Die Ingenieurskunst des Menschen ist fast grenzenlos. Dampfmaschine, Otto-Motor, Elektromotor und sogar die durch Kernspaltung angetriebenen Wasserdampfturbinen sind uns bestens bekannt.
Immer dann, wenn es darum ging, den homo sapiens mit seiner durchschnittlichen Geh- bzw. Laufgeschwindigkeit von ca. 5 km/h so richtig auf Speed zu bekommen, war jedes Mittel Recht und kein Preis zu hoch. Trotz aller Erfahrungen, Patenten und Veröffentlichungen gibt es dann doch noch etwas Altes, das selbst dem treuen KenFM-User neu sein dürfte: Der Stirlingmotor.
Ein Stirlingmotor ist ein überraschend Einfaches, aus wenigen Bauteilen bestehendes Konstrukt.
Eine so genannte „Wärmekraftmaschine“, die einzig und allein mit Hilfe der Sonne, Bioenergie (z.B. Holzpellets, auch Kirschkernpellets) Bewegung erzeugen kann – ganz ohne Schmierstoffe, ganz ohne fossile Kraftstoffe. Auch Abwärme kann zum Antrieb genutzt werden. Hauptsache ein Wärmeunterschied besteht. Mit dem Prinzip kann auch Kälte erzeugt werden.
In Zeiten von Fridays For Future und Klimadiskussion eigentlich eine revolutionäre Sache, eigentlich die Lösung für eine dezentrale Energieversorgung oder CO2-neutrale Mobilität. Ein Stirlingmotor braucht keine seltenen Erden oder andere konfliktbelastete Rohstoffe, stößt kein CO2 aus, braucht kein Öl.
Das einzige Problem: Geld. Ein Stirlingmotor ist teuer, wird nicht in Masse gefertigt und bringt auch keine 380 kW bei 470 Nm. Er ist eher ein Symbol für Bescheidenheit, für das Umdenken des Menschen in seiner maßlosen Energieverschwendung.
Im Baumhaus in Goldegg, unserem ganz persönlichen Symbol für Nachhaltigkeit und alternatives Denken, sprachen wir mit Kuno Kübler. Er ist systemischer Umweltingenieur, doziert an der Hochschule München und ist ein begeisterter Fan von Stirlingmotoren. Er zeigt uns verschiedene Modelle und erklärt alle Details zu diesem Wunderwerk der Technik.
Je länger man sich mit Herrn Kübler unterhält, desto klarer wird, dass auch ein Stirlingmotor die Welt nicht retten wird. Wollen wir die akuten Umwelt- und Energieprobleme lösen, müssen wir in unserem Alltag beginnen, denn dort gibt es genug zu tun. Zum Beispiel, wie viel Energie wir in Form von Strom und Wärme tagtäglich ungenutzt verpuffen lassen, ohne dass uns das überhaupt bewusst ist. Die Krönung der Absurdität sei vorweggenommen: Ein „beheiztes Butterfach innerhalb eines Kühlschranks“. Check your head!
Wir sehen, hören, staunen und erkennen, dass es mehr als überfällig ist, unseren Bedarf an nahezu allen Ressourcen auf dieser endlichen Welt zu hinterfragen. Kuno Kübler fragt uns direkt: Brauchen wir das alles wirklich, auch wenn wir es uns leisten können? Ist weniger in Wahrheit nicht das „Mehr für alle“? Ist unser Wohlstand überhaupt ehrlich verdient? Ist ein System, dass aus sich heraus immer weiterwachsen muss, auf einem endlichen Planeten wirklich sinnvoll? Nach dem Interview ist es ist an der Zeit, diesem System den Stecker zu ziehen, den ein oder anderen Schalter umzulegen. Jeder von uns hat mindestens einen davon bei sich zuhause.
Bewegen wir uns – aber bitte aus eigener Kraft. Wir sind schon viel zu lange auf Stand-by.
Inhaltsübersicht:
00:01:36 Der Stirlingmotor
00:12:59 Warum der Stirlingmotor nicht genutzt wird
00:16:17 Kuno Küblers einfaches und nachhaltiges Leben
00:29:34 Küblers Kritik am System und was er ändern würde
00:49:34 Moderne klimaneutrale Städte
00:52:20 Die Forderung einer nachhaltigen Ökodiktatur
01:09:18 Das Geldsystem und das Schulsystem
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