Tagesdosis 10.1.2018 – So verrückt wie eh und je

Ein Kommentar von Rüdiger Lenz.

Ein Buch soll nun die Verrücktheit des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump nahelegen, um selbigen möglichst schnell aus dem Amt zu jagen. Sein Autor, Michael Wolff, regte mit seinem Buch „Fire and Fury“ seinen Lesern nahe, den derzeitigen Präsidenten der USA als geistig umnachtet anzusehen.

Ha! Welche Umschreibung hätte denn derselbe Autor für eine Präsidentin Hillary Clinton gewählt? Wahnsinnig? Vollkommen irrsinnig? Und welche für die beiden ehemaligen Präsidenten Bush Junior und Obama? Hätte das Lexikon psychologischer Krankheiten überhaupt ausgereicht, auch sie zu umschreiben? Massenmörder kennt der Normopath, also der verbildete und rundweg gehirngewaschene Mensch nur aus Thrillern, aus den Filmstudios Hollywoods oder aus den bekannten großen Gazetten, wenn die Schlagzeile heißt: 47-jähriger zerstückelte seine Opfer und aß Teile von ihnen.

Ja, das brennt sich in die Hirne derer, die keine Analogien in ihrer Fantasie bilden können, wenn es um Kriegsvorbereitungen und Kriegsinszenierungen dieser Führer imperialer Mächte geht. Kein Massenmörder war je so gefährlich wie die machtbesessenen Führer imperialer Staaten in der Geschichte der Menschheit. Denn sie sind die wahren Massenmörder. Sie morden hunderttausend- gar millionenfach. Nur Staaten können solche wahren Supermonster erschaffen.

Aber wenden wir uns ein paar Zeilen des Artikels auf Zeit-online zu. Dort heißt es über Trump: „Gelogen hat Trump schon immer.“ Ach was!? Das erstaunt mich jetzt aber echt! Sind doch die Führer aller Länder zu allen Zeiten immer ehrlich und loyal ihrem Volke gegenüber gewesen. Selbst Angela Merkel scheint ja, was die Sondierungen mit der Jamaika-Koalition angeht, völlig ehrlich gewesen zu sein. Nach Auffassung von FDP-Parteivize Wolfgang Kubicki, hatte Merkel dort das deutsche Klimaziel für das Jahr 2020 zur Voraussetzung gemacht und dies bei den jetztigen Sondierungsgesprächen mit der SPD zum Kompromiss „auf dem Silbertablett serviert“.

Weiter heißt es über Trump auf Zeit-Online: „Um eins klarzustellen: Dass sich Trumps mentaler Zustand nicht klar verschlechtert hat, heißt nicht, dass er nicht psychisch krank ist.“ Bitte was? Das könnte man doch für alle Menschen einfach so behaupten: Dass Manfred nicht satt ist, heißt nicht, dass er noch Hunger hat. Ja, so dichtet man heute seinem Gegenüber etwas an, was in den Sternen liegt. Ein rhetorischer Trick, der bei vielen wie ein Gutachten wirkt und im Gehirn zu einer Wahrheit abgespeichert wird.

Der Autor des Artikels auf Zeit-Online ist jedoch nicht halb so naiv, wie sein Text zu Anfang klingen mag. Yascha Mounk, Dozent an der Harvard University, ist Politikwissenschaftler und nennt in seinem Artikel unverhohlen und mutig den für ihn wahren Grund des Autors von „Fire and Fury“ und der ständigen Beschäftigung vieler Autoren und Schreiberlinge, die sich in einen psychisch kranken Präsidenten Trump schier verliebt zu haben scheinen. Er nennt dies den Versuch eines inszenierten Staatsstreiches und erklärt dies folgendermaßen. Zitat Anfang: „Wenn der Präsident dement wäre oder eine andere ernsthafte degenerative Krankheit hätte, wäre es deutlich einfacher, ihn für unfähig zu erklären. Dann könnte man argumentieren, dass die Amerikaner den Präsidenten in diesem Zustand nicht gewählt haben – und das er in Zukunft noch unfähiger würde, seinen Job zu machen. Aber weil sein Verhalten nicht erratischer als früher ist, können wir auch nicht mit Sicherheit behaupten, dass es künftig noch schwieriger wird. Die Kritiker, die ihm eine psychische Krankheit unterstellen, müssen erkennen, dass er die Symptome dieser Krankheit schon zeigte, als ihn die Wähler ins Weiße Haus geschickt haben. Ein Amtsenthebungsverfahren wäre daher schwer zu legitimieren. Der 25. Verfassungszusatz wurde 1967 geschaffen, ein paar Jahre nachdem John F. Kennedy erschossen wurde. Er sollte Situationen klären, in denen der US-Präsident nachweisbar nicht fähig ist, seine Amtspflichten zu erfüllen – zum Beispiel, weil er nach einem Attentat im Koma liegt. Diese Regelung auf den Fall anzuwenden, dass ein zum Zeitpunkt seiner Wahl zurechnungsfähiger Präsident während der Amtszeit dement wird, wäre schon schwer zu vermitteln. Wenn man den Zusatz jetzt auf einen Präsidenten anwendet, der sich verhält, wie er es in der Öffentlichkeit seit Jahrzehnten tut, würde aussehen wie ein juristisch inszenierter Staatsstreich.“ Zitat Ende.

In Sachen Staatsstreich sind die US-Geheimdienste ja mehr als nur erprobt. Und das ja nicht nur in der Außenpolitik. Befasst man sich mit dem Kennedy-Mord einmal intensiv, so stellt sich in eben dieser Fall-Analyse unmissverständlich ein innerer Staatsstreich von Militär und Geheimdiensten heraus. Sicher, in den Mainstreammedien war es ein Einzeltäter, was mehr als nur lächerlich ist, kennt man die forensischen Fakten, die nicht in den Mainstreammedien veröffentlicht oder diskutiert werden. Man muss schon selbst recherchieren, um nicht in der inszenierten Schweigespirale steckenzubleiben, mit der die Meinung der Massen in der Öffentlichkeit festgezurrt wird.

Ich möchte hier nicht über die Fähigkeiten eines Donald Trumps unken, noch möchte ich hier für ihn eine Lanze brechen. Mir selbst sind alle Führer suspekt. Ich halte nicht viel von solchen Menschen. Und ebenso suspekt sind mir die viel zu vielen Menschen, die solche Leute zu ihren Führern wählen. Merkel reicht mir als Hausbeispiel völlig. Schröder und Kohl ebenfalls, als dass ich davon überzeugt wäre, solche würden zu unser aller Wohl ihre Amtspflichten wahrnehmen. Sie alle dienen nur einer einzigen Heerschar: den Eliten. Daher müssen sie allesamt korrupt, unredlich, unehrlich und begabt in der Rhetorik sein, um ihren Schafen etwas vorzutäuschen, von dem die Schafe dann auch überzeugt sind.

Vieles könnten viele über die Betrüger weltweit sagen, aus Büchern oder aus der eigenen Lebenserfahrung. Doch zum Abschluss dieser Dosis soll der Philosoph Friedrich Nietzsche das letzte Wort haben. Fragen wir ihn. Was ist der Staat? So hat er darauf eine passende Antwort:

„Irgendwo giebt es noch Völker und Heerden, doch nicht bei uns, meine Brüder: da giebt es Staaten.
Staat? Was ist das? Wohlan! Jetzt thut mir die Ohren auf, denn jetzt sage ich euch mein Wort vom Tode der Völker.

Staat heisst das kälteste aller kalten Ungeheuer. Kalt lügt es auch; und diese Lüge kriecht aus seinem Munde: »Ich, der Staat, bin das Volk.«
Lüge ist’s! Schaffende waren es, die schufen die Völker und hängten einen Glauben und eine Liebe über sie hin: also dienten sie dem Leben.

Vernichter sind es, die stellen Fallen auf für Viele und heissen sie Staat: sie hängen ein Schwert und hundert Begierden über sie hin.
Wo es noch Volk giebt, da versteht es den Staat nicht und hasst ihn als bösen Blick und Sünde an Sitten und Rechten.

Dieses Zeichen gebe ich euch: jedes Volk spricht seine Zunge des Guten und Bösen: die versteht der Nachbar nicht. Seine Sprache erfand es sich in Sitten und Rechten. Aber der Staat lügt in allen Zungen des Guten und Bösen; und was er auch redet, er lügt – und was er auch hat, gestohlen hat er’s.“

Leute wie Trump oder Merkel dienen dem Staat, nicht der Gesellschaft. Die Gesellschaft denkt aber im überwiegenden Maße, dass ihre Führer der Gesellschaft dienen und sie im Staat vereint sind, als Gesamtgesellschaft. Der Staat ist Diener der Gesellschaft und Demokratie sei die Herrschaft des Volkes. Die Gesellschaft ist Dienerin der Staatsinteressen. Und diese werden von den Finanz-, den Macht-, den Eigentums- und Besitzeliten bestimmt. Das Gewaltmonopol ist das Ausüben dieser Ansprüche gegen die Gesellschaft, sobald Teile der Gesellschaft gegenüber dem Staat gleichgestellte Interessen wahrnehmen möchten. Wer wissen möchte, wann und wo Freiheit und Frieden aufhören, der braucht nur ein Interesse lauter verkünden, dass den Eliten ihren Raum zur Selbstentfaltung verringert. Oder schlicht und einfach nur etwas anderes tun, was die Eliten erwarten oder in Auftrag gegeben haben. Donald Trump scheint Letzteres zu tun. Und deshalb wollen sie ihn loswerden.

Mit einem löblichen Abwenden eines möglichen Atombomben-Kriegs zwischen Nord-Korea und den USA, von Trump erwünscht und möglicherweise von ihm ausgehend, hat das alles nichts zu tun. Es ist der Versuch eines weiteren Staatsstreiches von Seiten der Eliten der USA. Und es gibt Rückenwind vieler europäischer Staaten. Darunter auch aus Merkelland. Wer sich wirklich einmal mit den wahren Lenkern der Welt beschäftigen möchte, dem sei das Buch von Hans-Jürgen Krysmanski „0,1 Prozent – Das Imperium der Milliardäre“ sehr zu empfehlen. Denn alles andere ist nicht mehr als Brot und Spiele und Teile und Herrsche.

Quellen

http://www.zeit.de/politik/ausland/2018-01/donald-trump-geistige-gesundheit?page=2#comments

http://www.zeit.de/politik/ausland/2018-01/fire-and-fury-michael-wolff-donald-trump-enthuellungsbuch

https://www.welt.de/politik/deutschland/article172328404/Wolfgang-Kubicki-Merkel- hat-entweder-keine-Ahnung-oder-wollte-uns-fuer-dumm-verkaufen.html

http://gutenberg.spiegel.de/buch/-3248/22

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