von Evelyn Hecht-Galinski.
Ja, in der Tat, es gibt eine deutsche Kollektivschuld, und zwar die der Verklärung des „Jüdischen Staates“ und der ewigen Unterstützung. Deutsche Medien überschlugen sich schier in der Lobhudelei unseres neuen Bundespräsidenten Steinmeier, und nachdem ich alles gelesen hatte an Kommentaren und Berichten, musste ich mir zuerst einmal die vollgeschleimten Hände waschen.
Ach, was waren die Kommentatoren begeistert, dass sich Netanjahu dem deutschen Staatsoberhaupt nicht verweigert hat, sondern diesen in der „sorgsam choreografierten“ Begrüßungsszene, entgegen aller Absprachen, doch für die Kameras begrüßte, obwohl er die Breaking the Silence-Aktivisten als mutige Soldaten charakterisierte, die den höchsten „moralischen” Ansprüchen genügten! Allerdings hatte Steinmeier, der „Meister des diplomatischen Minenfelds“, sicherheitshalber auf ein Treffen mit diesen „moralischen Helden“ verzichtet und sich stattdessen lieber mit zionistischen Pseudokritikern wie David Grossman und Amos Oz getroffen. Als Ergänzung hierzu empfehle ich die Lektüre meines Kommentars und zwei Interviews mit diesen beiden „Israel-Kritikern“! (1) (2) (3)
Steinmeier traf also seine alten Freunde Grossman und Oz, um auf „präsidiale“ Weise zu zeigen, dass er auch mit Kritikern redet, aber natürlich nicht mit sogenannten „Feinden“ des Regimes. Bloß keinen Korb von Netanjahu holen wie Gabriel, was für eine präsidiale Farce! Deutschland ist so gefangen in der „unfassbaren Schuld“, die die Deutschen auf sich geladen hätten, und vom „Schmerz, Trauer und Scham“, wie Steinmeier beim obligatorischen Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem ins Gästebuch schrieb. Aber hier irrt Steinmeier gewaltig, denn es gibt nicht „die“ deutsche Schuld, also eine Kollektivschuld, es gibt auch keine „Erbschuld“, sondern nur eine individuelle Schuld und die eines Regimes, die allerdings nichts zu tun hat mit den Nachgeborenen und Enkeln. Was ist das für ein Bundespräsident, der 2013 in einer äußerst umstrittenen Aktion Bäume auf illegal besetztem und geraubtem Land pflanzte, und er sich damit an der zionistischen Grünwaschung und „Judaisierung des Negev“ beteiligte, und bei der sich die „SPD zum Komplizen“ gemacht hat. (4)
Während deutsche Funktionsträger wie Steinmeier alles hinnehmen, was ihnen an zionistischen Tretminen in den Weg gelegt wird, haben sie damit einer Politikverdrossenheit Hilfestellung geleistet, die nur rechtsradikalen Parteien wie der AfD nutzt. Diese Schuld haben Politiker und Medien gemeinsam zu verantworten.
Selbstverständlich tragen wir alle gemeinsam Verantwortung für unsere Geschichte und müssen gemeinsam versuchen, solches Unrecht nie wieder zuzulassen. In Deutschland haben wir – NOCH – eine gefestigte Demokratie, die über Jahrzehnte bewiesen hat, dass sie aus der Nazizeit gelernt hat. Natürlich gibt es einen braunen Bodensatz, der auf das Schärfste zu bekämpfen ist, aber war nicht gerade der Staat immer wieder auf dem rechten Auge blind? Braune Zellen und braune Verfassungsschutzmitarbeiter haben genug Unheil angerichtet und es ist noch sehr viel Aufarbeitung nötig. Immer war der Kalte Krieg gegen Linke gerichtet und der Russland-Hass ging bis in die höchsten Stellen, während die USA immer nur unsere guten Befreier waren. Diese Art Politik kann auf Dauer nur schädlich sein und Gegenreaktionen erzeugen.
Dass „Bundes-Ursel“ von der Leyen die Bundeswehr insgesamt unter braunen Generalverdacht stellte, wurde zu recht kritisiert, aber wenn ein deutscher Bundespräsident von der kollektiven Schuld „der Deutschen“ spricht, bleibt die Aufregung aus! Weder waren es „die Deutschen“, sind es „die Juden“, sind es „die Russen“ oder „die Türken“, derlei Verallgemeinerungen sind gefährlich und falsch.
Schon erleben wir hier eine schreckliche Islamfeindlichkeit, die die Muslime kollektiv in Haftung nimmt, wenn einzelne Terroristen Verbrechen begehen, und „der Islam“ als terroristische Religion verunglimpft wird. Diese gefährliche Tendenz macht Muslime zu den heutigen Juden, die inzwischen von der Mehrzahl der deutschen und europäischen Bevölkerung mit Vorurteilen und Misstrauen betrachtet werden. Kampagnen, wie die von jüdischen Organisationen und die Instrumentalisierung des Holocaust haben maßgeblich dazu beigetragen, dass man den muslimischen Flüchtlingen quasi einen kollektiven Antisemitismus vorwarf. Das ist nichts anderes als Ablenkungsmanöver, um von der Kritik am illegalen zionistischen Staatsterrorismus und der Siedlungspolitik abzulenken. Da kommen die Muslime und der Islam gerade recht als Feindbild und Sündenbock. Während also weltweit der Antisemitismus nicht mehr geduldet wird, ist die Islamfeindlichkeit akzeptiert und wird sogar gefördert. Wir brauchen keine deutsche Leitkulturthesen nach dem Motto „am deutschen Wesen soll die Welt genesen“, wie sie diverse Politiker von „der Misere“ bis zu Spahn vertreten, und bei solchen „rechten“ CDU/CSU Politikern ist auch die AfD überflüssig.
Während das Netanjahu-Regime als Teil der „westlichen Werteallianz“ gegen den islamistischen Terror agieren darf, werden für die Judaisierung und ethnische Säuberung Palästinas alle jüdischen Werte vergessen und stattdessen die „Werte der Unterdrückung“ zelebriert. Alles das ist nur möglich durch die kollektive Schuld der Staatengemeinschaft, die seit Jahrzehnten zu diesen Verbrechen schweigt oder allenfalls mehr als zaghaft kritisiert, allerdings ohne Konsequenzen!
Allerdings gibt es sehr wohl eine kollektive politische Schuld, wenn deutsche Nazi-Verbrechen durch blinde Anerkennung der zionistischen Verbrechen wieder gut gemacht werden sollen. Das hat und wird nicht funktionieren. Der Holocaust rechtfertigt nicht alle Mittel, um ihn für politische Mittel zu instrumentalisieren. Wenn die Nachfahren der früheren Opfer schlimmste Völker- und Menschenrechtsverbrechen begehen, dann muss das auf den Tisch! Ich wurde von meinem Vater so erzogen, dass er immer eine deutsche Kollektivschuld ablehnte, obwohl er als Holocaust-Opfer in mehreren Konzentrationslagern gesessen hatte. Auch deshalb bewunderte ich seinen Gerechtigkeitssinn, der ihn immer wieder antrieb, weiter zu machen und deshalb werde ich mich auch immer an seinen Leitspruch „Ich habe Auschwitz nicht überlebt, um zu neuem Unrecht zu schweigen“ halten! Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als er den damaligen israelischen Ministerpräsidenten Begin traf und dieser sich weigerte, ihm die Hand zu geben mit der Begründung, dass er Juden, die in Deutschland lebten, verabscheue. Zudem entzündete sich der Disput zwischen Beiden, daran, dass es mein Vater nicht akzeptierte, dass Begin allen Juden vorschreiben wollte, wohin sie auszuwandern hätten, nämlich in den „Jüdischen Staat“. Als Antwort zog mein Vater seinen Hemdärmel hoch und zeigte ihm seine KZ-Nummer. Was soll man dazu noch sagen? Ein jüdisch-zionistischer Terrorist will einem jüdischen KZ-Überlebenden nicht die Hand geben! Diese Arroganz ist die „zionistische Leitkultur“, die sich bis zum heutigen Tag weiter vererbt hat.
Wir sehen es heute ja wieder, egal ob jüdische oder nicht jüdische Kritiker – jeder wird bestraft, der es wagt etwas gegen die illegale jüdische Besatzungspolitik zu sagen, geschweige sich mit „Feinden“ des Staates, Nestbeschmutzern, zu treffen. Diese Praxis der Ausgrenzung, die heute meisterhaft von philosemitischen Antisemiten und christlichen Zionisten kopiert wird, hat sich zu einem Tsunami gegen die Meinungsfreiheit entwickelt.
Übrigens durfte Volker Beck, der „philosemitische Antisemit“ der besonderen Art, Steinmeier in den „Jüdischen Staat“ begleiten, der sich ständig Sorgen über die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel macht. Um einen „dauerhaften Schaden“ abzuwenden, fordert Beck gemeinsam mit dem Knesset Abgeordneten Nachman Shai in einem Brief an die Bundeskanzlerin, dass neben einer doppelten Staatsbürgerschaft für Israelis in Deutschland und Israelis ohne einen biografischen Bezug die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen können, ohne ihre israelische abgeben zu müssen, und Deutsche „ohne jüdischen Hintergrund“ die israelische Staatsbürgerschaft annehmen und ihren deutschen Pass behalten dürfen, um so ihre „besonderen Beziehungen“ zu Deutschland und Israel zu unterstreichen und als „Botschafter für ihre jeweiligen Länder“ fungieren sollten. Dafür sollten die entsprechenden Gesetze geändert werden, heißt es in dem Brief. Wenn man das liest, möchte man fragen, ob man etwas tun kann gegen „dauerhafte Dachschäden“ von Politikern.
Durch die jahrzehntelange Gehirnwäsche der Hasbara sind deutsche Politiker aus allen Parteien inzwischen zu den zuverlässigsten Sayanim, des zionistischen Besatzungsregime geworden. Diese Kollektivschuld ist inzwischen so gravierend geworden, dass das ganze Gerede über die geforderte Zwei-Staatenlösung nicht mehr machbar ist. (5)
Vergessen wir nicht, dass bereits vor der Ankunft Steinmeiers in Israel Netanjahu damit drohte, dass er auch Steinmeier eine Absage erteilen würde, falls dieser vorhätte, sich ebenfalls mit regierungskritischen NGO`s treffen zu wollen. Nach dieser erneuten erpresserischen Drohung hielt sich Steinmeier natürlich ganz brav an die „Vorgaben“ seines Gastgebers. Was eigentlich das Gebot der Stunde gewesen wäre? Diesen Besuch abzusagen und sich als deutscher Bundespräsident diese Demütigung nicht gefallen zu lassen. Steinmeier gab „Pfötchen“ und „appellierte“ an Netanjahu, die Streitigkeiten zwischen Deutschland und Israel ad acta zu legen.
Doch was heißt „Streitigkeiten zwischen Deutschland und Israel“? Es war ein unglaublicher Affront eines israelischen Ministerpräsidenten gegen einen deutschen Außenminister und einen deutschen Bundespräsidenten, diese nicht zu empfangen, weil sie sich mit nicht genehmen Kritikern getroffen hatten und nicht mit denen vom Netanjahu-Regime genehmen. Politiker eines befreundeten Landes so zu behandeln ist eine Respekt- und Taktlosigkeit, die eigentlich nur eine Antwort verdient hätte: Den Verzicht auf diesen Besuch!
Steinmeier sprach von seiner Verantwortung als Bundespräsident und von dem, was ihm auch „sein Herz“ sagt. Ob er damit nicht kurz vor einem Herzinfarkt steht, bei so viel Herzschmerz! Und wenn er dann noch die „besonderen“ Beziehungen anspricht, die nicht in Sprachlosigkeit verharren dürfe, und er alles dafür tut, um für die „deutsch-israelische“ Freundschaft zu kämpfen und die Beziehungen beider Staaten nicht tiefer in die Sackgasse geraten zu lassen, dann frage ich mich schon, ob das wirklich die Verantwortung ist, die ein Bundespräsident vertreten soll? Ist es tatsächlich eine Sackgasse, wenn Netanjahu provoziert? Wohl kaum, es ist sein Kalkül das immer aufgeht, denn schließlich gibt es von deutscher Seite immer nur „zaghafte“ Kritik unter Freunden.
Es wurde völlig vergessen, dass es nicht Außenminister Gabriel war, der etwas zu kitten hatte, sondern dass es Netanjahu gewesen ist, der sich wieder einmal von seiner gewohnten Seite gezeigt hatte. Er, der Ministerpräsident eines „Jüdischen Apartheidstaates“, kann sich immer wieder darauf verlassen, dass die deutsche Regierungspolitik immer an Israels Seite steht.
Am Sonntag sprach der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, doch tatsächlich davon, dass jede Kritik an Israel Antisemitismus ist und Anti-Zionismus dasselbe wäre wie Antisemitismus. Was für ein infamer Vergleich, der noch bekräftigt wurde, wonach Trump Pro-Israelischer Präsident und er ihn schon seit beinahe 50 Jahre kenne!
Fast zeitgleich mit dem Besuch Steinmeiers wurde wieder einmal ein rassistischer Gesetzesentwurf gebilligt, der Arabisch als Landessprache in Israel abschaffen soll und Israel als „nationale Heimat des jüdischen Volkes“ definiert. So soll der „Jüdische Staat“ zukünftig also nicht nur „Straßen nur für Juden“, sondern auch Ortschaften nur für Angehörige einer Religionsgemeinschaft erlauben. Das sind die jüdischen Rasse-Gesetze, die immer ausgebaut werden, zum Endziel der Judaisierung ganz Palästinas.
War sich Steinmeier eigentlich bewusst bei seinem „zwanglosen“ Bummel mit Staatspräsident Rivlin über den Mahane-Yehuda-Markt, dass er sich in Ost-Jerusalem in einem heute mehrheitlich „judaisierten arabischen Markt befand? Nicht umsonst erinnerte ihn Rivlin daran, dass Steinmeier sich in „unserer Hauptstadt“ Jerusalem befand und Israel den deutschen Einspruch gegen den „tendenziösen und verzerrten“ Wortlaut des Unesco-Beschlusses begrüßt hat, der Israel sehr richtig und zutreffend als Besatzungsmacht in Jerusalem bezeichnete.
Weder zu diesem Thema, noch zum Thema ethnische Säuberung Palästinas, illegaler Landraub und Besiedlung, von den 2 Millionen eingeschlossenen und leidenden Menschen im Konzentrationslager Gaza ganz zu schweigen, hörte ich etwas vom Bundespräsidenten. Nichts sollte die „Herzensfreundschaft“ und „wertvolle Partnerschaft“ stören. Das ist die kollektive Schuld deutscher Politik und Politiker, nicht die der Mehrheit der deutschen Bürger.
69 Jahre nach der Nakba ist es an der Zeit, darüber offen zu sprechen und danach zu handeln. Deutschland steht in der Pflicht, für ein freies Palästina einzustehen und den „Jüdischen Staat“ in die Pflicht zu nehmen. Israel hat lt. International anerkanntem Völkerrecht die Pflicht die Kosten für die illegale Besatzung Palästinas zu übernehmen und nicht Deutschland und die EU. Weder die unkritische Haltung gegenüber dem „Jüdischen Staat“ ist die Lösung, noch die einseitige Unterstützung der mit den jüdischen Besatzern kollaborierenden Abbas-Behörde ohne Legitimation bringt uns einem freien Palästina näher. Allerdings schaut man sich die deutsche, europäische und die US-Politik an, scheint dieses Ziel in Wahrheit nicht gewollt. Schließlich garantiert nur die „christlich-jüdische“ Werteheuchler-Allianz den uneingeschränkten Machterhalt!
Danke an die Autorin für das Recht der Zweitverwertung.
Dieser Text erschien zuerst auf der Seite „Sicht vom Hochblauen“: Von deutscher Kollektivschuld!
KenFM bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Meinungsartikel und Gastbeiträge müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Kommentare (8)