Ein Kommentar von Rüdiger Lenz.
Ja, das liebe kleine Glyphomäuschen, alle haben es lieb gewonnen. Vor allem die Pflanzen und Insekten, die davon enorm profitieren. Die Pflanzen, weil sie, davon einmal besprüht, riesige Rendite versprechen und die vielen Insekten, die sich jetzt nicht mehr stressen müssen, sich um Nachwuchs sorgen müssen, ständig was zu fressen finden müssen und dann noch sich vor Fressfeinden schützen müssen. Etwas aussterben zu lassen, darin liegt die Rendite. Für das alles heißt die tolle Lösung Glyphosat oder auch Roundup. Es lässt genau die Insekten in großer Würde und Gnade aussterben, die von ihrem eigenen Leben völlig gestresst sind. Großartig, dieses Glypholein.
Stresst es die Pflanzen auch, wenn sie unter den Bedingungen der Agrarwirtschaft zum Wachstum in Unfruchtbarkeit gezwungen und in Reihe und Glied gesät, kurz leben dürfen? Wie oft düngt und spritzt der Bauer seine Felder, damit die Kasse dann auch stimmt? Sechs Mal? Acht Mal? So genau weiß das wohl niemand, außer der Landwirt. Wie oft wird Glyphosat pro Saison auf die Felder gespritzt?
Wie Tiere in ihren Wachstumsanstalten optimiert werden, für das saftige und vor allem billige Stück Fleisch, das weiß der Bürger oftmals ganz genau. Viele wollen deswegen einfach kein Fleisch mehr essen, weinen sogar, wenn sie Viehtransportern plötzlich auf der Straße begegnen. Schon vor längerer Zeit ist genau deswegen eine völlig neue Esskultur entstanden. Die vegetarische und die vegane Esskultur. Vegetarier essen kein Fleisch. Darauf beschränken sie ihre Esskultur. Veganer hingegen essen gar keine tierischen Produkte, von denen sie wissen, dass diese durch Qualen, durch Ausbeutung oder durch Töten der Tiere hervorgegangen sind. Ein Veganer nimmt auch keinerlei Produkte zu sich, die durch Tierversuche entwickelt wurden. Lederprodukte werden auch gemieden.
In letzter Zeit frage ich mich ernsthaft, ob nicht gleiches auch für Gemüse und Obst gilt? Wie verhält es sich mit dem Mais, dem Reis, dem Weizen, den Erdbeeren, den Äpfeln oder Bananen und den anderen zahlreichen Obst- und Gemüsesorten, die wir via Produkt-Handelskette zu uns nehmen? Alle Nutzpflanzen wie auch alle Nutztiere, die via Industrie in unsere Nahrungskette gelangen, werden so weit es geht komplett ausgebeutet und für diese Ausbeutung mit bester Wissenschaft optimiert. Sie werden genetisch manipuliert, sie bekommen Stoffe zugeführt, damit sie nicht krank oder von anderen Parasiten verzehrt werden. Diese Pflanzen werden eng an eng gesät. So nah und dicht wie es die wissenschaftliche Methode der Eugenik, äh, Entschuldigung, die Zuchtwahl, ne, auch das falsche Wort, ah, jetzt habe ich es, die anthropozentrische Nahrungsauslese möglich macht. Immerhin, um bloß ein Beispiel unserer Völlerei zu berichten, kann man die Stadt Graz allein mit den tagtäglich wegzuwerfenden Lebensmitteln der Stadt Wien mit Nahrung versorgen. Gut ein Drittel aller Nahrungsmittel in den westlichen Ländern wird nicht verzehrt, sondern der Müllhalde überantwortet.
Pflanzen kommunizieren miteinander. Bäume geben sogar ihren jungen Bäumen Schutz. Sie kommunizieren über die Luft und über ihre Wurzeln miteinander. Oder bekämpfen sich gegenseitig, haben chemische Strategien des Wettbewerbs entwickelt und verhalten sich sozial, möchte man meinen. Sie sind derart komplex in ihrem Verhalten, dass sich ein einfacher Forstwirt so sehr damit beschäftigte, dass er nun die Philosophie vertritt, dass wir Städte bauen könnten nach dem Vorbild der Wälder. Irre Idee oder vielleicht doch bloß ein irregeleiteter Forstwirt? Dann gibt es einen, der sagt, dass wir uns komplett von dem ernähren könnten, was der Wald hervorbringt. Und dass wir das sogar die ganze Zeit unseres Daseins, tausende Jahre vor der Industrialisierung, getan haben. Wir ernährten uns von der Vielfalt der Pflanzen. Und diese ist enorm und betrifft nicht bloß Kräutergärten. Das lässt in mir unweigerlich die Frage nach der Bevölkerung der Sapiens und deren Nahrungsangebote auf diesem Planeten stellen. Die Industrie sagt, wir könnten sogar 11 oder 12 Milliarden Menschen ernähren! Und ich antworte da still zu mir selbst: Wer soll denn den Dreck und die Füllstoffe dann zu sich nehmen? Ein normal denkender Mensch doch wohl kaum. Industrienahrungsprodukte sind ja schon fast zu vollumfänglichen Krank-und Dickmachern geworden. Jeder Kardiologe kann davon ein Lied singen.
Ach, ich will dieses Fass jetzt nicht auch noch aufmachen. Nur so viel. Das Wort Zivilisationskrankheiten sagt ja schon alles, wo die Krankheiten ihre Kraft hernehmen. Man wird heute automatisch ein Experte, befasst man sich eingehender mit dem, was man in seinen Körper wie auch in seinen Geist hineinlässt, freiwillig. Just als die freudige Glyphosatstimmung in den USA düstere juristische Formen angenommen haben, da verkaufte Monsanto sich selbst an Bayer. Sage und Schreibe ganze 13.400 Klagen(1) wegen Roundup. Ein ehemaliger Nachbar von mir, der vor ein paar Jahren gestorben ist, sagte mir noch zu seinen Lebzeiten, dass er Roundup-Vertreter war. Fast alle Landwirte hier im Dorf hätten das Zeug genommen und versprüht. Auch heute noch. Auch in den eigenen Gärten wurde es versprüht, bis heute. Und davon habe ich den Krebs, an dem ich wohl auch Sterben werde. Gehe ich durch das Dorf, in dem ich lebe und unterhalte mich mit den Älteren, so fluchen sie fast alle über das Zeug, das bis heute auf die zahlreichen Felder gesprüht wird. Meine Frau und ich schließen dann alle Fenster und gehen nicht hinaus. Man kann es riechen. Krebs, so sagte es mir ein anderer Nachbar, sei die häufigste Todesursache hier im Dorf. Früher war das nicht so.
Wir können dem allen nicht mehr entfliehen, so allumfänglich hat die Industrie die Politik allein für ihre Interessen eingenommen. Sie vergiftet nicht nur die Insekten und andere Tiere. Sie lässt viele Menschen sterben. Zivilisationsanpassung könnte man die häufigste Krankheit mit Todesfolge nennen. Ginge es nach der Mehrheit, ginge es also demokratisch zu, dann wäre unsere Ernährung und somit unsere Nahrungskette ganz sicher eine völlig andere. Aber danach hat sich das alles nicht entwickelt. Man kann, wie es die Vegetarier, die Flexitarier oder die Veganer tun, sich für eine andere Nahrungskette entscheiden. Doch die ist nicht so wunderbar rosig, wie sie scheint. Entscheidet man sich für den veganen Ernährungsschritt, dann vollzieht man so etwas wie eine Ernährungsausbildung und wird Expertin oder Experte in Sachen Zusatzstoffe, Mogelangaben und man erhält Einblicke in die angenehmste Verhaltensweise der Sapiens. Der Ignoranz all dieser Umstände. Als Vegetarier lebt es sich da schon einfacher. Oder als Flexitarier, der zwar Fleisch ist, aber dies nur selten und sehr ausgewählt tut. Zusätzlich kommen noch die ganzen Zusatzsiegel, die aufzeigen, dass man genau das kauft, was man will. Fast man aber alles zusammen, so bekommt man auch über die vegane oder vegetarische Essgewohnheit einen riesigen, zerstörerischen Fußabdruck, was die Umweltbilanz angeht. Soja ist ein riesiger Markt für die fleischlose Nahrung geworden. Und wo Soja einmal angebaut und gewachsen ist, wächst nichts mehr. Sojaanbau hinterlässt tote Böden, auf denen so gut wie nichts mehr wachsen will. Palmöl, ein Ersatzfett zu tierischem Fett, tötet nicht nur den Orang Utan auf grausame Weise, weil sein Urwald deswegen gebrandrodet wird. Seine immer größer werdenden Plantagen rottet ganze Urwälder aus, da diese Böden für die riesigen Mengen an Palmfett für die Sapiens benötigt werden. Das ist nur ein kleines Beispiel für zahlreiche weitere Beispiele, die uns die Industrie und die Politiker, nicht freiwillig erzählen. Einst wurde deswegen sogar eine Partei gegründet, um das Ganze zu verändern. Heute werben grüne Politiker für Glyphosat, so der Politikchef von Bayer, Matthias Berninger, der die Lobbytrommel für Glyphosat kräftig anheizt(2).
Glyphosat steht stellvertretend für die Verseuchung von Leben, für die Ausbeutung und die Rendite der Börsenpolitik. Diese geht über Leichen(berge), solange die Kasse klingelt. Round-up, Glyphosat und Monsanto stehen aber auch für Lehrbeispiele ignorantem und auch diktatorischem Verhalten. Man könnte hier tausende weitere Beispiele aufzählen. Sie verlaufen immer nach demselben Muster. Dieses Muster gehört leider auch zum Wesen der Geldschöpfung. Ihr sind alle Mittel recht, ausnahmslos alle, die ein Mensch sich denken kann. Die Luft, die wir einatmen, das Wasser, das wir trinken, die Nahrungsmittel, die wir zu uns nehmen, sind durch die Aufrechterhaltung dessen, was wir Zivilisation nennen, komplett ihrem ursprünglichen Wesen nach zerstört worden. Alle Hilfeschreie nützten nichts. Zuerst aber kommt die geistige Verseuchung, dann erst beginnt die Körperliche. Es scheint ganz eindeutig zu sein: Der Mensch überschätzt seine Intelligenz ganz grundsätzlich. Denn mittels seiner Intelligenz sägt er an dem Ast, auf dem er sitzt und denunziert oder gar tötet jeden, der darauf aufmerksam macht. Diese Intelligenz lässt er auszeichnen, schenkt ihr Titel und ruft seine Glanzlichter zu Genies aus. Intelligent ist die Lebensform, die die meisten Generationen hervorbringt, Jahrhunderttausende oder Jahrmillionen lang und nicht dabei seine Umwelt ausbeutet. Beispiele dafür finden sich auf diesem Erdenrund zahlreiche. Doch die Sapiens gehören nicht dazu. Sie rotten derzeit in einem rasanten Tempo alles Leben aus, das für sie von Nutzen ist und lassen dabei noch Sektkorken knallen. Da kommt die Schlagzeile dieser Woche gerade gelegen. Zeigt sie doch auf, in was die Sapiens richtig gut sind und was enorm schlecht: Neuer Tieftauchrekord, das U-Boot „DSV Limiting Factor“ schaffte 10.928 Meter. Aber was fand sie in der Tiefe? Artefakte der Sapiens. Plastikmüll(3). Tja, in Rekorden sind sie gut, im Wegwerfen nicht zu überholen, doch für das Leben anscheinend zu dumm.
Viele denken wahrscheinlich, dass die allgemeine Welt- und Lebensverseuchung eine falsche Vorgehensweise und ein falscher Umgang mit Produktion, Finanzwirtschaft und Wohlstand darstellt. Man kann mit dem Kapital ja auch anders umgehen, nämlich so, dass es einzig den Menschen dient. Die allgemeine Verseuchung sei nur deswegen da, weil es unverantwortliche ganz oben gibt. Ein Dauerzustand, aber einer, der nicht immer so sein muss. Ich hingegen glaube, dass das Ausbeuten und Verseuchen noch solange unsere Zivilisation ausmachen und charakterisieren wird, wie es den Menschen gibt, der einzig an das Materielle und einzig an materielle Wahrheiten und Weltbilder glaubt. Der Mensch, dieser Planet, alles Getier und alle Pflanzen sind nämlich, laut diesem uns übergeordneten Materialismus, nichts weiter als Maschinen. Lebendig zwar, aber Maschinen. Alle Erkenntnis, die dem materiellen Weltbild nicht entspricht, wird mit derselben Abscheu entgegengetreten, wie es die Spaltpilze mit einer rechten oder linken Politik versuchen. Es ist der gleiche innere Antrieb, der hier die Menschen leitet: kognitive Dissonanz. Der Mensch, viel eher ein geistiges denn ein materielles Wesen? Wer das sagt, lebt isoliert.
Ich wiederhole mich in letzter Zeit oft und werde das wohl auch noch öfters tun. Was wir brauchen, sind nicht Lösungen, die ihre Gültigkeit innerhalb dieses Systems erwirken sollen. Was wir bräuchten, wäre das Streben nach einem anderen, das feinstoffliche berücksichtigende Bewusstsein. Eine Transformation dessen, was der Physiker Hans-Peter Dürr zeitlebens versuchte, uns mitzuteilen. Aber, wie so viele andere beeindruckende Persönlichkeiten auch, rütteln sie an dem materialistischen Weltbild und teilen uns mit, dass die Krankheit unserer Zeit das Nichtwahrnehmen können des Feinstofflichen ist. Was uns aber, nimmt man die Quantenphysik ernst, im wesentliche ausmacht.
In unserer materiellen Welt wird das Verbrauchen, Wegschmeißen, Vergiften, Zerstören und sich Blödstellen zu einer olympischen Disziplin gemacht. Keine Disziplinen beherrschen die Sapiens besser als diese Disziplinen.
Roundup. Vielleicht werden deine Opfer nun klagen und gewinnen. Bayer kann ja nicht für Tausende hunderte von Milliarden Euro bezahlen. Der schon angerichtete Schaden ist nicht zu bezahlen. Daraus zu lernen wäre die beste Bezahlung und Wiedergutmachung. Doch wie war das noch mit den Banken? Sie dürfen große Katastrophen verursachen, weltweit. Die Gewinne heimsen sie die großen Banker selbst ein, die Verluste und ihre Rettung zahlt die Steuer, werden also sozialisiert. Die größte Bank überhaupt, die zahlt nämlich immer, der Staat inklusive seiner Steuerzahler. Und vielleicht, aber nur ganz vielleicht, zahlt auch hier wieder der, der stets für alles bürgt. Der Bürger. Roundup your mind.
Quelle
(2) https://www.welt.de/wirtschaft/article186699508/Bayer-Gruener-wird-Chef-Lobbyist-fuer-Glyphosat.html
(3) https://www.youtube.com/watch?v=exB3EWsnJKg
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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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