Syriens Giftgas oder korrumpierte UN? | Von Jochen Mitschka

Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.

Nachdem immer noch Sanktionen Syrien quälen, und selbst nach dem Erdbeben erst nach Tagen zeitlich befristet erleichtert wurden, sollte man noch einmal in das Giftgasnarrativ schauen, welches nicht nur das Rückgrat für Sanktionen und Bombardierungen gegen die Regierung des Landes darstellt, den USA als Begründung für die Besetzung von Ostsyrien und Plündern der Öl-Vorkommen dient, sondern jetzt auch gegen Seymore Hersh (1) verwendet wird, der es, ebenso wie Prof. Postol in einem konkreten Fall als Fake entlarvt hatte. Weil Hersh gerade Furore mit seinem Artikel über die Anschläge gegen Nordstream macht, die seinen Recherchen zufolge durch die USA und Norwegen organisiert worden waren. Auch wenn ich schon 2019 in einem Essay mit Tim Anderson die Giftgaserzählung als Anhaltspunkt genommen hatte, wie man typischerweise Kriegslügen entlarven kann, will ich mich diesmal auf einen Artikel von Aaron Maté in Grayzone (2) stützen. Nachdem die BBC schon 2021 zugab, FakeNews wegen Giftgas in Douma verbreitet zu haben (3) wird hier nicht nur das Lügengebilde „Giftgas“ aufgezeigt, sondern auch das Maß an Beeinflussung, welche UN-Gremien durch gewisse Großmächte erleiden, und die Legitimität der ganzen Organisation gefährden.

OPCW und Giftgas in Douma

Zunächst erklärt der Autor, worum es bei diesem Vorfall geht:

„Im jüngsten Kapitel eines internationalen Vertuschungsskandals hat die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) Syrien direkt beschuldigt, einen tödlichen chemischen Angriff in der Stadt Douma verübt zu haben. In einem neuen Bericht des Ermittlungs- und Identifizierungsteams (IIT) der Organisation für das Verbot chemischer Waffen wird behauptet, dass syrische Streitkräfte am 7. April 2018 zwei Chlorgasflaschen abgeworfen und 43 Zivilisten getötet haben.“

Der erste Bericht der OPCW, der im Juni 2018 von einer separaten Untersuchungsmission (Fact-Finding Mission, FFM) fertiggestellt wurde, habe Zweifel daran aufkommen lassen, dass in Douma überhaupt ein chemischer Angriff stattgefunden hat. Er habe auch die Möglichkeit offen gelassen, dass der Vorfall inszeniert war, vermutlich von Aufständischen, die das Gebiet zu der Zeit kontrollierten.

Durchgesickerte Dokumente enthüllen, so der Artikel weiter, dass dieser ursprüngliche Bericht dann manipuliert und zusammen mit anderem kritischen Material vor der Öffentlichkeit verborgen wurde. Im darauffolgenden Monat habe eine Delegation von US-Beamten das FFM-Team zu der Schlussfolgerung gedrängt, dass in Douma Chlorgas als Waffe eingesetzt wurde und dass die syrische Regierung dafür verantwortlich sei. In einem Folgebericht, der im März 2019 veröffentlicht wurde, seien dann die wichtigsten Ergebnisse des ursprünglichen Berichts ausgelassen, und die von den USA angeführte Darstellung eines Chlorangriffs bestätigt worden.

Die ursprünglich die Untersuchung führenden Inspektoren hatten sich dann aber zuletzt auch öffentlich gegen die Schlussfolgerungen gewehrt. Die USA, Großbritannien und Frankreich jedoch erklärten, der IIT-Bericht “widerlege die russische Behauptung“, Aufständische hätten den Einsatz von Giftgas in Douma vorgetäuscht, um die syrische Regierung zu belasten. Sie lobten auch die “unabhängige, unvoreingenommene und fachkundige Arbeit der OPCW-Mitarbeiter“.

Der IIT-Bericht gehe jedoch nicht auf die Bedenken der in ihrer Meinung abweichenden OPCW-Mitarbeiter ein, die den Vorfall in Douma ursprünglich untersucht hatten. Er löst auch nicht die festgestellten Unterdrückungen, Ungereimtheiten und Fehler in Schlüsselbereichen der Untersuchung, einschließlich Toxikologie, chemische Analyse, Ballistik und Zeugenaussagen auf. Stattdessen habe die OPCW, nachdem sie die ursprünglichen Ergebnisse begraben und Forderungen nach Rechenschaftspflicht abgewürgt hat, die Täuschung über den Vorfall in Douma noch verstärkt.

Die Details der Fälschung – Der magische Marker

Der erste Teil der Überprüfung des Douma-Berichts des IIT durch die Grayzone konzentriert sich auf den zentralen Untersuchungspfeiler der chemischen Analyse, die in den Schlussfolgerungen des IIT eine wichtige Rolle spielt. Das IIT habe behauptet, erklärt Maté, dass die Schlussfolgerung der Fact Finding Mission (FFM) von 2019 – die von den abweichenden Inspektoren in Frage gestellt wurde – bestätigt hätten, dass in Douma “wahrscheinlich” Chlorgas eingesetzt wurde und dass es keine Beweise für eine chemische Inszenierung gibt.

In Douma wurde die erste Gasflasche in einem Wohnhaus mit der Bezeichnung “Standort 2” gefunden, wo 43 Leichen gefilmt wurden. Bilder findet man im Originalartikel. Die Leichen lagen in den Etagen unter einer Gasflasche verstreut, die in einem Krater auf dem Dach stand. Es wird behauptet, dass die Gasflasche den Krater verursacht habe und dann über dem Loch stehen blieb, während sie ihre Chlorgasladung in die darunter liegenden Räume entleerte. Eine zweite Gasflasche wurde auf einem Bett in einem anderen Wohnhaus mit der Bezeichnung “Standort 4” gefunden, wo keine Todesopfer zu beklagen waren.

Um zu behaupten, dass das Chlorgas mit Sicherheit am Standort 2 einschlug, habe sich das IIT auf den Fund einer so genannten “Marker“-Chemikalie, Tetrachlorphenol (TeCP), in einer einzigen Probe von Betontrümmern gestützt. Das Vorhandensein von TeCP in dieser Probe, so das IIT, “deutet speziell auf die Einwirkung von Chlorgas hin“.

Um diese Behauptung aufzustellen, verstößt das IIT jedoch gegen die eigenen Beweisprotokolle der OPCW und führt ein Argument an, das seine eigenen Ergebnisse untergräbt. Maté erklärt dann, warum die Probe fragwürdig sei:

– Die vermeintlich belastende Betonprobe sei aus heiterem Himmel aufgetaucht. Das IIT habe behauptet, die Probe sei im Juli 2018 bei einem von der OPCW benannten Labor eingegangen und analysiert worden. Doch im Bericht der OPCW FFM vom März 2019 – der mehr als sieben Monate später veröffentlicht wurde – wird die Existenz dieser Probe mit keinem Wort erwähnt. Fast vier Jahre später sei daher die folgenreichste Probe der Douma-Untersuchung zum ersten Mal offengelegt worden.

– Die TeCP-haltige Probe sei nicht von OPCW-Inspektoren entnommen worden. Sie wurde stattdessen von einer nicht identifizierten dritten Partei gesammelt, was einen direkten Verstoß gegen die Sorgfaltskettenregeln der Organisation darstelle.

– Bei der dritten Partei, die die Probe entnommen hat, habe es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Weißhelme gehandelt. Diese behaupten zwar, eine neutrale Rettungsorganisation zu sein, sollen aber alles andere als das sein. Die Weißhelme arbeiten eng mit regierungsfeindlichen Aufständischen in Syrien zusammen und werden von ausländischen Staaten finanziert, die im Stellvertreterkrieg in Syrien nach 2011 aktiv sind, darunter die Vereinigten Staaten und Großbritannien. Den Weißhelmen wird auch vorgeworfen, zum Zeitpunkt des mutmaßlichen Angriffs in Douma in einem nahe gelegenen Krankenhaus eine chemische Dekontaminationsaktion durchgeführt zu haben.

– Unter Verstoß gegen ihre eigenen Protokolle,  so Maté weiter, habe die OVCW dieser extern entnommenen Probe ungewisser Herkunft vollen Beweiswert zuerkannt. Im Gegensatz dazu wurde eine ähnliche Probe, die am selben Ort in Douma von den eigenen Inspektoren der Organisation entnommen wurde, unerklärlicherweise nicht berücksichtigt und nicht einmal analysiert.

– Die OPCW biete keine Erklärung für diese Verstöße gegen die Beweispflicht. Und selbst wenn man sie beiseite lasse, werde die Behauptung des IIT, die Probe zeige eine Chemiewaffe, durch die eigenen Erkenntnisse der OPCW widerlegt. Denn das IIT übersehe, dass TeCP auch in einer Probe von einem anderen Ort gefunden wurde, wo kein Chlorgas vorhanden gewesen sein soll!

“Konkrete” Beweise

Das IIT behaupte, dass seine Douma-Untersuchung “auf den Ergebnissen” der ursprünglichen Erkundungsmission (FFM) der OPCW basiere, die im März 2019 einen Abschlussbericht veröffentlichte. Dieser Bericht, führt der Artikel aus, kam zu dem seltsamen Schluss, dass es “vernünftige Gründe” für die Annahme gibt, dass in Douma eine chemische Waffe eingesetzt wurde, bei der es sich “wahrscheinlich” um Chlorgas handelte. Bei der chemischen Analyse stützte sich die FFM “hauptsächlich auf den Nachweis von Bornylchlorid und/oder Trichlorphenol” in Holzproben, nachdem sie andere Möglichkeiten wie Haushaltsbleichmittel ausgeschlossen hatte. Obwohl das FFM den mutmaßlichen Täter nicht benannte, deutete es stark auf die syrische Armee hin.

Aber diese Schlussfolgerungen des FFM seien von Dr. Brendan Whelan, einem erfahrenen OPCW-Inspektor und Mitglied des Douma-Teams, in einem durchgesickerten Brief an OPCW-Chef Fernando Arias im April 2019 in Frage gestellt worden. Whelan war der Hauptautor des ursprünglichen Berichts des Teams und leitete die wissenschaftliche Untersuchung, die zu diesem Bericht führte. In dem Schreiben habe Whelan “unbegründete und wissenschaftlich unverantwortliche” Ergebnisse kritisiert, und “die Art und Weise, wie die Fakten falsch dargestellt wurden” angemerkt.

Fast vier Jahre später habe das IIT in einer Art stillschweigendem Eingeständnis von Whelans Einwänden gegen die chemische Analyse dann die neue Argumentationslinie eingeführt.

In dem IIT-Bericht seien dann neue Argumente für einen Chlorgasangriff angeführt worden, die sich in erster Linie auf den Nachweis einer als “Marker” bezeichneten Chemikalie namens Tetrachlorphenol oder TeCP stützen. Dem IIT zufolge “weist das Vorhandensein von TeCP eindeutig darauf hin, dass Chlorgas das am Tatort vorhandene Chlorierungsmittel ist, und zwar in sehr hohen Konzentrationen“. Das IIT habe außerdem behauptet, dass der Nachweis von TeCP dazu beiträgt, festzustellen, dass das Chlorgas aus den beiden in Douma gefundenen Gasflaschen stammte, und die Möglichkeit ausschließe, dass der Vorfall inszeniert war.

Dies, so Maté weiter, seien ganz andere Begründungen als die, welche im FFM-Bericht vom März 2019 enthalten waren. Einer der bekannten OPCW-Whistleblower habe das damals verwandte Argument als “haltlos und unwissenschaftlich” zurückgewiesen. Indem das IIT es nun stillschweigend in seinem jüngsten Bericht auslasse, stimme es offenbar zu.

Die Betonprobe

An Standort 2, dem Wohnhaus, in dem die 43 toten Opfer gefilmt wurden, sei die Schlüsselchemikalie TeCP in nur einer einzigen Probe nachgewiesen worden. Dem IIT zufolge stamme sie aus Betontrümmern, die am 8. April 2018 “in dem Raum unter dem Krater und dem Zylinder” gesammelt wurden.

Doch der Weg der Probe von der angeblichen Entnahme im April 2018 bis zum angeblichen “rauchenden Colt” im Januar 2023 weise mehrere Ungereimtheiten auf. Die Probe sei zunächst nicht in einer „vollständigen Liste“ aller Proben im Jahr 2019 enthalten gewesen.

Nach Angaben des IIT wurde die TeCP-Probe aber „am 24. Juli 2018 von einem von der OPCW benannten Labor empfangen und analysiert.” Nehme man diesen Zeitplan für bare Münze, stelle sich die Frage, warum sie nicht in der „vollständigen Liste“ enthalten war? Diese Frage sei bis heute unbeantwortet geblieben.

Der vermeintliche “rauchende Colt” des IIT werde noch suspekter, wenn man berücksichtigt, wie er beschafft wurde. Die Probe habe nämlich nicht nur im Abschlussbericht der OPCW vom März 2019 gefehlt. Das IIT gebe an, dass die Probe am 8. April 2018 “von einem Dritten entnommen” wurde, Tage bevor die OPCW-Inspektoren überhaupt in Syrien eintrafen.

Das IIT habe behauptet, dass es in der Lage war, die Überwachungskette der Probe “zwischen dem Datum der Entnahme und dem Datum des ersten Empfangs” im Juli 2018 zu rekonstruieren. Wie aber schon früher berichtet worden sei, verstoße die Inanspruchnahme externer Akteure durch die OVCW zur Entnahme chemischer Proben in Syrien gegen ihre grundlegenden Regeln, die eine vollständige Kontrolle der Überwachungskette von Anfang bis Ende vorsehen.

Wenn eine Probe zu irgendeinem Zeitpunkt während eines Einsatzes nicht in der Obhut der OPCW war, werde sie laut OPCW-Richtlinien “nicht für Verifikationszwecke der OPCW akzeptiert“. Wie ein Sprecher 2013 erklärt habe, würde sich die OPCW “niemals an der Untersuchung von Proben beteiligen, die nicht von unseren eigenen Inspektoren vor Ort entnommen wurden, da wir die Verwahrkette der Proben vom Feld bis zum Labor aufrechterhalten müssen, um ihre Integrität zu gewährleisten.”

In Douma und bei anderen Untersuchungen der OPCW in Syrien, so Maté, sei diese grundlegende Politik stillschweigend über Bord geworfen worden. In einer öffentlichen Erklärung zum IIT-Bericht haben die Weißhelme behauptet, sie hätten in Douma “Proben gesammelt” “und sie der OPCW vorgelegt“.

Man sollte hinzufügen, dass damit die OPCW ihre Neutralität aufgegeben hat, und Beweise einer Kriegspartei, ohne Gegenkontrolle, wie einen selbst ermittelten Beweis akzeptierte.

Die Weißhelme, so der Artikel, arbeiten in großem Umfang mit bewaffneten regierungsfeindlichen Aufständischen zusammen, was einen syrischen Al-Qaida-Führer veranlasste, ihre Mitglieder als “versteckte Soldaten” zu bezeichnen. Die Gruppe werde außerdem von denselben ausländischen Staaten finanziert, die die Aufständischen bewaffnet und Syrien wegen der Vorwürfe in Douma bombardiert haben, darunter auch die USA.

Was aber eine noch größere Frage aufwirft, folgt dann: Das Douma-Team der OPCW habe eine fast identische Probe von der gleichen Stelle am Standort 2 entnommen, analysierte sie aber nicht! Das IIT beschreibt die außerordentlich nützliche TeCP-Probe als aus Beton entnommen, der sich “in dem Raum unter dem Krater und dem Zylinder” befand. Aus dem Abschlussbericht der OPCW vom März 2019 gehe eindeutig hervor, dass die Inspektoren der Überwachungsbehörde auch Beton “in dem Raum unter dem Zylinder” entnommen haben. (Eintrag #28, S. 90).

Während die OPCW die Betonprobe, die sie in Douma entnommen hatte, NICHT analysiert habe, analysierte sie unerklärlicherweise die Probe, die von einer externen Quelle am selben Ort entnommen worden war. Und diese wurde dann zufällig zum „rauchenden Colt“.

„Die IIT-Autoren berichten, dass Chemikalien, die sie als ‚hochchlorierte Phenole‘, nämlich Trichlorphenol (TCP) und TeCP, bezeichnen, in Proben gefunden wurden, die in der Nähe des Zylinders gesammelt wurden, der auf dem Dach von Standort 2 gelandet war. Auf der Straße, drei Stockwerke tiefer, fanden sie verwandte Chemikalien, die sie als ‚niedrigchlorierte Phenole‘ MCP und DCP bezeichnen. TeCP oder TCP wurden nicht gefunden.

Das IIT argumentiert, dass diese ‚hochchlorierten Phenole‘, TeCP und TCP, nur gebildet werden können, wenn Proben, die ursprünglich eine Chemikalie namens Phenol enthielten, einer hohen Chlorgaskonzentration ausgesetzt wurden. ‚Die Herstellung von TCP und insbesondere von TeCP aus phenolischen Vorläufern erfordert die Anwesenheit einer hohen Chlorgaskonzentration‘, heißt es in dem Bericht.“

Nach der Argumentation des IIT bedeute dies, so der Autor, dass die Chlorgaskonzentration in der Straße vor dem Standort 2 sehr viel niedriger gewesen sein muss, da nur die “niedrig chlorierten Phenole“, MCP und DCP, in Proben gefunden wurden, die von der Straße weit entfernt von der Flasche auf dem Dach entnommen wurden. Dies wiederum bedeute, dass die Gasfreisetzung auf dem Dach stattgefunden haben muss, wo die Gaskonzentration am höchsten gewesen wäre, wenn die dort gelagerte Flasche die Quelle gewesen wäre.

Das Ergebnis habe das IIT auch zu der Schlussfolgerung veranlasst, dass das in der Betonprobe des Dritten gefundene TeCP es erlaubt, “die Hypothese auszuschließen, dass der Vorfall mit Haushaltsbleichmitteln oder Pestiziden ‘inszeniert’ worden sein könnte“. Das liege daran, dass ihrer Ansicht nach “zur Herstellung von TeCP … die hohe Reaktivität von Chlorgas erforderlich ist“. Mit anderen Worten: Bleichmittel sind nicht stark genug, um TeCP zu erzeugen, so dass Chlorgas die Ursache sei.

Das IIT schließe Pestizide als mögliche Quelle aus, indem es eine Hypothese in Betracht zieht, wonach das TeCP in der Probe durch den Kontakt mit einem Pestizid namens PCP entstanden sein könnte, das dem IIT zufolge normalerweise mit beträchtlichen Mengen an TeCP kontaminiert ist. Sie schließen diese Hypothese jedoch aus, weil “PCP in keiner Probe von Standort 2 nachgewiesen wurde“, was ihrer Meinung nach “stark darauf hindeutet, dass das TeCP in situ” – d.h. dort, wo es an Standort 2 nachgewiesen wurde – “durch die Wirkung von Chlorgas entstanden ist“.

Zusammenfassend lasse sich sagen, so Maté, dass die Ergebnisse des IIT in Bezug auf das TeCP in der Betonprobe an Standort 2 drei wesentliche chemische Fragen klären sollten: den Nachweis, dass Chlorgas verwendet wurde; den Ausschluss eines inszenierten Ereignisses mit Haushaltsbleichmitteln; und sogar den Nachweis, dass die gelbe Gasflasche auf dem Dach von Standort 2 die Quelle des Chlorgases war. TeCP, so scheint es, sei der wahre Beweis, der nötig ist, um einen chemischen Angriff in Douma als Tatsache zu belegen.

Die Behauptung des IIT, dass das Vorhandensein des TeCP “eindeutig auf Chlorgas hinweist … und zwar in sehr hohen Konzentrationen” – ist wissenschaftlich nicht belegt. Darüber hinaus hat das IIT irgendwie übersehen, dass seine Behauptung, einen Beweis gefunden zu haben, ausdrücklich durch die eigenen Ergebnisse der OPCW widerlegt werde, erklärt der Autor:

„Die Autoren des Berichts haben auch die Tatsache übersehen, dass ihre neue belastende Chemikalie TeCP (Tetrachlorphenol) zusammen mit TCP (Trichlorphenol) – was sie als “die hochchlorierten Phenole” bezeichnen – auch in einer Douma-Probe gefunden wurde, die weit entfernt von jeder Gasflasche gesammelt wurde. Laut dem FFM-Bericht vom März 2019 wurden dieselben Chemikalien, Tetrachlorphenol (TeCP) und Trichlorphenol (TCP), in einem Tunnel tief unter dem Feldlazarett in Douma nachgewiesen, der von der OPCW als “Standort 1” bezeichnet wird. (Abschlussbericht, Anhang 5, Seite 49, Eintrag Nr. 26).“

Auch in der Tunnelprobe, so erklärt Maté, war kein PCP gefunden worden. Was ja als Beweis für einen Giftgasangriff gewertet wurde.

Wenn die Weißhelme nicht damit beschäftigt waren, im Auftrag der OPCW Proben zu sammeln, die das Spiel verändern, meint Maté, nutzten sie dasselbe Krankenhaus, um dramatische Szenen zu filmen, in denen sie Zivilisten, darunter auch Kinder, mit Wasser übergossen und behaupteten, sie würden Opfer eines chemischen Angriffs der syrischen Regierung behandeln. (4)

Es habe keine Berichte über einen Chlorangriff oder eine Chlorgasfreisetzung im Tunnel unter dem Krankenhaus gegeben, schon gar nicht in “hoher Konzentration“. Deshalb sei die Schlussfolgerung der OPCW, die Substanz als Schlüsselbeweis anzuführen, absurd.

Beschwerden von Inspektoren

In einem Brief an den OPCW-Generaldirektor Arias vom April 2019 habe Dr. Brendan Whelan, wissenschaftlicher Koordinator des FFM-Teams und Hauptautor des ursprünglichen Berichts, auf mehrere Probleme hingewiesen, die im Lichte des jüngsten IIT-Berichts neue Bedeutung erlangen. Whelan habe sich dann in jeder Beziehung von den Schlussfolgerungen des geänderten Berichtes distanziert und drastische Worte der Kritik benutzt. Schließlich habe Whelan argumentiert, dass die Schlussfolgerungen der OPCW zu den Proben angesichts der Informationen, über die das Team verfügte, “unbegründet und wissenschaftlich unverantwortlich” seien.

Fazit

Dieses Format lässt nur zu, die wichtigsten Punkte aufzuzeigen. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere. Wer nun meint, dass gestandene Wissenschaftler doch bei einer solchen Einflussnahme nicht mitmachen würden, sei darauf hingewiesen, wie die Einflussnahme auf das OPWC bereits vor dem Irakkrieg der USA (5) begonnen hatte. Das offensichtliche Unterminieren der Glaubwürdigkeit von UNO-Organisationen macht fast den Eindruck, als ob damit die „regelbasierte“ Welt als Alternative zur UNO durchgesetzt werden soll. Also Regeln eines Imperiums statt im Konsens der Länder vereinbarte Gesetze.

Quellen und weitere Hinweise:

1) In einem sehr interessanten Interview äußert sich Seymor Hersh zu Giftgas in Syrien. Das Video ist wirklich empfehlenswert: https://rumble.com/v1y9t9i-seymour-hersh-on-us-war-crimes-in-vietnam-the-my-lai-massacre-syria-war.html

2) https://thegrayzone.com/2023/02/03/opcw-smoking-gun-backfires/

3) https://www.telepolis.de/features/Giftgas-in-Syrien-BBC-gesteht-Fake-News-ein-6185652.html?seite=all Im Februar 2019 behauptete Riam Dalati von der BBC, er könne “zweifelsfrei beweisen, dass die Szene im Krankenhaus von Douma inszeniert war.” Er verstummte sofort nach seiner verblüffenden Behauptung und hat seinen Bericht nicht veröffentlicht.

4) https://twitter.com/Dalatrm/status/1095677403198906369

5) Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9_Maur%C3%ADcio_Bustani

Nachdem Bustani ab 1996 als Mitglied im Vorbereitungskomitee für die Gründung der Organisation für das Verbot chemischer Waffen in Den Haag tätig war, leitete er vom 13. Mai 1997 bis zum 25. Juli 2002 die neu gegründete Organisation für das Verbot chemischer Waffen. Nach Darstellung von Milton Cordova Junior erwies sich Bustani als integrer Leiter dieser Organisation. Auf Betreiben des Kabinetts George W. Bush bei der Suche nach einem Anlass für den Irakkrieg wurde er abgelöst.[1] Nach Aussage Bustanis flog John Bolton hierzu nach Den Haag, kam in sein Büro und sagte: „Cheney will dich loswerden. Du hast 24 Stunden, um die Organisation zu verlassen. Wenn du nicht der Entscheidung Washingtons folgst, haben wir Möglichkeiten, Vergeltung zu üben … Wir wissen, wo deine Kinder wohnen.“ Seine zwei Söhne lebten damals in New York. (https://theintercept.com/2018/03/30/deconstructed-podcast-will-john-bolton-get-us-all-killed/)

Jochen Mitschka twittert zu aktuellen Themen unter https://twitter.com/jochen_mitschka

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: shutterstock /Parilov

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Kommentare (17)

17 Kommentare zu: “Syriens Giftgas oder korrumpierte UN? | Von Jochen Mitschka

  1. Andreas I. sagt:

    Hallo,
    die regelbasierte Ordnung ist: wer nicht gehorcht, der wird sanktioniert und wenn er dann immernoch nicht gehorcht, bekommt er militärische Probleme.
    Damit die Bevölkerungen innerhalb der Nato-Staaten mitmachen, müssen scheinbare Gründe vorgeschoben werden, aber die sind notwendigerweise konstruiert und deswegen auch immer so absurd.

    Nun sind es allerdings schon drei Staaten, die Erfahrungen mit USA-Sanktionen haben; Syrien, Iran und Russland. Irgendwie lief da irgendwas nicht ganz so, wie geplant.

  2. OliverX sagt:

    Der demokratisch gewählte syrische Präsident Assad würde niemals Giftgas noch irgendeine andere Form von Gewalt gegen sein eigenes Volk einsetzen. Dazu ist dieser Menschenfreund und Augenarzt überhaupt nicht in der Lage, auf Grund seiner Menschliichkeit! Außerdem wird sein menschliches Handeln gegenüber den Menschen in seinem Land natürlich auch durch seine demokratische Wahl legitimiert! Die Meschen in Syrien wollen von Assad menschlich behandelt werden, sonst hätten sie ihn ja nich demokratisch gewählt!
    Und so ist es auch in Russland! Putin wurde demokratisch gewählt und das russische Volk hat ihn dazu legitimiert, die Menschen in der Ukraine durch die militärische Spezialoperation zu Entnazifizieren und Entsatanisieren. Und natürlich musste auch die Bedrohung des russischen Volkes durch die Biowaffenlabore in der Ukraine beseitigt weerden. Hier wurden übrigens die Giftgasproben aus den syrischen Gebieten untersucht und natürlich kam es so zu den von den USA gewünschen Ergebnis.

    • _Box sagt:

      Krass, gelle … Stöckchen und Hölzchen oder war's umgekehrt? Den mörderischsten Biowaffenangriff auf weite Teile der Weltbevölkerung, ab Ende 2020, da breitet man allerorten von verantwortlicher Stelle den Mantel des Schweigens.

      Und nebenbei erwähnt, in Syrien und Russland sind die Wahlen ebenso "demokratisch" wie z.B. in EU oder USA. Nämlich garnicht. Sie bekommen überall nur Kandidaten aus dem Repertoire des Geldadels vor die Nase gesetzt und die zugehörige Agitprop um das zu überdecken:

      Der Philosoph Karl Jaspers beklagte 1967 in seiner Antwort an die Kritiker seiner Schrift »Wohin treibt die Bundesrepublik«: »Paradox könnte man sagen; Wir stehen in dem Zerfall einer Demokratie, die bei uns eigentlich noch gar nicht da war. Wir verrotten, ohne dass eine Substanz verrottete, die gewesen wäre.«
      Der französische Sozialphilosoph André Gorz stellte fest: »In Westeuropa und auf dem amerikanischen Kontinent gibt es kein Land mehr, in dem die gewählten Versammlungen noch eine demokratisch entwickelte Konzeption der Gesellschaft und des Allgemeininteresses vertreten, die wichtigen Entscheidungen nicht von Expertenausschüssen fernab jeder Öffentlichkeit getroffen werden und die parlamentarischen Debatten nicht zu bedeutungslosen Zeremonien herabgesunken sind.« Und er wies darauf hin, dass »die repräsentative Demokratie notwendig eine mystifizierte Demokratie ist und immer schon war.« Ihrer eigentlichen kapitalistischen Ideologie zufolge entziehen sich zentrale Aspekte der Gesellschaft ihrem Einfluss: »(…) die Art und die Ausrichtung der Produktion entsprechend den Bedürfnissen der Masse, die technische und gesellschaftliche Arbeitsteilung, die Investitionsentscheidungen der privaten Monopole und des Staates, die Verwendung der wirtschaftlichen Überschüsse (…)« Soweit nur einige Beispiele, die aufzeigen, dass die neoliberale Revolution lediglich einen Zerstörungsprozess der Demokratie vollendete, der bereits lange zuvor begonnen hatte.
      – Rainer Mausfeld, Warum schweigen die Lämmer? Wie Elitendemokratie und Neoliberalismus unsere Gesellschaft und unsere Lebensgrundlagen zerstören

    • An _Box
      Tja das Problem bei der Verkündung des Grundgesetzes war, dass man "dem Volk" nicht vertraute, und so die Macht der Parteien als Kontrolleure des Volkes erschuf. (Damals war die Propaganda noch nicht so gut entwickelt wie sie heute ist, deshalb wollte man sich nicht drauf verlassen. Und die Angst war, dass das Volk evt. ein anderes als das kapitalistische Modell wählen könnte.) Die Parteien haben dann, wie das mit Mächtigen üblich ist, natürlich nie daran gedacht, ihre Macht aufzugeben. Und so blieb es bei einem Anfangsversuch einiger Gutwilligen stecken.

      Das Problem "Wer kontrolliert die Kontrolleure" gibt es seit der Antike. Damals wusste man keine Antwort. Heute könnte man eine Lösung finden, aber will es gar nicht mehr.

      Demokratie war einmal als Lösung gedacht gewesen, gesellschaftliche Veränderungen zu ermöglichen, ohne dass es, wie immer in der Vergangenheit, zu viel Blutvergießen kommt. Eine wirklich gute Idee. Offensichtlich hat das aber nicht geklappt. Machtverhältnisse lassen sich offensichtlich durch das, was wir Demokratie nennen, nicht verändern.

    • OliverX sagt:

      Die Waalen in Russland sind selbstverständlich demokratisch! Im Gegensatz zu denen im Westen! Hier im Westen wird jegliche Opposition unterdrückt, ermordet oder inhaftiert. Das wäre im demokratischen und freien Russland unter dem demokratischen Menschenfreund Putin niemals möglich! In Russland gab es eine große Volksabstimmung ob die Menschen in Russland und in der Ukraine Teil der militärischen Spezialoperation sein wollen und sie haben dem mit 99,8% zugestimmt! Diese Menschen wollten somit die Entnazifizierung und Entsatanisierung!

    • _Box sagt:

      Oh, es war schon vor dem Grundgesetz klar, daß Volk (das Deutsche) nicht so mag wie es nach dem Willen der Herrchen soll, das war so 1918/19 und das war so, was weit weniger geläufig ist, auch 1948:

      Ein Generalstreik, der keiner sein durfte
      Die Bizone am 12. November 1948
      Vor 55 Jahren kam es zum einzigen "Demonstrationsstreik" in der (Vor-)Geschichte der Bundesrepublik
      Jörg Roesler

      Mit eiserner Disziplin

      Der Streik vom 12. November, ökonomisch verursacht und sozial begründet, war insofern von einiger politischer Brisanz. Es ging letztlich um das ab 1949 als "soziale Marktwirtschaft" bezeichnete Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell der (späteren) Bundesrepublik. Die Besatzungsmächte begründeten ihre Restriktionen gegenüber den Gewerkschaftsführern natürlich nicht damit, auf Erhards freie Marktwirtschaft und nicht auf die Wirtschaftsdemokratie der Gewerkschaften setzen zu wollen, sondern verwiesen auf die "Stuttgarter Ereignisse". Dabei war es am 28. Oktober 1948 nach Streiks und Protesten für Preisregulierung, Lohnerhöhung und Mitbestimmung zu schweren Unruhen gekommen, bei denen die US-Militärpolizei Tränengas und Panzer eingesetzt hatte. General Clay war äußerst nervös und hatte kurzzeitig ein Ausgehverbot für die Bewohner der ganzen Stadt verhängt.

      Angesichts dieser "Vorfälle" – das leuchtete auch den kampfentschlossensten unter den Gewerkschaftsführern ein – müsse man auf Kundgebungen und Versammlungen verzichten. Es dürfe "zu keiner Überschreitung gerade dieses Teils der Anweisungen kommen".

      Und es kam nicht dazu. Die Streikenden hielten "eisern Disziplin". "Es ging geordnet zu an jenem Freitag", vermerkt Erhard-Biograph Volker Hentschel. "Aber gerade aus der Ordnung ergab sich ein gut Stück der demonstrativen Kraft des Widerstandes gegen die Preiserhöhung, gegen die Marktwirtschaft und auch gegen Ludwig Erhard." Der überstand – mit den Besatzungsmächten im Rücken – bis Dezember 1948 mehrere Versuche, ihn abzusetzen. Genüsslich hat Erhard später über seine durch Aussitzen errungenen Siege in seinem Buch Wohlstand für alle (1957) berichtet: "Die Gewerkschaften verfügten … einen eintägigen Generalstreik gegen die Fortführung der Marktwirtschaft. Sie wollten die Bewirtschaftung wiederhaben. Wir wollten das nicht. Also kam es auf die besseren Nerven an."

      In feiertäglicher Stille

      Spätestens 1949, mit der Gründung der Bundesrepublik, ging dann in Westdeutschland alles seinen marktkapitalistischen Gang. Wenn die Gewerkschaften auch "mit Befriedigung den imposanten Verlauf" der Geschehnisse vom 12. November 1948 zur Kenntnis nahmen, so wurde das Streikziel doch eben nicht erreicht. "Ein Erfolg der Gewerkschaften hätte zur Vollbremsung der Restauration geführt. Der Weg in die Wirtschaftsdemokratie wäre frei gewesen", schätzte Gerhard Beier, der einzige Chronist, den die Ereignisse vor 55 Jahren bisher gefunden haben, später ein.

      https://www.freitag.de/autoren/joerg-roesler/ein-generalstreik-der-keiner-sein-durfte

      Auch dazu:

      Panzer, Maschinengewehre und Bajonette gegen protestierende Arbeiter in Stuttgart

      Ein frühes Zentrum der Proteste, die zum Generalstreik führten, war die Stuttgarter Industrieregion. Dort war es am 28. Oktober 1948 nach Streiks und Protesten für Preisregulierung, Lohnerhöhung und politischer Mitbestimmung zu schweren Unruhen gekommen, die die US-Besatzungstruppen niederschlugen. Laut einem damaligen Bericht der New York Times kamen dabei 12 schussbereite Panzer und eine mit Maschinengewehren und Tränengas ausgerüstete Kompanie der US-Streitkräfte zum Einsatz. Auf beiden Seiten gab es Verletzte.

      Die Losungen bei den Protesten in Stuttgart lauteten unter anderem „Wir wollen leben, nicht vegetieren!“ und „Fort mit Professor Erhard!“. Die Demonstranten trugen zudem einen Galgen, an dem ein Schild befestigt war mit der kaum verhohlenen Drohung: „Weg mit dem Preiswucher – oder …!“ Der Stuttgarter Gewerkschaftsvorsitzende Hans Stetter hielt die einzige Rede auf der Protestveranstaltung und erklärte:

      „Was wir verlangen ist eine planmäßig gelenkte Wirtschaft mit staatlich kontrollierten Preisen. Wir fragen, wo bleibt der demokratische Gedanke, wenn die amerikanische Besatzungsmacht die Außerkraftsetzung der Bestimmungen über das Mitbestimmungsrecht in wirtschaftlichen Fragen anordnet.“

      Der Militärgouverneur der US-amerikanischen Besatzungszone, General Lucius Clay, verhängte in Reaktion auf die Vorfälle umgehend eine Ausgangssperre und sprach von einer „kommunistischen Verschwörung.“ Presseberichte der damaligen Zeit sprechen von 50.000 bis 90.000 Teilnehmern an den Protesten.

      Aus:

      Einseitige Gedenkkultur zum 17. Juni: Die vergessene Repression bei Streiks und Volksaufständen im Westen Deutschlands
      Florian Warweg
      17. Juni 2022 um 8:37 Ein Artikel von: Florian Warweg

      https://www.nachdenkseiten.de/?p=84774

      Ebenso ist die Usurpierung von Interessenvertretungen der Machtunterworfenen oder gleich die Aufstellung als Interessenvertretung der Machtausübenden, recht alt, was z.B. auch Parteien angeht. Dazu, mit weiteren Anknüpfungen:

      Vor allem der gesamte Bereich der Wirtschaft ist im Kapitalismus in prototypischer Weise autoritär, wenn nicht gar totalitär organisiert. Er bildet in kapitalistischen Demokratien geradezu die Basiszelle antidemokratischer Haltungen und Organisationsformen. Durch eine Erhöhung der Durchlässigkeit zentraler politischer Instanzen für Einflüsse aus dem privatwirtschaftlichen Bereich lassen sich autoritäre Elemente in öffentlich kaum sichtbarer Weise in den politischen Bereich einbringen. Andere Kernzellen genuin antidemokratischer, autoritär organisierter Systeme sind der militärische Bereich, die Geheimdienste, Think-Tanks und Stiftungen. Die Geheimdienste zeigten seit je eine natürliche Tendenz, sich gegenüber einer parlamentarischen Kontrolle zu verselbständigen und bildeten teilweise systematische Verflechtungen mit dem organisierten Verbrechen aus.
      (…)
      Auch die ursprünglich in der Mitte der Gesellschaft verankerten Volksparteien verbanden sich im Rahmen ihres Prozesses einer Oligarchisierung und Korrumpierung, wie er schon 1911 von dem bedeutenden deutschen Soziologen Robert Michels beschrieben worden war, immer enger mit wirtschaftlichen Interessengruppen und integrierten sich personell wie ideologisch in staatliche und wirtschaftliche Machtstrukturen. Durch ein großes Arsenal von Mechanismen, die bis in die Gesetzgebung reichen, wurde ein Spektrum offener und verdeckter Formen politischer Korruption etabliert. Um ein jüngeres Bsp. zu nennen: Eine empirische Studie des Roosevelt Institute untersuchte “den Einfluss des Geldes auf Stimmabgaben zur Finanzregulation“ sowie im Telekomsektor „die Verbindung von Industriespenden und Kongress-Stimmabgaben“ mit dem Ergebnis: „Eine beträchtliche Anzahl von Vertretern der Legislative verkauft das öffentliche Interesse im Austausch für politisches Geld.“ So entstanden innerhalb einer vordergründig demokratischen Gesellschaft autoritär organisierte „Stabilitätskerne“ für die tatsächlichen Zentren der Macht.
      (…)
      Zudem haben sie durch politische Etablierung von Mechanismen der Transformation ökonomischer Macht in politische Macht und einen direkten Einfluß auf die Gesetzgebung ihren politischen Einfluß in einer historisch nie gekannten Weise vergrößert: beispielsweise die Steuergesetzgebung, die internationale Gesetzgebung zum „Freihandel“, eine Verrechtlichung institutionalisierter Formen von Korruption und eine rechtliche Gleichstellung von Konzernen mit natürlichen Personen („corporate personhood“).
      – Rainer Mausfeld, Warum schweigen die Lämmer? – Wie Elitendemokratie und Neoliberalismus unsere Gesellschaft und unsere Lebensgrundlagen zerstören, S. 144-145/147-148

      Spätestens seit Frühjahr 2020 ist es völlig absurd geworden noch von irgend einer demokratisch verfassten Gesellschaft zu reden. Die Institutionen und Interessenverbünde der Superreichen haben das Ruder vollends ergriffen, Vermögensverwalter, Stiftungen, runde Tische, angeschlossene Denkfabriken und Kanzleien bestimmen über das was ist. Die Politchargen kann keiner mehr ernst nehmen. Die Gesellschaft ist verrottet bis in's Mark. Lösungen kannte man zu allen Zeiten, sie wurden jedoch bisher stets, mal früher, mal später, mit mehr oder weniger Gewalt beendet. Machtverhältnisse lassen sich tatsächlich nicht in einem empathischen Dialog verändern, das hat die Geschichte hinlänglich offenbart. Die demokratisch verfasste Gesellschaft ist idealerweise dazu da, wenn sie denn mal wäre und dann ist, um solche Barbarei wie gerade eben zu verhindern.

      Es wird wohl noch sehr viel übler werden.

    • Querdenker sagt:

      "… Sie bekommen überall nur Kandidaten aus dem Repertoire des Geldadels vor die Nase gesetzt "

      @_Box: Merkwürdige Ansicht! Putin gehörte 2000bei seiner Ernennung zum Präsidenten zum "Repertoire des Geldadels"? Und auch bei Merkel, wo ich mir das noch eher vorstellen kann, da sie die WEF-Kaderschmiede durchlief, gehört zumindest selbst ganz gewiss nicht zum Geldadel.

      Und, wissie _Box, dass wir in Deutschland über 50 Parteien haben? Die Leute könnten ja ganz einfache ander als SPD, Grüne und CD wählen, von den Grauen Panthern bis zur Tierschutz Partei Tun sie aber mehrheitlich nicht, das ist auch Demokratie, auch wen es einem nicht gefällt. Und komme mir da bitte keine mit dem Todschlagargument: "Wahlen bringen nichts". Ja, sie bringen nichts, weil die Menschen sie halt nicht wirklich nutzen und ein "immer weiter so" bevorzugen, s. aktuell Berlin.

      Die Menschen wünschen sich mehrheitlich ja steigende Lebenshaltungskosten, Sprengung von Nordstream, Krieg mit Russland etc. pp. Wie ich darauf komme? Na, da schaue man z.B. nur mal auf die sogenannte "Sonntagsfrage Bundestagswahl". Die schlimmsten Kriegstreiber seit 1999 hatten zur Bundestagswahl einen Anteil von 14,8% und heute aktuell von rund 17% (gemittelt von acht! Umfrageinstituten). Also, alles im Grünen Bereich …

    • _Box sagt:

      Querdenker,

      keine Ahnung was es da nicht zu begreifen gibt? Kandidaten des Geldadels sind nicht zwangsläufig selbst Geldadel. Und was den Präsidenten der RF angeht, da brauche ich mir lediglich entsprechende Äußerungen aus Russland und aus seinem eigenen Mund anhören, um zu wissen wessen Interessen er vertritt. Hatte ich bereits mehrfach verlinkt. Kann ich gerne nochmal machen, falls sie das wünschen.

      Und zu folgern was Menschen sich wünschen, nur weil sie bei der Wahlposse irgendwo ein Kreuz machen, sie dann zu verurteilen, ist arrogant und anmaßend. Sie sollten wissen was für Einflüssen man alltäglich ausgesetzt ist. Auch sie selbst sind dafür empfänglich. Kann ich ihnen auch aufzeigen.

    • rhabarbeer sagt:

      Hallo in die Runde

      möchte gerne folgende Fragen ergänzen:

      1. `Geldadel` meint die Spitze der `Umverteilungsprivilegierten`?
      2. Umverteilung erfolgt hauptsächlich mittel (etwas wie) `Geld`?
      3. `Unser` Geld(-system) ist eine Schuldgeldsystem?
      4. Wenn theoretisch alle `Schulden` getilgt würden, ist kein `Geld` mehr vorhanden?
      5. Schuldgeld bedeutet, (etwas wie) `Geld` wird durch `Kredit` (Neuverschuldung, Bilanzverlängerung) geschöpft?
      6. Geldschöpfung ist im Wesentlichen Buchgeldschöpfung?
      7. etwas rechtlich nicht Geregeltes, was trotzdem `normativ faktisch` als `Leistung` in die `bilanzierte (Vertrags-)Welt` kommt, ist ein BilanzierungsPRIVILEG?
      8. ein `Kandidat des Geldadels` (siehe 1.-7.) würde * natürlich unbemerkt bzw. als unwichtig belassen (wollen)?

      * siehe
      https://pbs.twimg.com/media/Fnd_oAyWQAAN9Mh?format=jpg&name=medium

      Danke vorab
      und viele Grüße mit meinem 8x ja in die Runde

    • @ OliverX

      Sie argumentieren (konkludent), dass Assad einen Giftgasanschlag verübt haben müsse, weil er bereits durch viele Morde aufgefallen ist. Nach ihrer Logik müssten die USA einen Giftgasanschlag in Syrien begangen haben, weil die USA bereits in der Vergangenheit sogar Atombomben eingesetzt haben.

      Meine gewichtigen Indizien, die hinsichtlich der Giftgaserzählung auf eine weitere Kriegslüge hindeuten, habe ich unten dargestellt.

    • Querdenker sagt:

      @_Box: Arrogant und anmaßend ist, wenn Sie mir unterstellen Menschen zu verurteilen, das scheint eher ihr Feld zu sein. Ich habe lediglich beschrieben, wie die Entscheidungen der meisten Menschen bei der Wahl aussehen und natürlich vorausgesetzt, das sie dabei von ihren Eigeninteressen geleitet werden. Denke mal das ist legetim!

      Eine Mehrheit der Menschen wollte Masken und "Impfungen", das nennt sich Demokratie, muss man nicht gut finden. Und eine Mehrheit will halt CD, SPD und Grüne als Ihre Volksvertreter, muss man auch nicht gut finden, ist aber eben auch Demokratie. Aber dass Sie die Menschen daher quasi für unmündig und einfälti abstempeln "Menschen …irgendwo ein Kreuz machen, …", find ich, mit verlaub gesagt, schon recht Menschenverachtend :-(

    • _Box sagt:

      Sie waren es der Menschen dafür verurteilte daß sie an der falschen Stelle Kreuze machen. Das erinnert mich an einen früheren Bekannten, der fand Demokratie auch toll, solange alle das tun was er mag. Und im Allgemeinen ist Demokratie weit mehr als ein Mehrheitsentscheid:

      Demokratie als Vergesellschaftung von Herrschaft durch souveräne Selbstgesetzgebung des Volkes

      – Alle Machtstrukturen haben ihre Existenzberechtigung nachzuweisen und sich der Öffentlichkeit gegenüber zu rechtfertigen, sonst sind sie illegitim und somit zu beseitigen.

      – Jeder Bürger soll einen angemessenen Anteil an allen Entscheidungen haben, die das eigene gesellschaftliche Leben betreffen.

      – Zentrale Bereiche einer Gesellschaft, insbesondere die Wirtschaft, dürfen nicht von einer demokratischen Legitimation und Kontrolle ausgeklammert werden.

      Jetzt gibt es da verbreitete Mißverständnisse zur Demokratie. Demokratie wird nicht durch periodische freie Wahlen bestimmt. Daß ist das was man uns in Jahrzehnten eingeredet hat, um die Idee der Elitendemokratie durchzusetzen. „Ihr habt doch die freien Wahlen.“
      Der Aspekt freier Wahlen ist wichtig, aber er ist nicht der zentrale Aspekt von Demokratie.

      Und Demokratie bedeutet auch nicht, daß die Mehrheit die Minderheit, sozusagen, einfach dominiert. Das ist auch ein Mißverständnis.

      Müssen wir uns ganz kurz ansehen:

      »Die Gewährleistung einer Prozedur der ,Wahl' kann noch keine hinreichende Legitimation von Macht und Herrschaft darstellen!«

      Deswegen finden ja auch in allen möglichen Ländern sogenannte demokratische Wahlen statt, wo sie genau wissen, das hat mit Demokratie gar nichts zu tun.

      „Alle können wählen, bis zur Langeweile, bis zur Verblödung.“
      Benito Mussolini, 04. Oktober 1922 in Mailand

      Das stört nun überhaupt nicht. Die Wahl ist nicht der Punkt.

      Ich zitiere ihnen hier nun einen renommierten Forscher, der über Demokratie in der Antike arbeitet:

      „ … die ursprüngliche Bedeutung von Demokratie ist die kollektive Fähigkeit der Bevölkerung, im öffentlichen Raum das Wohl der Gemeinschaft fördern zu können.“

      „ … woher stammt eigentlich die Idee, dass Demokratie in erster Linie durch Wahlen und Abstimmungsregeln bestimmt ist?“
      (Joshua Ober (2008), The original meaning of „democracy“: Capacity to do things, not majority rule. Constellations, 15, 1-7.)

      Aus:
      (Demokratie erneuern! – Rainer Mausfeld – DAI Heidelberg 2020, ca. min. 25)
      https://www.youtube.com/watch?v=VXhK8uN6WyA

      Und die meisten die ich kenne, haben sich zwar impfen lassen, aber nicht freiwillig und sie haben auch nicht freiwillig Maske getragen.

  3. Die angeblichen Beweisfotos wirken stark surreal:

    Auf dem einen Bild sieht man eine Gasflasche, die in einem Loch im Boden steckt. Jedoch hat das Loch im Boden einen weit größeren Umfang als die Gasflasche und kann daher nicht von der Gasflasche stammen. Außerdem vermag eine vom Himmel fallende Gasflasche grundsätzlich keinen Betonboden zu durchschlagen. Falls der Bereich überdacht war, hätte die Gasflasche zudem erst durch ein Dach hindurch kommen müssen (was unwahrscheinlich ist) und wäre hierdurch abgebremst worden, sodass die Gasflasche erst recht nicht mehr den Boden hätte durchschlagen können.
    Falls zuvor eine Bombenexplosion das Loch im Boden verursacht haben sollte, dann wäre es völlig unwahrscheinlich, dass später eine Gasflasche zufälligerweise genau in diesem Loch landet.

    Auf dem anderen Bild sieht man eine Gasflasche auf einem Bett. Um dort hin zu gelangen, hätte die Gasflasche zuvor die Decke durchschlagen müssen, was aber eine Gasflasche normalerweise nicht schafft.

    Auch für die Experten der NATO und für die von den Medien zugezogenen Experten müsste dies evident sein. Auf diese beiden Gasflaschen hätte daher niemals die Giftgasbehauptung gestützt werden dürfen. Und sie hätten nicht zum Anlass von Sanktionen und Bombardierungen genommen werden dürfen.

  4. Yoyohaha sagt:

    👉https://syria.liveuamap.com/

    Liebe Grüße an Alle

  5. zivilist sagt:

    OPCW ist ein Organ zur freiwilligen Selbstkontrolle von Staaten, welche dem Chemiewaffenbann beigetreten sind. Daher darf man Aussagen über private Akteure, wie Terroristen, eh nicht erwarten und darum dürfte OPCW auch nicht Hilfe von NGOs in Anspruch nehmen, die offen gegen eines ihrer Mitglieder, Syrien, opponieren.

    Abgesehen von diesen grundsätzlichen Limits ist die Arbeit des OPCW natürlich weitergehender Bockmist.

  6. Ziviler_Ungehorsam sagt:

    Läuft nicht so im Donbass, deswegen hier jetzt Überstunden?

    • Querdenker sagt:

      Nein, ganz sicher nicht! Tausende von getöteten Menschen, die einfach nur ihr Leben leben wollten, ist eine entsetzliche Tragödie!

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