Wie läuft der Krieg für Großisrael? | Von Jochen Mitschka

Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.

Letzte Woche hatte ich über den Beginn des israelischen Angriffskrieges gegen den Libanon berichtet, und vom Vorrücken erster Bodentruppen in den Süden des Landes. Aber am Abend des gleichen Tages trafen die ersten ballistischen Raketen des Irans in Tel Aviv ein[1], und während die israelischen Medien davon sprachen, dass die meisten Raketen abgefangen wurden, und nur geringer Schaden entstanden sei, sprechen Videoaufnahmen eine andere Sprache. In einem Video ist zu sehen, dass mindestens 25 Raketen unterschiedlichen Typs alleine die Region trafen, in der die Nevatim Luftwaffenbasis liegt[2]. Andere zählten über 30[3]. Später sollte Israel das Erkennen von Schäden durch Satellitenbilder für die Allgemeinheit unmöglich machen[4]. Aber schon 3 Tage später erschienen Bilder dennoch[5]. Dieser Erfolg ist besonders erstaunlich, weil die USA, informiert von arabischen Ländern, welche vom Iran benachrichtigt worden waren, Flugzeuge umzuleiten, Israel gewarnt hatten, und aktiv mit dem Abfangen der Raketen geholfen hatten[6]. Insgesamt muss man wiederholen, dass Israel über den am besten geschützten Luftraum der Welt verfügt. Schauen wir uns an, wie der Krieg sich in den ersten Tagen entwickelte.

Der Iran übt Vergeltung

Die iranischen Revolutionsgarden berichteten am Abend des 1. Oktober, dass sie drei Militärbasen mit dort stationierten F-35 in Israel angegriffen haben. Von dort seien die Flugzeuge gestartet, welche Sayyed Hassan Nasrallah und einige hundert Unbeteiligte getötet hatten. Ebenso sei eine Militärbasis in der Nähe von Tel Aviv angegriffen worden[7]. Die Luftabwehr war ausgelöst worden, und die Abwehrraketen gestartet, aber hatten möglicherweise Probleme Ziele zu finden[8].

Im Internet kursierten Gerüchte mit Videos, die besagen, dass die Luftwaffenbasis Nevatim zerstört wurde. Israel gab zu, dass zwei seiner Basen von iranischen Raketen getroffen wurden, die Raketen also nicht abgefangen werden konnten. Nicht nur die verschiedenen Lagen von israelischer Luftabwehr sollen vor Angriffen schützen, sondern eine Armada von NATO-Flugzeugen und Luftabwehreinheiten benachbarter Staaten helfen bei der Verteidigung Israels.

Obwohl man in Videos zahlreiche Einschläge von Raketen sehen kann, erklärt AP, dass die verursachten Schäden gering seien, und bezieht sich dabei auf Satellitenaufnahmen:

“Der Gesamtschaden am Luftwaffenstützpunkt Nevatim im Süden Israels war gering, obwohl der Iran Hunderte Drohnen, ballistische Raketen und Marschflugkörper abfeuerte. Israelische Luftabwehrsysteme und Kampfjets, unterstützt von den USA, Großbritannien und dem benachbarten Jordanien, schossen den Großteil des Beschusses ab.“[9]

Womit die Nachrichtenagentur im Wesentlichen die Aussagen Israels weitergab. Haaretz berichtete, dass die Hälfte der Raketen des Irans abgefangen worden seien, nicht zuletzt dank der Hilfe der Luftwaffe von arabischen Staaten:

“US-Beamte teilten ABC News und dem Wall Street Journal mit, dass fünf ballistische Raketen den südlichen Luftwaffenstützpunkt Nevatim getroffen und dabei ein Transportflugzeug beschädigt hätten, und vier weitere einen anderen Stützpunkt getroffen haben. Unter US-Druck teilten die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien vor dem Angriff die Angriffspläne des Iran mit.“

Al Jazeera lieferte jedoch am Abend die wohl korrektesten Analyse aller Medien. Der Artikel erklärt, dass der Angriff des Irans der größte jemals durchgeführt Drohnenangriff gewesen sei, und der größte Angriff mit ballistischen Raketen, die man je verzeichnet habe. Die Autoren des Artikels berichten, dass die Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) die Operation mit dem Namen „Wahrung des Versprechens“ ausgeführt haben, um die Versprechen der iranischen Politiker wahrzumachen, dass Israel für seine Angriffe bestraft wird. Der Angriff sei eine Reaktion auf mehrere vorhergehende israelische Provokationen gewesen. Explizit werde die Bombardierung eines diplomatischen Gebäudes des Irans in Syrien am 1. April genannt. Was die Frage aufwirft, ob der Iran die folgenden Attentate Israels noch mit weiteren Vergeltungsschlägen „bestrafen“ wollte.

Dagegen spricht, dass die IRGC erklärt haben, dass der Angriff hauptsächlich dazu dienen sollte, die Abschreckung des Irans zu stärken, die nach Ansicht von Kritikern durch die zunehmend konfrontative Politik und Militärschläge der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten in der gesamten Region, insbesondere nach der Ermordung des Generals Qassem Soleimani im Irak im Januar 2020, gefährdet war.

Der Artikel beschreibt, dass die iranischen Regierungsvertreter „ein gewisses Maß an ‚strategischer Geduld‘ an den Tag gelegt hatten“, nachdem Ende Dezember ein weiterer hochrangiger IRGC-Kommandeur in Syrien, Razi Mousavi, bei einem israelischen Luftangriff inmitten der Folgen des Gaza-Kriegs ermordet worden war.

Der Imageverlust und die Abschreckung sei in Gefahr gewesen, deshalb habe der Iran handeln müssen. Dies habe auch gegolten, obwohl Teheran erkannt habe, dass Israel und die umkämpfte Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu Vorteile darin sehen könnten, die Spannungen in der gesamten Region zu eskalieren und das US-Militär zu stärkeren Maßnahmen gegen den Iran zu zwingen.

Al Jazeera vermutet, dass die Angriffe des Irans zwar kurzzeitig von dem Völkermord in Gaza ablenken könnten, aber andererseits dem Land „Soft-Power-Gewinne“ in der muslimischen Welt bescheren würde. Denn, so der Artikel weiter, habe z.B. Saudi-Arabien eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel trotz des Blutbads im Gazastreifen nicht ausgeschlossen, und die Türkei habe erst Anfang dieser Woche damit begonnen, einige Exporte nach Israel einzuschränken, nachdem die israelische Regierung es ihr verweigert hatte, „Hilfsgüter über der belagerten Enklave abzuwerfen, wo Säuglinge verhungern“. Mit anderen Worten glauben die Autoren, dass diese Länder angesichts des Vorgehens des Irans nun durch ihre Bevölkerungen unter Druck gesetzt werden könnten.

Auch im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hätte der Iran plausible Argumente, da Angriffe auf diplomatische Missionen einen Verstoß gegen die Wiener Konvention darstellen und Artikel 51 der UN-Charta das „inhärente Recht“ auf Selbstverteidigung verankert, auf das sich Israel seit Beginn des Gaza-Kriegs stark stützt.

Dann erwähnt der Artikel eine Reihe von militärischen Premieren des Irans:

„Es gibt keine offizielle Bestätigung des Iran, wie viele Drohnen oder ballistische Raketen und Marschflugkörper er genau für den Angriff auf Israel eingesetzt hat, aber das israelische Militär sagte, es seien mehr als 300 gestartet worden. (…) Telegram-Kanäle, die mit der IRGC verbunden sind, sagten, die Shahed-238, die von einem Turbojet statt dem Propeller des Modells 136 angetrieben wird, sei bei dem Angriff ebenfalls eingesetzt worden. Das Modell 238 opfert etwas Manövrierfähigkeit für deutlich höhere Geschwindigkeiten, die vermutlich bis zu 600 km/h erreichen. Es ist seit langem bekannt, dass der Iran über das größte und vielseitigste Raketenarsenal im Nahen Osten verfügt, doch dieser Angriff war der bei weitem umfangreichste Test seiner Leistungsfähigkeit. Laut dem staatlichen Fernsehen wurden bei Angriffen auf Israel die Langstreckenrakete Emad und der Marschflugkörper Paveh eingesetzt. Im Februar setzte die IRGC bei groß angelegten Militärübungen, bei denen unter anderem ein Angriff auf den israelischen Luftwaffenstützpunkt Palmachim simuliert wurde, Emad-Raketen ein und startete die ballistische Rakete Dezful von einem Kriegsschiff aus.“[10]

Der Iran besitze außerdem Fattah, eine Hyperschallrakete, die theoretisch in nur sieben Minuten in Israel eintreffen könnte, sowie eine Marschflugkörpervariante derselben Familie. Es gebe jedoch keine Hinweise darauf, dass die Raketen bei den Angriffen am frühen Sonntag eingesetzt wurden.

Hier irrten die Verfasser wohl. Denn noch in der Nacht tauchen Äußerungen von iranischen Militärs auf, dass sehr wohl Hyperschallraketen eingesetzt wurden, was den Eindruck von Videoaufnahmen bestätigte.

Der Artikel erklärt weiter, dass die IRGC selbst überrascht waren von den Erfolgen. Die Angriffe hätten ausschließlich Militärstandorte betroffen. Interessant auch eine Zusammenfassung von Raketeneinschlägen durch Evan Hill[11]. Angeblich, so wurde im Internet kolportiert, soll der Iran mit seinem Angriff 20 US-Jets der neuesten Generation (F-35) zerstört haben, was angeblich die Hälfte der israelischen Flotte sei. Das klingt äußerst unwahrscheinlich, da bedingt durch die Vorabwarnung Israel seine teuersten Jets entweder in der Luft einsetzte, um die Raketen abzuwehren, oder aber die Flugzeuge ins Ausland in Sicherheit gebracht haben dürfte. Der Jet soll eine Einsatzbereitschaft von 70-80% haben, was bedeutet, dass anzunehmen ist, dass die Hälfte der Flugzeuge in der Luft, oder im Ausland war. Insofern wäre die Verlustquote von 50% praktisch eine 100%ige „Erfolgsquote“, was auch dazu führt, die Aussage eher als Wunschdenken anzusehen.

Al Jazeera berichtet darüber, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Iran erwartungsgemäß gering ausfallen werden, vermutlich weil man ein so maximal sanktioniertes Land schlecht vom Westen mit weiteren Sanktionen belegen kann. Aber seltsamerweise wird kein Wort darüber verloren, welche Auswirkungen der durchaus erfolgreiche Angriff auf die Wirtschaft Israels, oder die des Westens haben wird.

Darüber könnte vielleicht ein Artikel in Telepolis Aufschluss geben. Der beschreibt, wie die Ölpreise nach dem iranischen Vergeltungsangriff einen Sprung nach oben machten[12]. Dabei war kurz vorher noch ein Treffen von OPEC+ vereinbart worden, um zu besprechen, wie man einen möglichen unkontrollierten Fall der Ölpreise stoppen könnte. Aber der wirkliche Ölpreistsunami dürfte nur dann eintreten, wenn der Iran, wie von Israel angekündigt, angegriffen, und die iranische Ölindustrie getroffen würde. Dann kann man mit Sicherheit annehmen, dass der Iran den Westen durch die Schließung der Straße von Hormus die Kosten vielfach wird zahlen lassen. Man darf davon ausgehen, dass dann der Jemen, aus Solidarität, das Rote Meer ebenfalls für jegliche westliche Handelsschiffe versuchen wird zu sperren. Mit anderen Worten, der größte Verlierer wäre die EU. Da ein solcher Krieg niemals ohne die Zustimmung der USA erfolgen wird, dürfen sich dann die EU-Länder bei den USA bedanken, sollte es zu dieser Situation kommen, und die Wirtschaft nicht nur in Deutschland in ein negatives „Wachstum“ fällt.

Auch interessant, was die Auswirkungen des permanenten Krieges Israels auf seine Wirtschaft betrifft, zeigt die Einstufung von Rating-Agenturen wie Moody’s. Die Ratingagentur Moody’s hatte am 1. Oktober die Kreditwürdigkeit von Israel herabgestuft und bleibt damit auf einem negativen Ausblick für die israelische Wirtschaft. Die Agentur warnte, dass Israel bald den „Ramsch“-Status erreichen und erstmals seine Investment-Grade-Bewertung verlieren könnte[13]. Einen längeren Artikel dazu veröffentlichte Reuters[14]. Haaretz berichtete Anfang Oktober dass die vielversprechenden israelischen Startup-Unternehmen der Reihe nach zusammenbrechen, weil die finanziellen Ressourcen „austrocknen“[15].

Israel hat seine Bürger aufgefordert, keine Videos von den Folgen der Raketenangriffe zu verbreiten. Die Schäden scheinen doch größer zu sein, als am Anfang berichtet, denn Videos und Bilder zeigen, dass auch Stunden nach dem Angriff noch Brände zu sehen sind. Natürlich tauchten jede Menge falscher Videos auf, die nicht zuletzt durch israelische Geheimdienste verbreitet werden, um Informationen im Internet generell zu diskreditieren.

Der Außenminister des Irans erklärte am Morgen des 2. Oktober:

„Heute Abend haben wir gemäß Artikel 51 der UN-Charta Selbstverteidigung ausgeübt und dabei ausschließlich Militär- und Sicherheitseinrichtungen angegriffen, die für den Völkermord in Gaza und im Libanon verantwortlich sind. Wir haben dies getan, nachdem wir fast zwei Monate lang enorme Zurückhaltung geübt hatten, um Raum für einen Waffenstillstand in Gaza zu schaffen.

Unsere Aktion ist beendet, es sei denn, das israelische Regime beschließt, weitere Vergeltungsmaßnahmen zu provozieren. In diesem Szenario wird unsere Reaktion stärker und mächtiger sein. Israels Unterstützer tragen jetzt eine erhöhte Verantwortung, die Kriegstreiber in Tel Aviv im Zaum zu halten, anstatt an ihrer Torheit teilzuhaben.“[16]

Ganz offensichtlich hatte der Iran nach 2 Monaten des stillschweigenden Erduldens und des Wartens darauf, dass der Westen Israels Aggressionen einschränkt, ein Zeichen der Abschreckung gesetzt. Das Land zeigte, dass es keinen Krieg wollte, aber bereit war, auf weitere Angriffe Israels zu reagieren. Auf dem Twitter-Konto des „iranischen Militärs“ wird u.a. verbreitet, dass bei diesem Vergeltungsangriff vom 1. Oktober bewusst ausschließlich militärische Ziele angegriffen wurden. Falls aber Israel mit einem Krieg antworte, sei man bereit die Infrastruktur des Landes zu zerstören[17].

In der Jerusalem Post konnte man am Tag nach dem Angriff lesen, dass es keine israelischen Opfer durch den Angriff gab. Andererseits seien 100 Häuser in Hod Hasharon durch den iranischen Angriff beschädigt worden[18]. Da der Iran nur militärische Ziele angegriffen hat, ist anzunehmen, dass die Beschädigungen durch herabfallende Trümmer von abgeschossenen Einheiten und Resten der Abwehrraketen verursacht wurden.

Die Zeitung zitiert Militärs, welche die enge Zusammenarbeit zwischen US-Streitkräften und Israel vor und während des Angriffes beschrieben. Daraus konnte man den Schluss ziehen, dass solche Angriffe auf US-Ziele ebenfalls nicht hätten abgewehrt werden können[19].

In deutschen Leitmedien fand man in erster Linie Angaben der israelischen Regierung und des Militärs, welche ohne Veränderungen übernommen, und dem deutschen Publikum als neutrale Nachrichten präsentiert wurden, wie Fabian Goldman an einem Beispiel aufzeigt[20]. Aber generell ist der Tenor in westlicher Politik und den Medien wie im Fall von Russland dergestalt, dass Zurückhaltung mit Schwäche verwechselt wird. Dabei hatte der Iran mit der Zurückhaltung nicht versucht, sich beim “Westen” einzuschmeicheln. Bei der Zurückhaltung ging es darum, den Verbündeten zu zeigen, dass der Iran keinen Krieg will, und sich definitiv nur verteidigt, wenn das Land wirklich nicht mehr anders kann. Durch diese Diplomatie erhält sich der Iran die Unterstützung vieler neutraler und verbündeter Länder, sollte sich der Konflikt ausweiten. Und arabische Diktaturen, welche bereits mit Israel kooperieren, werden es zunehmend schwerer haben, gegen die Meinung der Massen zu agieren, weil die muslimische Welt deutlich genug erkennt, wer der Aggressor ist.

Interessant in diesem Zusammenhang dürfte auch sein, dass in Jordanien mehrere Menschen durch herabfallende Raketentrümmer verletzt wurden, verursacht durch die Genehmigung der Regierung an die USA, iranische Raketen über dem Land abzuschießen[21]. Das dürfte die Stimmung in der Bevölkerung weiter gegen die US-„Verbündeten“ Jordaniens anheizen. Schließlich haben ca. 25% der Jordanier einen palästinensischen Hintergrund, als Verwandter, Vertriebener oder Nachkömmling. So ist der König von zwei Seiten unter Druck: Einerseits durch seine Bevölkerung, andererseits durch die USA, welche aber durch die Präsenz ihrer Soldaten die Herrschaft des Königs absichert.

Über Al Jazeera wurde die Nachricht eines iranischen Beamten verbreitet, der erklärte, dass die einseitige Zurückhaltung des Irans beendet sei, da sie sich als nicht im Interesse der iranischen Sicherheit gezeigt hatte. In Zukunft werde jeder Angriff Israels, eine ungewöhnliche Antwort auslösen, und die beinhalte auch die israelische Infrastruktur[22].

Sicher war zu diesem Zeitpunkt, dass ein großer Krieg gegen Israel nicht im Interesse des Irans war. Gerade hatte das Land es geschafft, trotz der verheerenden Sanktionen des Westens, die Wirtschaft langsam auf die Beine zu bringen, und durch die Raketentechnologie Abschreckung gegen imperiale Träume zu erzeugen. Es hat sich gerade als Mitglied bei BRICS, SZO und in anderen regionalen Organisationen erfolgreich angemeldet und aus China Investitionszusagen für viele Jahre erhalten. Da passte ein Krieg überhaupt nicht in das Konzept. Wenn es nun doch dazu kommen sollte, dann hat Netanjahu und sein rechtsradikales Kabinett das erzwungen, unter dem Beifall deutscher Staatsräson. Und die durch einen großen Krieg zwischen Israel und dem Iran verursachten Verwüstungen, werden den Völkermord in Gaza in den Schatten stellen.

Beachtenswert ist, dass eine Rede des iranischen Staatsoberhauptes, Ayatollah Khamenei, in der er von Farsi auf Arabisch umschaltete, und den ermordeten Hisbollah-Führer Sayyed Hassan Nasrallah würdigte, in der arabischen Welt mit großer Achtung auch bei den sunnitischen Muslimen aufgenommen wurde[23]. Sie erkannten, dass sich im Iran ein schiitisches Gesellschaftssystem, das von den sunnitischen Führern als ein schlimmerer Feind als die Ungläubigen beschrieben worden war, stärker für unterdrückte sunnitische Muslime und Christen im Libanon und in Palästina einsetzt als die eigenen sunnitischen Diktatoren.

Vielleicht unabhängig davon, vielleicht als Reaktion, überraschte der Außenminister Saudi-Arabiens nur einen Tag nach dem Vergeltungsschlag des Irans gegen Israel mit der Äußerung bei einem Treffen mit dem iranischen Präsidenten: Saudi-Arabien wünsche „das Kapitel unserer Differenzen endgültig abschließen“[24]. Die chinesisch vermittelte Versöhnung zwischen Sunniten und Schiiten schien eine starke Wirkung zu haben.

Ein „Armchair Warlord“ veröffentlichte auf Twitter / X seine Sicht auf das Ergebnis des iranischen Vergeltungsangriffs, nachdem sich der erste Nebel der Kriegsberichterstattung gelichtet hatte, welche zum großen Teil mit meiner Einschätzung zu dem Zeitpunkt übereinstimmt.

„…Im April zeigten die Iraner, dass sie Israels BMD-System[25] nach Belieben besiegen und Präzisionsziele treffen konnten – diesmal richteten sie Schaden an. Videos des Gefechts deuten darauf hin, dass die überwiegende Mehrheit der iranischen Salven – wahrscheinlich mehr als 80 % – die Abwehr in Israel durchdrang und Ziele traf. Es gab erneut keine Anzeichen für nennenswerte Verteidigungsanstrengungen während der Flugphase, und das Verteidigungsfeuer in der Endphase war sporadisch und wirkungslos.

Das israelische Verteidigungsfeuer scheint tatsächlich deutlich schwächer gewesen zu sein als im April, was meiner Meinung nach auf zwei Dinge zurückzuführen ist. (…) Die Israelis haben möglicherweise den Großteil ihrer verfügbaren Munition zur Verteidigung gegen den Angriff im April verschossen, und angesichts der Umleitung von Raketen in die Ukraine und des allgemein langsamen Tempos, mit dem neue Munition aus den Fabriken von Raytheon kommt, wurde sie möglicherweise bis zum 1. Oktober nicht vollständig oder auch nur teilweise ersetzt.

Durch den iranischen Angriff trafen mehrere Sprengköpfe Hangars und Landebahnen in Nevatim, von denen wir wissen, wobei die Bilder von Tel Nof immer noch einer Zensur unterliegen und vermutlich vor der Veröffentlichung bereinigt werden – ein vernichtender Hinweis. Es ist davon auszugehen, dass die Iraner Flugzeuge, Infrastruktur, SAM-Systeme und AD-Radare auf beiden Flugplätzen beschädigt und mehrere andere Ziele anderswo im Land weniger intensiv getroffen haben.

Die Wirksamkeit des Angriffs lässt sich einfach an der israelischen Reaktion erkennen – statt einen sofortigen Gegenangriff durchzuführen, haben sie sich zu Beratungen zurückgezogen, wobei einige von einer deeskalierenden, schrittweisen Vergeltung gegen die Houthis oder die Hisbollah sprechen. Der Grund dafür ist einfach: Die Iraner haben nun bewiesen, dass sie das israelische Raketenabwehrsystem nach Belieben überwältigen und Ziele präzise treffen können. Da ihr Raketenschild wirkungslos ist, muss sich die israelische Führung damit abfinden, dass sie ein kleines und isoliertes Land mit einer begrenzten kritischen Infrastruktur regiert. An diesem Punkt kann der Ayatollah einen Knopf drücken und in Israel das Licht ausmachen, und kein noch so großes amerikanisches Geld kann das verhindern.

Nebenbei bemerkt: Die [USS] Wasp ARG im Mittelmeer hat möglicherweise alle oder fast alle ihrer SM-3-Raketen zur Abwehr des Angriffs abgefeuert. US-Beamte behaupteten, es seien 12 Schüsse abgefeuert worden, ohne dass eine Bewertung der erfolgreichen Abfangaktionen erfolgte. Offensichtlich war die Einsatzgruppe zumindest von der schieren Zahl der ankommenden Vampire überwältigt worden, ganz zu schweigen von den großen Mengen an Trümmern, Booster-Fragmenten und möglicherweise Täuschkörpern, die die Raketen in ihrem Kielwasser verstreuten.

Nicht nur, dass die Raketenzerstörer der US-Marine nur eine kleine Anzahl dieser Munition in ihren Silos mitführen (normalerweise acht oder weniger), auch ihre Produktionsrate ist sehr gering – Raytheon hat 2023 offenbar nur zwölf Stück davon hergestellt. Die Kosten dieses Einsatzes für den US-Steuerzahler hätten übrigens bis zu 340 Millionen Dollar betragen können, wenn es sich dabei um Block-IIA-Abfangjäger gehandelt hätte.“[26]

Da die Angaben der Kosten annähernd stimmen, dürfte alleine der finanzielle Schaden im Falle einer Verlängerung des Konfliktes viele Milliarden US-Dollar verschlungen haben. Die NATO hatte noch nie einen ebenbürtigen Gegner. Bisher wurden im Prinzip wehrlose Länder angegriffen und unterworfen. Ähnlich wie durch Kolonisatoren einige hundert Jahre vorher. Daher auch die geringe Anzahl von Raketenabwehrmöglichkeiten auf US-Schiffen. Das Blatt hatte sich offensichtlich gewendet. Vielleicht noch nicht der Jemen, aber potentielle Gegner der US-Marine wie der Iran oder Russland, haben sicher mehr als ein paar dutzend Anti-Schiffsraketen.

Hier muss der PodCast heute enden. Lesen Sie weiter, was in dieser ereignisreichen, zum Verständnis der Weltpolitik sehr wichtigen Woche, im Nahen-Osten, rund um Israel passierte … im Anhang, damit sie in der nächsten Woche keine Lücke in ihrer Chronologie haben, wenn die Beschreibung der Ereignisse im PodCast weiter geht.

Weiterführende Informationen zum Thema finden Sie im Schriftbeitrag zu diesem Podcast.

Anhang

Nachrichten sind Puzzle-Teilchen. Man muss alle Nachrichten kennen, um sich das Bild korrekt zusammen zu setzen. Verzichtet man auf einen Teil, ist man auf „Interpretationen“ der Berichtenden angewiesen, auf den „Glauben“ oder die eigene Fähigkeit, sich aus Teilen von Puzzles schon das richtige Bild bauen zu können. Darauf basiert der größte Teil der Beeinflussung der Menschen: Dem Weglassen von Puzzle-Nachrichten.

Inhalt

Die Reaktion Israels auf iranische Raketen. 8

Die Bodenoffensive im Libanon. 12

Der Widerstand des Libanons beginnt 13

Israels Vermeidung von Frieden. 20

Nachspiel zum 7. Oktober 23

Der Völkermord in Gaza weitet sich aus 27

Die Reaktion Israels auf iranische Raketen

Der israelische Journalist Barak Ravid veröffentlichte in Axios einen Bericht über die zu erwartende Antwort aus Israel. Während der Iran sich offensichtlich auf rein militärische Ziele fokussierte, plant Israel angeblich einen Angriff auf die iranische Infrastruktur. So sei zum Beispiel ein Angriff gegen die Ölindustrie geplant. Der Iran hatte deutlich gemacht, dass man im Fall eines solchen Angriffs nicht nur rein militärische Ziele, sondern ebenfalls die Infrastruktur ins Auge fassen werde. Aber auf diese Drohung, so der Artikel, hätten israelische Regierungsvertreter geantwortet, dass dann auch Angriffe Israels gegen Atomanlagen des Irans möglich seien.

„Die israelische Reaktion könnte Luftangriffe von Kampfjets sowie geheime Operationen umfassen, ähnlich der, bei der vor zwei Monaten der Hamas-Führer Ismail Haniyeh in Teheran getötet wurde. Rückblick: Der iranische Raketen- und Drohnenangriff auf Israel im April wurde durch einen sehr begrenzten israelischen Angriff auf eine S-300-Luftabwehrbatterie im Iran beantwortet und beendete den Austausch direkter Angriffe. Diesmal wird die israelische Vergeltung viel bedeutender sein, sagten israelische Beamte.

Zu Beginn der Sicherheitskabinettssitzung signalisierte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu Israels nächsten Schritt. ‚Der Iran hat heute Abend einen großen Fehler gemacht und wird dafür bezahlen‘, sagte Netanjahu in einem Video, das sein Büro veröffentlichte. ‚Das Regime im Iran versteht unsere Entschlossenheit, uns zu verteidigen, und unsere Entschlossenheit, uns an unseren Feinden zu rächen, nicht. Sie werden es verstehen. Wir werden an der Regel festhalten, die wir aufgestellt haben: Wer uns angreift, den werden wir angreifen‘, fuhr Netanjahu fort.

Hinter den Kulissen: Ein hochrangiger israelischer Beamter sagte Axios, einer der Gründe, warum bei der Kabinettssitzung keine Entscheidung getroffen wurde, sei, dass israelische Beamte sich mit der Biden-Regierung beraten wollten. Israel wird zwar allein reagieren, will seine Pläne aber aufgrund der strategischen Implikationen der Situation mit den USA abstimmen. Ein weiterer iranischer Angriff als Reaktion auf eine israelische Vergeltung würde eine defensive Zusammenarbeit mit dem US Central Command, mehr Munition für die israelische Luftwaffe und möglicherweise andere Arten operativer Unterstützung durch die USA erfordern, sagte der israelische Beamte. Präsident Biden sagte am Dienstag, dass die USA und Israel die Reaktion auf den iranischen Angriff diskutieren und ‚es bleibt abzuwarten‘, was das Ergebnis sein wird.“[27]

Eine Erkenntnis aus diesem Artikel ist, dass die USA dafür verantwortlich sein werden, wenn Israel Vergeltung übt, und daraus ein wirklich großer Krieg mit verheerender Wirkung entstehen sollte.

Andrew Korybko sieht in seiner Analyse sowohl den Iran als auch Israel in einer Spirale des Image-Verlustes gefangen. Während dem Iran vorgeworfen wurde, dass das Land die Ermordung von Nasrallah hätte verhindern können, hätte es früher Vergeltung geübt, sieht Korybko Netanjahu in einer Falle. Reagiert er nicht, würde sich der Verdacht erhärten, dass der Angriff des Irans erfolgreicher war als zugegeben, schlägt er zurück, besteht die Gefahr, dass diese Spirale nicht mehr gestoppt werden kann[28].

Die einzige Lösung des gordischen Knotens wäre nach Korybko, wenn die USA die Eskalation brechen würden, und Israel diese Entscheidung Washingtons als Grund für die Zurückhaltung vorschieben könnte. Leider ist dies auf Grund der aggressiven Töne führender US-Politiker eher unwahrscheinlich.

Auch die IDF gibt am 2. Oktober zu, dass iranische Raketen an den Luftwaffenbasen Schaden angerichtet haben, allerdings sei die IDF vollkommen in der Lage, zurück zu schlagen[29]. Derweil erklärte der neue iranische Regierungschef, im Iran Präsident genannt, den USA über den Vermittler Katar,

„Der Iran hat seine strategische Geduld und einseitige Selbstbeherrschung aufgegeben und wird auf jede israelische Vergeltung hart reagieren.“

Alles hängt nun davon ab, ob Israel, mit der Unterstützung der USA im Hintergrund, die Eskalationsspirale weiterdreht, oder es nun bei der Vergeltung des Irans belässt, mit einem kleinen, eher symbolischen Gegenangriff. Ganz offensichtlich ist der als „westfreundlich“ geltende neue Präsident des Irans desillusioniert und verärgert, dass ihn die führenden Politiker der westlichen Welt quasi mit dem Nasenring durch die nahöstliche Arena gezogen haben, indem sie ihm erzählten, Israel wolle Frieden machen, wenn sich der Iran nur zurückhalte.

Die Nachricht wird verbreitet, dass sich die Staaten am persischen Golf angeblich für neutral in einem möglichen Krieg gegen den Iran erklärt haben[30]. Später wurde berichtet, dass es Katar, Saudi-Arabien, die VAE, Bahrain und Kuwait auf einer Konferenz in Doha waren[31]. Ob das aber dauerhaft Bestand hat, ist zu bezweifeln. Denn ohne die Basen in diesen Ländern werden die USA nicht in der Lage sein, ausreichend Luftangriffe gegen den Iran zu fliegen, wenn es zu einem befürchteten großen Krieg, ausgelöst durch weitere israelische Provokationen, kommt.

Die AFP berichtete am 5. Oktober, dass die israelische Armee als Vergeltung für die Vergeltung des Irans sich auf eine groß angelegte militärische Reaktion gegen den Iran vorbereite. Die israelische öffentlich-rechtliche Rundfunkgesellschaft erklärte, das Militär plane eine „große und schwere Vergeltung“.[32] Wir wissen, dass dann der Iran sein Versprechen wahr machen wird, israelische Infrastruktur anzugreifen, was nach Aussage von Netanjahu dann die letzte Stufe vor einem wirklich allumfänglichen Krieg sein wird. Spätestens zu dem Zeitpunkt sollte jedem klar geworden sein, dass von Seiten Israels ein Plan raum greift, der wohl schon ähnlich lange gereift war, wie der Plan zum Krieg von 1967[33]. Nur hängen die Siegesaussichten, wenn es solche überhaupt gibt, diesmal hauptsächlich von der Heftigkeit der US-Angriffe auf den Iran ab.

Was dann die Eskalation weiter anheizte, war, dass der Präsidentschaftskandidat Donald Trump Israel riet, doch die Atomanlagen des Irans anzugreifen. Jeder muss wissen, dass der Angriff auf eine nichtmilitärische Atomanlage einem Angriff mit Kernwaffen, mit einer Atombombe gleich kommt. Zuerst traute ich der Nachricht nicht, aber da Trump etwas Ähnliches schon einmal 2021 gesagt hatte, suchte ich nach einer Quelle, und fand sie[34]. Und er sagte es explizit und versuchte sogar Biden mit seiner Zurückhaltung hinsichtlich eines Angriffs auf die Nuklearanlagen lächerlich zu machen. Also vielleicht wird Trump den sowieso verlorenen Krieg in der Ukraine beenden, aber dafür dürfte er derjenige sein, der wie kein anderer die Expansion zu einem Großisrael unterstützen wird.

Es ist unglaublich, aber leider Realität. In den USA stehen zwei Präsidentschaftskandidaten zur Wahl, die sich gegenseitig überbieten darin, die Angriffskriege und Völkermorde Israels unterstützen zu wollen.

Am 5. Oktober verbreitet die IDF über den israelischen Armee-Radiosender die Nachricht, dass Israel den Iran ernsthaft und signifikant angreifen werde, und dass die IDF den größten Teil ihrer Zeit darauf verwenden, dies vorzubereiten. „Wir erwarten eine signifikante Kooperation in der Offensiv-Operation durch unsere Partner in der Region[35].

Schauen wir genauer hin. Der Iran hat einen völkerrechtlich begründbaren Vergeltungsschlag durchgeführt. Vollkommen ohne fremde Hilfe. Aber Israel will nun einen Krieg entfesseln, und zwar mit den „Partnern“ in der Region. Man darf gespannt sein, ob „Partner“ jemand anderes als die USA sein werden. Und im Fall der USA wäre es dann der zweite Krieg, den der jetzige oberste Revolutionsführer Ali Khamenei gegen diesen Feind erlebt[36]. Denn auch der Krieg des Saddam Husseins war eigentlich ein Stellvertreterkrieg der USA gegen den Iran. Wir erinnern uns daran, dass die USA auf dem Höhepunkt des Krieges, der ohne die direkte militärische Hilfe der USA nicht möglich gewesen wäre, am 3. Juli 1988 durch die USS Vincennes im Persischen Golf den zivilen und innerhalb von Zeit und Raum bekannten und per Transponder identifizierbaren Flug Iran Air 655 abschossen, ohne sich dafür zu entschuldigen. Stattdessen erhielt der Kommandanten des Schiffes einen Orden. Ohne die Einweisung der irakischen Bomber durch US-Schiffe auf iranische Ziele, wäre der Krieg nicht möglich gewesen. Und auch die Geschichte der Chemiewaffen, die vom Irak gegen iranische Soldaten eingesetzt wurden, verdankt man den USA. Und sogar die Entwicklung von Kernwaffen, die von Saudi-Arabien finanziert werden sollte, war genehmigt[37]. Informationen, die man nur noch tief vergraben in Web-Archiven oder Büchern findet.

Wäre der Iran nun Israel, würde diese Ankündigung für einen massiven Angriffskrieg ausreichen, denn das passierte in der Vergangenheit 1948 und 1967, und passiert durch Bombardierungen in Syrien seit 2011 fast ununterbrochen. „Präventive Selbstverteidigung“! Aber der Iran war bisher immer zurückhaltend, und wird wohl auf einen Angriff warten. Nicht zuletzt, weil ein Präventivkrieg durch seine Verbündeten und neue Partner in BRICS, SZO und anderen Organisationen zu negativen Maßnahmen für den Iran bringen würden. Denn der Angriff Israels ist nicht sicher. Israel hatte in der Vergangenheit immer darauf hingewiesen, dass es wichtig sei, schnell und entschlossen auf einen Angriff zu reagieren, was aber in diesem Fall nicht geschah.

Aber ein Präventivschlag des Irans zur weitgehenden Dezimierung der israelischen Luftwaffe war zu dem Zeitpunkt sicher verlockend. Der Krieg von 1967 war durch einen Überraschungsangriff auf die Luftwaffe Ägyptens begonnen und dadurch so erfolgreich gewesen. Heute kann man sagen, ist die Luftwaffe noch wichtiger für Israel als damals, und eine Zerstörung derselben würde für Monate, bis der US-Steuerzahler sie ersetzt hat, einen Völkermord weitgehend unmöglich machen. Ohne Luftwaffe, gegen die es in Gaza, dem Libanon, Irak oder Syrien keine entsprechende Abwehr gibt, käme die Kriegsmaschinerie Israels in eine Sackgasse. Aber auch wenn der Iran erst reagiert, wenn ein israelischer Angriff stattfindet, könnte das Folgen für Israel haben. Sollte Israel tatsächlich Angriffe gegen den Iran fliegen, könnten die zurückkehrenden Maschinen möglicherweise keine intakten Flughäfen bei der Rückkehr mehr vorfinden.

Israel als Gesellschaft reagierte aber auch noch auf eine Weise, auf die ich bereits früher hingewiesen hatte. Immer mehr Israelis, welche die Politik der Regierung ablehnen, verlassen das Land auch im Oktober. Darüber hat der Guardian einen investigativen Artikel von Emma Graham-Harrison veröffentlicht. Darin wird beschrieben, dass Israel unter einem Brain-Drain leidet, und die High-Tech-Industrie des Landes ernsthaft gefährdet. Der Artikel berichtet über darüber dass maßgeblich die Weigerung der Regierung, Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln erfolgreich zu führen, zu einem Bruch des „Gesellschaftsvertrages“ führte.

Die Autorin weist darauf hin, dass führende israelische Persönlichkeiten davor warnten, dass die Politik der Netanjahu-Regierung dazu führen könnte, dass Israel in einigen Jahren nicht mehr in seiner jetzigen Form als souveränes, als jüdisches Land existiert.

„Zu den Bedrohungen, die sie hervorhoben, gehörte die zunehmende Auswanderung, insbesondere der Menschen, die Israels Hightech-Sektor und die Schulen und Krankenhäuser aufgebaut haben, die für die Anziehung der globalen Elite von entscheidender Bedeutung sind. ‚Israels Wachstumslokomotive ist Innovation, und diese wird von einer kleinen Gruppe von mehreren Zehntausend Menschen in einem Land mit 10 Millionen Einwohnern angetrieben‘, warnte das Papier. ‚Die Last ihrer Abwanderung aus dem Land ist im Vergleich zu ihrer Zahl immens.‘ Das Problem besteht schon vor den Anschlägen vom 7. Oktober und dem darauffolgenden Krieg, denn demografische und politische Veränderungen haben einige säkulare, liberale Israelis dazu veranlasst, ihre Zukunft in einem Staat in Frage zu stellen, der zunehmend von religiösen Traditionalisten dominiert wird.“[38]

Der Artikel berichtet dann von Beispielen, wie Familien überlegen, wohin sie zurück oder in ein neues Land gehen können. Außerdem breite sich eine Animosität gegen religiöse ultraorthodoxe Menschen in der Bevölkerung aus. Weil diese für professionelle Jobs nicht qualifiziert seien, denn sie würden weder Mathematik noch Naturwissenschaften studieren oder gutes Englisch sprechen. Es droht sich ein Antisemitismus innerhalb des Zionismus zu verstärken, der seit der Erstarkung des Zionismus als Gegenpol des Judaismus immer schon vorhanden war.

„Säkulare Israelis, die ein Leben in einer liberalen Demokratie als vorrangig ansehen, machen einen schrumpfenden Anteil der israelischen Bevölkerung aus, sagt Uri Ram, Professor für Soziologie und Anthropologie an der Ben-Gurion-Universität des Negev. Bis 2015 definierte sich nur noch eine Minderheit – wenn auch eine große Minderheit von 45 % – der jüdischen Bevölkerung Israels als säkular, und diese Minderheit schrumpft, da religiöse und ultraorthodoxe jüdische Familien im Durchschnitt mehr Kinder haben. Daten der ersten Klasse an Grundschulen im Jahr 2023 zeigten, dass nur 40 % der Kinder im säkularen Zweig waren, sagte er.“[39]

Der Artikel beschreibt neben der zunehmenden Spaltung in säkulare Zionisten und religiöse Traditionalisten, von denen einige ultrakonservative Zionisten sind, andere, eine kleinere Gruppe, konservative religiöse Juden sind, welche seit Jahrhunderten in Frieden mit den arabischen Nachbarn gelebt hatten. Säkulare Zionisten wollen nicht mehr akzeptieren, dass religiöse Juden ein Wehrdienstverweigerungsrecht aus religiösen Gründen haben. Außerdem werde der Staat zunehmend populistisch-autokratisch. Was schon in einer Diskussion im Jahr 2019 über einen Trend zum Faschismus innerhalb Israels Intellektuellen diskutiert wurde[40].

Der Trend, den ich schon in meinem Buch von 2021 erwähne, wurde also fortgesetzt, und der 7. Oktober hat lediglich wie ein Turbo gewirkt, war aber nicht der eigentliche Auslöser.

„Auch Dror Sadot und ihr Partner beschlossen, ihre geplante Abreise nach Kriegsbeginn zu beschleunigen. Sie waren entsetzt darüber, wie viele Israelis einen Krieg unterstützten, der über 41.000 Palästinenser das Leben gekostet hat, die meisten davon Zivilisten, und fühlten sich zu Hause isoliert. ‚Es waren nicht einmal nur die üblichen Verdächtigen. Leute, die sich selbst als Linke betrachten, begannen von Rache zu sprechen und sagten, dies sei ein gerechter Krieg‘, sagte sie. Einen Monat nach dem 7. Oktober buchten sie einen Flug nach Berlin und Sadot glaubt nicht, dass sie zurückkehren wird. Obwohl es ihr schwerfällt, Deutsch zu lernen, fühlt sie sich in anderer Hinsicht zu Hause. ‚In Israel werde ich im besten Fall als verrückt angesehen, im schlimmsten Fall als Verräterin. Zumindest hier werden meine Meinungen akzeptiert‘, sagte sie.“[41]

Der Artikel berichtet weiter, dass immer mehr Israels ihre zweiten Staatsbürgerschaften aktivieren, oder solche suchen. Dann wird erklärt, dass das Ausmaß der Abwanderung schwer einzuschätzen sei. Im Jahr 2023, während der innenpolitischen Unruhen vor dem Krieg über Netanjahus Justizreformen, habe es einen Nettoabzug aus Israel von 30.000 bis 40.000 Menschen gegeben, berichtete die Zeitung Haaretz. Aber es gebe auch Israelis, die das Gegenteil täten, und aus dem Ausland nach Israel zurückkehren, um dem Land im Krieg zu helfen.

Netanjahus angebliche Rede

Am 7. Oktober erschienen im Internet Gesprächsmitschnitte, welche angeblich beweisen sollen, dass Netanjahu erklärte, dass Israel nicht beabsichtige den Iran massiv anzugreifen. Sondern dass die Regierung nur beabsichtige, die Abschreckung wieder glaubhaft zu machen.

„Wir müssen den Iran oberflächlich angreifen und ihn in den Medien übertreiben. (…) Die Angriffe des Iran haben unsere Glaubwürdigkeit und Abschreckung zerstört. Wir sind gezwungen, auf die Aktionen des Iran zu reagieren. Wenn wir nicht auf den Angriff des Iran reagieren können, wird die Angst in Israel zunehmen, was gefährlich ist. Wir wollen nicht, dass sich die Situation in Israel verschlechtert.“[42]

War das schon ein Signal der Entspannung? Wohl kaum. Es war vermutlich eher das Eingeständnis, dass es für Israel schwer war, einen Drei-Fronten-Krieg zu führen, in Gaza, Libanon und im Iran, weil die USA zögerlich auf einen vollumfänglichen Krieg gegen den Iran reagiert. Zu ungewiss war die mögliche Auswirkung auf die anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA.

Die Bodenoffensive im Libanon

Beginnen wir mit der Bodenoffensive Israels. Als Speerspitze des Vorstoßes agierte die 98. Division Israels, welche eine der offenkundigsten Völkermörder- Divisionen der israelischen Streitkräfte ist. Der Kommandeur der 98. Division, Maj. Avinoam Goelman, schrieb:

„Ich halte mich für einen Liberalen … Wir müssen [die Bewohner des Gazastreifens] gnadenlos töten. Ohne zwischen Hamas und Zivilisten zu unterscheiden. Die ‚unschuldigen‘ Zivilisten in Gaza sind überhaupt nicht unschuldig … Die Bewohner von Gaza müssen als Gesellschaft mit Leib und Seele bezahlen … Gaza muss erobert werden … Alle Moscheen in Gaza müssen zerstört werden … Wir müssen die Gesellschaft in Gaza von innen heraus zerschlagen, indem wir Schmerz, Trauer und Verlust in ihr säen, und zwar auf eine Art und Weise, die es ihr unmöglich macht, sich als Gesellschaft zu rehabilitieren …“[43]

Die 98. Division der israelischen Streitkräfte hat die Stadt Khan Younis in Gaza ausgelöscht und offen zahlreiche Kriegsverbrechen begangen. So prahlte der Unteroffizier Ohana von der 98. Division (ebenfalls Militäranwalt): „Gaza wird keinen Moment aufhören zu brennen“[44]. Und er fügte hinzu: „ „Wenn ihr zu dem zurückkehrt, was von euren Häusern übrig ist, werdet ihr euch immer an den 7.10 erinnern!“ Am 20. Oktober dann: „Die Tore der Hölle haben sich für euch geöffnet!!!“

Und tatsächlich hatte Israel, Berichten von Zivilschutzhelfern in Beirut zufolge, alles getan, um auch im Libanon die Hölle wahr werden zu lassen, zum Beispiel durch das Verhindern, dass Menschen lebend daraus hervor kamen. Indem sie nach dem Abladen von 75 Tonnen Bomben den Zivilschutz des Libanons aufforderten, keine Rettungsmaßnahmen durchzuführen[45]. Israel griff mit Drohnen Bulldozer an, die gekommen waren, um Trümmer wegzuräumen[46].

„Die Israelis haben der libanesischen Regierung mitgeteilt, dass Rettungs- und Trümmerräumungsteams den Zutritt zu dem Ort in den Vororten von Beirut, wo Sayyed Hashem Safieddine und zwei seiner Leibwächter angegriffen wurden, nicht gestattet werden, sofern die Hisbollah nicht zuerst seinen Tod bekannt gebe.“[47]

Zurück zur Invasionsarme Israels. Israelische Soldaten der 98. Division filmten und veröffentlichten auch stolz ihre Kriegsverbrechen in Khan Younis und Jabaliya online. So zeigten wie, wie sie ein Haus niederbrennen, während im Hintergrund der Song „Möge euer Dorf brennen“ läuft.[48]

Da die Bodenoffensive scheinbar nur langsam voran kommt und nur bedingt erfolgreich zu sein scheint, wird die Bombardierung von Beirut in den ersten Oktobertagen intensiviert. Die Regierung Israels beginnt ihr Versprechen war zu machen, mit dem Libanon das gleiche zu veranstalten wie mit Gaza[49]. Inzwischen braucht man auch keine Rechtfertigung mehr mit „geköpften Kindern“ oder „Massenvergewaltigungen“. Jede Bombardierung mit hunderten von Opfern war natürlich nur gegen einen „Anführer der Hisbollah“ gerichtet, der sich „hinter Zivilisten versteckt“.

Das Einzige was in der ersten Woche des Oktobers klar wurde, war die Tatsache, dass der angedrohte Vernichtungskrieg Israels gegen den Libanon eine neue, riesige Flüchtlingswelle auslöste. Eindrucksvolle Bilder von wieder kilometerlangen Kolonnen von vor Israel zu Fuß flüchtenden Menschen, wie bei der Nakba von 1948 schwappen ins Internet[50]. Eine Erinnerung daran, dass der Eroberungskrieg Israels schon viel früher begann.

Am 4. Oktober berichtete UNICEF, dass innerhalb der letzten Tagen im Libanon mindestens 11 Kinder durch israelische Angriffe getötet, und 690 teils lebensgefährlich verletzt[51] wurden. Die Strategie des Völkermordes in Gaza wird nun ausgerollt, während deutsche Medien von „Angriffen auf Hisbollah“ berichten. Und wenn es zu zivilen Opfern kommt, sind diese es implizit selbst schuld, weil sie in der Nähe von „Terroristen“ waren.

Der Widerstand des Libanons beginnt

Die Kreative Zerstörung (auch Schöpferische Zerstörung) ist ein Begriff aus der Makroökonomie, geprägt von Schumpeter, der beschreibt, wie neue Technologien, Produkte, Dienstleistungen, Methoden oder Geschäftsmodelle alte Märkte und Unternehmen zerstören. Leider versuchen die USA dieses Modell der volkswirtschaftlich kapitalistischen Erneuerung auf gesellschaftliche Veränderungen in Staaten anzuwenden. Dies wird im Nahen und Mittleren Osten spätestens seit 9/11 und den Aussagen (7 Länder in 5 Jahren[52]) klar. Der Ausdruck, in Verbindung mit dem Mittleren Osten, wurde durch US-Außenministerin Condoleezza Rice 2006 in Tel Aviv[53] für die beabsichtigte Neustrukturierung des Mittleren Ostens geprägt.

Der Beginn der Politik war ein Angriff Israels auf den Libanon, der bis dahin als „Schweiz des Nahen Ostens“ bekannt war, und nach dem Krieg politisch und faktisch in Trümmern lag. Wobei der Neuaufbau, nach Vertreibung der Israelischen Invasion durch die Aktivitäten der Hisbollah nicht das gewünschte Ziel erreichte. Daher wird nun 2024 der dritte Versuch gestartet! Wie es vor dem Projekt der „schöpferischen Zerstörung“ im Libanon aussah, kann man Bildern entnehmen[54].

Dies feststellend, kann man davon ausgehen, dass im Libanon im Oktober 2024 die zweite Front im Stellvertreter-Weltkrieg der USA gegen den Rest der Welt eröffnet wurde. Und genau dieses Thema diskutiert Mitchell Plitnik am 5. Oktober in einem Artikel mit dem Titel (übersetzt) „Die Vereinigten Staaten und Israel wollen den Nahen Osten erneut neu gestalten … Die Stimmung in Washington ist heute ähnlich wie 2003, als die Neokonservativen der Bush-Regierung versuchten, den Nahen Osten neu zu gestalten. Dieses Mal versucht eine gemeinsame Vision von Israel und der Biden-Regierung, die Region nach den Vorstellungen des Westens neu zu gestalten.“[55]

„Vom 7. Oktober bis heute hatte die Regierung Netanjahu nicht Gaza oder gar das Westjordanland im Visier, sondern den Iran. Die völlige Geringschätzung, die Israel, die USA und ihre europäischen Verbündeten dem Leben der Palästinenser beimessen, führte dazu, dass die unzähligen Menschen in Gaza, die direkt durch israelische Angriffe und indirekt durch Krankheiten, Kälte, Mangel an sauberem Wasser, Unterernährung, Hunger und all die anderen Folgen des Krieges starben, alle als Eröffnungssalve für den jüngsten Versuch geopfert wurden, ‚den Nahen Osten neu zu gestalten‘.“[56]

Der Autor beschreibt, dass die Hisbollah und der Iran nicht hatten anders handeln können, als sie es taten, und mit ihren eher zögerlichen Reaktionen, und Vertrauen auf Aussagen von westlichen Führern, einer Konfrontation mit Israel versuchten aus dem Weg zu gehen. Aber der US-Präsident Biden sei einer der schwächsten Präsidenten im Amt, hinsichtlich der Möglichkeiten, von Israel Zurückhaltung einzufordern. Im Gegenteil hatte Biden den Fehler gemacht, von Anfang an die bedingungslose Unterstützung Israels zu verkünden. Dahinter, so Plitnick, stecke, sinngemäß, die Strategie der Stellvertreterkriege, durch welche der imperiale Einfluss der USA erhöht werden soll.

„Laut Politico ‚beschreiben Hochstein, McGurk und andere hochrangige US-Sicherheitsbeamte hinter den Kulissen Israels Libanon-Operationen als einen weltbewegenden Moment – ​​einen, der den Nahen Osten für die kommenden Jahre zum Besseren verändern wird. Die Überlegung ist: Israel hat die oberste Kommandostruktur der Hisbollah im Libanon ausgelöscht, die Fähigkeiten der Gruppe stark untergraben und den Iran geschwächt, der die Hisbollah als Stellvertreter und Machtträger nutzte.‘

Der Bericht legt nahe, dass diese Ansicht im Weißen Haus gesiegt hat und dass die Ausweitung einer Operation gegen die Hisbollah ‚eine Gelegenheit bieten könnte, den Einfluss des Iran im Libanon und in der Region zu verringern.‘“[57]

Der Artikel weist auch darauf hin, dass der Iran seine Atomanlagen über das Land verteilt hat, und redundant betreibt. Die Iraner hatten von dem Luftangriff auf die Baustellen in Syrien 2007 und im Irak 1981 gelernt. Außerdem hat man einige Anlagen tief in den Felsen gebaut. Weshalb eine Zerstörung der Fähigkeiten des Iran, eine Atombombe, besser Kernwaffe zu bauen, nur durch einen massiven Luftangriff mit mehreren Kernwaffen möglich wäre.

Offensichtlich ist es wie mit dem Krieg gegen Russland. Diesmal, diesmal ganz bestimmt bezwingen wir das Land! So oder ähnlich müssen die Strategen in Washington wohl denken, wenn der Artikel ausführt:

„Angesichts des Eifers, mit dem die Biden-Regierung einen weiteren zum Scheitern verurteilten Versuch vorantreibt, den Nahen Osten ‚umzugestalten‘, erscheint Rationalität wie ein Wunschtraum. Jedes Mal, wenn dies versucht wurde, sei es mit dem Sykes-Picot-Abkommen nach dem Ersten Weltkrieg, der Invasion des Irak oder Israels Angriffen auf den Libanon in den 1970er und 80er Jahren, endete es immer in einer Katastrophe und legte den Grundstein für noch mehr Konflikte und Blutvergießen. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass es dieses Mal anders sein würde.“[58]

Und so nimmt der Angriffskrieg Israels seinen Lauf. Israelische Medien berichten, dass während eines schweren Hinterhalts durch die Elite-Ridwan-Truppen der Hisbollah in Marun al-Ras über 35 israelische Besatzungstruppen getötet oder verletzt wurden. In einem Video sieht man, wie Verletzte und Tote evakuiert werden[59]. Die meisten Verluste der israelischen Armee werden in Israel, wie in allen Ländern, welche an einem Krieg beteiligt sind, geheim gehalten. Die IDF soll sich unter schweren Verlusten aus dem Dorf Odaisseh zurück gezogen haben, nachdem die Soldaten auf erheblichen Widerstand der Hisbollah gestoßen waren[60]. Vermutlich wird das Dorf inzwischen nicht mehr existieren, da es von der Luftwaffe ausradiert wurde.

Der iranische Wissenschaftler Prof. Mohammad Marandi, mit guten Verbindungen zu Regierungskreisen im Iran, äußert in einem Interview auf SkyNews die Meinung, dass der Iran im Fall eines nächsten Vergeltungsschlages auf Grund eines Angriffs aus Israel stärker zurückschlagen werde, und das könnte die Intrastruktur Israels vernichten und die Ölmärkte, ja die Weltwirtschaft zum Zusammenbrechen bringen.

Während dem UN-Chef Guterres die Einreise nach Israel verwehrt wird, vermutlich weil er versuchen könnte, über Waffenstillstand und Frieden zu reden, gehen die Bombardierungen des Libanons weiter.

Die Hisbollah behauptete am dritten Tag nach dem Beginn der Bodenoffensive, dass jeder Soldat der israelischen Eliteeinheiten, welche in den Libanon eingedrungen waren, entweder tot, verwundet oder zurück nach Israel geflohen sei. Die größte israelische bezahlte Zeitung, die Yedioth Ahronoth soll von einem Katastrophe bei der Bodenoffensive des Libanons gesprochen haben. Aber die Internet-Seiten der Zeitung waren nicht aufrufbar. Gleichzeitig las man Berichte, dass Israel zum ersten Mal seit 2006 auch das Zentrum von Beirut bombardierte[61]. Außerdem behaupteten Meldungen, dass Israel die russische Militärbasis Hmeimin Air Base in Latakia angegriffen habe, weil von dort Waffen an die Hisbollah geliefert würden[62]. Allerdings ist unwahrscheinlich, dass das Ziel Israels tatsächlich die russische Basis war. Und China Daily bestätigte, dass es einen Luftangriff in der Nähe der Basis auf ein Waffenlager der syrischen Armee gab[63].

Angeblich als Reaktion auf diesen Angriff hatte der russische Botschafter Anatoly Viktorov den ca. 1,5 Millionen Russen in Israel den Rat gegeben, das Land zu verlassen „so lange es diese Möglichkeit noch gibt“[64]. Jedoch hatte dies nichts mit dem angeblichen Angriff zu tun, sondern es dürfte eine Mahnung wegen den zunehmenden kriegerischen Ereignissen im Nahen Osten allgemein gewesen sein.

Als Teil des Widerstandes traten Anfang Oktober auch mehr Künstler mutig auf. So wurde ein Film mit dem Titel „Jeden Tag eine Gräueltat“ von Juliet Stevenson veröffentlicht. Darin wird die britische Regierung aufgefordert, Waffenlieferungen an Israel einzustellen[65].

Im Internet erscheinen Videos, wie israelische Soldaten bei der Invasion des Libanons in Hinterhalte geraden. Auch schon direkt am Grenzzaun. Den Videos nach zu urteilen, dürften die Verluste wesentlich höher sein, als von Israel offiziell zugegeben. Aber natürlich kann der Libanon den Bombern Israels nichts entgegen setzen. Anfang Oktober berichtet auch der Spiegel darüber, wie Israel Flüchtlingslager bombardiert und eine Massenflucht auslöst, danach fragend, ob nun der Libanon ein zweites Gaza werden wird[66].

Am 4. Oktober passierte etwas Unerwartetes. Die UNO weigerte sich, Truppen, welche zur Überwachung des Waffenstillstands an der Grenze zum Libanon stationiert sind, abzuziehen. Die Irish Times (weil es irische Soldaten sind) berichtet:

„…Quellen bestätigten, dass die Aufforderung an das Hauptquartier der Interimstruppe der Vereinten Nationen im Libanon (Unifil) und an einzelne Länder gerichtet wurde, die Truppen stellen, darunter Irland [ihre Blauhelme abzuziehen]. Israel wurde mitgeteilt, dass die Truppen vor Ort bleiben werden. An der libanesisch-israelischen Grenze gibt es einen irischen Außenposten, der als Blaue Linie bekannt ist. Dieser Außenposten mit der Bezeichnung Posten 6-52 wird von einem einzigen irischen Zug besetzt, der für die Überwachung der Grenze und die Meldung von Zwischenfällen verantwortlich ist.

Das Gebiet war Anfang der Woche Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen den israelischen Streitkräften und der militanten libanesischen Gruppe Hisbollah, bei denen Israel schwere Verluste erlitt. Einige der Kämpfe fanden weniger als 2 km vom irischen Außenposten entfernt statt. Die Warnung, Friedenstruppen von der Grenze abzuziehen, lässt die Möglichkeit wahrscheinlich erscheinen, dass Israel eine groß angelegte Invasion entlang der gesamten Grenze startet. Bisherige Einfälle waren in ihrem Ausmaß eher begrenzt. Es wird davon ausgegangen, dass die irische Regierung israelische Beamte darüber informiert hat, dass die Truppenbewegungen von Unifil eine Angelegenheit der UNO und ihres Truppenkommandanten vor Ort sind. Unifil hat Israel mitgeteilt, dass es die Truppen nicht abziehen wird.

(…) Unterdessen können mehr als 70 irische Friedenstruppen, die im Urlaub waren, als Israel letzten Monat seine Invasion des Libanon begann, nicht zu ihrer Einheit zurückkehren. Die Situation im Libanon wird derzeit als zu gefährlich angesehen, um die Soldaten nach Beirut zurückzufliegen und sie in das Unifil-Einsatzgebiet im Süden des Landes zu bringen, sagten Militärquellen.

Von irischen Außenposten aus sind regelmäßig israelische Truppen und gepanzerte Fahrzeuge zu sehen, was die Befürchtung über mögliche Raketenangriffe der Hisbollah in der Region weckt. Das 124. Infanteriebataillon der Verteidigungsstreitkräfte, Irlands Beitrag zu den Unifil-Missionen, besteht aus 370 Soldaten. Derzeit befinden sich jedoch weniger als 300 Soldaten im Einsatzgebiet, was teilweise darauf zurückzuführen ist, dass ein großes Kontingent an Personal vor den jüngsten Feindseligkeiten auf Urlaub nach Irland zurückgekehrt ist.

Dadurch ist das irische Bataillon etwa 25 Prozent unterbesetzt, aber Militärquellen sagen, dass dies weder die Einsatzkapazität noch die Schutzmaßnahmen beeinträchtigt, da die israelische Invasion das Arbeitstempo der Einheit erheblich verlangsamt hat. Die Militärführung beabsichtigt, die in Irland befindlichen Truppen in Bereitschaft zu halten. Sie werden eine Reservetruppe für schnelle Reaktionen bilden, die in den Libanon zurückgeschickt werden kann, wenn sich die Lage deutlich verschlechtert.

Eine Möglichkeit ist, dass diese Reservetruppe zurückgeschickt wird, um bei der Evakuierung der Mission zu helfen, falls die UN beschließen sollte, die Unifil-Truppen abzuziehen. Militärquellen zufolge ist dies jedoch höchst unwahrscheinlich und es werden keine Vorbereitungen für den Abzug der irischen Truppen aus dem Missionsgebiet getroffen. Viele der in Irland beurlaubten Soldaten wollen trotz der Gefahr unbedingt in den Libanon zurückkehren. „Sie haben das Gefühl, dass sie etwas verpassen, und sie machen sich Sorgen um ihre Kameraden“, so eine Quelle.

Der Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Tom Fox, sollte im Rahmen dieses Urlaubs nach Irland zurückkehren. Aufgrund der sich verschlechternden Sicherheitslage entschied er sich jedoch, in der Mission zu bleiben. Es ist das zweite Mal, dass sein Urlaub abgesagt wurde.

Auf Anfragen antwortete ein Sprecher der Streitkräfte: „Das Unifil-Hauptquartier hat alle Bataillone angewiesen, ihre Bewegungen angesichts der anhaltenden Situation einzuschränken. Zu Beginn der Eskalation wurden Einschätzungen des Versorgungskorridors nördlich des Litani nach Beirut vorgenommen und festgestellt, dass die aktuelle Umgebung für die Bewegung großer Konvois nicht förderlich ist. „Das derzeit im Urlaubsdienst befindliche Personal wurde angewiesen, seine Rückreise nach Libanon zu verschieben und in Bereitschaft zu bleiben, bis ein sicheres Zeitfenster für die Rückkehr zum UNP 2-45 [irisches Hauptquartier] verfügbar wird. Diese Pläne werden täglich überprüft.“[67]

In einem Interview erklärte Prof. John Mearsheimer die Strategie Israels im Krieg gegen den Libanon, wie er sie Anfang Oktober einschätzte. Da sei zunächst die Politik der Enthauptung, die aber noch nie bei Organisationen wie der Hisbollah funktioniert hatten. Dann gebe es die Politik der Bestrafung der Zivilbevölkerung indem durch Luftschläge große Verluste an Infrastruktur, Wohngebäuden und Leben und Gesundheit verursacht wird, gegen das sich der Libanon nicht wehren kann. Aber das werde auch nicht funktionieren. Und dann sei da die Bodenoffensive. Darüber höre man in den israelischen Medien sehr wenig. Aber die Tatsache, dass die Propaganda der IDF keine Nachrichten veröffentlicht, bedeute, dass die Bodenoffensive gar nicht nach Plan verlaufe. Aber sicher sei, dass Israels Strategie nicht funktioniere, denn die Hisbollah antworte auf jeden Luftschlag mit über hundert Raketen. Es sei falsch zu glauben, dass Israel die Hisbollah besiegen könne. Seiner Meinung nach, könne Israel den Krieg im Libanon nicht gewinnen[68].

Der Militärkorrespondent von Yedioth Ahronoth, eines israelischen Nachrichtenmediums, Yoav Zitun, berichtete: „Die Hisbollah-Kämpfer fliehen nicht und schießen nicht aus der Ferne … sie liefern sich Kämpfe von Angesicht zu Angesicht“[69]. Die IDF-Soldaten, die in erster Linie Erfahrung mit der Niederschlagung ziviler Proteste und einzelnen Rebellen haben, scheinen auf diesen erbitterten Widerstand nicht vorbereitet zu sein.

Am 3. Oktober twitterte ein IDF-Soldat, der angeblich seit 22 Jahren in der IDF dient, über einen großen Widerstand der Hisbollah, beim Versuch der Invasion durch Bodentruppen. Er behauptet, dass Netanjahu angeblich Schläger zu seinem Haus geschickt habe, um ihn einzuschüchtern, was zu einer deutlich oppositionellen Aussage hinsichtlich der Regierung führte. Es ist schwer, die Aussagen zu verifizieren und selbst den Aussagenden zu validieren, denn das X/Twitter-Konto existiert erst seit September 2024. Aber was hatte er berichtet?

„Ok, jetzt geht’s los. Ein Lagebericht der libanesischen Offensive.

  • Die operative Effektivität ist aufgrund hoher Opferzahlen, beispielloser Fälle von Ungehorsam gegenüber Befehlen von Offizieren, Desertionsversuchen und extrem niedriger Moral #ußerst niedrig.
  • Hisbollah-Agenten hingegen sind in manchen Fällen sogar besser ausgerüstet als unsere Spezialkräfte. Sie verwenden neue, noch nie gesehene Sprengsätze. Organisiert und unmöglich zu entdecken. In einem Fall haben sie Lautsprecher verwendet, um unsere Spezialkräfte zu verspotten, die sich in ihrer Position verschanzt hatten.
  • In den letzten 48 Stunden wurden über 300 bestätigte Tote und Verletzte von IDF-Soldaten erlitten. Hisbollah hat mehrere erfolgreiche Hinterhalte gestartet, die zu hohen Todeszahlen geführt haben, insbesondere innerhalb unserer Spezialkräfte.
  • Die Moral ist auf dem Tiefpunkt angelangt, da Kampftruppen Befehlsentscheidungen und die Durchführbarkeit ihrer Mission in Frage stellen und anzweifeln. Etwa 1.400 Soldaten werden vermisst (vermutlich sind sie aus dem Gebiet geflohen).
  • Die Evakuierung Verwundeter ist äußerst schwierig, da Hisbollah das gesamte Gebiet kontrolliert. Die Kommandostruktur ist aufgrund zahlreicher Todesfälle von Offizieren, Desertionen, mangelnder Befehlsakzeptanz der Soldaten und Ernüchterung der Soldaten hinsichtlich der Durchführbarkeit der Mission zerstört.
  • Ein besonderer Vorfall fiel mir auf, als eine Spezialeinheit sich weigerte, den Befehlen zur Durchführung einer Gegenoffensive Folge zu leisten, nachdem sie Zeuge massiver Todesfälle bei der Führungseinheit geworden war. *So etwas habe ich in 22 Jahren Dienst bei der IDF noch nie gehört.*
  • Die Hisbollah hat die Initiative ergriffen und ihre Angriffe verstärkt, da sie eine niedrige Moral, Zersplitterung und internes Chaos unter unseren Soldaten spürte. Zu einem Zeitpunkt glaubten einige Kommandeure, dass die russischen Speznas an der Seite der Hisbollah-Soldaten kämpften, aber diese Annahme wurde später widerlegt.

Die Operation befindet sich in einem kritischen Stadium und ohne entscheidende Korrekturmaßnahmen (oder ein Wunder) ist die Wahrscheinlichkeit eines völligen Zusammenbruchs extrem hoch.

*Hisb steht kurz vor einem strategischen Sieg und ich muss Ihnen nicht sagen, wie katastrophal das für Israel wäre*“[70]

Auch wenn diese Nachricht zu diesem Zeitpunkt noch nicht bestätigt war, so wurde sie doch durch einen Tweet des israelischen Politikers Yariv Oppenheimer bestätigt. Dieser spricht von einer katastrophalen Situation[71].

Damit aber waren die Katastrophennachrichten noch nicht beendet. Die Hisbollah hatte im Vorfeld des Krieges gewarnt, dass im Fall eines erneuten Angriffs von Bodentruppen, die Hisbollah den Krieg nicht nur im Libanon führen werde, sondern ihn nach Israel hineintragen werde. Und so schien es zunächst, dass dies aus Sicht der Hisbollah gelungen war. Jedenfalls wurden Videos über Schusswechsel in Kiryat Shimona auf Twitter veröffentlicht[72]. Und Channel 12 berichtete von einem Überfall von Hisbollah-Kämpfern auf Kiryat Shemona. Angeblich haben sie IDF-Soldaten gefangen genommen und einige getötet und verwundet. Aber kurz darauf wurde dies von israelischer Seite dementiert[73]. Vorausgegangen war ein Raketenbeschuss der Siedlung[74]. Über 70 Raketen sollen abgefeuert worden sein, von denen einige durch die Luftabwehr drangen und Schäden verursachten[75]. Die Schäden durch Brände schienen erheblich zu sein[76].

Was Mearsheimer erklärte, wurde dann durch die Hisbollah bestätigt. Durch die Ermordung von Sayyed Hachem Safieddine werde die Schlacht im Süden des Libanon in keiner Weise beeinträchtigt. Und ganz offensichtlich kam die israelische Armee nicht voran, denn sie berichtete von keinem der erwarteten Erfolge.

Am 7. Oktober wird sichtbar, dass die Hisbollah bisher ihre größeren Raketenkaliber noch nicht eingesetzt hatte. Je stärker Israel Beirut bombardiert, desto größer werden die Antworten der Hisbollah. Die Hisbollah-Raketen zielen nun zunehmend auf Haifa und Tiberias im nördlichen Israel[77]. Eine der Raketen traf das Sirenen-Kontroll-Zentrum in Haifa und setzte es außer Betrieb, so dass die folgenden Raketen ohne Vorwarnung einschlugen[78]. Es ist ein Unterschied, ob selbstgebaute Hamas-Raketen einen Parkplatz beschädigen, oder Hisbollah-Raketen in einer Stadt mit Hochhäusern einschlagen[79]. Aber noch sind glücklicherweise wenige Opfer zu beklagen. Weil es in Israel Schutzräume gibt, und weil die Luftabwehr viele Raketen abfängt[80]. Was jedoch einen Kostenschaden verursacht, der beträchtlich ist. Die tatsächlichen wirtschaftlichen Folgen für Israel werden sich vermutlich erst in einigen Monaten zeigen.

Die Hisbollah scheint von einem langen Krieg auszugehen. Die Besatzung von 1948 dauerte sieben Jahre, bis 1955. Die Besatzung von 1978 nur 6 Wochen, aber im großen Libanonkrieg 1982, kämpfte die Hisbollah, die sich unter dem Eindruck der Invasion aus kleinen Widerstandsgruppen zusammengeschlossen hatte drei Jahre, bevor sie den Abzug Israels erzwang. Im Angriffskrieg Israels im Jahr 2006 ging es dann schon wesentlich schneller, nach 4 Wochen wurde bereits ein Waffenstillstand geschlossen. Aber 2024, auf Grund der Bombardierungen von Beirut und dem Völkermord in Gaza rechnet der Widerstand mit einem langen und verlustreichen Kampf.

Während Libanesen Entbehrungen, Krieg und Widerstand gewohnt sind, dürfte ein längerer Konflikt ein größeres Problem für Israel darstellen. Die wöchentlichen Opferzahlen, welche doch in Israel bekannt werden, haben einen ähnlichen demoralisierenden Effekt, wie einst die Leichensäcke, die aus Vietnam zurückkehrten.

Israels Vermeidung von Frieden

Am 3. Oktober wurde bekannt, was der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib erklärte. Demnach hatte die Hisbollah einem Waffenstillstand mit Israel zugestimmt, und die libanesische Regierung die USA darüber informiert, die wiederum geantwortet habe, dass Israel zustimmte. Der ÖRR der Schweiz berichtete sogar darüber[81]. Die Aussage wurde aus mehreren Quellen bestätigt[82]. Kurz darauf ermordete Israel hunderte von Menschen, um den Führer der Hisbollah, Sayyed Hasan Nasrallah zu töten[83]. Es tauchten dann weitere Informationen auf, die darauf hinweisen, dass es eine Falle für die Führung der Hisbollah war, die von den USA organisiert worden war, denn angeblich hatten nach der Übermittlung des Waffenstillstandsangebotes zwei US-AWACS-Flugzeuge den Angriff auf Beirut, bei dem hunderte von unbeteiligten Zivilisten getötet wurden, koordiniert[84]. In Libanon wurde eine dreitägige Staatstrauer für Nasrallah und die Opfer des israelischen Anschlages ausgerufen.

Das war mindestens der dritte Fall, an den ich mich erinnerte, in dem Israel einen gegnerischen Verhandlungsführer tötete, nachdem dieser signalisiert hatte, einer Einigung zustimmen zu wollen. Der letzte war der politische Führer der Hamas, Ismail Haniyeh in Teheran am 31. Juli.

Und wenn noch irgendjemand Zweifel hatte, und glaubte, dass Israel das Völkerrecht und die UNO respektiert, wurde er Anfang Oktober eines Besseren belehrt, als Israel den Generalsekretär der UN zur „persona non grata“ in Israel erklärte[85]. Der Präsident Israels schrieb am 2. Oktober auf Twitter:

„Heute habe ich UN-Generalsekretär @antonioguterres zur persona non grata in Israel erklärt und ihm die Einreise ins Land verboten. Wer den abscheulichen Angriff Irans auf Israel nicht eindeutig verurteilen kann, wie es fast jedes Land der Welt getan hat, verdient es nicht, israelischen Boden zu betreten. Dies ist ein Generalsekretär, der das Massaker und die sexuellen Gräueltaten der Hamas-Mörder vom 7. Oktober noch nicht verurteilt hat und auch keine Anstrengungen unternommen hat, sie zu einer terroristischen Organisation zu erklären. Ein Generalsekretär, der Terroristen, Vergewaltigern und Mördern der Hamas, der Hisbollah, der Houthis und jetzt des Iran – dem Mutterschiff des globalen Terrors – Rückendeckung gibt, wird als Schandfleck in der Geschichte der UN in Erinnerung bleiben. Israel wird seine Bürger weiterhin verteidigen und seine nationale Würde wahren, mit oder ohne António Guterres.“[86]

Diese Aussagen andererseits belegen, wie weit sich Israel vom Völkerrecht, von Menschenrechten und von dem Entfernt, was sie einmal als Basis ihres Existenzrechtes bezeichneten, nämlich eine UN-Resolution, in der die Gründung von zwei Staaten auf dem Gebiet Palästinas verkündet wird.

Trotzdem hatten in Deutschland Medien und alle politischen Parteien im Bundestag zu einer Solidaritätskundgebung für Israel aufgerufen. Millionen wurden erwartet, schließlich ist es deutsche Staatsräson! Allerdings tauchten in Berlin dann nur ein paar dutzend Demonstranten auf[87]. Was zu beweisen scheint, dass die deutsche Elite sich auch in dieser Hinsicht vollkommen von der Bevölkerung abgekoppelt hat.

Der Aufruf zur „Solidarität mit Israel“ kam zu einem Zeitpunkt, da Oxfam ausrechnete, dass die IDF in Gaza in einem Jahr mehr Kinder getötet hatte, als in irgendeinem anderen Konflikt davor[88]. Wobei die 500.000 toten Kinder im Irak auf Grund von US-Sanktionen nicht berücksichtigt wurden, weil es indirekte Opfer von Sanktionen waren. Es lohnt sich, den Bericht eines schrecklichen Jahres der israelischen Massaker ganz zu lesen:

„Eine gemeinsame Analyse von Oxfam und Action on Armed Violence (AOAV) zeigt, dass im vergangenen Jahr in Gaza mehr Frauen und Kinder vom israelischen Militär getötet wurden als in jedem anderen Konflikt der letzten zwei Jahrzehnte. Die Daten von Oxfam zeigen, dass allein in den letzten 12 Monaten in Gaza über 6.000 Frauen und 11.000 Kinder gestorben sind – was die bisherigen Rekorde an zivilen Opfern in Konflikten bei weitem übertrifft. Gleichzeitig zeigen die Daten von AOAV, dass israelische Sprengstoffwaffen seit Beginn des Krieges im Durchschnitt alle drei Stunden die zivile Infrastruktur in Gaza trafen.

(…) Zum Vergleich: Die höchste Zahl getöteter Frauen in einem einzigen Jahr wurde 2016 im Irak mit über 2.600 geschätzt. Ein Bericht von Every Casualty Counts ergab, dass in den ersten 2,5 Jahren des syrischen Konflikts jährlich durchschnittlich 4.700 Kinder getötet wurden. UN-Berichte über Kinder und bewaffnete Konflikte der letzten 18 Jahre zeigen, dass kein anderer Konflikt in einem einzigen Jahr zu einer höheren Zahl getöteter Kinder geführt hat.

(…) Abgesehen von einer kurzen sechstägigen humanitären Pause im vergangenen November gab es im vergangenen Jahr nur zwei Tage ohne Bombardierung. Die Regelmäßigkeit der Angriffe ist erschütternd:

  • Häuser wurden im Durchschnitt alle vier Stunden getroffen
  • Notunterkünfte im Durchschnitt alle 17 Stunden
  • Schulen und Krankenhäuser im Durchschnitt alle vier Tage und
  • Hilfsverteilungsstellen und Lagerhäuser im Durchschnitt alle 15 Tage.

Dr. Iain Overton, Geschäftsführer der AOAV, bemerkte: „Der unerbittliche Einsatz von Explosivwaffen in zivilen Gebieten ist entsetzlich und diese Zahlen stellen ein tragisches Versagen der internationalen Gemeinschaft dar. Das Ausmaß der Verwüstung in Gaza sollte ein Weckruf sein. Die anhaltende Bombardierung von Häusern, Schulen und Krankenhäusern mit einer solchen Häufigkeit zeigt eine Missachtung des menschlichen Lebens und des Völkerrechts. Es wird Generationen dauern, bis sich diese Gemeinden davon erholt haben.“

Die anhaltende israelische Militärkampagne hat durch Angriffe auf Infrastruktur, die für das Überleben der Zivilbevölkerung von entscheidender Bedeutung ist, konsequent gegen das humanitäre Völkerrecht (IHL) verstoßen. Zivilisten wurden mehrfach gewaltsam in sogenannte „Sicherheitszonen“ vertrieben, die oft bombardiert oder anderweitig angegriffen wurden.

Im breiteren Kontext des Konflikts berichtet Oxfam, dass zusätzlich zu den Tausenden getöteten Frauen und Kindern die Zahl der nicht identifizierten, vermissten oder unter Trümmern begrabenen Menschen die Zahl der Todesopfer noch weiter in die Höhe treiben könnte. Eine aktuelle Lancet-Studie legt nahe, dass die tatsächliche Zahl der Todesopfer in Gaza 186.000 übersteigen könnte, wenn indirekte Todesfälle – durch Hunger und mangelnde Gesundheitsversorgung – berücksichtigt werden.

Regionale Eskalation und Forderungen nach Waffenstillstand

Während sich die Feindseligkeiten weiter auf den Libanon und das Westjordanland ausweiten, hat Oxfam zu einem sofortigen Waffenstillstand aufgerufen. Sally Abi Khalil, Oxfams Direktorin für den Nahen Osten und Nordafrika, betonte den Ernst der Lage:

„Das Versagen der internationalen Gemeinschaft, Israel zur Rechenschaft zu ziehen, und seine anhaltenden Waffenlieferungen haben die Gräueltaten ermöglicht, die wir jetzt erleben. Der Verlust von Menschenleben und die Verwüstung in Gaza sind entsetzlich und herzzerreißend. Jetzt ist ein dauerhafter Waffenstillstand erforderlich.“

Mehr als 25.000 Kinder haben im vergangenen Jahr entweder einen Elternteil verloren oder sind zu Waisen geworden. Sie leiden nicht nur unter dem Verlust geliebter Menschen, sondern auch unter körperlichen Traumata, wobei viele Kinder mit schweren Verletzungen und Behinderungen leben müssen.

Dr. Umaiyeh Khammash, Direktorin des Oxfam-Partners Juzoor, der Hunderttausende Menschen in Gaza unterstützt, fügte hinzu:

„Das vergangene Jahr war ein Jahr immensen Leids für Frauen, die nun die Last tragen, ihren Haushalt angesichts völliger Zerstörung zu führen. Der Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung hat schwangere und stillende Mütter besonders hart getroffen, und das Trauma, das die Kinder erleiden – viele von ihnen haben Gliedmaßen verloren oder leiden unter tiefer emotionaler Belastung – ist unbeschreiblich.“

Gewalt im Westjordanland und bei Siedlern

Die Gewalt beschränkt sich nicht auf Gaza. Im Westjordanland wurden laut Oxfam seit letztem Oktober über 680 Palästinenser von israelischen Siedlern oder Militärkräften getötet. Über tausend Siedlerangriffe zielten auf palästinensisches Ackerland und zerstörten Ernten, Bewässerungssysteme und Gewächshäuser, darunter auch international finanzierte Projekte, die von Oxfam unterstützt werden. Mehr als 2.000 palästinensische Häuser wurden zerstört, was die humanitäre Krise noch verschärft.

Oxfam und AOAV fordern gemeinsam einen sofortigen, dauerhaften Waffenstillstand, die Freilassung aller Geiseln und rechtswidrig inhaftierten Palästinenser sowie ein Ende des Verkaufs tödlicher Waffen an Israel. Sie fordern außerdem uneingeschränkten Zugang für humanitäre Hilfe nach Gaza und internationale Anstrengungen, um Israel zur Verantwortung zu ziehen.[89]

Und Deutschlands Solidaritätsaufruf kam kurz vor der Bombardierung der christlichen Dörfer Ain Ebel[90] und Debel im Libanon, in denen es keine Hisbollah gab. Welche aber auf dem Gebiet liegen, welches Israel beansprucht[91]. Und Israel bombardiert ein Gebiet in Beirut, das unmittelbar neben dem libanesischen Parlament und dem regionalen Hauptquartier der UNO liegt[92]. Getroffen wurde ein „medizinisches Zentrum“[93]. Und Meldungen kursierten, dass Israel wieder über bewohnten Gebieten Phosphormunition einsetzte[94]. Phosphor gefährdet nicht nur Zivilisten, sondern verseucht die Böden für Jahre. Die Bombardierungen werden im Libanon als Rache für das Versagen der Bodentruppen im Süden des Landes angesehen, als Tötung von Zivilisten als kollektive Bestrafung. Auch wenn es als „außergesetzliche Tötung“ eines „Terroristen“ durch Israel und den Westen bezeichnet wurde. Es wurde als Wahrmachen der Aussagen von israelischen Politikern, den Libanon zu einem zweiten Gaza zu machen, angesehen.

Nachspiel zum 7. Oktober

Neben den üblichen Vorwürfen an die ganze Welt, über Israel mit Vorurteilen zu berichten, findet sich allerdings auch ein Artikel in der Jerusalem Post, der darüber nachdenkt, wie Natanjahu versucht, eine Untersuchung des Vorgangs am 7. Oktober 2023, der Vorwand für die aktuelle Angriffskriege Israels ist, zu verhindern. Und zwar durch ein Gesetz.

„Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beabsichtigt, Israels Untersuchungsausschussgesetz zu ändern, um einen Untersuchungsausschuss zum Massaker der Hamas vom 7. Oktober zu bilden, dessen Mitglieder von Politikern und nicht vom Obersten Richter des Obersten Gerichtshofs ernannt werden, warnten Mitglieder der zivilen Untersuchungskommission Israels am Dienstagmorgen auf einer Pressekonferenz in Tel Aviv.

Die zivile Untersuchungskommission wurde im Juli von Familien der am 7. Oktober Getöteten, Vertretern der angegriffenen Kibbuzim und zivilgesellschaftlichen Gruppen gegründet. Eines der Hauptziele des Ausschusses ist es, die Gründung einer offiziellen staatlichen Untersuchung einzuleiten, die laut Netanjahu und anderen Ministern erst nach dem Ende des Krieges gebildet werden soll.

Die Mitglieder des zivilen Untersuchungsausschusses kündigten auf der Konferenz an, dass sie nach der Anhörung von bisher etwa 130 Zeugen nun eine Pause einlegen werden, um einen Zwischenbericht zu verfassen, der der Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Mindestens zwei Mitglieder des Ausschusses, darunter seine Vorsitzende, die pensionierte Richterin Varda Alsheikh, sagten, die Ergebnisse seien „alarmierend“, und alle kritisierten die Regierung für ihren Versuch, sich der Verantwortung zu entziehen.“[95]

Ein Autor mit dem Pseudonym OmarKN hatte die Indizien für ein Wissen der Regierung Israels über den Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf einer Internetseite zusammengefasst[96].

„a.) Die IOF-Mädchen verfolgten auf ihren Bildschirmen das Training der Hamas in Gaza.

b.) Israel war am 7. Oktober vollständig über die Pläne der Hamas für einen Angriff informiert.

c.) Israel nutzt Massenüberwachung zur Identifizierung von Telefonnummern und Standorten.

d.) Vor dem 7. Oktober hatte es mehrere Warnungen gegeben.

e.) Am 7. Oktober dauerte die Unterbrechung mindestens 6 bis 8 Stunden.

7e) Der völkermörderische, rassistische Staat konfiszierte die Funkausrüstung eines Mannes vor dem 7. Oktober.

f.) Insiderhandel, Leerverkäufe israelischer Aktien.

g.) Israel steckte vollständig hinter den Angriffen vom 7. Oktober.

h.) Der Shinbet-Chef war in der Nacht zuvor in ihrem Hauptquartier in Tel Aviv.“ (sic)

Alle Angaben werden ausführlich begründet und mit vielen Quellen belegt. Es handelt sich um eine systematische und in meinen Augen bis dahin beste Zusammenstellung der Verdachtsmomente, die aus öffentlichen Quellen verfügbar waren, dass Israel mit dem 7. Oktober einen lange erwarteten „Pearl Harbour“ erzeugen wollte, mit dem Ziel, endlich einen größeren Krieg gegen die Länder zu beginnen, welche einem Großisrael im Wege stehen.

Al Jazeera veröffentlichte am 2. Oktober die Ankündigung, dass sie eine investigative Dokumentation senden werde, welche die Kriegsverbrechen Israels im Gaza-Streifen verdeutlicht.

„‘Es ist eine Fundgrube, die man nur sehr selten findet … Ich glaube, Staatsanwälte werden sich die Lippen lecken, wenn sie so etwas haben‘, sagt der Experte für Völkerrecht, Rodney Dixon KC. In Social-Media-Posts geben Soldaten häufig nicht vor, dass hinter ihren Aktionen eine militärische Logik steckt. ‚Wir, die Kompanie C des Pionierkorps, haben ein ganzes Dorf verwüstet, als Rache für das, was dem Kibbuz Nir Oz am 10.7. angetan wurde‘, schrieb Captain Chai Roe Cohen vom 8219. Pionierbataillon nach der Zerstörung der Stadt Khirbet Khuza’a zwischen dem 28. Dezember und dem 9. Januar.

Der Film erzählt die Geschichte des Krieges auch aus der Sicht palästinensischer Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und einfacher Bewohner des Gazastreifens. Er enthüllt die Komplizenschaft westlicher Regierungen – insbesondere die Nutzung des RAF-Stützpunkts Akrotiri auf Zypern als Basis für britische Überwachungsflüge über Gaza. Die gesammelten Informationen werden ‚an die israelischen Behörden weitergegeben‘ – angeblich, um die Rettung von Geiseln zu erleichtern.

Der Film untersucht ein Video, das von Mitgliedern des israelischen Fallschirmjägerbataillons online gestellt wurde und das zeigt, wie mindestens drei unbewaffnete Männer von Scharfschützen erschossen werden. Die I-Unit enthüllt auch neue, grausame Details über die Behandlung von Gefangenen im Sde Teiman-Haftzentrum.

‚Der Westen kann sich nicht verstecken, er kann nicht behaupten, er wüsste nichts. Niemand kann sagen, er hätte nichts gewusst‘, sagt die palästinensische Schriftstellerin Susan Abulhawa, die Anfang des Jahres einige Zeit in Gaza verbracht hat. Dies ist ‚der erste Livestream-Völkermord in der Geschichte … Wenn Menschen unwissend sind, dann sind sie absichtlich unwissend‘, sagt sie.“[97]

Am 3. Oktober veröffentlicht Mondoweiss einen lesenswerten Artikel von Abdaljawad Omar. Nachdem zunächst über die ewigen Kriege Israels diskutiert wird, kommt der Autor dann zum Widerstand. Während Israel, so schreibt er, berauscht von seinen eigenen vermeintlichen Siegen, die Lage eskaliert, sei der Widerstand in der Region paradoxerweise sowohl angeschlagen als auch lebendiger. Nachdem Israel einige seiner überraschendsten Elemente in den Feldzug eingebracht habe, steige das Land nun die Leiter der Eskalation hinauf, jede Sprosse ein kalkulierter Schritt in Richtung eines ungewissen Endes. Die einst in Reserve gehaltene Überraschung sei aufgebraucht, und damit werde der Weg nach vorn umso gefährlicher. Israels strategisches Ziel sei es, die USA in einen Krieg zu verwickeln, den es bereits begonnen hat, aber nicht alleine führen kann.

Dies scheint nur auf den ersten Blick ein Widerspruch zu meiner Aussage, dass Israel als Vorposten der USA deren Macht projiziert. Denn beides zeigt die symbiotische Beziehung zwischen den Ländern.

Aber, so meint der Autor, die Schläge, welche die Entschlossenheit des Widerstandes ersticken sollten, haben auch dazu beigetragen, die Begeisterung der Hisbollah zu verstärken. Eine seltsame Energie entstehe nicht aus dem Triumph, sondern aus der Begegnung mit dem Verlust.  Israels Versuch, den libanesischen Widerstand dazu zu zwingen, seine „Unterstützungsfront“ für Gaza einzustellen, sei fehlgeschlagen. Israel nähere sich nun einer tieferen Verstrickung, da langsam, aber sicher eine Bodenoperation im Südlibanon beginne. Und Israel habe begonnen zu verstehen, dass es eine Sache sei, operative Erfolge zu erzielen, aber eine ganz andere, den Willen des Widerstands zu beugen.

Israel könnte den Süden unter großen Kosten erobern, aber ein solches Unterfangen würde den Widerstand gegen das Land noch jahrelang aufrechterhalten. Vor diesem Hintergrund erscheine die Ermordung Nasrallahs nicht länger als eine kalkulierte und maßvolle Strategie, sondern als ein impulsiver Racheakt und Ausdruck dafür, wie tief sich der Generalsekretär der Hisbollah in das israelische Bewusstsein eingeprägt hat.

„Seine Beseitigung wurde nicht nur angestrebt, um Israels Gegner zu schwächen, sondern auch, um die ruhelose Unruhe zu lindern, die seine Gestalt hervorrief. Doch nun hat die Vorstellung seines Todes die Entschlossenheit des Widerstands gestärkt und die Kämpfer angespornt, die in ihren Dörfern und im tückischen Gelände der südlichen Berge und Hügel des Libanon auf die Ankunft der Soldaten warten.

Israel, einst pragmatisch genug, um sich hinter Mauern zurückzuziehen, expandiert nun. In Gaza expandiert es, während es sich immer tiefer in einen Sumpf gräbt. Im Libanon leitet es eine Bodeninvasion ein, in der Hoffnung, die Narben vergangener Misserfolge zu verwischen, und versucht nicht nur, neues Territorium zu säubern, sondern auch zu beherrschen.

Doch da Israel den Großteil seiner Macht im Norden einsetzt, riskiert es auch die Möglichkeit einer historischen strategischen Niederlage. Es verwechselt operativen oder taktischen Erfolg mit der Fähigkeit, Veränderungen im strategischen Bereich herbeizuführen, und glaubt, dass es mit jedem Schlag dem Sieg näher komme. Doch es riskiert, in einen blutigen Zermürbungskrieg mit einem überforderten Militär, einer halb funktionierenden Wirtschaft und einer zersplitterten Gesellschaft verwickelt zu werden.“[98]

Ist dies der Wunschtraum eines Gegners der israelischen Angriffskriege, oder steckt mehr dahinter? Der Autor führt zur Begründung für seine These an, dass die Hisbollah, anders als Israel, sein breites Spektrum an zerstörerischen Waffen noch nicht eingesetzt habe. Israels Strategie bestehe nun darin, Zeit zu gewinnen und das Problem auf die lange Bank zu schieben. Wenn Israels Expansionismus anhalte, werde es sich erneut an einem Scheideweg wiederfinden: „entweder im Zuge brüchiger Vereinbarungen zurückziehen oder tiefer eingraben und neue Generationen von Israelis zwingen, sich auf Schritt und Tritt dem Widerstand zu stellen“. Das Schwanken zwischen Zuständen des pragmatischen Rückzugs und der hartnäckigen Expansion, die weder völlig sicher noch vollständig expandierend sei, deute auf eine Nation hin, die in einem ewigen Kreislauf aus Eroberung und Gefangenschaft gefangen ist. Sie strebt nach Kontrolle, erlangt sie aber nie wirklich.

Israels völlige Abhängigkeit von seinen Verbündeten

Die Erfolge, die Israel in den letzten Wochen erlebt habe, sei das Ergebnis umfassender Investitionen in die Informationsbeschaffung in den letzten zwei Jahrzehnten, insbesondere seit es 2006 im Libanon einen entscheidenden Schlag erlitten hatte. Israel habe seine Zeit damit verbracht, Möglichkeiten für operative Triumphe zu entwickeln, anzuhäufen und zu schaffen, indem es ein riesiges Netzwerk von Geheimdienstkanälen mit seinen Verbündeten einsetzte, die ihm Informationen liefern, und seine Stärke durch die Kräfte der NATO, Cyberintelligenz, KI und andere Formen der Informationsbeschaffung vervielfachte.

Israel werde der Raum gewährt, seine Nützlichkeit für das imperiale Zentrum zu demonstrieren, das es unterstützt. Aber sein Triumph sei kein eigener Triumph, sondern das Produkt des fernen Imperiums, das es mit Waffen, Werkzeugen und einem Fluss von Ressourcen versorgt, auf die es keinen Anspruch erheben kann. In vielerlei Hinsicht spiegele Israel die Ukraine wider, es klammert sich an seine Wohltäter, aber mit dem Unterschied, dass es nicht gegen einen einzigen überragenden Feind antritt, sondern gegen mehrere Feinde, die sowohl zahlreich als auch schwer zu fassen sind. Dieses Netzwerk von Abhängigkeiten definiere Israels Stärke, die nicht von seiner Verwundbarkeit getrennt werden kann.

Nach einer Analyse des 7. Oktober und seiner Folgen für Israel beschreibt der Autor noch einmal die Tatsache, dass die Kräfte, die sich Israel widersetzen, daran interessiert seien, Israel in einen langen, zermürbenden Krieg zu ziehen, einen Krieg ohne Ende, der jedes Schlachtfeld in einen Kreislauf endlosen Kampfes verwandelt. Der Widerstand will erreichen, dass Israelis mehr Zeit an der Front verbringen als am Strand oder auf Partys.

Der operative Schock, den Israel dem libanesischen Widerstand auferlegen wollte, habe seinen Geist nicht auslöschen können, und schon gar nicht konnte er ihn zur Unterwerfung zwingen. Stattdessen habe er eine direkte Reaktion des Iran provoziert und seien die Widerstandsoperationen in Gaza fortgeführt worden.

Israel, das auf Attentate gesetzt habe und raffinierte Geheimdienstoperationen vorführt, spreche weiterhin davon, „den Kreis zu schließen“. Doch seit über einem Jahrhundert sei es in diesem endlosen Prozess gefangen und versuche, diese Kreise zu schließen, nur um zuzusehen, wie sie sich wieder öffnen und ausweiten. Mit jeder Ausweitung entstehen neue Generationen und Systeme, die Israel mit beeindruckender und unerwarteter Widerstandskraft trotzen, seine Militärstrategien ins Wanken bringen und Israel zwingen, sich einer immer wiederkehrenden Frage zu stellen: „Wir haben große operative Erfolge erzielt. Was kommt als Nächstes?“

Der Völkermord in Gaza weitet sich aus

Während Al Jazeera eine Dokumentation über die Kriegsverbrechen Israels verbreitet, die länger als eine Stunde nicht aufhört Gräueltaten aufzuzeigen[99], wird im Schatten des Krieges gegen den Libanon der Genozid in Gaza mit geringerer Intensität weitergeführt. Und nach wie vor veröffentlichen die Täter geschmacklose Videos über ihre Verbrechen[100]. Israel bombardiert nach Belieben auch Syrien und den Libanon[101], am 4. Oktober auch die Hauptverbindung zwischen den Ländern, welche von ca. einer Million Flüchtlingen genutzt werden sollte, um vor den Bomben im Libanon zu fliehen[102]. Die Flüchtlinge verlassen nun den Libanon zu Fuß und tragen ihr Hab und Gut auf dem Rücken[103]. Und Israel bombardiert Flüchtlingslager in Palästina[104], eine neue Eskalation im Rahmen der permanenten ethnischen Säuberung des Westjordanlandes, die man seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat[105].

Der Völkermord in Gaza wurde unter anderem damit begründet, dass es kein Land gäbe, das Palästina heiße. Viele Jahre hatten Zionisten das verbreitet, bevor man daran ging, die Reste der noch nicht Vertriebenen zu ermorden. Dem Libanon droht nun das gleiche Schicksal, und der Anfang ist gemacht[106]. Und erste Stimmen in den zionistischen Medien erklären, dass es keinen Staat Libanon gebe. „Es ist zwecklos über den Libanon zu reden, denn es gibt da keinen libanesischen Staat, es ist eine vorgeschobene Basis der Revolutionsgarden [des Irans], in dem 4 Millionen Menschen leben, die sich selbst Libanesen nennen und so tun als ob sie in einem [eigenen] Land lebten.“[107] Und so wird natürlich auch begründet, dass man die Sheeba-Farmen besetzt hält, die zum Libanon gehören und von dort das Wasser des Libanons entnimmt.

Die WHO berichtete Anfang Oktober, dass Israel innerhalb nur eines Tages im Libanon 28 Mitarbeiter des Gesundheitswesens getötet hat[108]. Und es sieht am 4. Oktober nicht so aus, als ob das schnell von alleine enden wird. Vielmehr ist zu befürchten, dass Beirut dem Beispiel des Gaza-Streifens folgen wird. Beirut hat übrigens auch nur ca. 2,3 Millionen Einwohner, ähnlich wie der Gaza-Streifen. Der einzige Vorteil für die Menschen im Libanon ist, dass sie in Nachbarländer flüchten können. Allerdings wird Syrien ja ebenfalls von Israel bombardiert. Die israelischen Politiker erfüllen ihre Versprechungen[109].

Anfang Oktober wurde (erneut) eine weitere Dokumentation über israelische Kriegsverbrechen verbreitet. Sie handelt von einer Scharfschützeneinheit Israels, die „Ghost Unit“, bestehend zum größten Teil aus Ausländern, darunter ein Deutscher, welche zahlreiche Zivilisten ermordet hatte[110]. Das Erschreckende an dieser Dokumentation sind vielleicht nicht die Taten, sondern ist die Tatsache, dass ein Großteil der Taten von den Tätern stolz selbst veröffentlicht wurden. Die Dokumentation enthüllt die Namen der Täter und dokumentiert sie.

Am 5. Oktober konnte man in den Nachrichten von RT.com einen offenen Brief von medizinischem Personal aus den US lesen, die einen offenen Brief an Präsident Biden und Vize-Präsidentin Harris schrieben:

„Mit nur wenigen Ausnahmen ist jeder in Gaza krank, verletzt oder beides. Dazu gehören jede nationale humanitäre Hilfskraft, jeder internationale Freiwillige und wahrscheinlich jede israelische Geisel: jeder Mann, jede Frau und jedes Kind.“[111]

Namentlich bekannt sind 41.802 Getötete und 96.844 Verletzte, seit den Angriffen der IDF nach dem 7. Oktober 2023. Die Mehrzahl sind Frauen und Kinder. Und noch nie waren in einem anderen Konflikt in der Welt so viele Frauen und Kinder getötet in so kurzer Zeit. Viele US-Mediziner, die aus Gaza zurück kommen berichten von traumatischen Erlebnissen, die sie auch zurück in den USA noch verfolgen. Ein Arzt berichtet in der Sendung, dass jeder Arzt, der in Gaza war, mindestens ein Kind sah, dem in den Kopf oder die Brust geschossen wurde.

Dann erfolgte die weitere Eskalation durch Israel durch den ersten Luftangriff auf die Westbank seit 20 Jahren, welcher 20 Tote und die wieder ungenannte Zahl von Verstümmelten und Verletzten forderte. Was Wut und Widerstand in der Westbank befeuerte, und dem Widerstand der Hamas nun auch in dieser Region Auftrieb gab. Mondoweiß beschreibt den Horror in der Überschrift seines Artikels: „‘Leichen in Stücke gerissen‘: Beispielloser israelischer Luftangriff im Westjordanland tötet 20 Menschen, darunter eine ganze Familie —Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Wohnhaus in Tulkarem wurden 20 Palästinenser getötet. ‚Wir erleben die Angriffe der Besatzung jetzt schon seit über einem Jahr, aber das war anders‘, sagt ein Augenzeuge[112]. Der grauenvolle Luftangriff auf dicht besiedelte Wohnhäuser dürfte der Vorgeschmack sein für die Ausweitung des Völkermordes in Gaza auf ganz Palästina. Seit dem 7. Oktober, so der Bericht weiter, tötete die Besatzungsmacht durch Siedler oder Sicherheitskräfte 163 Kinder, 14 Frauen und 11 Ältere, sowie einige hundert Männer „im kampffähigen Alter“, verwundete ca. 6000 Menschen und verhaftete über 10.000, die bekannter weise standardmäßig Folter ausgesetzt sind.

Als in der Deutschen Welle ein Artikel darüber erschien, dass Deutschland die von Israel gemieteten Killerdrohnen zurückgeliehen habe, „damit sich Israel verteidigen kann“, glaubte ich zunächst an einen Fake. Aber es stimmte[113]. Insofern wird auch deutlich, warum sich Deutschland, als einzige Land in dem Verfahren wegen Völkermord vor dem IGH freiwillig zu Israel auf die Anklagebank gesetzt hat.

Am 5. Oktober verbreitete sich die Meldung, dass laut Macron Frankreich keine Waffen mehr an Israel liefern werde, und er auch andere Länder dazu auffordere, um Israel zu einer diplomatischen Lösung zu drängen[114]. Und, so ein Zufall, am 6. Oktober bombardiert Israel französische Öl- und Gasanlagen der Firma Total in Beirut[115]. Normalerweise würde man nun „französische Interessen“ vertreten, und zurückschlagen … wenn es nicht Israel wäre, mit seiner Schutzmacht USA. Aber statt Sanktionen gegen Israel zu verhängen lenkte Frankreich dann ganz schnell ein. Sogar schon am 5. Oktober um 17:30 meldete der französische Fernsehsender BFMTV: „Frankreich wird weiterhin die für die Verteidigung Israels notwendigen Komponenten nach Israel exportieren, sagte das Élysée gegenüber BFMTV. Dazu gehören Komponenten, die zum Betrieb des Raketenabwehrgeräts ‚Iron Dome‘ dienen.“[116] Wenn man sich fragt, warum Israel trotzdem Total in Beirut bombardierte, muss man etwas weiter ausholen, und begreifen, dass Frankreich schon mehrere Wendungen nahm.

Ein langer Artikel in Middle East Eye beschäftigt sich mit der Beziehung Frankreichs zum Libanon, in dem noch ca. 1,2 Millionen französische Staatsbürger, zum Teil Überbleibsel der kolonialen Hochzeit Frankreichs, leben[117]. Sowohl der eher neoliberal und rechtsgerichtet Präsident Macron, als auch der Führer der linken Opposition, Jean-Luc Melenchon, äußerten sich kritisch bis verurteilend über die Taten von Netanjahu. Auch Nichtregierungsorganisationen haben schon Klagen gegen den Staat eingereicht, um Waffenlieferungen zu verhindern. Aber über allem liegt der Schatten der imperialen Macht der USA. Und am gleichen Tag, dem 5. Oktober wurde dann berichtet, dass Frankreich eine Ladung Militärgüter für Israel nach Zypern lieferte[118]. Man sollte nicht vergessen, dass Zypern immer noch von zwei NATO-Staaten besetzt ist, u.a. Großbritannien[119], und seine Militärbasis, welche oft von Israel genutzt wurde, quasi exterritoriales Gebiet ist[120]. Soviel zu „Es gibt keine kolonialen Mächte mehr“. Übrigens scheint Deutschland bei der Lieferung auch eine Rolle gespielt zu haben[121].

Es steht Anfang Oktober 2024 zu befürchten, dass Israel so lange nicht Einhalt geboten wird, wie sich nicht eine Schutzmacht positioniert, welche nicht nur Israel, sondern auch die USA als militärisch und wirtschaftlich gleichwertigen Gegner akzeptieren.

Schauen wir uns das weitere Bombardieren Israels im Libanon an. Was kommt nach Wohnraum und Krankenhäusern? Moscheen[122]! Israel versteht nicht, dass es Präzedenzfälle schafft. Wenn der Iran das Gleiche irgendwann mal in Israel durchführen sollte, wird außer der NATO die Welt nur mit den Schultern zucken! Keine Regierung hatte jemals Israel so in Gefahr gebracht wie diese letzte von Netanjahu mit seinen extremistischen Ministern. Und die gezielte Ermordung von Journalisten, welche die Bilder des Völkermordes verbreiten, geht weiter, inzwischen sogar mit offizieller Ankündigung[123]. Aber nur Al Jazeera berichtet über die systematische Ermordung von Journalisten durch Israel[124]. Deutsche Medien schweigen weitgehend.

Reporter ohne Grenzen (RSF) berichtete, dass in den vorausgegangenen fünf Monaten mindestens 103 Medienarbeiter durch israelische Angriffe im Gazastreifen getötet wurden, und bezeichnet es als „eine Tragödie für den palästinensischen Journalistmus“[125], hat anschließen beim IStGH zwei Klagen wegen Kriegsverbrechen eingereicht. Die meisten der getöteten Medienschaffenden waren Palästinenser, die vor Ort berichteten und eindeutig als Journalisten zu erkennen waren. Einige wurden auch gezielt in ihren Häusern angegriffen.

Auch das Schutzkomitee für Journalisten (CPJ) berichtete, dass seit dem Angriff auf Israel im Gazastreifen mindestens elf Journalisten getötet wurden. Unter den Opfern sind neun palästinensische Journalisten sowie ein Israeli und ein Libanese. Darüber hatte die Berliner Zeitung berichtet[126].

Aber nicht nur Journalisten werden auch im Oktober weiter durch Israel systematisch ermordet, sondern auch UN-Mitarbeiter und Mitglieder von Hilfswerken, welche versuchen in Gaza humanitäre Hilfe zu leisten. Jüngstes Opfer war Anfang Oktober dann der Kopf der UNRWA in Palästina, Ahed Lemqayyad[127]. Er wurde durch einen gezielten Luftschlag am 6. Oktober im Flüchtlingslager Jabalia im nördlichen Gaza ermordet.

Nicht nur Beirut wurde bombardiert wie vorher Gaza[128]. Aber die Bodenoffensive im Süden des Libanons durch Israel ging nur langsam voran. Zu viele Fallen erwarten die israelischen Soldaten, zu groß die Verluste. Nun ging Israel dazu über immer stärker die Region zu bombardieren, als ob es eine Politik der „verbrannten Erde“ gebe, damit alles, auch was sich versteckt hatte, vernichtet werde, und auch niemand zurückkehren möge[129]. Artillerievorbereitung vor einer Bodenoffensive ist normales Prozedere in einem Eroberungs- oder Befreiungskrieg. Sollte daher niemanden verwundern. Allerdings sind die Hisbollah-Kämpfer kriegserprobt, und dürften nicht weglaufen, wenn in der Nähe Granaten einschlagen. Die militärische Wirksamkeit der Strategie muss abgewartet werden. Während die Wirkung auf die Zivilbevölkerung natürlich gegeben ist.

Beirut brennt nach Bombenangriffen Israels am 6. Oktober, und Zustände wie in Gaza sind unüberschaubar die Absicht Israels[130]. Die Voraussage von mir, im ersten Band von „Gaza, Kolonialismus auf Drogen“, dass Gaza nur der Beginn sei, bewahrheitete sich leider. Aber eigentlich war es schon seit Jahren absehbar, denn schon in meinem Buch über Israel von 2019[131] hatte ich davor gewarnt.

So wie Siedlergruppen bereits Werbung für Gaza-Grundstücke und Häuser machen, so erscheinen auch schon Anzeigen über zionistische Siedlungen im Süden des Libanons.

Eine israelische Siedlergruppe bietet neue Immobilien im Südlibanon zum Verkauf an, während die israelische Armee eine Bombenkampagne im Land führt, bei der seit Mitte September über 1.000 Menschen ums Leben kamen. Die Webseite Uri Tzafon, eine Bewegung zur Besiedlung des Libanons durch Israel, bietet geräumige, an den Bauhausstil erinnernde Häuser mit Blick auf Swimmingpool und Preisen ab umgerechnet 80.000 US-Dollar.

„‘Träumen Sie nach der Eliminierung der Hisbollah-Führung auch von einem großen Haus, einem Blick auf schneebedeckte Berge und einer herzlichen Gemeinschaft im Land unserer Vorfahren?‘, heißt es in der Anzeige. Die extremistische Siedlergruppe entstand im März als Randbewegung, die sich für die Besiedlung des Südlibanons einsetzte, die ihrer Aussage nach ‚wahre und stabile Sicherheit für Nordisrael‘ bringen und es dem Land ermöglichen würde, seine ‚biblischen Grenzen‘ zurückzuerobern. Die Gruppe begann mit einigen hundert Mitgliedern, seitdem ist ihre Mitgliederzahl stark angestiegen und ihre Whatsapp-Foren haben Berichten zufolge rund 3.000 Mitglieder.“[132]

Die Begründung für das Angebot ist, dass eine Besiedlung „für die Sicherheit Israels notwendig“ sei, und „nur eine israelische Zivilpräsenz werde eine stabile Kontrolle gewährleisten und verhindern, dass das Gebiet zu einer Hochburg des Terrorismus wird“. Die Karte mit Siedlungen, welche die Bewegung veröffentlichte, zeigt 300 neue Siedlungen, welche teilweise Dörfer des Libanon „ersetzen“.

„Die Gruppe schickte auch Ballons in das Gebiet, auf denen Botschaften standen, in denen die Bewohner aufgefordert wurden, ‚sofort zu evakuieren‘, da ‚dies das Land Israel ist, das den Juden gehört‘. Der Gründer der Bewegung, Professor Amos Azaria, sagte gegenüber Middle East Eye: ‚Eine richtige Grenze, die auf dem Litani-Fluss oder dem Zahrani [Fluss] basiert, wird nicht nur eine angemessene Kontrolle über die Grenze ermöglichen, sondern die Grenze tatsächlich verkürzen, da sie eher eine gerade Linie wird. Da es der Hisbollah nur um Land und nicht um die Zahl der getöteten Soldaten geht, ist der einzige Weg zum Sieg der Bau von Siedlungen‘(…).“[133]

Der Artikel berichtet dann noch von einem Brief des Oberrabbiners Yitzchak Ginsburgh, der zur Eroberung und Inbesitznahme des südlichen Libanons aufruft. Weil Libanon Teil des „Landes Israel“ sei und „dem jüdischen Volk von Gott gegeben“ wurde.

Quellen und Anmerkungen

 

[1]https://x.com/Falcons700/status/1841168005344215266 https://x.com/TheWorldWar12/status/1841191102079967570

[2] https://x.com/drdewasya/status/1841185935494398177 https://x.com/IRIran_Military/status/1841651761599156721

[3] https://x.com/ArmsControlWonk/status/1841985294368964944

[4] https://x.com/squatsons/status/1841548683566821424 https://x.com/James16387553/status/1841560740294959481

[5] https://x.com/Pataramesh/status/1842075445606408247

[6] https://mondoweiss.net/2024/10/iran-launches-hundreds-of-ballistic-missiles-at-israel-in-retaliation-for-haniyeh-and-nasrallah-assassinations/

[7] https://x.com/thisisimalik/status/1841191092257243325

[8] https://x.com/i/status/1841191104479461747

[9] https://apnews.com/article/iran-attack-nevatim-base-israel-satellite-photo-c8bea9f43967457bd49b60a6fe1dcd42

[10] https://www.aljazeera.com/news/2024/4/14/true-promise-why-and-how-did-iran-launch-a-historic-attack-on-israel

[11] https://x.com/evanhill/status/1841237261880324159

[12] https://www.telepolis.de/features/Oelpreise-steigen-nach-iranischem-Raketenangriff-auf-Israel-9960527.html

[13] https://x.com/BDSmovement/status/1841429615027384342

[14] https://www.reuters.com/world/middle-east/more-ratings-cuts-feared-after-moodys-downgrades-israel-two-notches-2024-10-01/

[15] https://www.haaretz.com/israel-news/tech-news/2024-08-26/ty-article/.premium/its-directly-tied-to-the-war-money-has-dried-up-and-israeli-startups-are-folding/00000191-8e1a-dd8c-addd-bffea17e0000

[16] https://x.com/TheCradleMedia/status/1841254585920377100

[17] https://x.com/IRIran_Military/status/1841317229150806081

[18] https://www.jpost.com/breaking-news/article-822937

[19] https://x.com/goldi/status/1840994050318475336

[20] https://x.com/goldi/status/1840994050318475336

[21] https://x.com/swilkinsonbc/status/1841412170736693688

[22] https://x.com/galottom/status/1841886912031949176

[23] https://x.com/AryJeay/status/1842129779983524062

[24] https://x.com/SinaToossi/status/1841893818976608575

[25] Israels Raketenabwehrsystem Iron Dome

[26]https://x.com/ArmchairW/status/1842402475644514798

[27] https://www.axios.com/2024/10/02/iran-israel-missile-attacks-response

[28] https://korybko.substack.com/p/true-promise-ii-did-iran-restore

[29] https://www.jpost.com/middle-east/article-823004

[30] https://x.com/IranObserver0/status/1841850211422875824

[31] https://x.com/Megatron_ron/status/1841855031760359504 https://www.reuters.com/world/middle-east/gulf-states-sought-reassure-iran-their-neutrality-iran-israel-conflict-sources-2024-10-03/

[32] https://x.com/zoomnewskrd/status/1842544719588450779

[33] https://orientxxi.info/magazine/how-the-israeli-generals-prepared-the-conquest-long-before-1967,1904

[34] https://youtu.be/bDQZgHqKKm0?si=_zXuAXl1WUofCovQ

[35] https://x.com/Megatron_ron/status/1842509410431619196

[36] https://x.com/HistoryHubb/status/1842510508030624201

[37]Über Web Archiv https://web.archive.org/web/20050924223108/http://www.newyorker.com/archive/content/?011015fr_archive01

[38] https://www.theguardian.com/world/2024/oct/06/as-war-and-religion-rages-israels-secular-elite-contemplate-a-silent-departure

[39] Ebd.

[40] Deutschland, Israel, Palästina – Jochen Mitschka – Der Politikchronist e.V. – Kapitel „Die Faschismus-Diskussion“ S. 12 – 50. https://der-politikchronist.blogspot.com/p/deutschland-israel-palastina.html

[41] https://www.theguardian.com/world/2024/oct/06/as-war-and-religion-rages-israels-secular-elite-contemplate-a-silent-departure

[42] https://x.com/i/status/1843258225077911604

[43] https://pbs.twimg.com/media/GYysU2WWsAIuXOW?format=jpg&name=large

[44] https://threadreaderapp.com/thread/1841036137105629636.html

[45] https://x.com/brucknerianer/status/1842280366553395400

[46] https://x.com/Stein3Hai/status/1842396156862595227

[47]https://x.com/ejmalrai/status/1842574431857877271

[48] https://threadreaderapp.com/thread/1841036137105629636.html

[49] https://x.com/mcneilwillson/status/1841990827171574153

[50] https://x.com/Megatron_ron/status/1842546765125374100

[51] https://x.com/UNICEF/status/1842278827868709179

[52] https://www.youtube.com/watch?v=OTh_xPvTRBA&t=63s

[53] https://js.ugd.edu.mk/index.php/scgw/article/view/2975

[54] https://watson.ch/International/History/585484110-Sie-nannten-es-das%C2%ABParis-des-Nahen-Ostens%C2%BB–So-cool-war-Beirut-vor-demB%C3%BCrgerkrieg

[55] https://mondoweiss.net/2024/10/the-united-states-and-israel-set-out-to-remake-the-middle-east-again/

[56] Ebd.

[57] Ebd.

[58] Ebd.

[59] https://x.com/AbbePrimo/status/1841434898793472086

[60]https://x.com/jacksonhinklle/status/1841440016637079743

[61] https://www.ynetnews.com/category/3083

[62]https://x.com/BabakTaghvaee1/status/1841698952728437104

[63] https://global.chinadaily.com.cn/a/202410/03/WS66fe1cf4a310f1265a1c60d0.html

[64] https://tass.ru/politika/22032721

[65] https://artistsforpalestine.org.uk/2024/10/03/every-day-a-new-atrocity-juliet-stevenson-calls-on-government-to-end-supply-of-arms-to-israel/

[66] https://x.com/derspiegel/status/1842146782341718330

[67] https://www.irishtimes.com/ireland/2024/10/04/irish-peacekeepers-lebanon-latest-israel-invasion/

[68] https://x.com/SystemUpdate_/status/1842200417582637391

[69] https://x.com/SprinterFamily/status/1841933697961890090

[70] https://x.com/SMensch69/status/1841901541592043793

http://web.archive.org/web/20241005054043/https://x.com/SMensch69/status/1841901541592043793

[71] https://x.com/intelFromBrian/status/1842235620971753551

[72] https://x.com/wagic_leeky214/status/1842333835540971636

[73] https://x.com/AryJeay/status/1842348878143660118

[74] https://x.com/RFN3138/status/1839675327838105999

[75] https://x.com/haber_ehlibeyt/status/1788995183117242698

[76] https://x.com/BLEUKLEINN/status/1797737241793696066

[77] https://x.com/timand2037/status/1843113997639586203

[78] https://x.com/timand2037/status/1843088820943589538

[79] https://x.com/timand2037/status/1843115072215978376

[80] https://x.com/IranObserver0/status/1843036064304562550

[81] https://x.com/baschi_f/status/1841799753018864103/photo/1

[82] https://x.com/FWarweg/status/1842148015101837802

[83] https://x.com/SangitaMyska/status/1841736158448902469

[84] https://x.com/Kathleen_Tyson_/status/1841759205771882693

[85] https://x.com/Jakob_Reimann/status/1841493735248466156

[86] https://x.com/Israel_katz/status/1841422324890812763

[87] https://x.com/Nightmare_Snake/status/1841528689290321950

[88] https://aoav.org.uk/2024/more-women-and-children-killed-in-gaza-by-israeli-military-than-any-other-recent-conflict-oxfam-and-aoav-report/

[89] https://aoav.org.uk/2024/more-women-and-children-killed-in-gaza-by-israeli-military-than-any-other-recent-conflict-oxfam-and-aoav-report/

[90] https://x.com/HadiNasrallah/status/1841567462841557126

[91] https://x.com/Fady2k2/status/1841374993642323971 / Der Account-Inhaber hat inzwischen den Tweet für nicht berechtigte Personen gesperrt.

[92] https://x.com/PhilipProudfoot/status/1841594397625913566

[93]https://x.com/yanisvaroufakis/status/1841721813866352998

[94] https://x.com/Resist_05/status/1841625975001645067

[95] https://www.jpost.com/israel-news/benjamin-netanyahu/article-822819

[96] https://www.livingislam.org/ir/ez/socpol/009_Evidence-of-Foreknowledge-of-Oct-7-2023-Al-Aqsa-Flood.php

[97] https://network.aljazeera.net/en/press-releases/al-jazeera-investigation-exposes-israeli-war-crimes

[98] https://mondoweiss.net/2024/10/israels-forever-war-and-what-comes-next/

[99] https://x.com/i/status/1841885124259893350

[100] https://x.com/cromsom5151/status/1842125782224621824

[101] https://x.com/gwnott/status/1842190403413618702

[102] https://www.haaretz.com/israel-news/2024-10-04/ty-article/israel-blocks-syria-lebanon-crossing-reportedly-targets-nasrallah-successor-in-beirut/00000192-56d0-d0e1-aff6-f6f51e9b0000

[103] https://x.com/pepepito1983/status/1842153070135800097

[104] https://x.com/s_m_marandi/status/1842166250656448521

[105] https://x.com/SuppressedNws/status/1842177896976126187

[106] https://x.com/Deus_Abscondis/status/1842193181846483335

[107] https://x.com/TG001122/status/1842242905236259320

[108] https://www.washingtonpost.com/world/2024/10/03/israel-attack-lebanon-hezbollah-war-news-gaza/

[109] https://x.com/Rob1n_da_Hood/status/1842255088255177099

[110] https://x.com/i/status/1842242729436201158

[111] Nachrichten RT.com 09:00 Uhr Moskau am 05. Oktober 2024.

[112]h ttps://mondoweiss.net/2024/10/bodies-shredded-into-pieces-unprecedented-israeli-airstrike-in-west-bank-kills-20-including-entire-family/

[113] https://www.dw.com/en/israel-may-be-using-german-leased-heron-war-drones/a-70407675

[114] https://www.timesofisrael.com/macron-calls-to-stop-sending-israel-weapons-that-can-be-used-in-gaza-fighting/

[115] https://x.com/Resist_05/status/1842699165161099383

[116] https://www.bfmtv.com/international/moyen-orient/direct-proche-orient-le-hezbollah-fait-etat-de-nouveaux-combats-avec-l-armee-israelienne-au-liban_LN-202410050077.html?at_brand=BFMTV&at_compte=BFMTV&at_plateforme=twitter&at_campaign=Fan_pages&at_medium=Community_Management#article_330552

[117] https://www.middleeasteye.net/news/israels-war-lebanon-can-france-stop-bloodshed

[118] https://x.com/MenchOsint/status/1842620331292299645

[119] Der andere Staat ist die Türkei. Nach dem türkischen Einmarsch im Jahr 1974 wurde der nördliche Teil Zyperns von der Türkei besetzt. Die TRNZ wurde in diesem Gebiet ausgerufen und wird nur von der Türkei anerkannt. Die TRNZ umfasst etwa ein Drittel der Insel und hat ihre Hauptstadt in Lefkoşa (Nikosia). (Quelle Wikipedia)

[120] die Militärbasen Akrotiri und Dekelia auf Zypern sind tatsächlich exterritoriales Gebiet. Sie werden im Englischen offiziell als “Sovereign Base Areas of Akrotiri and Dhekelia” (SBA) bezeichnet. Diese beiden britischen Militärbasen sind völkerrechtlich britische Hoheitsgebiete und unterliegen britischer Jurisdiktion. Obwohl sie auf Zypern liegen, sind sie nicht hermetisch von ihrer Umgebung abgeschlossen – es existieren öffentliche Straßenverbindungen durch das britische Hoheitsgebiet. Akrotiri, westlich von Limassol gelegen, umfasst eine Fläche von 123 km² und beherbergt unter anderem den Militärflugplatz Royal Air Force Station Akrotiri. Dekelia, östlich von Larnaka, ist mit 130 km² nur unwesentlich größer und beherbergt die Garnison Dekelia sowie einen zweiten, deutlich kleineren Militärflugplatz namens Kingsfield Airfield1. Insgesamt machen diese beiden Basen etwa drei Prozent der Landfläche Zyperns aus. Interessanterweise leben auf dem Gelände der Basen auch rund 7.000 einheimische Zivilisten, die dort ihren Lebensmittelpunkt haben. (Quelle Wikipedia)

[121] https://x.com/LFCNewsMedia/status/1842686512955023631

[122] https://x.com/TheCradleMedia/status/1842909311711769074

[123] https://x.com/Tarek_Bae/status/1842906093904613517  https://x.com/NourNaim88/status/1842801478760538511 https://x.com/Hassan_hamad77/status/1842823928625963336

[124] https://www.aljazeera.com/news/2024/9/23/israel-is-deliberately-targeting-journalists-in-gaza-experts

[125] https://rsf-ch.ch/de/gaza-eine-tragodie-fur-den-palastinensischen-journalismus/

[126] https://www.berliner-zeitung.de/news/bericht-mindestens-elf-journalisten-seit-angriff-auf-israel-getoetet-li.2149205

[127] https://x.com/swilkinsonbc/status/1842913142373810376

[128] https://x.com/krishnakamal077/status/1842922600789622802

[129] https://x.com/shubhamViral/status/1842922647660953941

[130] https://x.com/mera25_de/status/1843019787469033914

[131] https://der-politikchronist.blogspot.com/p/deutschland-israel-palastina.html

[132] https://www.middleeasteye.net/news/israeli-settler-group-advertises-new-properties-southern-lebanon

[133] Ebd.

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Kommentare (6)

6 Kommentare zu: “Wie läuft der Krieg für Großisrael? | Von Jochen Mitschka

  1. apolut1517 sagt:

    Herr Mitschka,

    was nur bezwecken Sie mit mit einem Satz wie

    "Es droht sich ein Antisemitismus innerhalb des Zionismus zu verstärken, der seit der Erstarkung des Zionismus als Gegenpol des Judaismus immer schon vorhanden war.",

    insbesondere angesichts der aktuellen humanitären Tragödie?

    Begriffe wie 'Zionismus' und 'Judaismus' versteht kein Mensch (mehr) – und muss er auch auch nicht, da heute allein ein inflationärer Gebrauch des Begriffs 'Antisemitismus' herrscht. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, wann irgendwer wegen Anti-Judaismus oder wegen Anti-Zionismus seinen Job verlor oder ins Gefängnis musste, aber wegen Anti-Semitismus …

    Besten Gruß!

    P.S. Warum sollte Semitismus besser sein als Anti-Semitismus?

  2. zurfall sagt:

    Israel leitet sein Selbstverteidigungsrecht aus dem Landraub in Nahost ab. Kommt mir vor wie bei einem Bankraub wo der Bankräuber seine Beute mit dem Argument der Selbstverteidigung versucht zu verteidigen. Die Briten haben ein gebiet was ihnen selbst nie gehörte einfach mal so verschenkt. Von der Insel kam ja so und so noch nie was Gscheites. Ich wünsche allen Israelbefürwortern dass sie und ihre Familie unter den von Juden zugemuteten Bedingungen leben müssen. Vielleicht erkennen sie dann welchem Moloch sie hier das Wort reden. Schlimm sind aber immer wieder solche Propagandasendungen wie die vom Lanz. Es snd immer wieder die gekauften Büttel die bedeutungsschwanger daherplaudern ohne von ihrem eigenen Gesülze je betroffen zu sein.

  3. Osterei sagt:

    Die "Achse des Widerstandes" hat keine Chance denn sie müsste besiegen:
    1. Die USA
    2. Europa / Nato
    3. US-hörige arabische Staaten
    4. natürlich Israel
    und vielleicht noch ein paar "Helfer".
    Was wird das werden?

    • paul1 sagt:

      Deswegen sind die Nadelstiche des Irans gut, um zu sagen, hört auf, es wird teuer.
      Hoffentlich deuten sie das nicht als Schwäche. Aber mit besiegen, wird schwer.
      Da glaubt der Iran bestimmt nicht dran. Aber noch Israel und Co. Das ist das Problem, was hochgefährlich ist.

    • Vietnam hat zuerst die Franzosen, dann die US-Amerikaner aus dem Land gejagt
      Die Taliban haben die NATO besiegt und zum Abzug gezwungen.
      Der Jemen hat gegen Saudi-Arabien, die USA und Großbritannien bestanden.
      Der Irak hat schon einmal die USA gezwungen, alle Militärbasen aufzugeben. Und wird das auch noch einmal erreichen.

      Früher waren Militärbasen Mittel der Machtprojektion. Heute werden sie zur Archillesferse. Denn selbst kleine, unbedeutende Rebellengruppen können heute US-Amerikaner töten, weil sie überall diese Basen haben. Sie brauchen gar nicht mehr in die USA zu kommen. Und mit den Drohnen können sie sogar diese GIs jagen, wenn sie die Basis gar nicht verlassen.

      Je entwickelter Staaten sind, desto empfindlicher reagieren sie auf sogar kleine Verluste.
      —-
      Der Widerstand muss nur, wie die "Barfussoldaten" Nordvietnams, genügend Verluste erzeugen, dann ziehen die größten Mächte wieder ab. Und die arabischen Staaten müssen vorsichtig sein. Auch Diktaturen können nicht vollständig gegen den Willen der Massen agieren. Wenn sie eine gewisse Unterstützung verlieren, fallen sie. Das wissen sie. Daher werden sie sehr vorsichtig sein.

      Und schließlich: Der Iran wird m.E. immer noch stark unterschätzt. Sowohl was Leidens- als auch Leistungsfähigkeit angeht.

      Mit anderen Worten: Alles ist offen. Gerade kommt ein Bericht herein, dass ein paar Hisbollah-Kämpfer eine ganze motorisierte israelische Kompanie vernichtet haben. Ja Israel zerstört 400 Jahre alte Dörfer bis auf die Ruinen, hat aber nach nun mehr schon einigen Tagen, kaum ihre Fahne aufgezogen und Soldaten stationiert. Denn ihr Schicksal wäre ungewiss. Alles ist offen. Die Hisbollah ist durch den Krieg gegen Al-Kaida und den IS hervorragend vorbereitet, und vom Iran ganz anders ausgerüstet als die Hamas, welche Verbündete eher in der ägyptischen Muslimbruderschaft und finanzielle Unterstützung durch Katar findet. Beide und den Iran verbindet nur der Wunsch, Israel in einen Staat zu verwandeln, in dem alle Menschen die gleichen Rechte haben, und in den die palästinensischen Flüchtlinge zurückkehren können.

    • Osterei sagt:

      Geschichte beruht ja weithin auf Vergleichen und Unterschieden in solchen Vergleichen. Vielleicht könnte man dazu auch die Kreuzzüge heranziehen. Wie jene Kreuzzüglerstaaten hat Israel den Fehler gemacht, sich nicht eine Form zu geben – und das hieße Einbeziehung der Palästinenser – die diesen Staat als einen Staat unter anderen in der Umgebung der arabischen Welt einbezöge in friedliche Koexistenz mit jenen. So hätte das u.a. Yeshayahu Leibowitz gesehen, der hochgradigste Intellektuelle, den Israel hatte. Er meinte, wenn Israel diese Chance verspiele und die Besatzung fortsetze, würde es sein Existenzrecht verlieren. Leider, wie fast überall auch, hört man nicht auf die Leute, die wahre Lösungen aufzeigen und verfolgt stattdessen wahnwitzige Ideologien, die früher oder später in den Untergang führen.
      Und jetzt? Gibt es noch eine Lösung? In diesem Moment ist kein Silberstreif am Horizont zu erkennen.

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