Ein Kommentar von Ernst Wolff.
Am Freitag machte folgende Meldung weltweit Schlagzeilen: „US-Präsident stoppt Iran-Angriff zehn Minuten vor dem Start.“ Übereinstimmend berichteten die Mainstream-Medien, Donald Trump habe einen Vergeltungsschlag der USA auf den Iran in letzter Minute verhindert, weil er den Tod von 150 Iranern nicht mit seinem Gewissen habe vereinbaren können.
Wer auch immer Donald Trumps Iran-Politik und seine Auseinandersetzung mit den US-Mainstream-Medien in der jüngeren Vergangenheit verfolgt hat, rieb sich verwundert die Augen: Wurde der Mann, der den Iran-Konflikt seit Monaten systematisch verschärft, die schlimmsten Kriegshetzer in sein Kabinett berufen und wegen der Sanktionen gegen den Iran bereits Tausende von Toten zu verantworten hat, allen Ernstes plötzlich von seinem Gewissen geplagt…?
Und wieso stellten die Mainstream-Medien wie die Washington Post, die New York Times oder der TV-Sender CNN, die seit zweieinhalb Jahren keine Gelegenheit auslassen, sich als erbitterte Gegner Trumps zu inszenieren, den Präsidenten plötzlich in trauter Einigkeit als ein von humanitären Regungen geplagtes Individuum dar?
Die Fragen beantworten sich von selbst, wenn man bedenkt, dass alle Beteiligten denselben Herren dienen und einen Krieg wollen, sich aber gleichzeitig darüber im Klaren sind, dass es zuvor noch ein riesiges Hindernis zu überwinden gibt – die Ablehnung eines Krieges durch die US-Bevölkerung.
Ganz offensichtlich haben sowohl die Medien als auch Trump aus den Fehlern seines Vorgängers gelernt: Barack Obama machte keinen Hehl daraus, wöchentlich Todeslisten für angebliche Staatsfeinde der USA zu unterzeichnen und sogar Kinder und Jugendliche als Opfer in Kauf zu nehmen. Bei der Ermordung Bin Ladens ließ er sich sogar zusammen mit Außenministerin Clinton als Live-Zuschauer der Hinrichtung vor dem Fernseher fotografieren.
Da das in der amerikanischen Öffentlichkeit nicht gut ankam, schlagen Trump und die Mainstream-Medien nun ganz offensichtlich einen anderen Weg ein und bauen dabei auf die Erfahrung eines Mannes, der sich als ehemaliger TV-Star im Showgeschäft bestens auskennt: Sie inszenieren Trump im Stil einer billigen Telenovela als einen von seinem Gewissen geplagten Menschenfreund.
Dabei enthüllen US-Politik und Mainstream-Medien auf eindrucksvolle Weise, wie sehr sie trotz aller medialen Schaukämpfe an einem Strang ziehen, wenn es darum geht, die amerikanische Bevölkerung im Interesse der Finanzelite zu manipulieren.
So haben beide die Vorfälle in der Straße von Hormus benutzt, um eine wahre Hasskampagne gegen den Iran und seine politische Führung zu entfesseln. Als die US-Armee unter ihrem Oberbefehlshaber Trump auch noch den Abschuss einer US-Drohne provozierte, um den ideologischen Feldzug gegen den Iran zu verschärfen, zögerten die US-Medien keine Sekunde und stellten den Iran umgehend als Aggressor dar. Trump wiederum kündigte in markigen Worten Vergeltung an und ließ die Welt glauben, ein begrenzter Angriff auf einzelne Ziele im Iran stünde unmittelbar bevor.
Dass es nicht dazu gekommen ist, hat sogar einige alternative Medien dazu veranlasst, Trump für seine „Zurückhaltung“ zu loben. Es scheint sie nicht zu stören, dass sie sich dabei in Gesellschaft der schlimmsten Kriegstreiber der Welt wie Fox News oder des Ex-FBI-Chefs Brennan befinden, der sofort bekannt gab, er „begrüße Trumps Entscheidung, auf einen unverhältnismäßigen Schlag zu verzichten, der zu etwa 150 Todesopfern geführt hätte.“
Trumps angeblicher Rückzieher hat die Kriegsgefahr keinesfalls verringert. Es handelt sich dabei auch nicht um Anfall von Menschlichkeit, sondern um ein sorgfältig inszeniertes Schauspiel, mit dem der politisch weitgehend ahnungslosen Mehrheit der US-Bevölkerung suggeriert werden soll, ihre Regierung handle nach ethischen Maßstäben und sei bemüht, unschuldige Opfer zu vermeiden.
Wie die statt des Luftangriffs von Trump angeordnete Cyber-Attacke und die dazu erlassene Verschärfung der brutalen Sanktionen gegen den Iran zeigen, arbeitet das Weiße Haus nach wie vor mit aller Macht daran, den Konflikt auf die Spitze zu treiben, um einen Krieg herbeizuführen, den die Finanzelite fordert und auf den vor allem die US-Rüstungskonzerne und die Fracking-Industrie ungeduldig warten.
Welches Ausmaß dieser Krieg aller Voraussicht nach annehmen wird, hat Donald Trump in einem gestern ausgestrahlten Interview mit dem TV-Sender NBC mit folgenden Worten angedeutet: „Wenn es dazu kommt, wird es eine Vernichtung geben, wie man sie noch nie gesehen hat.“
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