Tagesschau und die Nachricht hinter der Nachricht

Eine Tagesschau-Entnahme und die Lieferung der fehlenden Parts.

Von Peter Frey.

Einige wichtige Fakten hat die ARD-Tagesschau in ihrer letzten Meldung zu Syrien mitgeliefert. So gesehen ist eine veränderte Art und Weise der Berichterstattung zum Thema – so man guten Willens ist – feststellbar. Trotzdem: In Überschrift wie Einleitung als auch im nachfolgenden Text benutzt sie nach wie vor die bewährten Instrumente der Propaganda.

So leitete also die Tagesschau ihre, an dieser Stelle untersuchte Nachricht ein (1):

Offensive in Syrien
Mehr als 500.000 Menschen auf der Flucht

(Stand: 04.02.2020 22:45 Uhr)

Die Lage in der syrischen Provinz Idlib wird immer dramatischer: 520.000 Menschen sind vor der Militäroffensive des Machthabers Assads geflohen. Die Türkei will weitere Geländegewinne der syrischen Armee verhindern.

Da stellt sich doch gleich die Frage: Kann eine Lage dramatischer sein, als in jenen Tagen des Frühjahres 2015, als islamistische Milizen – massenweise mordend – eine Schreckensherrschaft in Idlib errichteten? Islamisten waren es von Beginn an und der Mainstream hat das damals auch durchaus korrekt berichtet (2-4). Auch dass diese Islamisten mit al-Qaida verbandelt sind. Das bedeutet jedoch, dass es in Idlib niemals eine sogenannte Zivilgesellschaft gegeben hat, und eben in jenes Idlib sind bis heute hunderte Millionen US-Dollar und Euro geflossen – all dies in Form von Hilfsgütern? Desweiteren sind bereits damals, Hunderttausende Menschen aus Idlib geflohen – vor wem wohl?

Und trotzdem ist man bei der ARD-Tagesschau weiterhin feige oder ideologisch verbohrt genug, um auch jetzt noch – im Jahre 2020 – bei Idlib allen Ernstes von einer Rebellenhochburg zu fabulieren. Nein und nochmals nein: Dieser Sender betreibt – zumindest in seiner Politsparte – nie und nimmer das, was man unter Journalismus versteht.

Die knackige, emotional hoch wirksame Botschaft der Nachricht lautet: “Die Menschen fliehen vor dem Machthaber Assad”. Tatsächlich – weil es die UNO sagt?

“Im Nordwesten Syriens hat eine Militäroffensive mehr als eine halbe Million Menschen in die Flucht getrieben. Das teilten die Vereinten Nationen mit. Hintergrund ist ein Vormarsch der Streitkräfte des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad auf die Provinz Idlib.” (1i)

Das kennen wir von der ARD-Tagesschau: Sie berichtet ja nur, was andere gesagt haben und ist damit aus dem Schneider, unwahr berichtet zu haben.

Was sie aber getan hat, ist, eine Tendenz, eine Meinung gestärkt zu haben. Dahinter steckt ein in vielen Jahren vermitteltes Bild des “Machthabers”, mit dem wir passende, neue Nachrichten bequem verknüpfen können. Das also ist die Propaganda, die auf der Klaviatur unseres Unterbewussten spielt. Aber auch die Sachinformation ist falsch. Sie muss es sein, weil sie unzulässig vereinfacht und eine komplette Flüchtlingsbewegung – mit Zahlen übrigens die schwer nachprüfbar sind – einer “Militäroffensive des Machthabers Assad” zuschiebt. Wer warum wohin flüchtet: Damit werden wir uns an dieser Stelle noch befassen.

Auch der erste Absatz des nun folgenden Textes entspricht keineswegs seriösem Journalismus. Unendlich oft zelebriert, fällt es den Verfassern wahrscheinlich gar nicht mehr auf, wie inhaltlich nichtssagend der schlichte Verweis auf die UNO ist. Der Verweis ist genauso wenig präzise und prüfbar, wie es ihrerseits die Quellen der UNO selbst sind. Es ist eine reine emotionale Aufheizung, die völlig von dem wegführt, was da derzeit in Idlib tatsächlich passiert.

Haben aber die Leser die gerade beschriebene vereinnahmende, tendenziös ausrichtende Schwelle der Nachricht (Nachricht = danach richten!) überwunden, erfahren sie durchaus einige wichtige Sachinformationen. Wichtig ist, dass wir von der vorher erlittenen und auch weiterhin eingewebten Propaganda entkoppeln:

“UN-Generalsekretär António Guterres rief zu einem Ende der Gefechte zwischen der türkischen Armee und syrischen Regierungstruppen in Idlib auf. Dass die türkische und syrische Armee sich gegenseitig bombardierten, sei “äußerst besorgniserregend”, sagte Guterres.” (1ii)

“Äußerst besorgniserregend” ist zwar vordergründig die Tatsache der “gegenseitigen Bombardierung” – aber keinesfalls erstrangig. Ursache und Wirkung gilt es festzustellen und diese Bombardierungen gehören zur Wirkung. Um Geschehnisse einordnen zu können, ist es doch wohl nicht unerheblich, den Ort des Geschehens zu betrachten. Idlib liegt nun einmal nach wie vor auf syrischem Territorium – auch wenn das Erdogans Regierung perspektivisch gern anders haben möchte. Damit ist auch das Motiv benannt, warum die Syrische Arabische Armee (SAA) und die türkische Armee sich zunehmend in Kampfhandlungen verwickelt sehen. Syriens Militärs sind nicht in der Türkei, es sind die der Türkei, die sich illegal in Syrien aufhalten. Wir erleben den Tatbestand einer immer weniger verhüllten Aggression der Türkei im Norden Syriens.

DAS sollte besorgniserregend für den UN-Generalsekretär sein! Ist der Mann blind oder spricht er lediglich im Rahmen eines Auftrages, der mit der Charta der Vereinten Nationen gar nichts zu tun hat?

Die Frage, was türkische Truppen in Syrien zu suchen haben, wird also gar nicht erst aufgeworfen. Nun kann die ARD-Tagesschau-Redaktion gern argumentieren, dass sie ja nur berichten würde und Bewertung und Analyse daher in die Nachricht nicht einfließen müssen, ja nicht hineingehören. Aber das tut sie ja eben – und das nur einseitig. In dem sie reichlich Bewertungen wiedergibt, die ja aus irgendwelchen Analysen gespeist worden sein müssen – oder aus reiner Empörung oder gar beabsichtigt und berechnend?

“Seit dem 1. Dezember sind rund 520.000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben worden», sagte der Sprecher des UN-Nothilfebüros Ocha, David Swanson. 80 Prozent der Geflüchteten seien Frauen und Kinder.”

“Dass die türkische und syrische Armee sich gegenseitig bombardierten, sei «äußerst besorgniserregend»”, sagte Guterres
“Es gibt keine sicheren Orte in Idlib, Bomben fallen überall und selbst die, die von den Frontlinien fliehen, sind nicht sicher und da ist nur ein Meer von Menschen, die sich in alle Richtungen bewegen”, sagte Jens Laerke vom UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten.”

“Im Moment versucht Syrien, Gebiete zu gewinnen, indem es unschuldige und arme Menschen in Richtung unserer Grenze zwingt habe er [Erdogan] gesagt.”

“UNO warnen vor humanitärer Katastrophe.” (1iii)

Nach wie vor ist die grundsätzliche Sentenz in der Syrien-Berichterstattung, auf die Tränendrüsen zu drücken, statt objektiv zu berichten. Und ständig “Besorgnisse” zu zitieren, läuft auf das Gleiche heraus, als wenn man sie selbst äußern würde. “Besorgnisse” – also emotional eingefärbte Wertungen – gehören nicht in die Nachricht. Schon gar nicht, wenn nicht eine einzige hochgestellte Persönlichkeit zitiert wird, die äußert, worum wir uns tatsächlich sorgen sollten:

Hat die ARD-Tagesschau keine Person des öffentlichen Lebens gefunden, die es besorgniserregend findet, dass die Türkei nicht nur aktiv al-Qaida nahe Extremisten in Idlib unterstützt, sondern auch noch völkerrechtswidrig mit ihrer Armee im südlichen Nachbarland operiert? Das hat hat die ARD-Tagesschau nicht, weil sie erst gar nicht den Versuch gemacht hat. Man nennt so etwas auch Scheuklappendenken. Nun gehört dies aber in einen Bericht hinein, wenn man ihn schon reichlich mit, vor allem emotional wertenden Kommentaren gespickt hat. Denn so ist er nicht nur unsachlich, sondern auch unausgewogen, besser gesagt parteiisch.

Deshalb kann die ARD-Tagesschau auch nicht das Wort “befreit” über die Lippen bekommen. Ganz nach dem Motto “Um Gottes Willen, dann würden wir ja auf die Seite von Machthaber Assad wechseln”, scheuen sie “befreit” wie der Teufel das Weihwasser. Nur geht es darum gar nicht.

Wenn eine Armee die Souveränität über ein Territorium wiedererlangt, dass zuvor von militärischen Verbänden besetzt wurde, die großteils aus ausländischen Kämpfern und nach einer Agenda fremder Mächte operierten, dann ist das selbstverständlich eine Befreiung. Es ist eine Befreiung von eben diesen Milizen, von islamistischen Milizen, von terroristischen Milizen. Das ist eine Befreiung ganz im Sinne des Völkerrechts. Wie aber schreibt die ARD-Tagesschau:

“Zuletzt hatten die syrische Armee und Russland deshalb ihre Angriffe auf die Region verstärkt und größere Geländegewinne für sich verbucht. Truppen haben inzwischen den westlichen Rand der Rebellenhochburg Sarakeb erreicht.” (1iv)

Sachlich ist das schon deshalb falsch, weil “Rebellenhochburg” nun einmal nicht inhaltlich das beschreibt, was Idlib derzeit darstellt. Ohne Sinn und Verstand wird der Begriff einfach in den Bericht reingerotzt. Es ist Routine, man muss sich keine Gedanken darüber machen. Aber außerdem ist es manipulativ! Hier wird noch immer ein Spin gepflegt, der uns verklickern möchte, dass die “Guten” (Rebellen) von den “Bösen” (Assads Truppen) angegriffen werden, als ob die syrische Armee irgendeinen fremden, bedrohlichen Eroberer darstellen würde.

Der türkische Präsident Erdogan hängt auch in einer Filterblase. Gleichzeitig scheint er derzeit auszutesten, wie weit er gehen darf. So etwas lässt die ARD-Tagesschau unkommentiert stehen, dabei ist es bei Lichte betrachtet ungeheuerlich:

“Die Türkei wird laut Präsident Recep Tayyip Erdogan keine weiteren Geländegewinne des syrischen Militärs in der Provinz Idlib zulassen.” (1v)

“Geländegewinne” – wie nett. Das ist aber kein Sandkastenspiel, sondern ein Kampf um das Überleben – und zwar für Syrien!

Lassen wir uns nicht verstricken. Es geht nicht darum, wer da gut und wer böse ist. Es geht darum, dass die “Rebellen” in Idlib keine Rebellen sind – daher ist das ja auch kein Bürgerkrieg, und außerdem geht es darum, dass diese extremistischen Milizen illegal in Idlib operieren. Wir brauchen an dieser Stelle in keiner Weise prüfen, ob die Assad-Regierung wertewestlich integer ist oder nicht. Es spielt schlicht keine Rolle. Das Völkerrecht aber – wenn es denn noch einen Wert haben soll – das spielt sehr wohl eine Rolle.

Und auch das ist ein Armutszeugnis für Journalismus. Ist die ARD-Tagesschau jetzt auch dem türkischen Propagandaministerium angegliedert?

“Am Montag waren die Spannungen zwischen türkischem und syrischem Militär in der Provinz Idlib zeitweise eskaliert. Nach offiziellen Angaben wurden sieben türkische Soldaten und ein ziviler Mitarbeiter des Militärs durch syrischen Beschuss getötet. Die Türkei reagierte darauf mit einem Vergeltungsangriff, bei dem mehrere syrische Soldaten ums Leben kamen. Erdogan drohte, der Angriff auf den Konvoi werde für die syrische Regierung “Folgen” haben.” (1vi)

Warum ist es eigentlich zu “Spannungen” gekommen? War da höhere Gewalt im Spiel? Natürlich nicht, denn über die türkischen Truppenbewegungen, mitten auf syrischem Territorium – illegal sind sie so und so – war das russische Militär, welches ja ebenfalls den Kontrollmechanismus für die sogenannte Deeskalationszone Idlib mitbetreibt, in der Vergangenheit immer vorher informiert wurden. An diese Regularien hält sich die Türkei nicht mehr. Ihre direkte Unterstützung von – durch die Vereinten Nationen und selbst die USA – als Terroristen deklarierten Milizen ist inzwischen einfach zu unverhohlen und widerspricht den gemeinsam mit Russland und dem Iran getroffenen Vereinbarungen von Astana und Sotschi (5,6).

So aber gerieten – beabsichtigt oder nicht – türkische Soldaten in einen Angriff der syrischen Armee, der sich ganz klar gegen islamistische Milizen von Hayat Thahir al-Sham (HTS) richtete. Das Verhalten der Türkei war also auch ihren eigenen Soldaten gegenüber unverantwortlich (7).

Unfähigkeit, Stress, ideologische Vereinnahmung, Ängste – wie weit spielen sie eine Rolle, wenn die ARD-Tagesschau von “Spannungen” und “Vergeltungsangriff” spricht? Das, ohne den Hintergrund der Eskalation zu benennen. Hier nun – Ehre wem Ehre gebührt – die einzige, tatsächlich sauber und emotionsfrei vermittelte Sachinformation im untersuchten Tagesschau-Bericht:

“Kontrolliert wird das Gebiet von der Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS), die dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahesteht. Die syrische Regierung wirft der Türkei vor, die Sicherheit zu untergraben, indem sie Tausenden ausländischen Kämpfern erlaube, gegen das syrische Militär zu kämpfen.” (1vii)

Nun, liebe ARD-Tagesschau-Redakteure, was meinen Sie? Ist es so? Haben Sie den Mut, das, was die syrische Regierung der Türkei vorwirft, ernsthaft zu prüfen und das dann selbstkritisch auch mit Ihrer eigenen Berichterstattung in Bezug auf Schlüssigkeit und ein sauberes journalistische Format zu tun? Fragen Sie doch mal Daniel Hechler. Ist jener doch öfter – gleich den terroristischen Milizen dort – illegal im syrischen Idlib unterwegs gewesen.

Im letzten Artikel zum Thema Syrien wies ich auf ein Problem hin, das von allen Seiten nicht so recht wahrgenommen wird. Dieses Problem hat zu einer starken Motivation für die Regierung in Damaskus geführt, umgehend die Befreiung (!) syrischen Territoriums voranzutreiben. Denn dort in Idlib forciert ihrerseits die Türkei bereits seit Jahren eine demografische Umwandlung. Diese Umwandlung hat die Funktion eines Spaltpilzes für Syrien und dient zur Schaffung nicht mehr einfach rückgängig zu machender gesellschaftlich-sozialer Verhältnisse.

Die Vorstellungen führender türkischer Politiker, ein Art neues Großosmanisches Reich zu erschaffen, sollen auch auf Kosten Syriens umgesetzt werden. Nicht umsonst sind viele der islamistischen Kämpfer, die man nach Syrien geholt hat (!), Angehörige von Turkvölkern, so die Ujguren, Tschetschenen und Turkmenen.

Zehntausende ausländische wie inländische Kämpfer haben in Idlib Familien gegründet. Damit potenziert sich die Zahl derjenigen, die keine Perspektive sehen, wenn die syrische Zentralregierung wieder die Hoheit über die Provinz Idlib übernimmt.

Das gilt auch für eng mit den Islamisten liierte Politiker und Bürokraten, ohne die keine Macht der Welt auskommt. Viele der Extremisten haben sich schwerer Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht und sind sich zurecht bewusst, dass sie die Assad-Regierung kaum in einen Streichelzoo überweisen wird. Letztlich gibt es dort eine große Anzahl von Menschen – mit oder ohne Waffen – die auch ideologisch unversöhnlich gegenüber der Mehrheit der syrischen, sekulär ausgerichteten Gesellschaft aufgestellt sind.

Wir dürfen uns auch von der Vorstellung lösen, dass nur HTS extremistisch ist. Die von der Türkei hochgerüstete Nationale Befreiungsfront (NFL = National Front for Liberation) wurde mit Kämpfern solcher Milizen bestückt wie Jaish al-Islam und Ahrar al-Sham, alle ausgerichtet auf ein radikal gelebtes System der Sharia – nach dem Vorbild der Muslimbrüder, aber auch ähnlich dem, das in Saudi-Arabien existiert. Moderat ist in Idlib – so es dies jemals gab – nicht ein einziger Kämpfer mehr.

Um dauerhaften Frieden in anderen Gebieten herzustellen und dabei Blutvergießen zu vermeiden, hatte die syrische Regierung bis zum Jahre 2018 außerdem Tausenden von Kämpfern – samt deren Familien – in den Kampfgebieten um Damaskus (insbesondere Ost-Ghouta), Suweida im Süden sowie an der syrisch-libanesischen Grenze freies Geleit nach Idlib ermöglicht. Aufmerksame Beobachter des Geschehens in Syrien können sich sicher noch an die sogenannten grünen Busse erinnern, mittels derer diese Transfers durchgeführt wurden. Damit ist auch gesagt, dass ein signifikanter Teil der Bevölkerung in Idlib – Militärs wie Zivilisten – einer eher orthodoxen, ja extremen Richtung des sunnitischen Islams zuneigt.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf lässt sich einiges erklären. Erstens wurden die von der syrischen Regierung eingerichteten humanitären Korridore in Idlib mit Gewalt von den Extremisten blockiert. Die Korridore zu benutzen, war deshalb für Zivilisten grundsätzlich immer ein lebensgefährlicher Akt. Das war schon so 2016 in Ost-Aleppo und nicht anders 2018 in Ost-Ghouta und Douma, jetzt in Idlib also wieder. Die Extremisten sind daran interessiert, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu benutzen.

Menschliche Schutzschilde als solche zu benutzen, hat aber überhaupt keinen Sinn, wenn klar wäre, dass die andere Seite dieses als solche ignoriert und ihre militärischen Operationen rücksichtslos weiterführt. Das heißt aber auch – entgegen jeder bis zum Erbrechen getriebenen Propaganda des Mainstreams – dass die syrische Armee sehr wohl Rücksicht auf Zivilisten nimmt, wenn sie gegen die islamistischen Milizen vorgeht. Womit die “willkürliche Bombardierung von Zivilisten” in das Reich der Lügen verortet werden kann.

Den Strom der Flüchtlinge – auch jener die immer dort gelebt haben – gewaltsam Richtung Norden zu kanalisieren, ist eine der Methoden im Krieg gegen Syrien. Man nimmt dem Land das Wertvollste, nämlich seine Menschen. Nur, hat die Medaille immer zwei Seiten. Denn Idlib schlägt voll auf die Politik der türkischen Regierung zurück, wenn all diese Menschen in Idlib – auch jene die aus weiter oben genannten Gründen keine Perspektive in Syrien sehen, beziehungsweise niemals eine Legitimation für den Aufenthalt dort besaßen – in die Türkei kommen.

Damit tut sich für die Türkei ein riesiges Problem auf, ein soziales wie politisches, und nicht zuletzt ein Sicherheitsproblem. Schließlich sind mehrere Hunderttausend dieser Ankömmlinge dann radikal in ihren Ansichten, gewaltbereit und gut trainiert im Umgang mit Waffen. Wenn Erdogans Regierung einen großen Teil dieser Menschen tatsächlich als Flüchtlinge – zur Lösung des Problems im eigenen Lande – in Richtung Europa “entsorgen” sollte (a1), dann bekommen wir auch in Deutschland die nächste Quittung für unsere destruktive, inhumane (!), das Völkerrecht brechende Politik gegenüber Syrien. Dann natürlich ergeben sich erneut zwei Optionen für uns hierzulande: Wie beabsichtigt und uns gewohnt das Spiel des Spaltens und gegeneinander Aufhetzens mitzuspielen oder aber der Alternativlosigkeit unserer Politik und unseres eigenen Handelns eine Absage zu erteilen.

Bleiben Sie bitte auch weiterhin schön aufmerksam.

Anmerkungen und Quellen:

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden.

(a1) Auch der Transfer Tausender islamistischer Söldner aus Syrien in Richtung Libyen durch die Türkei dient unter anderem der “Entsorgung” dieser für jedes Land “tickenden menschlichen Zeitbomben”. So zynisch das auch ist, so verständlich ist es.
(1) 04.02.2020; https://www.tagesschau.de/ausland/syrien-idlib-massenflucht-101.html
(2) 25.04.2015; https://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-al-nusra-front-erobert-strategisch-wichtige-stadt-a-1030660.html
(3) 09.09.2015; https://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-islamisten-erobern-militaerflughafen-in-idlib-a-1052137.html
(4) 29.03.2015; https://www.dw.com/de/al-nusra-front-erobert-syrische-provinzhauptstadt/a-18347265-0
(5) 04.02.2020; Sergej Lawrow, russischer Außenminister; https://tass.com/politics/1116407
(6) 18.09.2018; https://undocs.org/en/S/2018/852
(7) 03.02.2020; https://southfront.org/4-turkish-troops-killed-9-others-injured-in-syrian-armys-ongoing-offensive-in-idlib-zone/

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Bildhinweis: pathdoc / Shutterstock

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