Ein Kommentar von Ernst Wolff.
Während sich der Konflikt zwischen den USA und Nordkorea in dieser Woche zuspitzte, jährte sich am Montag zum 72. Mal ein Ereignis, das in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung ist – der Abwurf einer Atombombe auf die japanische Hafenstadt Nagasaki.
Drei Tage nach der Zerstörung Hiroshimas, bei der bereits mehr als siebzigtausend unschuldige Zivilisten getötet worden waren, warf die US-Army am 9. August 1945 eine weitere Atombombe auf Nagasaki ab und tötete und verstümmelte mehr als vierzigtausend nichtsahnende Menschen.
Eiskaltes Kalkül
Hintergrund beider Massenmorde sind der nach dem ersten Weltkrieg begonnene unaufhaltsame Aufstieg der USA und die von der US-Regierung verfolgte Politik der systematischen Destabilisierung des Rests der Welt.
Nachdem die Banken der Wall Street den Aufstieg Adolf Hitlers kräftig mitfinanziert hatten, beteiligten sich amerikanische Konzerne wie Ford, General Motors und Standard Oil in den dreißiger Jahren auch an den deutschen Kriegsvorbereitungen – nicht etwa aus Sympathie zu den Nationalsozialisten, sondern um den Konflikt zwischen den Rivalen Deutschland und Großbritannien zu schüren und so den Machtzuwachs der USA zu begünstigen.
Als sich 1941 abzeichnete, dass Deutschland möglicherweise als Sieger aus dem Krieg hervorgehen könnte, änderten die USA ihre Strategie: Sie provozierten Japan so lange, bis es die amerikanische Pazifikflotte in Pearl Harbor überfiel und nahmen den Angriff zum Anlass, um selbst in den Krieg einzutreten.
Von der Welt unbemerkt, lief im Hintergrund das „Manhattan-Projekt“ – die Entwicklung der Atombombe, deren erster Einsatz eigentlich gegen Deutschland geplant war. Da Deutschland aber noch vor der Fertigstellung der Vernichtungswaffe kapitulierte, entschieden sich die USA, die neue Waffe gegen Japan einzusetzen.
Präsident Trumans Rechtfertigung des Massenmordes – die Aktion habe geholfen, den Krieg vorzeitig zu beenden und weitere Opfer zu vermeiden – ist nicht nur zynisch, sondern auch historisch unhaltbar. Hinter dem Abwurf der Atombomben stand das eiskalte Kalkül, der Welt (insbesondere der zweiten Supermacht Sowjetunion) zu zeigen, dass die USA neben der wirtschaftlichen und finanziellen Dominanz, von nun an auch die militärische Weltherrschaft für sich beanspruchten.
Nordkorea wurde schon einmal dem Erdboden gleichgemacht
Angesichts des Grauens, das die Bilder der Atombombenopfer auch heute noch auslösen, ist ein weiterer, noch viel größerer Massenmord der USA fast in Vergessenheit geraten – der Koreakrieg.
Nach der Gründung Nordkoreas 1948 und der Ausrufung der Volksrepublik China 1949 wurde in beiden Ländern eine Planwirtschaft eingeführt, die den in alle Welt exportierenden USA nach der Sowjetunion und dem Ostblock weitere Märkte entzog.
Um dieser Entwicklung und dem möglichen Verlust zusätzlicher Absatzmöglichkeiten für US-Waren vorzubeugen, setzten die USA in Südkorea ein ihnen ergebenes diktatorisches Regime ein, das den nördlichen Nachbarn so lange provozierte, bis er sich zu einer militärischen Auseinandersetzung hinreißen ließ.
Dieser Angriff wurde zum Anlass genommen, einen Krieg zu beginnen, der an Grausamkeit kaum zu übertreffen war, Nordkorea komplett zerstörte und innerhalb von drei Jahren vier Millionen Menschenleben kostete. Machthaber in Pjöngjang war damals Kim Il Sung, der Großvater des heutigen Staats- und Parteichefs Kim Jong-un.
Die Gefahren sind heute noch größer
Wurde die Politik Washingtons in den Jahren des Koreakrieges bereits weitgehend vom industriell-militärischen Komplex bestimmt, so gibt es gegenüber heute einen bedeutenden Unterschied: Die USA erlebten damals einen kometenhaften Aufstieg, ihre Wirtschaft boomte und es gab keine Nation, die ihnen wirtschaftlich oder militärisch das Wasser reichen konnte.
Heute sieht das Bild anders aus. Während China mittlerweile der größte Handelspartner von 120 Ländern ist, sind es die USA nur noch von 70. Die US-Wirtschaft kommt seit der Krise von 2008 nicht mehr in Gang, die Infrastruktur des Landes zerfällt, jeder sechste Bürger ist zum Überleben auf Essensmarken angewiesen. Außerdem haben die USA einen Präsidenten, der im Wahlkampf zahlreiche Versprechen abgegeben hat, die nicht einzuhalten sind und der deshalb unbedingt von den eigenen Versäumnissen ablenken muss.
Diese Kombination – ein Land, das wirtschaftlich und sozial zerfällt und ein Präsident, der händeringend nach einem Sündenbock für die eigenen Verfehlungen sucht – lässt einen auf fatale Weise an einen schwer angeschlagenen Boxer denken, der sein Heil in kopflosen Verzweiflungsaktionen sucht.
Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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