Ein Kommentar von Mathias Bröckers.
Ich hoffe, Sie haben die Giftgas-Wochen bei McMedien bisher gut überstanden. Zwar ist der britische Fake-Mac mit der giftigen Soße „einer Art, wie sie in Russland entwickelt wurde“ weiter im Angebot, aber abkaufen will der britischen Regierung diesen Whopper eigentlich keiner mehr. Zumindest keiner, der noch halbwegs bei Verstand ist und das seit dem römischen Reich in Europa etablierte Rechtssystem in Grundzügen verstanden hat. Danach reichen einfache Behauptungen für eine Anklage nicht aus, es müssen Beweise oder Zeugen dafür beigebracht und nach dem Grundsatz „audiatur et altera pars“ auch die beschuldigte Seite angehört werden. Seit die Römer einst Britannien kolonisierten, sind diese Regeln dort bekannt und blieben auch nach ihrem Abzug allgemein anerkannt. Mit dem Brexit freilich scheinen sich die Angelsachsen davon jetzt verabschieden zu wollen. Nicht anders jedenfalls lässt sich erklären, dass Theresa May und ihr Außenminister zwar Russland beschuldigen, einen zu ihrem Geheimdienst MI-6 übergelaufenen Agenten vergiftet zu haben, einen Beweis oder eine Probe des Gifts aber nicht zur Verfügung stellen wollen und stattdessen ultimativ „Erklärungen“ von Russland verlangen.
Dass das Nervengift von einer Art sei, „wie sie in Russland entwickelt wurde“ kann ja zutreffen, aber sagt in etwa soviel wie ein Polizeibericht, nach dem ein Sportwagen italienischer Bauart einen Unfall verursachte. Einer Regierung, die da auf die Idee käme, „die Italiener“ zu beschuldigen, würde man zu Recht an den Kopf fühlen, die britischen Beschuldigungen werden landauf landab in jedem McMedien-Outlet verbreitet. Das ehemalige Nachrichtenmagazin „Spiegel“ – schon lange vom journalistischen „Sturmgeschütz der Demokratie“ zur Gulaschkanone der Nato verkommen – titelt gleich über „Todesgrüße aus Moskau“ – obwohl bis dato niente, nothing, njet bekannt ist, wer die Grüße überhaupt gesendet hat. Mit Journalismus hat das nichts mehr zu tun, es sind Kampagnen wie „Los Wochos“ bei McDonalds.
Nachdem 18 Monate „Russiagate“ in den USA samt Sonderkommissionen, Ermittlungsausschüssen und täglichem Pressewirbel zu der sagenhaften Anklage von 13 russischen Facebook-Trollen führte, die gegen Hillary und für Trump und Sanders gepostet haben sollen, nachdem also diese gigantische Zirkusnummer nicht einmal heiße, sondern nur lauwarme Luft produziert hat, musste die britische Regierung jetzt offenbar nochmal nachlegen, um weiter Druck auf dem anti-russischen Propaganda-Kessel zu halten.
Dass man mit Fakes Fakten schaffen und Kriege beginnen kann hatte ja zuletzt Tony Blair eindrucksvoll bewiesen, als er behauptete die Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins könnten „in 45 Minuten“ Europa erreichen. Auch damals spielten die McMedien-Konzerne mit, verkauften den Fake ohne Nachfrage und Recherche als Realität und ein Großteil des Publikums lies sich noch in die Irre führen. Darauf hatte wohl auch Theresa May gesetzt, und die Regierungen Merkel und Macron halfen ihr ein wenig beim erzürnten Backen aufblasen gegen den bösen Iwan.
Aber es scheint – und das ist die gute Nachricht – dass diese durchsichtigen Propagandanummern nicht mehr richtig ziehen. Da mögen im Vorfeld der Wahlen in Russland sämtliche TV-Kanäle im Dauerfeuer „Dokumentationen“ über „Putin den Schrecklichen“ senden, da können auch die Wetterberichte bei 5 Grad Frost und Ostwind dauernd von „Russenpeitsche“ reden und die „Bild“-Zeitung im “Stürmer”-Stil Russen-Hetze und Putin-Haß verbeiten – die Bürgerinnen und Bürger kaufen ihnen den Bullshit einfach nicht mehr ab. Nach einer aktuellen repräsentativen Umfrage fordert eine Mehrheit der Deutschen eine Annäherung an Russland – und dieser Wunsch geht quer durch sämtliche Parteien und Bundesländer. Selbst unter Anhängern von CDU und SPD sind nur 19% für die Beibehaltung der aktuellen Konfrontation. Die GroKo wäre also gut beraten, auf ihr Wahlvolk zu hören, statt den haltlosen Parolen einer scheiternden Brexit-Präsidentin Folge zu leisten.
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