…oder doch nur für sich und seine Karriere?
Ein Kommentar von Rüdiger Lenz.
Ich fasse es nicht, aber der „100 Prozent Kanzlerkandidat“ Martin Schulz und dann wieder „100 Prozent verschwinde endlich“ Martin Schulz, dieser SPD-Primus interruptus schreibt, dass es nun an der Zeit sei, für Europa zu kämpfen. Schauen wir uns einmal an, was Herr Schulz damit wirklich meint.
Die “Meine-Oligarchen-Zuerst-Philosophie”
Meine erste Frage war, warum hat er das nicht während seiner Kandidatur alles gesagt, was er gestern auf Spiegel online schrieb? Weil er das alles damals, also vor gut zehn Monaten, noch nicht verstanden hatte, nicht wissen konnte? Mein Gott! Viele Bürger hatten das alles ja vor über achtzehn Monaten schon erkannt. Nicht jeder hier wird seinen Bericht gelesen haben, also zitiere ich aus selbigem.(1)
Zitat Anfang: Wir befinden uns mitten in einem globalen Kampf der Systeme und wir müssen verstehen, dass dies schon sehr bald unsere Art zu leben verändern wird, wenn wir nicht handeln. Es geht in der aktuellen Situation um nicht weniger als um die Verteidigung des offenen Gesellschaftsmodells, das unseren ganzen Kontinent prägt. Es geht um das Überleben der freien Demokratie. Die Kräfte, die dieses Gesellschaftsmodell angreifen, sind zahlreich. Mit Donald Trump haben die USA einen Präsidenten, der die Werte des Westens verhöhnt. Der offen fremdenfeindlich auftritt und bei dem Nationalismus und die Verachtung internationaler Partner zur Staatsraison aufgestiegen sind. Aber “mein Land zuerst” ist nicht ausschließlich die neue Philosophie der USA: Wir sehen sie in Moskau, in Peking und in Ankara. Allen ist eines gemeinsam: Ihre Verachtung für das Modell der aufgeklärten Demokratie. Zitat Ende.
Tun Sie nur, oder so sind Sie wirklich so naiv, Herr Schulz? Die „Mein-Land-Zuerst-Philosophie“ ist in Wahrheit doch bloß eine „Meine- Oligarchen-Zuerst-Philosophie”. Und jeder hat seinen eigenen Eliten-Club und Merkel den ihrigen. Was wenn Sie, Herr Schulz, Kanzler geworden wären, welcher dann wohl ihr Club geworden wäre?
Rechtsaußen ist die Regierung selbst
Danach folgt eine Schwarzmalerei nach der Anderen. Alle werden als rechts oder auch als rechtsaußen definiert. Er schreibt, dass auch unser Land davon ergriffen sei. Lieber Herr Schulz, bei allem Respekt, aber das war absehbar, lange absehbar. Noch bevor Sie zum Kanzlerkandidaten von der SPD gewählt wurden, war das absehbar. Zählte man damals schon die Pleite Griechenlands und Englands Austritt aus der EU zusammen, so bekam man ein dickes, leuchtendes rotes Minus zum Ergebnis. Und hätten Sie das auch gesehen, so hätten Sie schon während Ihrer Kandidatur ein dickes fettes Gegenargument gehabt, um der Kanzlerin nicht zu schmeicheln, was Sie aber lieber taten. Sie verhalfen Frau Merkel zu ihrer vierten Kanzlerschaft. Sie schwiegen über alles, was sozial hätte nicht verschwiegen werden dürfen. Und jetzt beschweren Sie sich. Klingt etwas…unglaubwürdig? Herr Schulz, ich verrate Ihnen jetzt die unbequemste aller Wahrheiten Ihres Schlages: Das Rechtsaußen in diesem Land ist allerbestens getarnt. Es ist die Regierung selbst. Sie ist kriegs- und zerstörungsgieriger als alle Neonazis in diesem Land zusammen. Denn deren Mehrheit ist eh Teil der Regierung, also des Verfassungsschutzes. Das Gleiche gilt übrigens, Herr Schulz, auch für die linksradikale Szene. Aber bleiben wir am Ball.
Das Schulz-Modell unveräußerlicher Grundrechte
Liebe Leser, ich muss euch noch einmal etwas Mut abverlangen, denn ich werde dieses politische Chamäleon noch weiter zitieren. Weiter schreibt Martin Schulz, Zitat Anfang: Europa steht für ein Modell, in dem Staaten und Völker sprachliche, kulturelle, ökonomische und geographische Grenzen überwinden; in dem sie ihre Wirtschaft und ihre Politik so vereinen, dass sie sich gegenseitig stärken und die Kraft, die sie dadurch erwerben, nutzen, um dem einzelnen Menschen seine unveräußerlichen Grundrechte zu garantieren. Es ist dieses Modell, das verhindert, dass dieser Kontinent nochmals in den Abgrund geht, in den er im 20. Jahrhundert zweimal gestürzt ist. Gestürzt durch die Verführer, die schon damals propagierten: “Mein Land zuerst!” Die in den Fremden den Feind der Völker sahen, die Religionen pauschal verdammten, die Minderheiten jagten, statt sie zu schützen, die vom Erbfeind sprachen und nur eine Meinung gelten ließen: ihre eigene. Die Generation, die diese Abgründe überlebte, baute dieses Europa tolerant, respektvoll, Würde bewahrend, als historische Antwort der zweiten auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts und bescherte Generation um Generation, zunächst nur in Westeuropa, und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in fast ganz Europa, Freiheit, Frieden und Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Was für ein Erbe, das es zu verteidigen gilt. Es muss klar sein: Diejenigen, die heute die EU zerstören wollen, greifen ein Modell an, das uns seit mehr als sieben Jahrzehnten Frieden und Demokratie garantiert. Zitat Ende.
Politik gegen die Bürger ist wohl durchdacht
In was für einer Welt, geehrter Herr Schulz, leben Sie eigentlich? Welches Europa meinen Sie eigentlich? Welches Europa hat denn von den beiden Kriegen etwas gelernt? Ich möchte hier einmal sehr deutlich betonen, Herr Schulz, dass gerade die Politiker in diesem Land nicht gerade viel von den beiden Kriegen gelernt haben. Hätten sie es tatsächlich, so wären wir heute nicht im Turbokapitalismus, besser, im Korporatismus und dem Elitenkomplex steckengeblieben. Hochgezüchtet zum „militärisch industriellen Medien-Komplex“. Es sind nicht die Bürger, die jetzt anfangen, die AfD zu wählen, weil sie zu schlicht oder irgendwie problematisch seien. Ihre politischen Entscheidungen und die der Merkelschen CDU/CSU/SPD/FDP-Politik war es, die Teile der Bürger in eine andere Richtung rennen ließen, als es Ihnen und Ihresgleichen jetzt „öffentlich“ beliebt. Sie allesamt haben die AfD und PEGIDA erst zu einem Magneten der Unzufriedenen hochkochen lassen. Gleichfalls haben Politiker wie Sie die Unzufriedenen vermehrt. Sie haben diesen Rechtsruck mitbewirkt. Mir scheint die Politik gegen die Bürger Europas war wohl durchdacht. Und ein Ende ist nicht in Sicht.
Die Putzerfische des Finanzadels
Sie sind ein seltsamer Typ, Herr Schulz. Sie huldigen in Wahrheit noch immer einem gut getarnten Nationalismus. Vielleicht weil das deutsche Bier so gut schmeckt oder weil der deutsche Geldadel sie anspornt? Sie schreiben weiter, Zitat Anfang: Ein proeuropäisches starkes Deutschland hat mit seinen Partnern, allen voran Frankreich, die Kraft, unser Friedensmodell nach außen zu verteidigen und nach innen vor den Vabanque-Spielern zu schützen. Für ein weltoffenes Deutschland in einem vielfältigen Europa einzutreten ist wahrhaftiger Patriotismus. Zitat Ende.
Sie glauben doch nicht ernsthaft an das, was Sie da geschrieben haben. Denn wenn doch, dann sind Sie naiver als es die Polizei erlaubt. Denn das Maul der weltweiten Spieler hat längst große Teile der EU, Deutschlands und Frankreichs verschlungen. Und Leute wie Sie und Frau Merkel sind die Putzerfische dieses großen Mauls. „Unser Friedensmodell“, von dem Sie in Ihrem Artikel schreiben, zündelte in der Ukraine mit, unterstützte waschechte ukrainische Nazis. Sie schafften es sogar, den europäischen Bürgern die Mär vom bösen Russen wieder zuzumuten und befähigten die europäischen Staaten dazu, ihre Waffen gegen Russland und das russische Volk in Stellung zu bringen. Was ich und die meisten Menschen in diesem Land davon halten, dem enthalte ich mich lieber, hier öffentlich zu äußern.
Das Gemeinwohl ist ein Plumpsklo
Martin Schulz glaubt, dass die SPD die führende Rolle zur Stärkung Europas einnehmen soll. Das hieße faktisch, dass niemand in der SPD mehr unter dem Schröderniveau Politik machen sollte. Mit anderen Worten: Sozialabbau und Privatisierungen for ever! Wissen Sie was, Herr Schulz? Ihre Einstellung zwingt immer mehr Bürger in ganz Europa dazu, sich nach rechts zu wenden. Auch wenn die Leute wissen, dass das nicht ganz so gut ist, so wissen sie dennoch ganz genau, dass von den Anderen politischen Strömungen nichts mehr zu erwarten ist. Außer immer mehr Steuern zu zahlen. Mehr Schuften für einen Hungerlohn. Mehr doppelte Jobs, weniger Familienleben, höheres Renteneintrittsalter. Mehr Druck und Gleichmacherei in Schulen und damit muss immer mehr Ritalin in die Schüler gepumpt werden. All das, was die Bürger wollen, dass wird von den Finanzinteressen Dritter, deren Peitsche Sie allzu gerne wieder werden wollen, weitestgehend unterdrückt. Und wenn dann doch wer dem entkommt, dann wird er sozial geächtet, diffamiert und möglichst mit Repressalien überhäuft. Hilft das immer noch nicht, dann wird so jemand in die Antiecke gehetzt und möglichst arbeitslos und mittellos performt.
Alles was den Menschen in dieser Gesellschaft als Wähler bleibt, ist, für Leute wie Sie zu arbeiten, für ihre Diäten, für ihre Karrieren, für ihre Ideen, die nur Führungslose noch brauchen. In Wahrheit braucht es erheblich weniger Politiker. Politiker tun en gros nur so, als seien sie wichtig, unersetzbar und die Schöpfer von Glück und Zufriedenheit, von Gesundheit und Wohl in dieser Gesellschaft. Sie vermehren Unglückseeligkeit und davon von Jahr zu Jahr immer mehr. Politiker wie Sie, Herr Schulz, vergrößern die Destruktivität der Gesellschaften untereinander und miteinander. Politiker sind häufig die Katastrophismen des Alltags. Denn nur Destruktivität bringt auf dieser Erdkugel, die endlich ist, unendliches Geldwachstum. Wir brauchen endlich Politiker, die diesen Wahnsinn stoppen und umkehren, in eine dem Menschen und der Menschlichkeit dienende Politik.
Wir sagen Nein! dazu. Wir dienen nicht mehr länger euren Interessen. Ihr seit dazu da, dem Gemeinwohl zu dienen und alles zu unterlassen, was dem Gemeinwohl nicht dient. Aber um dieses Gemeinwohl herum haben Leute wie Sie ein Plumpsklo gebaut. Ihr lasst auf uns eure seelische Notdurft herab. Es ist eure Aufgabe, genau das zu tun. Denn, so könnte man meinen, pro Kilogramm „drauf Herabgelassenem“ bekommt ihr sechs Monate einen lang ersehnten Posten.
Irre, wir behandeln die Falschen
Ich schließe diese Tagesdosis mit einem Zitat von Ihnen, Herr Schulz, das ich fast unkommentiert stehen lasse. Vielleicht fällt euch dazu ja noch etwas eure Sinne erheiterndes ein. Zitat Anfang: Es muss klar sein: Diejenigen, die heute die EU zerstören wollen, greifen ein Modell an, das uns seit mehr als sieben Jahrzehnten Frieden und Demokratie garantiert. Es geht nicht um Milliarden mehr oder weniger in Haushalten. Es geht um ein epochales Friedensmodell und das Überleben der liberalen Demokratie – und das ist jeden zusätzlichen Euro wert! Ich bin fest davon überzeugt, dass die überwältigende Mehrheit der Menschen in Deutschland und Europa uns unterstützen werden. Zitat Ende.
Diejenigen, die die EU zerstören wollen, lieber Herr Schulz, die haben die EU längst zerstört. Und Sie waren bisher Teil dieser Zerstörer, Herr Schulz.
Epochales Friedensmodell? Nennt man das nicht den Napoleon-Komplex? Das letzte epochale Friedensmodell kam, ich kann mich irren, von einem sehr bekannten Nazarener. Apropos Irren. Sie Herr Schulz und Ihresgleichen, Sie gehören allesamt nicht in die Politik. Sie gehören in eine Therapie. Irre, Herr Schulz, wir behandeln die Falschen. Denn die Normalen sind die wirklich kranken. Fragen Sie mal Manfred Lütz.(2) Der kann Ihnen sogar sein Buch „Irre, wir behandeln die Falschen“ von Hand signieren und gleich noch einen Termin in seiner Praxis offen halten. Und bitte, nehmen Sie Frau Merkel und Frau von der Leyen gleich mit. Bei Herrn Maas scheint ja das Maß der Möglichkeiten längst überschritten zu sein.
Quellen
(2) – https://www.youtube.com/watch?v=GQbVb_ltG78
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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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