Von Evelyn Hecht-Galinski.
Der 16. Februar 2016 ist ein besonders schwarzer Tag für Palästina gewesen, denn wieder einmal offenbarte sich, was die „christlich-zionistische“ Kanzlerin von der Freiheit für das illegal besetzte Palästina hält: Nämlich gar nichts!
Palästina und der sogenannte „Friedensprozess“ sind schon lange kein Thema mehr, als sich Merkel und Netanjahu zu den 6. deutsch-israelischen Regierungskonsultationen trafen.
Deutschland fühlt sich zwar laut Merkel immer der Verantwortung für die Shoah verpflichtet, vergisst dabei aber völlig – als logische Konsequenz, die sich aus dieser Verpflichtung heraus ergibt – eine ebensolche Verantwortung für das illegal besetzte und vertriebene palästinensische Volk. Hätte Merkel ein echtes Gefühl der Verantwortung, dann würde sie die Verbrechen des „jüdischen Besatzerstaats“ offen ansprechen und gerade wegen des Holocaust kritisieren, denn dieser heiligt nicht alle Mittel.
Und abermals hat Merkel die demokratischen Werte des deutschen Grundgesetzes mit Füßen getreten, und stattdessen Netanjahu und Co. so angeschleimt, dass das Reinigungspersonal sicher Stunden brauchte, um diesen Speichel zu entfernen. Bei soviel Verlogenheit kann einem nur übel werden und ich schäme mich, unter dieser Kanzlerin und dieser GRO/KO deutsche Bürgerin zu sein.
Wieder einmal hat sich Merkel über alles hinweggesetzt, was ihren Weg durchkreuzt. Hat sie es mittlerweile geschafft, alle Kritiker Israels zu Antisemiten werden zu lassen, ganz im Sinne von Freund Netanjahu, der alle Kritiker zu Feinden erklärt und sie massiv bekämpft und kriminalisiert! (1)
Merkel irrt gewaltig, wenn sie meint, das das Treffen in Berlin eine freundschaftliche Begegnung zwischen zwei demokratischen Staaten ist. Schon längst hat sich der „jüdische Staat“ zu einer Pseudo-Demokratie, d.h.einer Ethnokratie nur für Juden, entwickelt. Tatsächlich hatte der „Jüdische Staat“ niemals die Absicht, eine gewöhnliche Demokratie zu werden, sondern plante schon immer die Judaisierung als Staatsräson.
Dies wird aber fein säuberlich ausgeklammert zum 50. Beziehungsjubiläum. Hatte doch die Kanzlerin die Sicherheit des „jüdischen Staates“ zur Staatsräson erhoben, während die Sicherheit für die seit Jahrzehnten besetzten Palästinenser zu keiner Zeit ein deutsches Anliegen war.
So ist es völlig daneben, wenn Merkel diese Beziehungen als „Wunder“ preist; denn dieses „Wunder“ existiert nur aufgrund der schrecklichen deutschen Nazi-Vergangenheit und weil infolge dessen alles ausklammert wird, was den „jüdischen Staat“ und dessen Vertreter in ein schlechtes Licht treten lässt.
Nur so kann Netanjahu sich in Sicherheit wiegen, dass er zusammen mit Merkel und ihrer philosemitischen Sympathie alle Lügen und Phrasen dreschen kann, ohne dabei auf große Widerworte zu treffen.
Merkel hatte ihm noch eine Brücke gebaut, indem sie momentan den Zeitpunkt nicht gekommen sieht für umfassende Fortschritte in der sogenannten Zwei-Staatenlösung und dem nicht vorhandenen Friedensprozess. Eine willkommene Breitseite für Netanjahu, der nochmals bekräftigte, dass er Verhandlungen unter Vorbedingungen mit den Palästinensern ablehnte. Tatsächlich aber hat Netanjahu alle Vorbedingungen geschaffen, die diese Verhandlungen unmöglich machen.
Der Siedlungsbau, kein Thema für Netanjahu, hat sich so ausgebreitet, so dass von einem echten Palästinenserstaat überhaupt keine Rede mehr sein kann. Vorbedingungen zu schaffen ist die Spezialität der jüdischen Besatzer, die nicht weit entfernt sind von der Endlösung der ethnischen Säuberung Palästinas.
Hätte Merkel wirklich ein „christliches Anliegen“ und noch etwas Anstand, dann würde sie anprangern, dass es inzwischen im jüdischen Apartheidstaat Maßnahmen wie Straßen nur für Juden, „Jerusalemer Rassegesetze“, Sippenhaft, Kollektivbestrafung, Häuserzerstörungen und Kennzeichnungspflicht für nicht-jüdische Bürger gibt. Sollten bei diesen Ähnlichkeiten aus unserer deutschen Geschichte nicht nur bei unserer Kanzlerin alle Alarmglocken leuten? Weit gefehlt, Merkels christliches Sendungsbewusstsein reicht gerade bis zu nächsten Pommes Bude!
Gerade Merkel, die immer wieder Solidarität der europäischen Nachbarn einfordert nach ihren desaströsen Alleingängen, lässt jegliche Solidarität vermissen wenn es um die Netanjahu-Regierung geht.
Wo bleibt die Solidarität mit der schwedischen Außenministerin, die von der Netanjahu-Regierung wegen kritischer Äußerungen zur unerwünschten Person erklärt wurde, ebenso wie regierungskritische Menschenrechtsorganisationen, die als ausländische Agenten diffamiert werden und unter anderem auch von der deutschen Regierung finanzielle Unterstützung bekommen und denen die Arbeit immer schwerer gemacht wird. Nichts dergleichen hörte man von Kanzlerin Merkel, sie bleibt immer „ein Freund, ein guter Freund“ an Netanjahus Seite – und damit auf der Seite des (Besatzungs-)Unrechts.
Tatsächlich sieht Merkel „in Zeiten wachsender Terrorgefahr auch in Europa das Schwinden der geografischen Distanzen und mit Blick auf die Bedrohung, der Israel schon seit Staatsgründung ausgesetzt ist.“ Kein Wort von der „lieben Angela“, wie Bibi sie freundschaftlich nannte, über die wahre Ursache der Bedrohung: nämlich die Vertreibung und ethnische Säuberung Palästinas und der jüdische Terror als Ursache, seit Staatsgründung 1948, und dass dieser „jüdische Staat“ aufgebaut wurde auf einer Katastrophe, der Nakba, des palästinensischen Volkes.
So konnte der „liebe Bibi“ auch ungebremst seine Hasbara (Propaganda) in Berlin verbreiten. „Israel ist eine Festung der westlichen Zivilisation im Nahen Osten, wenn Israel nicht bestünde dann wäre der ganze westliche Teil des Nahen Ostens vom extremen Islamismus überrollt worden.
Und wenn wir dort nicht stünden, dann wären noch weitere Millionen schon nach Europa gekommen“. Netanjahu und Merkel sehen sich auch vereint im Kampf gegen den Islamismus und wollen daher auch ihre Sicherheitskooperation noch weiter ausbauen. Hier haben wir es wieder mit der unsäglichen „christlich-jüdischen“ Allianz der Werteheuchler zu tun, vereint im Kampf gegen den Islamismus, was nichts anderes heißt als gegen den Islam, also im Grunde eine Anti-Islam-Hetze pur.
Kooperation in der Wirtschaft, Wissenschaft und Cyber-Sicherheit – Was das bedeutet, lässt die schlimmsten Befürchtungen zu, Kampf gegen die Meinungsfreiheit und ein immer schärferes Vorgehen auch gegen soziale Netzwerke, wenn es um Israel Kritik geht.
Auch die Kennzeichnungspflicht für Produkte aus den illegalen jüdischen Siedlungen wird aufgeweicht, d.h. Israel beendete „großzügig den Zwist mit der EU und Netanjahu ließ sich von der der EU-Beauftragten Morgherini versichern, dass es sich dabei nicht um einen Boykott handelte.
Boykottieren dürfen nämlich nur der „Jüdische Staat“ dessen unliebsame Kritiker, oder USA und Merkel, wenn es um Russland geht. Doppelstandards wie gehabt, denn wenn es um Völkerrechtsverbrechen des „jüdischen Staat“ geht, werden diese nicht geahndet, und andererseits Russland mit Sanktionen überzogen. Das ist die westliche Strategie und Merkelsche Logik nach dem Motto: wer die Guten sind, bestimmen wir!
Die einfache Logik Netanjahus lautet: vom „jüdischen Staat“ lernen heißt Mauerbau und Abschottung, und vom „jüdischen Staat“ lernen heißt auch: Millionen von Flüchtlingen erzeugen und diese nicht mehr in ihre Heimat zu lassen.(2)
Wo bleibt da Ihr Widerspruch, Frau Merkel? Widerspricht das nicht alles Ihrem Handeln, oder ist ihr Handeln und wenden so verlogen wie Ihr Umgang, wenn es um das Verhältnis von Deutschland und Israel geht? Freundschaftliche Beziehungen zu Iran erst, wenn dieser das Existenzrecht des „jüdischen Staats“ anerkannt hat. Sie vergaßen auch nicht zu betonen, das dieser Konsens sich durch alle Parteien ziehe.
Was für ein lächerliches Ansinnen, eine Phrase, die sich selbst ad acta legt, da immer wieder die Frage zu stellen ist: welcher „Jüdischer Staat“ in welchen Grenzen soll denn „anerkannt“ werden? Eine formelle, längst überfällige Einladung an den iranischen Präsidenten Rohani wird es erst nach den deutsch-israelischen Regierungskonsultationen geben.
Nein, was sich am Dienstag letzter Woche in Berlin abspielte war ein Schmierentheater der schlimmsten Art. Da kam ein unerwünschter Staatsgast, der sich voller Chuzpe mit Ehefrau noch einen Tag mehr gönnte in Berlin, um sich noch am Montag Abend im Lokal „Solar“ zu vergnügen und Berlin in einen abgesperrten Hochsicherungstrakt verwandelte. (3)
Weil Netanjahu diesmal im Waldorf Astoria Hotel nächtigen wollte, war Berlin um den Bahnhof Zoo dicht, 19 Buslinien wurden umgeleitet oder stillgelegt und Geschäfte mussten dicht machen und Bürger kamen nur mit Passierscheinen in ihre Häuser oder Wohnungen. Es war so, als ob der US-Präsident in town war, aber es war nur Bibi, der Besatzer-König, mit Frau Sara und Gefolge.
Bedauerlich ist nur, dass sich nicht tausende von Bürgern gegen diese Regierungskoalition in Bewegung gesetzt und protestiert haben gegen diesen ungeliebten Besuch, der eher vor den Internationalen Gerichtshof nach Den Haag gehörte, anstatt nach Berlin.
Merkel und Netanjahu waren sich einig, alle Punkte mit „unterschiedlicher“ Meinung unter den Teppich zu kehren: den sowieso nicht vorhandenen Friedensprozess, die illegale Besatzung, den Bau der illegalen Siedlungen, sowie der Anspruch und beharren auf Jerusalem als „ewig ungeteilte Hauptstadt“ des „jüdischen Staats“, die unmenschliche Abrieglung von Gaza.
Die Fata Morgana der Zweistaatenlösung ist, wie Netanjahu es schon seit geraumer Zeit von sich gibt, vom Tisch, also auch mit Hilfe der deutschen Freunde kein Thema mehr.
Solidarität zeigt Merkel nur, wenn es um die „Selbstverteidigung“ des „jüdischen Staats“ geht, diese aber kalt ignoriert, wenn es um Administrativhaft, auch von Minderjährigen, geht, oder wenn es um Menschenrechtsverbrechen und um sterbende hungerstreikende Häftlinge geht.
Dafür ist der Kauf der israelischen Drohnen beschlossene Sache, und als Zeichen der 50jährigen Freundschaft gibt’s vier Korvetten von Thyssen Krupp, wovon wir Steuerzahler ein Drittel des Preises zahlen.
Alles kein Thema für die „autistische christliche Zionistin“ Merkel, wenn es um die uneingeschränkte Unterstützung der jüdischen Freunde, der Verdammnis bis in alle Ewigkeit geht.
Schluss mit dieser fatalen, verlogenen Freundschaft mit dem „jüdischen Staat“, der Holocaust heiligt nicht alle Mittel!
Nicht in unserem Namen!
Danke an die Autorin für das Recht der Zweitverwertung.
Dieser Text erschien zuerst bei Sicht vom Hochblauen.
KenFM bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Meinungsartikel und Gastbeiträge müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Kommentare (4)