsehen 60 Länder bereist und vier Jahre ein russisches Korrespondentenbüro in New York geleitet. Bei den Primaries der russischen Linken zur Bestimmung eines gemeinsamen Kandidaten bei den Präsidentschaftswahlen belegte er einen der vorderen Plätze. Die Ereignisse in der Ukraine 2013/14 beschreibt er als „Volksaufstand, der von der ukrainischen und der russischen Bourgeoisie erstickt“ wurde. In Russland gäbe es imperialistische Tendenzen, allerdings sei Russland kein Raubtier, wie die westlichen Staaten. Parallel zu seiner Tätigkeit für Rossija 24 macht der Journalist eigene Video-Projekte, wie den Film „Das letzte Klingeln“, in dem vor einer Zerschlagung des sowjetischen Bildungssystems gewarnt wird. Im Interview vertritt er seine persönliche Meinung.
(…)
Die Klasseninteressen, der Klassenkampf ist nicht verbunden mit der Hautfarbe und der sexuellen Orientierung. Sie sind verbunden mit der Rolle in der Produktion und solange die Linken auf der Welt die Produktion, die schmutzigen Werkstätten und die Arbeitenden unberücksichtigt lassen, kann es keine linke Bewegung geben.
Die linke Bewegung befindet sich nach dem Tod der Sowjetunion in einer schweren Krise. Der Tod der Sowjetunion diskreditierte die linke Bewegung. Eine große Zahl von Menschen wurde demotiviert. Aber das heißt nicht, dass das schon der Schlusspunkt ist. Denn die progressiven Kräfte werden hervortreten, wenn die Menschheit nicht sterben und verschwinden will, was auch eine Möglichkeit ist, die man nicht ausschließen kann.
Wenn die Menschheit leben will, werden die progressiven Kräfte früher oder später stärker werden und werden zu kämpfen beginnen. Was mich beunruhigt ist, für welchen Preis? Morgen können Raketen mittlerer und längerer Reichweite in drei Minuten Flugzeit Moskau erreichen. Die Raketen vom Typ Iskander, die man mit Atomsprengköpfen ausrüsten kann, befinden sich schon in Kaliningrad. Das heißt, wenn das Streichholz entzündet wird, können hunderttausende Menschen sterben, die heute für das Recht der Minderheiten dort oder hier kämpfen. Es gibt aber das Recht der Mehrheit, die Rede ist von einer großen Zahl von Menschen, die in einer Minute verbrennen können und noch nicht mal verstehen, was mit ihnen passiert ist.
(…)
Man kann nicht gegen den Krieg kämpfen, wenn man sich nicht auf den Klassenkampf stützt. Um gegen den Krieg zu kämpfen, reicht es nicht zu sagen, lasst uns friedlich zusammenleben. Denn in jeder Gesellschaft gibt es noch einen anderen Krieg, den Krieg der Klassen. Und die Klasse der Bourgeoisie hat in den letzten 50 Jahren sehr viel dafür getan, um den Klassenkampf zu tarnen, und so zu tun, als ob es ihn nicht gibt. Die deutschen Arbeiter, die nichts anderes haben als ihre Hände und ihren Kopf, sollen zu Verbündeten der Bourgeoisie werden. Doch ihre Interessen sind radikal gegensätzlich. Zwischen der Arbeiterklasse und der Bourgeoisie gibt es einen unsichtbaren Krieg. Die Bourgeoisie macht sehr viel, damit die Proletarier sich um alles Mögliche sorgen, um den Tierschutz, um das Recht der Frauen – obwohl das natürlich wirklich ein wichtiges Thema ist. Aber solange der Klassenkampf nicht wieder aufgenommen wird, ist es aussichtslos zu glauben, eine Anti-Kriegs-Bewegung hätte Aussicht auf Erfolg.
(…)
Doch erst als die Machtlosigkeit der Bourgeoisie allen offensichtlich war, war die Arbeiterklasse zum Kampf bereit. Bis dahin gab es eine große Zahl von Zweifelnden, von Leuten, die sagten, lasst uns wählen gehen, lasst uns über die Präsidentschafts- oder andere Wahlen vorsichtig versuchen, etwas zu ändern, um nichts kaputt zu machen. Man muss sehr hart auf dem Boden der Tatsachen ankommen, um zu verstehen, dass das nicht möglich ist.
https://www.rubikon.news/artikel/was-tun-gegen-die-kriegsgefahr
Spitzenklasse Kommentar.👍👍👍
Vielen Dank.
Macron kann ja mal mit Putin telefonieren, wie der mit seiner Wagner-Truppe es geschafft hat den Putsch zu verhindern.😎
Die Wagner-Söldner, die im Augenblick in Frankreich offen auf den Straßen aber danach verdeckt organisiert, mit Waffen vom IS beliefert?, da muss doch Putin wissen wie die bekämpft werden können.
Was bei dem einen ein Putsch ist, das ist bei dem anderen der organisierte Kampf in den Straßen.
Finde den Unterschied in den Medien und überhaupt.
Aus aktuelle Empfehlungen bei multipolar:
Welt: Ausschreitungen in Frankreich: „Wir befinden uns in einem Klima des Aufstandes“ – Auszug: „Nach einem Bericht des französischen Geheimdienstes, den verschiedene französische Medien einsehen konnten, wird mit einer ‚Generalisierung der Straßenkämpfe‘ in den kommenden Nächten gerechnet. (…) Alles erinnert an 2005, als der Tod zweier Jugendlichen Unruhen in den französischen Vorstädten auslösten, die wochenlang andauerten. (…) Die französischen Medien unterschlagen zwar, dass Nahel M. algerische Wurzeln hat, aber auf dem weißen Marsch trugen Teilnehmer große Algerienflaggen. (…) ‚Wir sitzen auf einem Pulverfass‘, sagt Philippe Rio, Bürgermeister von Grigny, der ärmsten Gemeinde Frankreichs im Norden von Paris. Anders als 2005 seien dieses Mal auch ruhige oder wohlhabende Vorstädte betroffen. In einem Interview mit ‚Le Monde‘ benennt Rio die Pandemie und die Inflation als ‚Brandbeschleuniger‘. Seit 2005 seien die Menschen in den Vororten weiter verarmt und die soziale Ungleichheit sei explodiert. ‚Es wird still gelitten‘, so Rio, in dessen Kommune die Hälfte der Menschen unter der Armutsgrenze lebt. Diese Stille ist vorerst vorbei.“
Und dazu:
Eine „demokratische Reform“ gegen den Willen von 75 Prozent der Franzosen
09. Juni 2023 um 10:30 Ein Artikel von Frank Blenz
Man schaue sich um im Haus Europa – vielerorts wird Politik gemacht, die den Mehrheiten in den betreffenden Ländern nicht dient. Stattdessen folgt man der neoliberalen Ausrichtung der vorherrschenden „Der Gewinner nimmt sich alles“-Gier, der Arroganz und der Geringschätzung gegenüber den Völkern. Und so trickst und herrscht auch in Frankreich die politische Elite: Eine Reform, die den Namen nicht verdient, wird durchgesetzt von Macron und seinen Helfern im Parlament, das zur Kulisse verkommt, statt demokratische Institution zu sein. Und wieder einmal finden das auch hiesige Medien in Ordnung. Von Frank Blenz.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=99033
"Zudem könnte man im ersten Teil des Textes den Eindruck bekommen, Herr Ploppa sei selbst für eine härtere Vorgehensweise Russlands gegen die Ukraine – ganz nach Herrn Dugin."
Könnte doch sein, daß er Recht hat.
Ja, könnte sein, und widerspreche dem auch nicht unbedingt.
Ich hatte (bisher) nur den Eindruck, dass Herr Ploppa für sofortige Beendigung der Kampfhandlungen und Frieden ist, und insofern wäre das ein Widerspruch.
Dieser Text bestätigt mir wieder einmal meine grundsätzliche Skepsis gegenüber Texten Herrn Ploppas:
ich würde das als "Marktschreierei" bezeichnen, ähnlich wie das Auftreten Herrn Prigoschins.
Zunächst schneidet Herr Ploppa auf, macht Angst, nur um am Ende dann zu kühlem Verhalten aufzurufen: "Ganz unaufgeregt und sachlich."
Z.B. hätte er uns mitteilen können, welche Chance (auf Zustimmung) denn die Resolution der beiden Kriegstreiber im US-Kongress hat, statt sie einfach nur zu benennen, und damit die Gefahr eines Atomkrieges wieder heraufzubeschwören.
Zudem könnte man im ersten Teil des Textes den Eindruck bekommen, Herr Ploppa sei selbst für eine härtere Vorgehensweise Russlands gegen die Ukraine – ganz nach Herrn Dugin.
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