Ein Kommentar von Bernhard Loyen.
Es läuft immer nach dem gleichen Strategie-Papier ab. Ist die anvisierte, bzw. gewünschte Region, das Land, der Ort ausgemacht, schaut man sich ein Weilchen die Entwicklungen an. Wandern diese nicht oder zu langsam in die gewünschte Richtung, wird die Joker-Karte gezogen. Diese wird über eine herausstechende Persönlichkeit der vermeintlichen Unzufriedenheit, der Protestgruppe, strategisch ausgespielt.
Erinnern sie sich noch an Vitali Klitschko? Auch erfolgreicher Boxer, war Klitschko nach Ende seiner Karriere 2014 die US-NATO Joker Maske in Kiew, Ukraine. Der Spiegel wusste im Februar des Jahres zu berichten, Zitat: Ukraine: Klitschko will Präsident werden (1). Er durfte dann folgendes in hingehaltene Mikros sprechen, Zitat: Der ehemalige Box-Weltmeister und Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, befürchtet, dass das Verhalten des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einer weiteren Eskalation im Ukraine-Konflikt führen wird. „Putin ist krank“, sagte Klitschko dem Tagesspiegel am Sonntag (2).
Die im Hintergrund agierende grüne Böll-Stiftung präsentierte auf ihrer Seite im Jahre 2014 eine, Zitat: Gruppe von Sozial- und Geisteswissenschaftlern, die sich mit ukrainischer nationaler Identität befassen. Diese Gruppe durfte mitteilen, Zitat: Der Kiewer Euromaidan ist keine extremistische, sondern eine freiheitliche Massenbewegung zivilen Ungehorsams. Diese Gruppe wusste zudem, Zitat: selbst Klitschko wird als Werkzeug dunkler ausländischer Mächte bezeichnet …all das sollten wir (…) bei der Beurteilung des Geschehens in der Ukraine vernachlässigen, vergessen (3).
Die Joker Maske wurde schlussendlich bei sog. pro-europäischen Krawallen mit Löschschaum attackiert (4), floppte und Klitschko verschwand nach blutiger Machtübernahme in seiner Statistenrolle, bekam als Trostbonbon den Job des Bürgermeisters von Kiew. Er benötigte drei Anläufe (5).
Was hat nun Klitschko mit Joshua Wong zu tun? Es bleibt bei der Statistenrolle, interessant jedoch ist das gemeinsame Foto und vor allem die dazu notwendige Veranstaltung, vom Montag dieser Woche. Aber eins nach dem anderen.
Joshua Wong, mit vollen Namen Joshua Wong Chi-fung. Variabel in der szenischen Darstellung der letzten Tage – der Hongkong-Aktivist, der Hongkong-Held, der Demokratie-Kämpfer, gipfelnd in der Euphorie der Begeisterung als Freiheitskämpfer tituliert (6).
Rückblick: Jochen Mitschka erörterte sehr aufschlussreich die Gründe, also den ursprünglichen Auslöser der aktuellen Demonstrationen in Hongkong, beginnend im Juni diesen Jahres. Nachzuhören im KenFM Standpunkte-Podcast vom 07.09. Der Name Wong kann eindeutig dem Monat August zugeordnet werden. In welchem Zusammenhang? Er brachte sich geschickt ins Spiel, wurde Agitator der Stunde, bis es zu einem fragwürdigen Foto kam. Es wurde gemutmaßt, jedoch Wong wies die Vorwürfe eines Treffens mit Mitarbeitern des US-Konsulats in Hongkong als lächerlich entschieden von sich (7).
Wong ist kein unbeschriebenes Blatt. Die NachDenkSeiten recherchierten, Zitat: Bereits mit 15 Jahren (2012) gehörte der junge Joshua Wong zu einer Gruppe von Schüleraktivisten(…) Zwei Jahre später(…), wurde Wong Symbol der aufkeimenden lokalen Protestbewegung, die bei den „Umbrella-Protesten“ gegen den chinesischen Einfluss demonstrierten (8). Die von ihm gegründete und inzwischen aufgelöste Gruppierung Scholarizm lebte sicherlich nicht nur von Sammelbüchsen-Spenden und Kuchen-Basaren, denn Zitat: Belegbar ist jedoch, dass der Asien-Direktor des amerikanischen Think Tanks NDI (eine Gründung des berüchtigten National Endowment for Democracy) bereits 2012 Joshua Wong und seine Gruppierung „Scholarism“ als „kraftvolle Marke“ für den gewünschten „Bürger-Aktivismus“ lobte und „Scholarism“ auch organisatorisch vom NDI unterstützt wurde. Woher die finanziellen Mittel der Organisation stammten (bei ihrer Auflösung im Jahre 2016 wies das Konto der Schülerbewegung immer noch 1,45 Mio. HK$ auf), ist wie so vieles auf dem Feld der „Farbrevolutionen“ unklar (8).
Um es kurz zu machen. Er wurde entdeckt, gefördert, geschult (mehrere US-Aufenthalte) und darf nun in dieser Woche als die aktuelle US-NATO Joker Maske seinen großen Auftritt in Europa und Ende der Woche in den USA ablegen.
Dramaturgisch erfolgte kurz vor seiner Abreise nach Deutschland am 08.09. die kurzzeitige Verhaftung in Hongkong. Nach deutscher Protestnote kam es zur zügigen Freilassung, die Außenminister Heiko Maas am 09.09. wie folgt kommentierte, Zitat: Wir begrüßen, dass Joshua Wong auf freiem Fuß ist. Das ist ein gutes Signal. Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist ein fundamentales Prinzip. Es darf keinen Einschränkungen unterliegen (9).
Unmittelbares Reiseziel Berlin, warum? Joshua Wong hatte eine herzliche Einladung Julian Reichelts vom Springer-Verlag in der Jackentasche. Gefeiert wurde, ja was eigentlich? 2017 ließ die BILD wissen, Zitat: Wer hier isst, ist richtig wichtig. 20 Tage vor der Wahl hatte BILD die Top 100 aus Politik, Wirtschaft, Kunst, Sport und Kultur zur Party vorm Springer-Haus geladen. Und dieses Jahr? Zitat: Das BILD100-Fest 2019 stand im Zeichen des Freiheitskampfes in Hongkong (10). In gewisser Hinsicht ein Joker-Maskenball, denn am 10.09 präsentierte die BILD das Bild der Woche, diesmal aus dem Restaurant des Reichstags. Beteiligte: Mina Ahadi vom Zentralrat der Ex-Muslime. Eigentlich deplaziert, aber als ausgewiesene Gegnerin des Irans (vorgestellt als Mullah-Gegnerin) diesmal Willkommen und geduldet. Raed al-Saleh von der Vereinigung der White Helmets, bekannt für ihre fragwürdigen US finanzierten Videos. Vitali Klitschko, altgediente Joker Maske aus der Ukraine und eben der Star des Abends – Joshua Wong (10).
Der Party-Veranstalter log im Artikel zum Bild in altgewohnter Manier, Zitat: BILD-Chef Julian Reichelt machte deutlich: „Axel Springer steht hinter allen Menschen auf der Welt, die für Freiheit kämpfen.“ Wir wissen, wer nicht im Verständnis des Springer-Chefs dazu gehört. Nach dem Gruppenbild, noch ein spontanes Pläuschken mit dem Außenminister Heiko Maas auf Augenhöhe. Es diente hauptsächlich den Fotografen. Politik powered by Springer.
Konzentrieren wir aber uns auf die gestrige Pressekonferenz Joshua Wongs, in den Räumlichkeiten der Bundespressekonferenz. Geleitet von Stephan Detjen vom Deutschlandfunk, in seiner Funktion als Stellv. Vorsitzender der Bundespressekonferenz (11). Sie dauerte knapp eine Stunde.
Betrachten wir zuerst die Berichterstattung, z.B. in der 20:00 Uhr Tagesschau des 11.09. Die Zuschauer erfuhren, Zitat: Er, Wong, fordert Deutschland soll die Polizeigewalt in Hongkong verurteilen und die Menschenrechtsverletzungen in China kritisieren. Dann direkt Wong, Zitat: Wir wissen das die Hongkonger Bürger sich als Bastion gegen das tyrannische Regime in Peking verstehen. Da ist Tibet, (…) jetzt Hongkong und dann morgen Taiwan (12). Das war’s?
RBB24 erweiterte zumindest, Zitat: An die deutsche Politik appellierte Wong, sich eindeutiger auf die Seite der Demonstranten zu stellen (13). Die WELT, aus dem Hause Springer, wusste zu berichten: Hongkonger Aktivist fordert Exportstopp für Polizeiausrüstung. Die Nachfrage eines Journalisten, ob er das belegen könnte, verneinte Wong, wird im Artikel aber nicht erwähnt, sondern, Zitat: Gummigeschosse und andere Ausrüstungsgegenstände sowie Teile der Wasserwerfer kämen aus Ländern wie Deutschland, Großbritannien und den USA, sagte Wong am Mittwoch in Berlin (14). Als Dank für diese noch unbewiesene Behauptung darf Wong mit Aktivisten Partnerin Kwong ab sofort in der Welt am Sonntag eine Kolumne schreiben (15).
Betrachten wir die parolenartigen Statements von Joshua Wong, dem geschulten Joker. Wer diktierte ihm solche Sätze? Zitat: „Ich atme hier den Duft der Freiheit statt das aggressive Tränengas in Hongkong“ …Hongkong ist das neue Berlin, in einem neuen Kalten Krieg…Drei Jahrzehnte erwartete niemand das Ende der Sowjetunion, niemand hat den Fall der Mauer vorhergesagt…die freie Welt steht hinter Hongkong (16). Tja, leider fragte keiner der anwesenden Journalisten, wer der Phrasenflüsterer war.
Ich schätze mal, da gab es noch ein kleines Briefing im Hause Springer. Zitate aus der BILD vom 10.09, also einem Tag vor der Pressekonferenz: Nach seiner Landung in Europa sagte er zu BILD: Es sei an der Zeit, „dass sich mehr Menschen in Deutschland auf Hongkong konzentrieren“. Wong: „Wir haben den Eindruck, dass Hongkong wie Ost-Berlin zur Zeit des Kalten Krieges ist. Und gerade weil die Deutschen besonders in Berlin für die Freiheit gekämpft haben, bitte ich die Deutschen um Hilfe in unserem Kampf.“ Und vom Party-Abend des 09.09, Zitat: Vom Berliner Reichstag aus rief Wong seine Anhänger zum Kampf auf: „Wir protestieren bis wir eines Tages freie Wahlen haben. Wenn wir uns jetzt in einem neuen Kalten Krieg befinden, dann ist Hongkong das neue Berlin.“(17). Ja, das passt schon wie der berühmte Topf und der Deckel.
Ist das jetzt aber schon das Ende der Propaganda Reise vom neuen US-NATO Joker? Nein und das verriet er auch alles bei der Pressekonferenz im Detail. Wird bloß nicht kommuniziert. Warum? Am Freitag dieser Woche kommt es zum Treffen mit der New Yorker Presse und dementsprechenden Sätzen, also Phrasen. Richtig interessant wird es aber beim Dienstags-Meeting kommender Woche, der Verabredung mit – Marco Rubio. Über den hieß es im Januar 2019, Zitat: Marco Rubio – Der Dirigent in der Venezuela-Krise. Marco Rubio entwickelt sich zu einer Art Schatten-Außenminister der USA: In der Venezuela-Krise gilt der Senator als treibende Kraft hinter dem harten Kurs Washingtons (18).
Sie sehen, da schließen sich die Kreise. Die große Frage, die sich umgehend stellt. Nach dem Desaster mit dem US-NATO Joker Guaidó, dem außenpolitischen Fauxpas durch Heiko Maas Anerkennung, Zitat aus dem Januar: Heiko Maas sichert Venezuelas Oppositionschef Unterstützung zu. In der Venezuela-Krise hat der Außenminister Position bezogen. Deutschland stehe auf der Seite von Juan Guaidó (19), was will er mit dieser offensiven Unterstützung Joshua Wongs erreichen, außer das zarte Pflänzchen wirtschaftlicher und diplomatischer Annäherung an China bewußt zu zerstören? Zitat: Kanzlerin beendet China-Reise. Merkel hofft auf friedliche Lösung in Hongkong (20).
Berlin, gestern im Bundespressehaus. Frage eines Journalisten an den Friedensaktivisten Joshua Wong, Zitat: Würden sie sagen, sie befinden sich im Krieg mit China? Antwort: Wir erleben gerade, Hongkong ist die neue Frontlinie, das Schlachtfeld permanenter Unterdrückung… insbesondere im politischen Kontext eines direkten Krieges auf internationaler oder globaler Ebene. Hongkong wird weiter wahrgenommen, als der internationale Finanzplatz…(15). Warum diese Erwähnung? Geld regiert die Welt, Zitat vom 11.09.: Die Börse Hongkong will einen neuen weltweiten Marktführer unter den Börsenbetreibern aufbauen. Überraschend hat sie für diese Pläne der Londoner Stock Exchange (LSE) ein Übernahmeangebot (über 35 Milliarden €) gemacht (21).
Klingt jedoch so Deeskalationssprache? Nein, so klingt ein US-NATO Joker. So klingt ein Mensch, der eine Region gegebenenfalls ohne Skrupel in ein Kriegsgebiet führen will, da seine vollgetankte Maschine in die USA ggf. dastehen wird. So klingt Washington. Welche Rolle dabei Berlin spielen wird, werden die nächsten Monate zeigen.
Am 11. Januar 2020 finden in Taiwan, offiziell Republik China, allgemeine Wahlen statt. Bei ihrer Neujahrsansprache am 1. Januar sagte Taiwans Präsidentin Tsai Ing-Wen in Taipei: “Ich rufe China auf, unsere Existenz als Taiwan anzuerkennen. China muss respektieren, dass unsere 23 Millionen Einwohner auf Freiheit und Demokratie bestehen. Wir müssen unsere Differenzen friedlich und auf Augenhöhe lösen.“(22)
Auf Freiheit und Demokratie bestehen? Hongkong liegt knapp 1 Stunde 40 Luftlinie von Taiwan entfernt. Wie formulierte es der US-Nato Joker Wong gestern in Berlin, Zitat: Wir wissen das die Hongkonger Bürger sich als Bastion gegen das tyrannische Regime in Peking verstehen. Da ist Tibet, (…) jetzt Hongkong und dann morgen Taiwan.
Dies könnte, dies muss als Drohung verstanden werden. Der offizielle Kino-Start von der neuen Joker Verfilmung ist am 10.Oktober. Heiko Maas sollte sich nach einem Kinoabend nochmals genau überlegen, mit welchen Personen er da gedenkt zu kooperieren und vor allem, wie er deutsche Außenpolitik verantwortlich gestaltet. Denn aus Hongkong City kann mit solchen Mitstreitern kann schnell Gotham City werden, Zitat: In den Straßen von Gotham City regieren Rücksichtslosigkeit und Gewalt.
Herr Maas, Herr Außenminister, seien sie doch mal der Batman der deutschen Außenpolitik und nicht der bad man, der US-Erfüllungsgehilfe. Die Menschen in Hongkong würden ihn das hoch anrechnen.
Quellen:
- https://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-vitali-klitschko-tritt-bei-praesidentenwahl-im-mai-an-a-955550.html
- https://www.tagesspiegel.de/politik/ukraine-krise-vitali-klitschko-putin-ist-krank/11163446.html
- https://www.boell.de/de/2014/02/20/euromaidan-freiheitliche-massenbewegung-zivilen-ungehorsams
- https://www.spiegel.de/video/attacke-auf-vitali-klitschko-bei-krawallen-nach-grossdemo-in-kiew-video-1321481.html
- https://www.n-tv.de/politik/Klitschko-wird-Buergermeister-von-Kiew-article12896851.html
- https://twitter.com/TeamKenFM/status/1171767333599268865
- http://www.thestandard.com.hk/section-news.php?id=210436&sid=21
- https://www.nachdenkseiten.de/?p=54741
- https://twitter.com/HeikoMaas/status/1170990906255839232
- https://www.bild.de/politik/ausland/politik-ausland/bild100-fest-fuenf-freiheits-helden-erzaehlen-von-ihrem-kampf-64548912.bild.html
- https://www.bundespressekonferenz.de/verein/vorstand
- https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-593783.html
- https://twitter.com/rbb24/status/1171743295183216642
- https://www.welt.de/newsticker/news1/article200102156/Ruestung-Hongkonger-Aktivist-fordert-Exportstopp-fuer-Polizeiausruestung.html
- https://twitter.com/johannesboie/status/1171761277233958912
- https://www.youtube.com/watch?v=fcwY120RQ2o
- https://www.bild.de/politik/ausland/politik-ausland/joshua-wong-hongkong-held-auf-bild-fest-gefeiert-64526710.bild.html
- https://www.haz.de/Nachrichten/Politik/Deutschland-Welt/Marco-Rubio-Der-Dirigent-in-der-Venezuela-Krise
- https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-01/venezuela-heiko-maas-unterstuetzung-juan-guaido-nicolas-maduro-proteste
- https://www.tagesspiegel.de/politik/kanzlerin-beendet-china-reise-merkel-hofft-auf-friedliche-loesung-in-hongkong/24990854.html
- https://boerse.ard.de/aktien/boerse-hongkong-will-lse-uebernehmen100.html
- https://www.tagesschau.de/ausland/taiwan-233.html
Bildhinweis: Screenshot YT/phoenix
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