Ein Kommentar von Ernst Wolff.
Vor kurzem wurde in einigen Medien die Nachricht verbreitet, Präsident Trump habe die amerikanische Zentralbank Federal Reserve, kurz FED genannt, verstaatlicht. Es handelte sich um ein Gerücht, das jeder Grundlage entbehrte, das aber auch ein weit verbreitetes Unwissen über die tatsächlichen Machtverhältnisse in den USA enthüllte.
Ein solcher Schachzug ist nämlich vollkommen ausgeschlossen, da die FED viel mächtiger ist als jeder US-Präsident. Sie ist Anfang des letzten Jahrhunderts von den reichsten Bankern der Wall Street ins Leben gerufen worden, die sich auf diese Weise das Geldschöpfungsmonopol und damit die finanzielle Herrschaft über die USA gesichert haben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die FED ihren Einflussbereich durch die Einführung eines neuen globalen Finanzsystems auf die ganze Welt ausgeweitet. Als einzige Institution, die das Recht hat, Dollars zu drucken, profitierte sie während des Nachkriegsbooms wie kein anderer vom Siegeszug der US-Währung.
Zwar zerbrach das Bretton-Woods-System zwischen 1971 und 1973, doch ein zunächst geheim gehaltenes Abkommen zwischen den USA und Saudi-Arabien sorgte 1974 für den nächsten Machtzuwachs. Es band Öl weltweit an den Dollar, rief so den Petrodollar ins Leben und machte die FED noch einflussreicher, da alle Länder der Erde auf Öl angewiesen sind und seither erhebliche Devisenreserven in Dollar vorhalten müssen.
Bis heute befindet sich die FED im Besitz der Eigner ihrer Mitgliedsbanken, also der Finanzelite der USA. Es ist diese Finanzelite, die das Land im Hintergrund regiert und kontrolliert und die auch nur solche Präsidenten zulässt, die ihr zu Diensten sind. Es gilt der eherne Grundsatz: Das Personal im Weißen Haus kommt und geht, aber die FED bleibt.
Trump-Anhänger werden darauf hinweisen, dass ihr Idol sich in den vergangenen zwei Jahren ab und zu über die Geldpolitik der FED beschwert und sich sogar öffentlich mit ihrem Vorsitzenden, Jerome Powell, angelegt hat. Das aber kann getrost als ein von beiden Seiten inszenierter Schaukampf gewertet werden, der das amerikanische Volk in Krisenzeiten ablenken und es glauben lassen soll, dass es vom Weißen Haus und nicht von der Wall Street regiert wird.
Dennoch haben die FED ebenso wie ihre Mitgliedsbanken in der jüngeren Vergangenheit zum ersten Mal eine erhebliche Einschränkung ihrer Macht erfahren. Der Konzentrationsprozess in der globalen Wirtschaft hat nämlich dazu geführt, dass einige wenige Unternehmen, allen voran Apple, Google, Facebook, Amazon, Netflix und Microsoft zu wahren Marktgiganten aufgestiegen sind und weltweit nicht nur finanziell, sondern auch im Bereich der ungeheuer wichtigen Informationstechnologie eine nie dagewesene Sonderstellung erworben haben.
Die Allianz dieser Schwergewichte allein wäre schon ein wichtiger Faktor, auf den die FED in unseren Tagen bei ihren Entscheidungen Rücksicht nehmen müsste. Doch hinter dieser Allianz steckt noch ein weiteres Unternehmen, das in den vergangenen zwanzig Jahren mehr Macht an sich gerissen hat als irgendein anderes in der gesamten Geschichte der Finanzindustrie.
Die Sprache ist von BlackRock, der 1988 von Larry Fink gegründeten Vermögensverwaltung, die es auf Grund ihrer ausgeklügelten Strategie geschafft hat, zum wichtigsten Faktor im weltweiten Wirtschafts- und Finanzgeschehen zu werden und ohne die die FED heute keine wesentliche Entscheidung mehr treffen kann.
BlackRock verwaltet für seine Kunden mehr als 7,4 Billionen Dollar und bewegt damit mehr Geld als irgendein anderer Finanzkonzern. Der Fonds hält Aktienpakete und Beteiligungen an 18.000 Firmen, darunter alle großen Player an den Finanzmärkten, und kann sämtliche Märkte der Erde auf Grund dieser Beteiligungen entscheidend beeinflussen.
Vor allem aber verfügt BlackRock über einen Trumpf, der das Unternehmen auch über sämtliche Zentralbanken der Welt erhebt: Aladdin, ein System aus mehreren tausend Großrechnern, das insgesamt etwa 30.000 Investmentportfolios im Gesamtwert von 15 Billionen US-Dollar betreut und zu dessen Kunden unter anderen die Deutsche Bank mit einem Anlagevermögen von etwa 900 Milliarden Euro zählt. Aladdin enthält die größte jemals gesammelte und analysierte Menge an finanziellen Insider-Informationen und kann zum Beispiel die Auswirkungen von Pandemien auf einzelne Portfolios simulieren.
Die Kombination aus Firmenbeteiligungen, Insiderinformationen und politischer Vernetzung als drittem Standbein hat BlackRock weltweit zum Herrscher des globalen Finanzgeschehens gemacht. Zwar kann der Fonds im Gegensatz zur Federal Reserve kein eigenes Geld schaffen, aber das ist für ihn auch gar nicht mehr nötig: Um den reibungslosen Betrieb des globalen Finanzsystems sicherzustellen und um es im Fall größerer Krisen zu stabilisieren, kann die FED gar nicht mehr anders, als mit BlackRock zusammenzuarbeiten.
Für Larry Finks Unternehmen bedeutet das: Die FED schafft Geld, BlackRock verteilt es an Unternehmen, an denen es selbst beteiligt ist und treibt die Finanzmärkte auf diese Weise nach oben oder nach unten, während es selbst auf steigende oder fallende Kurse wettet. Anders ausgedrückt: Man wirtschaftet sich gegen fürstliche Honorare in die eigene Tasche und schafft Bedingungen, die einem in Zukunft weitere Gewinne und einen zusätzlichen Machtzuwachs garantieren.
Wer im Zusammenspiel zwischen BlackRock und der FED inzwischen das treibende Element ist, zeigte sich übrigens in der vergangenen Woche. Da gab die FED nämlich bekannt, im Rahmen der Rettung des Finanzsystems vor den Folgen der Corona-Pandemie auch ETF’s zu kaufen, also börsengehandelte Fonds. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Die Hälfte des weltweiten Geschäftes mit ETF’s wird von einer Firma namens IShares dominiert – einer Tochter von BlackRock.
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Danke an die Autorin für das Recht zur Veröffentlichung.
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Bildquelle: rock-the-stock / shutterstock
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