Was echt ist…

Zwischenwelten – von Sofia Lux.

Man umgibt sich mit Menschen. Manche sind einem vertraut. Andere fremd. Einige kann man gut riechen. Bei anderen rümpft sich die Nase.

Manche mag man, ohne zu wissen warum. Andere lehnt man ab – aus dem gleichen Grund: man weiß es nicht. Da ist nur dieses Gefühl, das einen leitet.

Denkt man länger drüber nach, dann lässt sich manches erkennen. Das meiste aber bleibt doch im Verborgenen zurück. Unzugänglich für den Kreislauf der Gedanken.

So schade wie das scheint, so wohlig schön ist es in Wirklichkeit. Etwas in uns trägt uns. Wir kennen es nicht genau. Wir könnten es beschreiben. In Worten. In Sätzen. In Geschichten. In Bildern. In Musik. Und doch würde es nicht ausreichen, jenes zu erfassen, das im Innersten von uns lebt. Etwas pulsiert, hat seinen eigenen Rhythmus. Schwimmt nicht im Strom des Wassers. Es ist das Wasser selbst.

Scheinbar tragisch getrennt von dieser Mensch-zu-Mensch-Gedankenwelt, fließt etwas durch uns hindurch, dessen Unfassbarkeit die Seele selbst ist.

So sind wir beständig auf der Suche. Wir suchen uns selbst. Und finden uns nicht.

Wo sollen wir auch sein, wenn wir nicht wissen können wer wir sind?

Wie soll ich sagen, wer ich bin?

Ich könnte mich oder Dich mit ein paar vertrauten Eigenschaften wohl beschreiben und fange schon an mich zu langweilen, während ich beginne darüber zu spekulieren, welche Schublade geeignet wäre. Nie und nimmer würden diese Versuche reichen uns zu fassen. Ein hoffnungsloses Unterfangen, wie mir beständig und aufs Neue bewusst wird.

Niemand könnte das. Am ehesten vielleicht immer man selbst oder das vertraute Gegenüber. Aber es bleibt nur eine Annäherung an etwas, das unendlich ist und seinen Sinn nicht in der gedanklichen Beschreibung gewinnt oder verliert. Dieses Sein ist unabhängig davon und deswegen auf eine sinnliche Art erhaben.

Das Universum trägt jeder in sich. Nur, wenn wir das nicht ahnen können, wollen oder dürfen, dann irren wir umher- rastlos, ruhelos. Weil wir denken, wir müssten ständig erklärbar sein.

Warum eigentlich? Und für wen überhaupt?

Warum will sich eigentlich jeder, dauernd, sich selbst und anderen erklären?

Lasst das doch mal sein.
Lasst euch doch mal sein.
Lasst uns doch mal sein.

Sein.

Ohne Wenn und Aber. Ohne Kommentar. Ohne Für und Wider.

Am ehesten im Blick des Andern möglich. Im Küssen und Fühlen. Im sich im Anderen verlieren, lässt sich etwas spüren von dem, was in uns wohnt, leise schlummert und auf seine Erweckung wartet. Dornröschen und der hundertjährige Schlaf, der uns wie Fluch und Segen gleichsam im Leben begleitet. Im Begehren wird es wach, verwandelt es sich in etwas, das zu uns durchdringt. Wie ein tausende Jahre altes Fragment, ein Überrest aus der Vergangenheit unserer ursprünglichsten Vorfahren, spricht dieses Band in der Gegenwart der Verschmelzung zu uns. Es hüllt uns ein, strahlend und weich, indem es sich uns im Antlitz des Andern offenbart.

Eine Brücke zwischen Zeit und Raum, die eine Weile hält, die eine Weile trägt. So können wir die Verbindung spüren, zwischen Seelenmeer und Gedankenwelt. Im Zustand der Vereinigung lassen wir los, geben wir ab und dürfen wir uns lösen, von uns selbst, in den Strom, den Fluss der Seelenwelten eintauchen. Ohne Kommentierung. Ohne Erklärung. Jede Sinnzuschreibung erübrigt sich und befreit uns damit vom eigenen Urteil und der Bewertbarkeit des Gefühlten.

In Momenten des echten Lebens können wir dem Kartenhaus der Gedanken entkommen und entschwinden ins Irgendwo des Seelen-Universums.

Für eine Weile…

Dank an die Autorin für das Recht zur Veröffentlichung des Artikels.

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