Tagesdosis 19.12.2018 – Rettet den homo sapiens (Podcast)

Ein Kommentar von Rüdiger Lenz.

Das Interview mit Birgit Assel, das ich für KenFM machen konnte, hat teils löbliche Worte gefunden, teils Unverständnis bei vielen hervorgebracht. Sicher, das Thema Trauma ganz allgemein lebt ein Zwergendasein im Vergleich zu den geopolitischen oder finanzwirtschaftlichen Themen. Die Mehrheit der homo sapiens kann sich nicht irren, denn sie ist der Auffassung, dass ihm nur eine politische Lösung helfen kann. Nur meine Partei kann da helfen, alles andere ist Geschwurbel.

Wenn man aber einmal verstanden hat, dass unsere geopolitischen und auch finanzwirtschaftlichen Probleme einzig dadurch zustande gekommen sind, weil in uns selbst (nicht bei allen!) etwas ganz Grundsätzliches aus dem Ruder gelaufen ist und dieses Etwas mit unseren inneren Zuständen und inneren Weltbildern zu tun hat, dann versteht man dieses Thema auf eine andere Weise.

Ein Trauma ist das Erlebnis, und die Verdrängung der Gefühle, die mit dem Trauma verbunden sind, sind sein Ergebnis. Was bleibt, sind die ablehnenden Verhaltensweisen des traumatisierten Menschen, die irrationale Züge zeigen können. Doch was ist, wenn das irrationale Verhalten zur Norm gerät? Wenn Unsinn den Sinn des Lebens darstellt? Sind wir denn nicht von großem Unsinn umgeben? Ist es heute denn nicht schon so dermaßen irrational um den homo sapiens bestellt, dass er den Sinn seines Unsinnes nicht mehr versteht, verstehen will? Sicher trifft das nicht auf alle Menschen zu, doch auf die meisten leider schon. Und wenn die meisten Menschen ihr Leben für einen riesenhaften Unsinn hergeben, dann werden diese auch die mit ins Verderben reißen, die sich von diesem Unsinn nicht leiten lassen. Die Titanic ging unter, nicht die Menschen. Aber da die Menschen nirgends hinkonnten, gingen sie mit der Titanic unter. So verhält es sich auch mit unserem System. Es wird auch die mit sich reißen, die schon längst den ganzen Unsinn nicht mehr mitmachen.

Birgit Assel, Gast der Sendung M-Pathie auf KenFM, ist Traumaexpertin und sie arbeitet bis heute sehr intensiv mit Professor Dr. Franz Ruppert zusammen. Ruppert gilt als einer der wichtigsten Traumaexperten Deutschlands und sein Blick auf die Strukturen des Traumas kann man ohne Weiteres als Pionierarbeit verstehen. Wir leben in einer traumatisierten Gesellschaft, in der das Geburtstrauma nur eine Ebene dieser Traumagesellschaft bildet. Fast alle Menschen sind mehrfach traumatisiert. Davon ist Franz Ruppert überzeugt. Wenn das zutrifft, dann ist es kein Wunder, dass der homo sapiens sein Artensterben selbst in die Hand genommen hat.

In einem Interview, ganz egal wie lang es sein mag, ist es nicht möglich, alle Aspekte zu erörtern. ALLE Interviews, die ich für KenFM im Sinne des Formats M-Pathie machen werde, sollen Anreize bieten, sich weiter zu informieren. Das Kernthema des Formats, werden soziale Themen sein.

Warum so ein Format? Weil der Worte genug gefallen sind und Taten folgen sollten. Ich, Rüdiger Lenz, bin zutiefst davon überzeugt, dass wir unseren der Drops-ist-gelutscht-Zustand nur dann überwinden werden, wenn wir wieder einen anderen inneren Zustand in uns zulassen und diesen mit Leben füllen. Dieser innere Zustand bedeutet, Mitgefühl mit sich selbst zu bekommen. Mitgefühl mit den anderen. Das ist der Sinn des Formats. Nicht die Analyse.

Wir haben diesen Zustand verlassen, vielleicht seit der Zeit, wo wir von den Wildbeutern zu den Ackerbauern und Viehzüchtern wurden, vielleicht. Wir sind seitdem dabei, uns selbst mit immensem Potenzial von der Landkarte des Lebens zu tilgen. Diesen radikalen Weg werden wir nicht einhalten, wenn wir Symptome besprechen, aber die Ursachen möglichst dabei meiden. Geopolitik und Finanzwirtschaft, Krieg und Versklavung sind die Symptome, nicht die Ursachen. Das zu verstehen fällt bis heute den meisten Menschen schwer. Doch es werden immer mehr Menschen, die diese Sichtweise teilen, weil sie angefangen haben, die Dinge in sich selbst zu sehen.

Das Thema des Geburtstraumas, auf das ich erst durch den persönlichen Kontakt mit Birgit Assel gestoßen bin, halte ich für ein sehr wichtiges Thema. Denn es zeigt, wie wir oft schon nach der Entbindung völlig falsch aufeinander zugehen. Wir können nicht einmal wirklich etwas dafür. Erst der Blick von oben zeigt uns auf, wie unnatürlich wir diesen Vorgang gestalten. Es ist ein Entfremdungs-Prozess, der vor vielen Generationen schon begonnen wurde.

Die Traumatisierung der Menschen beginnt mit dem ersten Schritt, in dem wir fast alle zu Objekten gemacht werden und keine Subjekte mehr sein dürfen. Das ist der springende Punkt und er tut weh. Sehr weh.

Es ist nur all zu menschlich, dass alles als völlig absurd oder als vollkommene Spinnerei abzutun.

Erst wenn wir in unseren Gesellschaften für diese inneren Zerreißproben offen werden, uns unserer Wut selbst auch stellen, erst dann wird Heilung möglich. Heilung davon, die inneren Wutgefühle auf andere Menschen zu projezieren.

Die gesamte Gewaltspirale, vom Anbrüllen bis zum Krieg sind Projektionen, oft auch in hochintellektuellen Pamphleten ausgetragen, aber es bleiben Splitterbomben des eigenen unterdrückten Selbst.

Der Mensch könnte völlig frei sein, frei handeln, fühlen und denken. Er könnte völlig freie Entscheidungen treffen, wenn da nicht die vielen Gesellschaftsprozesse wären, die aus dem Menschen ein Objekt für die Gesellschaft formen würden. Wer dies einmal auf diese Weise durchschaut hat, der kann gar nicht in politischen Lösungen echte, für den Menschen wirkungsvolle Lösungen sehen. Alle politischen Lösungen sieht ein solcher als eine Verschlimmbesserung des Problems selbst an. Wir brauchen keine bessere Politik in dem Sinne, wie sich die Politik selbst definiert. Der Mensch muss anders werden, das sagte schon Rudi Dutschke. Alle wirklich weisen Menschen sagen das: Erst muss der Mensch wieder zu seinem Ursprung zurückfinden. Doch was ist der Ursprung?

Der menschliche Ursprung ist dort, wo der Materialismus nicht sein kann. Das ist der Ursprung. Erst wenn der Mensch nichts mehr anhäuft, um der Anhäufung willen, erst dann ist er wieder dort, wo er überleben wird. Das geht aus dem lesenswerten Buch Eine kurze Geschichte der Menschheit von Yuval Noah Harari hervor. Harari ist Universalhistoriker. Ihn interessiert die Geschichte des homo sapiens, nicht etwa die einer Nation oder eines Kontinents oder eines bestimmten Themas dieser Spezies. Er wagt den ganz großen Blick auf uns und zeigt in seinen Büchern auf, wo wir falsch abgebogen sind und was das für Folgen hatte und noch immer hat.

Solange wir auf die geopolitischen und finanzpolitischen Verwerfungen hinweisen, solange wir also Ersatzstrukturen in Weltbilder ausformen, und uns gegenseitig mit der besseren Weltideologie gegenseitig in Kriege zerren, wird es nicht besser. Herrsche und Teile, das ist nichts von da oben auf uns wirkendes. Das produzieren wir selbst. Es ist ein Krankheitsbild, eine wahnhafte Verirrung der Spezies homo sapiens, von der der Universalhistoriker Yuval Noah Harari sagt, dass unser Untergang dort losging, wo wir Viehzucht und Ackerbau begannen. Damit begann das Anhäufen von immer mehr, es erzeugte den Staat und den Mangel, obwohl alles im Überfluss vorhanden war. Es erzeugte die abnormen Machtstrukturen. Das alles begann vor gut 15.000 Jahren. Und heute bestimmt diese Matrix uns alle, oben wie unten.

Das System dieser ganzen Wirklichkeit, die unsere Realität vollständig im Griff hat, erzeugt auch unsere inneren Zustände, unsere Konditionierungen und Traumen. Wie macht das System das? Ganz einfach: Weil wir daran glauben, dass es das alles auch wirklich gibt. Weil Menschen an übergeordnete Ideen glauben. Das unterscheidet uns vom Tier. Wir können anhand einer einzigen Idee Millionen Menschen in die gleiche Richtung schicken. Tiere können solche immensen Energien nicht freisetzen. Das ist in Wahrheit unsere Krone. Doch diese Krone ist zugleich auch unser Verderben.

Die Uhr tickt und sie tickt nicht da draußen. Sie tickt in uns und wir sind diese Uhr. Wir sind auch der Drops, an dem die Zeit lutscht. Mittlerweile halte ich Leute, die das vehement leugnen und einen für blöd halten oder einen scharf beleidigen für einen Teil des Problems. Das habe ich ja in meinem letzten Buch explizit beschrieben: Unsere Art zu leben ist das Problem. Nicht Stalin, nicht Mao, nicht Hitler waren je das Problem. Denn viele Menschen haben ihnen die Macht gegeben, über ihr Schicksal zu bestimmen. Das tun die Menschen deswegen, weil die Idee an dieses System sie dazu bringt, sich selbst dafür stark zu machen, dass die Idee in die Welt kommt. So verfestigen sich Ismen. Es ist die Überzeugung selbst, die einer Religion gleich kommt, die alle Kräfte beim homo sapiens mobilisiert, damit aus dieser Idee das Recht zum Leben gedeiht. Und dies geschieht einzig wieder aus der Angst heraus, nicht zu begreifen, dass es eine Führung gar nicht gibt. Es gibt nur die Fügung.

Das aber wird stets ausgeklammert. Das ist das Symptom, ja die ganze Symptomatik von Traumen. Man verdrängt das eigene Selbst, seine ganzen gefühlten Anteile des Menschlichen und straft diejenigen ab, die wieder menschlich werden. Das ist einer der Kreisläufe von Traumen, die eine ganze Gesellschaft im Griff haben.  Heute stehen wir wieder kurz vor einem Kulminationspunkt gesellschaftlicher Traumagenese. Wir müssen damit beginnen, uns darüber im Klaren zu werden, warum wir sind, wie wir sind. Tun wir das nicht, dann wiederholt sich die Geschichte. Doch sie wiederholt sich nur deshalb, weil wir unser Verhalten wiederholen. Wir sind es, die die Geschichte machen. Geschichte an sich gibt es gar nicht.

Änderten wir dies, es gäbe nie wieder eine Merkel, ein Trump, ein Stalin oder Horden von Leuten, die im kritischen Menschen einen sonst was erkennen wollen, nur um ihren Schmerz auf andere Gruppen zu projizieren. Es ist die ewige Benennung eines Feindes im eigenen Weltbild. Der Feind ist eine Projektion der eigenen inneren Feindseligkeit, die sich durch so ein Verhalten im Anderen verifiziert – über eine dauerhafte Projektion der inneren Bilder, die unsere Weltbilder formen. Wie aber kann man selbst in einer an sich kranken Gesellschaft, von ihr erzogen, gesund heranreifen?

Der Mensch, auch davon bin ich überzeugt, ist kein homo ökonomicus. Der Mensch ist ein spirituelles Wesen. Reif, sich selbst in sich selbst zu erkennen, das Universum in sich zu fühlen und somit dem göttlichen Prinzip nahe zu kommen. Wohl gemerkt, dem göttlichen Prinzip, was nicht gleichbedeutend ist mit Gott.

Unsere Traumen führen uns in die unterschiedlichen Angstkäfige. Die Angst ist das Gegenteil von Spiritualität. In der Spiritualität gibt es keine Angst mehr – nur Liebe, zu allem. Weil dort das Gefühl zur Liebe all eins ist. Wer hier nun mit Wissenschaft kommt, der zerbricht das Spirituelle wieder. Denn der Verstand ist nicht dazu da, Sinn zu erfassen. Er ist dazu da Effektivität zu erwirken, die über das Fühlen erst wahrgenommen werden kann. Daher ist es immer der Herzverstand, der uns Richtung und Ziel gibt. Reine Effektivität ist eine Welt, in der wir derzeit alle leben. Ihr fehlt das Gefühl.

Der Unterschied zu den Menschen, die nur an geopolitische und finanzpolitische Lösungen glauben, ist das Gefühl. Wo kein Gefühl für das Wissen steht, steht das Recht haben müssen. Auch das sehen wir überall. Ist das Gefühl mit dem Wissen verbunden, steht die Verbundenheit mit allen Menschen. Seelendinge, Psychosachen oder Spiritualität leben deswegen ein Schattendasein für Menschen, weil sie z.B. glauben, inständig und mit hoher Moral, dass der Mord an John F. Kennedy aufgeklärt gehört. Erst dann ist alles gut. Oder dass die wahren Täter von 9/11 gefasst werden müssen, erst dann wird wieder alles gut. Ich glaube das nicht. Denn es verhindert keineswegs, dass sich neue Menschen daran machen, um neue Ideen zu schmieden, mit den dann Millionen weitere Menschen infiziert von einer absoluten Wahrheit sprechen werden.

Es wäre ein weiterer Fortschritt der Menschheit, wenn wir den nächsten Schritt wagten. Dieser wäre ein Abschied von der Manifestation, dass Ideen sich wie Viren verhalten können. Doch dieser Schritt bricht mit allen Traditionen. Daher werden ihn die meisten nicht gehen können. Er vereinnahmt die Erkenntnis, dass es objektive Wahrheiten gar nicht gibt. Und er verinnerlicht die Sichtweise, dass Wahrheit nur subjektiv zu erfassen ist. In der Quantentheorie weiß man diese Sicht auf die Welt nun bald einhundert Jahre lang. Doch unser Verstand kann diesem Tempo in der Masse nicht folgen. Und wer dies hier nicht annehmen kann, dem empfehle ich die letzten zweieinhalb Minuten KenFM im Gespräch mit Dirk Müller anzusehen.

Der ganze Überbau des erlernten Wissens über die Finanzen dieser Welt hat dieser Mister Dax mit Bravour erfasst. Es ist spannend, was er da zu sagen weiß. Doch in seinen letzten Sätzen sagt er etwas, dass sein zuvor Gesagtes kippt. Warum? Weil er instinktiv ganz genau weiß, dass sein Wissen nur eines wirklich entblößt: Die Symptome einer Krankheit, an der der homo sapiens sterben wird, wenn er das nicht überwindet: Geld einzig in Macht zu wandeln. Die letzte Frage an Dirk Müller zeigt, dass auch der Moderator bei den inneren Fragen und Antworten angekommen ist und dass ihn diese immer stärker einnehmen. Seine Reaktion auf die Antwort von Dirk Müller zeigt, wie goldrichtig diese letzte Frage war. Jeder Mensch, der sich ändert, ändert sein Universum gleich mit. Wenn wir gemeinsam den homo sapiens retten, dann retten wir auch die ganze Welt.

Quellen

https://kenfm.de/m-pathie-birgit-assel/?fbclid=IwAR3CmobLf87tkgxHVAn-dBgk9LIjqVOM3q-Vgl4r0iEFtqchTjMCGVO2JE0

https://kenfm.de/dirk-mueller/

https://www.randomhouse.de/Paperback/Eine-kurze-Geschichte-der-Menschheit/Yuval-Noah-Harari/Pantheon/e441313.rhd

https://www.klett-cotta.de/buch/Trauma/Wer_bin_Ich_in_einer_traumatisierten_Gesellschaft_/96791

https://www.rubikon.news/artikel/die-untertanenfabrik

https://www.rubikon.news/artikel/die-traumatisierte-gesellschaft

https://www.rubikon.news/artikel/der-frieden-sind-wir

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