Ein Kommentar von Sara Box.
Wie heute bekannt wurde hat China mit der Umsetzung der UN-Sanktionen gegen Nordkorea begonnen. Damit zeigt China seinen guten Willen im Konflikt zwischen den USA und Nordkorea schlichtend einzuwirken und die Lage nicht noch weiter zu eskalieren.
Ab sofort sind Importe von Eisenerz, Blei, Kohle und Meeresfrüchten aus Nordkorea verboten. Auch, wenn dies sich negativ für die betroffenen Händler im Fischereihandel auswirken wird, ist der Handel mit Nordkorea für die gesamte chinesische Volkswirtschaft als unbedeutend zu bewerten. Nordkorea wird mit der Umsetzung der Sanktionen hingegen zu kämpfen haben, denn fast der gesamte Handel des Landes wird über China abgewickelt. Nordkoreanische Exporte in Höhe von einer Milliarde US-Dollar sollen mit der Strafmaßnahme getroffen werden.
Die Öl-Lieferungen aus China, die in Nordkorea für die landwirtschaftliche und militärische Nutzung von Fahrzeugen essentiell sind, werden von den Sanktionen nicht berührt.
Dennoch stellt sich die Frage, wer bei solchen politisch beschlossenen Maßnahmen wie Sanktionen, am Ende die Leidtragenden sein werden: wohl kaum die zum Erzfeind stilisierten Machthaber diktatorischer Regime persönlich. Ihr Reichtum und nicht selten ihre enge Vernetzung mit Eliten in anderen Ländern ,wird sie voraussichtlich vor Hunger und Elend bewahren. Vielmehr ist es die zivile Bevölkerung, die unter dieser Art des Machtgebarens politischer Vertreter zu leiden hat.
Nachdem US-Präsdent Trump mit seiner „Feuer und Wut“-Rede der letzten Woche für Furore gesorgt hatte und tagsdarauf mit seinem Tweet „Military solutions are now fully in place,locked and loaded,should North Korea act unwisely. Hopefully Kim Jong Un will find another path!“ nochmal nachlegte, konterte Pjöngjang mit der Drohung Raketen in Richtung Guam abzufeuern. Diese würden 30 bis 40 Kilometer vor der Insel im Meer niedergehen. Bis Mitte August solle ein entsprechender Einsatzplan zum Abfeuern von vier Mittelstreckenraketen des Typs „Hwasong 12“ fertig gestellt sein.
Guam ist ein US-Außengebiet im Westpazifik. Auf der Insel unterhalten die USA einen Luftwaffenstützpunkt mit derzeit 6000 Soldaten, der als strategisch bedeutsam für die Vereinigten Staaten zu betrachten ist.
Wie heute von der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA gemeldet wird, wurde der nordkoreanische Präsident bei einem Gespräch mit führenden Militärs über die Pläne eines möglichen Raketenstart Richtung Guam informiert.
Zudem zitierte die Nachrichtenagentur, werde er die Handlungen der USA noch weiter beobachten, bevor er eine Entscheidung treffen werde. Die USA müssten durch Taten beweisen, „dass sie die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel abbauen und eine gefährliche militärische Konfrontation vermeiden wollten.“
Kim Jung Un forderte zudem eine sofortige Beendigung der „arroganten Provokationen“ und der „einseitigen Forderungen“.
Von allen Seiten ertönt nun die Forderung nach Besonnenheit im Konflikt. So erklärte Angela Merkel, dass sie „keine militärische Lösung“ sehe und „eine Eskalation der Sprache“ für „die falsche Antwort“ halte. Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow beklagte, nach Angaben der Agentur Interfax, die ausufernde Rhetorik in Washington und Pjöngjang, wodurch das Risiko einer militärischen Konfrontation sehr hoch sei. Er mahnte beide Länder zum Einlenken: „derjenige, der stärker und schlauer ist“ solle „den ersten Schritt weg von der gefährlichen Linie machen“. Er hoffe „dass der gesunde Menschenverstand siegen wird.“
Dieser Hoffnung kann man sich als Bewohner dieses Planeten nur bedingungslos anschließen.
Die Bedrohung durch einen atomaren Krieg ist größer denn je. Und bezieht man die historische Erfahrung, die er asiatische Kontinent mit den USA bereits machen musste, in die aktuelle politischen Gemengelage mit ein, dann wird klar, warum Vertrauen zur Supermacht USA, aus asiatischer Perspektive heraus, nicht zwingend geboten ist. Es waren die Vereinigten Staaten von Amerika, die am 6. und 9. August 1945 Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki abwerfen ließen und damit ein unvorstellbares nie zuvor dagewesenes Ausmaß der Verwüstung und des Leids über hunderttausende unschuldige Zivilisten ergossen.
Diese Skrupellosigkeit zeichnet sich bis heute in den zahlreichen US-geführten militärischen Interventionskriegen der USA weiter ab. Allein Obama ließ 7 Länder während seiner achtjährigen Amtszeit bombardieren.
Und zählt man die Opfer der Kriege zusammen, die das US-Imperium maßgeblich zu verantworten hat, dann kann einem bloß noch schlecht werden und man läuft Gefahr das Aufbegehren eines Landes wie Nordkorea gegen diese imperiale Kriegslust bedingungslos unterstützen zu wollen- was mit Sicherheit der falsche Weg wäre.
Es braucht Regeln, die für Alle gelten. Und ernsthafte Abrüstungserklärungen, die auch von den Mächten umgesetzt werden, die selbst Atombomben beherbergen, aber von anderen verlangen nicht danach streben zu sollen.
Wie glaubwürdig ist jemand, der selbst die Knarre in der Hand hält, auf sein Gegenüber zielt und parallel dazu lauthals verkündet die Gefahr gehe ausschließlich von den anderen aus?
Es braucht Deeskalation durch Gerechtigkeit und das Ende des Messens mit zweierlei Maß. Man sollte sich international endlich auf Augenhöhe begegnen, die Interessen eines jeden Landes gleichwertig mit den eigenen Interessen einschätzen und sich um Abrüstung bemühen.
Das für nächste Woche geplante und jährlich stattfindende US-Militär-Manöver „Team Spirit“, in dem Südkorea und die Amerikaner Krieg auf der koreanischen Halbinsel inszenieren, dürfte jedenfalls genau der falsche Weg sein, um diesen Konflikt zu lösen.
Danke an die Autorin für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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