Ein Kommentar von Bernhard Loyen.
Der Begriff Heimatfront bezeichnete ursprünglich die Einbeziehung der Zivilbevölkerung in Kriegshandlungen, auch wenn die eigentliche Front außerhalb der Lebensräume der Bevölkerung liegt.
Diese Einbeziehung kann zum Beispiel durch kriegerische Handlungen hinter der Front, oder durch Arbeit der Zivilbevölkerung in der Rettungsindustrie oder militärischen Logistik geschehen(1).
Die gegenwärtige moderne Heimatfront besteht in der medialen Unterstützung, d.h. politisch forcierte kriegerische Planspiele und Umsetzungen werden tatkräftig mit entsprechender Logistik der Medienanstalten unter das Volk gebracht. Man kann in den letzten Tagen, seit der erneuten Bombardierung syrischer Ziele durch die drei treibenden Nato-Mitglieder USA, Frankreich & England, diverse Beispiele erfahren und ist weiterhin sprachlos, ob der knallharten Manipulation und Irreführung eines Großteils der deutschen Bevölkerung.
Am Sonntag der letzten Woche glänzte, mal wieder, die Subjektivität der Öffentlich-Rechtlichen-Medien bei der Besetzung der Gäste vom Talk-Format Anne Will. Thema Syrien. Gleich drei der fünf Anwesenden sind nachweislich Vorstandsmitglieder der Atlantik-Brücke. Objektive, bzw. ausgewogene Bürgerinformation geht anders, wird also bewußt verhindert.(3)
Nehmen wir Beispiele aus der Sendung “Hart aber Fair” vom Montag dieser Woche. Der Titel lautete: Mit dem Finger am Abzug. Wie zügellos ist Donald Trump? Schon die Eröffnungsfrage des Moderators gab die Sendestrategie vor. Das Ergebnis einer Umfrage mit dem Titel “Wer macht ihnen mehr Sorgen Wladimir Putin, oder Donald Trump?” lautete: 53% Putin und 82% Trump. Daraufhin fragte der Moderator Plasberg den ehemaligen Tagesthemen Moderator Thomas Roth:….finden Sie das nachvollziehbar, dass wir sehr viel mehr Angst haben in Deutschland vor einem amerikanischen Präsidenten, einem verbündeten Land? Roths Antwort: Ich tue mich ehrlich gesagt, damit schwer. Danach durfte der Historiker Michael Wolfssohn die Verhältnisse gerade rücken, d.h. den 82% Fehlgeleiteten den Weg zurück zur Vernunft erklären: Der Titel der Sendung sei falsch gewählt. Nicht Trump sei zügellos, sondern Putin. Er belehrte die Zuschauer: Putin führt Krieg in der Ukraine, hat die Krim annektiert, er ist kriegerisch tätig in Syrien, hat in Tschetschenien schon in seiner Anfangszeit die Freiheitsbewegung dramatisch und blutig niedergeschlagen, also zügellos nur Trump?, sprach der Hochschullehrer des Jahres 2016 (3)(4). Der Moderator lächelte.
Cem Özdemir von den Grünen durfte diese Woche über die Zeitung Die Zeit Erhellendes zum Thema Syrien referieren. Aus gelebter Erfahrung durch den Jugoslawienkrieg, den seine Partei, die Grünen, als treibende Kraft mitmachte, bedauerte er: Der eigentliche Fehler war doch, dass der – von mir sonst sehr geschätzte – frühere US-Präsident Barack Obama schon 2012 seinen Worten hätte Taten folgen lassen müssen, nachdem er den Einsatz von Chemiewaffen im Syrienkrieg als rote Linie bezeichnete, die nicht überschritten werden dürfe. Doch danach geschah nichts. Der Interviewer hakt dezent nach, Özdemir pariert knallhart: ZEIT ONLINE: Sie haben also kein Verständnis für die Kritik an dem aktuellen Einsatz in Syrien? Özdemir: Die Stimmen all derer, die den Einsatz jetzt sehr laut kritisieren – und damit meine ich jetzt nicht meine eigene Partei, sondern vor allem die Linkspartei und die AfD –, die hätte ich gerne gehört, als in den vergangenen Jahren in Syrien eine halbe Million Menschen ihr Leben und sieben Millionen Menschen ihre Heimat verloren haben. Als der syrische Diktator Assad dort Blutbad um Blutbad anrichtete, unterstützt von seinem Paten Wladimir Putin und dem Iran, da habe ich auf Demos sehr wenige Kollegen von der Linkspartei getroffen und wenige von denen, die jetzt schrill von einem Krieg des Westens sprechen.(5)
Schon am Vortag schlug die gleiche Zeitung die Kriegstrommeln: Deutsche Soldaten für Nordsyrien: Die Bundesregierung muss begreifen, dass sie mit der Fortsetzung ihrer Politik des Nichts Tuns entsetzlich hoch pokert. Wer die Kurden jetzt allein lässt, öffnet die Büchse der Pandora. Während der Bundeswehreinsatz in Afghanistan sicherheitspolitisch nicht wirklich Sinn ergibt, würde eine demonstrative französische und deutsche Truppenpräsenz in Nordsyrien einen Krieg verhindern.(6)
Wir lernen, der Freiheitskampf für Deutschland, verteidigt am Hindukusch ist passe. Nichts mehr zu holen. Jetzt heißt es auf zu neuen Einsatzgebieten.
Es gibt Gegenstimmen. Davon erfahren aber die meisten Bürger nichts. Weder im Fernsehen, noch in den Zeitungen. Am 12. April erschien in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Aufruf mit dem Titel: Dialog anstatt Eskalation. Rubikon informiert: In der Wortmeldung heißt es, zu einer gleichberechtigten Partnerschaft mit Russland „gibt es keine vernünftige Alternative“. Ein „Zusammenbruch der westlich-russischen Beziehungen und der Abbruch fast aller Gesprächsforen drohen auch noch den Rest an globaler Stabilität zu gefährden“. Worauf es jetzt in erster Linie ankomme, sei „die Überwindung der Sprachlosigkeit. Über alle Konflikte und Streitpunkte mit Russland muss offen geredet werden, ohne Vorbedingungen, Vorverurteilungen und Drohungen.“(7). Die Autoren des Aufrufs lauten:
Helmut Schäfer (Staatsminister im Auswärtigen Amt 1987–1998)
Edmund Stoiber (bayrischer Ministerpräsident 1993–2007)
Horst Teltschik (Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz 1999–2008)
Günter Verheugen (EU-Kommissar 1999–2010)
Antje Vollmer (Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages 1994–2005)
Neben dem Inhalt des Aufrufs (am Ende des Beitrags verlinkt(8)) ist die Odyssee der Verfasser, bis sie schlussendlich ein Medium zur Veröffentlichung gefunden haben, aufschlussreich über die funktionierende Heimat – Desinformationsfront: Der Aufruf sollte ursprünglich in der „Süddeutschen Zeitung“ erscheinen. „Doch die lehnte eine Veröffentlichung in ihrer Gastbeitrags-Rubrik ,Außenansicht‘ ab. Auch bei der ,Frankfurter Allgemeinen Zeitung‘ war das Interesse offenbar gering. Kurzfristig finde sich dafür kein Platz im Blatt, hieß es am vergangenen Freitag, ob die Autoren sich nicht lieber einen anderen Publikationsort suchen wollten. Mit ein paar Tagen Verzögerung erschien der Aufruf schließlich am gestrigen Donnerstag dann doch noch in der FAZ-Gast-Rubrik ,Fremde Federn’.“(9)
Die Süddeutsche zitierte lieber regierungstreu den aktuellen Außenminister Heiko Maas: “Ich bin der Meinung, dass das, was dort geschehen ist, nicht ohne Konsequenzen bleiben kann”, Die enge Abstimmung von Frankreich, Großbritannien und den USA sei ein Hinweis darauf, dass man mit der Situation verantwortungsvoll umgehe und keine Eskalationsspirale in Gang setzten wolle. “Es ist wichtig, dass die westliche Staatengemeinschaft geschlossen auftritt und den Druck auf Russland erhöht.”
Ursprünglich sollte die heutige Tagesdosis Internationale Task Farce lauten. Drohungen und militärische Gewalt, basierend auf Halbwahrheiten & Lügen, dazu eine Menge Politiker fragwürdiger Kriegsgeilheit wie Alexander Graf Lambsdorff & Cem Özdemir. Vielleicht sollten diese beiden zusammen mit Heiko Maas sich durch den alten Dschinghis Khan Hit und ein paar Wodka bewußt werden, wo sie da gerade zündeln:
Moskau, Moskau
Wirf die Gläser an die Wand
Russland ist ein schönes Land
Ho ho ho ho ho, hey!
Quellen
(1) – https://de.wikipedia.org/wiki/Heimatfront
(3) – https://www.hochschulverband.de/pressemitteilung.html?&no_cache=1&tx_ttnews%5Btt_news%5D=250#_
(7) – https://www.rubikon.news/artikel/dialog-statt-eskalation
(9) – https://uebermedien.de/26991/selten-so-eine-mediale-einheitsfront-gesehen-wie-in-bezug-auf-russland/
+++
Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
+++
KenFM bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Meinungsartikel und Gastbeiträge müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
+++
Alle weiteren Beiträge aus der Rubrik „Tagesdosis“ findest Du auf unserer Homepage: hier und auf unserer KenFM App.
+++
Dir gefällt unser Programm? Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten hier: https://kenfm.de/support/kenfm-unterstuetzen/
Kommentare (10)