Ein Kommentar von Bernhard Loyen.
Nur knapp drei Prozent der Erwachsenen in Deutschland verzichten komplett auf Alkohol. Das geht aus dem ersten Alkoholatlas des Deutschen Krebsforschungszentrums hervor. Deutschland liegt mit einem Konsum von elf Litern Reinalkohol pro Jahr bei den über 15-Jährigen leicht über dem EU-Durchschnittswert von 10,6 Litern[1].
Die Stimmung in diesem Land momentan ist – freundlich formuliert -durchwachsen, da kommt die fünfte Jahreszeit vielen Bürgern zur rechten Zeit. Aus kulturellen Gründen sich schön einen Zwitschern. Die Alltagssorgen mal für ein ein paar Stunden vergessen. Die Pflege deutschen Kulturguts und des eigenen Gemüts in Einem. Die Kombination der Stunde.
Es wird viel diskutiert in den letzten Monaten. Überfremdung. Verlustängste von Heimat und Kultur, vermeintlich vereinnahmt von Menschen aus fremden Ländern und Gesellschaften. Unbekannte Parallelwelten im eigenen Land. Hauptgrund sei die unkontrollierte Zuwanderung von Ausländern. Es stehen ungewisse Zeiten an.
Aufbruch ins Ungewisse lautete gestern Abend eine ARD Produktion[2]. Eine filmische Dystopie soll den Zuschauer für die Flüchtlingsthematik sensibilisieren. Die Idee des Films: eine faschistische Machtübernahme (der Machthaber heißt wirklich – Meyer) zwingt intellektuelle Oppositionelle zur Flucht aus Deutschland nach – Afrika. Natürlich über bezahlte skrupellose Schlepper auf dem Wasserweg, aus Hamburg, im Schlauchboot über Namibia ins sichere Südafrika. Nicht überraschend ist diese Fiktion kläglich gescheitert.
Sensibilisierung ist ohne Frage wichtig. Aufklärung durch Informationen wären jedoch besser. Sollte dieser Film die aktuelle Flüchtlingsproblematik vor Augen führen wollen, das Leid spürbar machen, ist die inhaltliche Umsetzung am Thema komplett vorbei gegangen. Eine Klischee-Quiche aus dem Hause ARD.
Viele Menschen fürchten sich vor faschistisch diktatorischen Tendenzen in Europa. In der aktuellen Diskussion werden Länder genannt wie Ungarn und Polen. Seit neustem Österreich und seit längerem schon die Türkei und Russland. Die Anfangssequenz der ARD Produktion lautet so: Europa ist im Chaos versunken. Rechtsextreme haben in vielen Ländern die Macht übernommen. Es herrschen Unterdrückung, Willkür und Gewalt. Täglich werden Menschen verhaftet. Viele verschwinden für immer. Der Film erklärt jedoch dem Zuschauer nicht wieso, weshalb, warum. Ab der fünften Minute spielt der Film schon in Afrika.
Worin liegen aktuell die Gründe in der weltweiten Fluchtbewegung? Nicht im real existierenden, oder drohenden Faschismus, sondern bei den millionenfachen Opfern von weltweiten Kriegen, an denen Deutschland als drittgrösster Waffenexporteur maßgeblich beteiligt ist[3]. Die Stimmung, inkl. der Stimmungsschwankungen in vielen europäischen Ländern, resultiert aus dem Versagen der Politik. Der Manipulation herrschender Umstände durch die Machtzentren in Brüssel und den jeweiligen Regierungssitzen der betroffenen Länder.
Viele Bürger sorgen sich um die Verrohung der gesellschaftlichen, wie politischen Diskussion. Nicht wenige sehen in der AFD und ihren Wählern eine Bedrohung für dieses Land. Wie reagiert die etablierte Politik auf solche Strömungen und Entwicklungen. Ängste und Nöte werden negiert. Stimmungen forciert, bzw. fehlinterpretiert. Die Zeit informiert: Nahles will SPD nicht weiter nach links rücken. Die designierte Vorsitzende der SPD, Andrea Nahles, will die Partei nicht nach links rücken. Arbeit, Wirtschaft und Weltoffenheit müssten zentrale Begriffe der SPD sein, sagte Nahles der ZEIT. “Wir müssen uns selbst auf Herz und Nieren prüfen, ob unsere Selbstverortung noch stimmt und für die Zukunft trägt.”[4] Sie verstehen? Ich nicht.
Viele fürchten Neuwahlen, sollte die SPD Basis die Regierungsbeteiligung ablehnen. Warum? Viele fürchten die AFD und ihre Wähler. Warum? Die Politik hat in den letzten Wochen ihre kläglichste Vorstellung abgegeben. Der Bürger würde bei Neuwahlen eine einmalige Chance erhalten. Zalandomäßig volles Umtauschrecht. Es wird sich zeigen, ob ein Großteil dieses Landes dieses Recht erkennt und wahrnimmt. Es wäre ein Ausbruch aus dem Ungewissen.
Quellen
[4] – http://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-02/spd-parteivorsitz-andrea-nahles-interview
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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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