Die Wadenbeißer der herrschenden Ordnung lieben den Rubikon. Wir lieben zurück. (Zur Causa Ken Jebsen)
Hinweis zum Rubikon-Beitrag: Der nachfolgende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen Beirat unter anderem Daniele Ganser und Rainer Mausfeld aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt KenFM diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!
von Jens Wernicke.
Holland-Letz fragt Ken Jebsen:
“Nach Ihren Aussagen ist KenFM ausschließlich crowdfinanziert. Wie hoch ist das aktuelle Jahresbudget von KenFM? Gibt es Großspender und wenn ja, welche? Gehört der Kopp-Verlag zu den Spendern? Warum werden die Höhe des Budgets und die Namen von Großspendern – so es denn welche gibt – nicht auf der Homepage von KenFM genannt?”
Wir fragen zurück:
Lieber Herr Holland-Letz, sagen Sie, meinen Sie wirklich, wenn Sie jemandem gleich mit ihrer ersten Frage ins Gesicht spucken, hat der Interesse an einem „Interview“? Und sagen Sie, die Sache mit der Ausgewogenheit, Unvoreingenommenheit und dem Pressekodex – haben Sie davon schon einmal gehört? Und, lieber Herr Holland-Letz, wie wir soeben erfahren haben, haben Sie noch nicht öffentlich erklärt, welche Partei Sie wählen und auch Ihre Steuererklärungen der Jahre 1998 bis 2016 nicht transparent im Internet veröffentlicht. Kann es sein, dass Sie etwas zu verbergen haben? Wenn ja: Was? Wenn nein: Bitte beweisen Sie das!
Nachtrag: Und da Sie vom Kopp-Verlag sprechen: Wissen Sie, dass dieser massenweise Hetze, Gegenaufklärung und antimuslimischen Rassismus vertreibt? Woher kennen Sie diesen Verlag eigentlich? Sind Sie etwa ein Leser? Wer hat Ihnen vom Kopp-Verlag berichtet? Und welche Bücher aus diesem haben Sie bisher bereits gelesen? Warum wird hierüber auf Ihrer Webseite nichts berichtet?
Und, sagen Sie: Jura haben Sie nicht zufällig studiert, oder? Weil: Gilt nicht erst einmal die Unschuldsvermutung für Leute, von denen Sie offenbar nicht die geringste Ahnung haben, die sie nicht kennen und über die sie rein gar nichts wissen?
Holland-Letz fragt Ken Jebsen:
“Im März 2017 veröffentlichte KenFM ein Gespräch, das Sie mit dem Autor Gerhard Wisnewski geführt haben und das auf YouTube zu sehen ist. Wisnewski sagt in diesem Gespräch, die „Flüchtlingskrise“ sei bewusst gesteuert (etwa ab 1 Stunde 23 Minuten). Sie führe zu „Desorganisation“ Deutschlands und Europas. Er zieht dann den Vergleich zum Auto. Wenn jemand anfange, den „Motor zu desorganisieren“, dann werde „der ganze Wagen nicht mehr fahren.“ Desorganisation werde erreicht „zum Beispiel mit massenhaft Migrantenkindern, die nicht in dieser Weise lernbereit sind.“ – Warum haben Sie im Gespräch darauf verzichtet, hier eine unabhängige journalistische Haltung zu zeigen und kritisch nachzufragen oder Widerspruch einzulegen?”
Wir fragen zurück:
Lieber Herr Holland-Letz, haben Sie schon einmal etwas von Täter-Opfer-Umkehr oder auch Victim Blaming (9) gehört? Das meint in etwa, dass man dem Opfer später aus vielerlei „Gründen“ nahelegt, es sei an seinem Unglück doch eigentlich selbst schuld. Herr Jebsen ist Ihrer Auffassung doch an der Verleumdung gegen ihn selbst schuld, oder? Weil er ein ganz furchtbarer und gefährlicher Mensch ist. Und Sie bitten ihn in jedem Satz, das doch bitte endlich einzusehen und schriftlich niederzulegen. Ist es ein gutes Gefühl, als „der Gute“ „das Böse“ der Welt anzugreifen, ja? Aber woher resultiert eigentlich Ihre moralische Überlegenheit?
Ja, ist es nicht sogar möglich, dass man Jebsen hier mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln der Orthodoxie gerade deswegen zu „erschlagen“ versucht, weil er so sehr „unabhängig“ ist, noch selbst handelt und denkt, und das Establishment so harsch kritisiert? Ein Establishment, dem Sie sich offenbar bedingungslos zugehörig fühlen mögen? Prüfen Sie einmal: Wie viele Videos von Jebsen mussten Sie eigentlich sehen, bis Sie „was Böses“ gefunden haben, woraus Sie nun mit Mühe einen Strick zu drehen versuchen? Ich meine, es hat schätzungsweise weit über 1.000 Interviews. Und da machen Sie sozialempirisch an zweien oder dreien fest, dass Sie „der Gute“ sind und Jebsen verdammt gehört?
Oder anders gefragt: Inwiefern ist es denn eine „unabhängige journalistische Haltung“, Menschen, die unliebsame Positionen vertreten, seien diese nun richtig oder falsch, ins Wort zu fallen und sie zu belehren? Könnte es nicht vielmehr sein, dass es sich hierbei um eine zutiefst „abhängige“ und alles andere als journalistische Haltung handeln würde, eine eben, die anderen die eigene Wahrheit und also in aller Regel die „herrschende Meinung“ aufzuzwingen versucht – und dies dann auch noch fälschlicherweise „Journalismus“ nennt?
Und, Herr Holland-Letz, sagen Sie: Sind Sie wirklich Journalist? Woran machen Sie das fest? Und: Können Sie das irgendwie belegen? Weil: Schauen Sie doch einmal in ein x-beliebiges Journalistenhandbuch. Sie werden darin stets Passagen wie jene hier finden:
„In einem Interview befragt ein Fragesteller eine Person, um persönliche Informationen oder Informationen über Sachverhalte zu erfahren. Durch ein Interview wird versucht, Wissen und Erfahrungen eines Befragten weitgehend unverfälscht darzustellen; die Meinung des Interviewenden soll in den Hintergrund treten. Im Interview werden Rede und Gegenrede (Frage und Antwort) in wörtlicher Rede gegenüberstellt. Für die Bewertung eines Interviews ist es wichtig zu wissen, welches Ziel der Interviewer mit seinem Interview verfolgt.“
Holland-Letz fragt Ken Jebsen:
“Im September 2017, wenige Tage vor den Bundestagswahlen, veröffentlichte KenFM einen Gastbeitrag, der einen AfD-kritischen Videoclip kritisiert. Im Video riefen die Darsteller aus dem Kinofilm „Fack ju Göthe“ dazu auf, wählen zu gehen. „Setz ein Zeichen für ein buntes Deutschland“ und „Wähl nicht die AfD“, lauten die Botschaften. Der Gastbeitrag auf KenFM sieht darin einen „Manipulationsversuch von Fack ju Göthe-Team“. Was seien das für Leute, heißt es im Text des Gastbeitrags weiter, „die nicht im geringsten Kritik gegenüber einer Regierung üben, die selbst in mehr Kriegen verstrickt ist als es Nazideutschland je war?“ – Diese Veröffentlichung erweckt den Eindruck, KenFM versuche kurz vor den Bundestagswahlen Kritik an der AfD abzublocken – auch wenn KenFM auf seiner Homepage erklärt, dass Gastbeiträge nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln müssen. Was sagen Sie dazu?”
Wir fragen zurück:
Lieber Herr Holland-Letz, entschuldigen Sie bitte, aber ich habe mich gerade vor Lachen verschluckt. Völlig aus der Puste bin ich jetzt, puhhh!
Also, mal ganz von vorn: Haben Sie ein Lexikon bei der Hand? Ein ganz normales diesmal, kein journalistisches. Dann schauen Sie doch bitte einmal mal unter „induktiv“, „deduktiv“, „Logikfehler“ und „Dialektik“ nach. Fertig? Wunderbar? Neue Worte, oder? Und krasse Worte. Aber vielleicht können Sie mir jetzt, nachdem Sie diese einmal gehört haben, die folgende Frage beantworten. Wenn jemand sagt: „Die da vorne kritisieren einseitig nur Schokolade, dabei sind doch auch Gummibärchen viel zu süß!“, sagt er dann damit auch: „Esst Schokolade! Esst noch mehr Schokolade! Wählt Schokolade zum Präsidenten!“, finden Sie das logisch? Bitte entschuldigen Sie, ich muss schon wieder lachen. Gehen wir daher einfach zur nächsten Frage über. Puh!
Holland-Letz fragt Ken Jebsen:
“In dem Interviewband „Der Fall Ken Jebsen“, verfasst von Mathias Bröckers, erklären Sie, bezogen auf KenFM: „Wir garantieren Vielfalt“. Ist dies so? Zahlreiche Beiträge auf KenFM kritisieren z.B. das militärische Vorgehen der USA in Irak, Afghanistan und Syrien. Dass auch Russland nicht zimperlich ist, wenn es darum geht, eigene Interessen zu vertreten, darüber berichtet KenFM nur wenig. KenFM erweckt, bezogen auf dieses Beispiel, nicht den Eindruck, dass es „Vielfalt“ garantieren wolle. Was sagen Sie dazu?”
Wir fragen zurück:
Au, weia, Herr Holland-Letz, jetzt hab‘ ich meinen Smoothie an die Wand geprustet. Gut, da können Sie jetzt nix für. Sind ja meine Affekte. Pardon. Aber zur Sache. Wobei – das ist echt schwer für mich, Herr Holland-Letz, denn ich will ja auch so mit Ihnen sprechen, dass Sie mich wirklich verstehen. Hmm…
Vielleicht so: Haben Sie schon mal von der „Brutkastenlüge“ (10) gehört? Gibt’s richtig tolle Blockbuster-Dokus drüber. Und auch bei Wikipedia steht was dazu. Sogar bei der Wikipedia, muss man wohl sagen. Das war jedenfalls so: Da bezahlt jemand ein hübsches Mädchen dafür, vor einem Menschenrechtskomitee Lügen zu verbreiten – in der unbedingten Absicht, hierdurch endlich einen Krieg beginnen zu können, der ohnehin schon lange geplant war (11). Soweit verständlich? Nur zur Orientierung: Menschenrechte gut. Lügen böse, böse. Okay? Wunderbar.
So, und dann kommt also ein Journalist daher und kritisiert die Lügen der Kriegstreiber. Und dann schreiben Sie also in eine Interviewanfrage: Lieber Investigativjournalist, der Du Dich der Wahrheit und dem Frieden verpflichtet hast, warum kritisiert Du eigentlich „einseitig“ die bezahlten Lügen und die Hetze für den Krieg – ist das nicht furchtbar „einseitig“ und ganz und gar nicht „plural“?
Und es könnte auch etwas langatmig werden, wenn jeder kritische Beitrag mit einer Litanei aller sonstigen Übel in dieser an Übeln nun wahrlich nicht armen Welt versehen würde, nicht wahr? Machen Sie selbst das denn so? Haben Sie mit vielen Privatisierungsfreunden geredet und in Ihren Publikationen sachlich dargelegt, warum die ja … irgendwie auch gute Menschen sind?
Holland-Letz fragt Ken Jebsen:
“Im oben genannten Interviewband erklären Sie: Unter US-Präsident Obama „sitzen mehr Farbige hinter Gittern als zur Zeit des offiziell noch erlaubten Sklavenhandels“ (Seite 211). Diese Formulierung halte ich für untauglich, um das US-Justizsystem zu kritisieren. Im Jahr 1865, als die USA die Sklaverei verbot, hatte das Land 30 Millionen Einwohner. Zu Obamas Regierungszeit waren es 325 Millionen Menschen, mehr als zehnmal so viel. Es wundert also nicht, dass in der Gegenwart weit mehr farbige US-Bürger im Knast sitzen als vor 150 Jahren. Ihre Aussage ist demnach kein Beispiel für journalistische Genauigkeit. Was sagen Sie dazu?”
Wir fragen zurück:
Lieber Herr Holland-Letz, entschuldigen Sie bitte, aber: Hat irgendwer nach Ihrer Meinung gefragt? Jebsen sicher nicht, der kennt sie ja nicht einmal. Aber gut.
Wissen Sie, ich finde Ihre Argumentation auch wenig hilfreich, „um das US-Justizsystem“ zu kritisieren. Sie werfen mit Ihrer mathematisch korrekten Sophisterei nonchalant den wahren „Skandal“ gleich mit in Ihre Tonne für zu diskreditierende Kollegen. Und dieser besteht eben darin, dass das Gefängnissystem in großen Teilen „privatisiert“ ist und Millionen Arme und also auch Schwarze jedweder Lebenschance beraubt. Wussten Sie, dass glaubwürdigen Quellen zufolge in den USA verhältnismäßig mehr Menschen im Gefängnis sitzen als in jedem anderen Land der Welt (12)? Prozentual trifft dieses Schicksal übrigens Schwarze sechsmal so häufig wie Weiße – die Bezugnahme auf die Sklaverei als Hochzeit des Rassismus ist daher wohl nicht ganz von der Hand zu weisen, hm?
Und, also, wenn Sie das alles nicht wundert, wüsste ich wirklich gern, welche Pillen Sie nehmen, denn vielleicht helfen die auch bei mir. Mich „wundert“ das nämlich nicht nur, sondern entsetzt mich regelrecht. Mit all den anderen Hintergründen, beispielsweise wie private Gefängnisbetreiber dafür sorgen, dass immer mehr Menschen „weggesperrt“ werden, damit ihre Profite auch ja steigen, verschone ich sie jetzt einmal.
Holland-Letz fragt Ken Jebsen:
“Mir fällt auf, dass es diverse Berührungspunkte zwischen Ihnen und Mathias Bröckers gibt: Auch Herr Bröckers war mehrere Mal Interviewgast bei KenFM. Sie beide werden als Autoren des Online-Magazins free21 genannt. Für free21 schreibt auch der Autor Paul Schreyer, der ebenfalls Interviewgast bei KenFM war. Schreyer verfasste zudem eine positive Rezension des o.g. Interviewbandes. Außerdem verteidigte er Sie, als Sie in einer Veröffentlichung der Otto-Brenner-Stiftung angegriffen wurden. Dies erweckt den Eindruck, dass es eine Art Netzwerk gibt, zu dem auch Sie gehören. Was sagen Sie dazu?”
Wir fragen zurück:
Lieber Herr Holland-Letz, jetzt mal ganz ruhig. Tiiieef durchatmen! Besser? Gut! Und nun mal ehrlich: Hatten Sie nicht gerade noch meinem Buch unterstellt, vom Wirken finsterer Mächte zu raunen? Anzuerkennen, dass und wie moralisch bankrott der Kapitalismus und seine Eliten tatsächlich sind und wie verantwortlich zugleich für das Elend der Welt das Handeln Einzelner hierbei ist, ja, das wäre ja auch wirklich absurd! Aber nun sehen Sie, Herr Holland-Letz, schlau wie Sie sonst sind, auf einmal selbst KenFM als Teil „finsterer Netzwerke“? Moment, die Wand braucht zwar eh schon einen Anstrich, aber jetzt schlucke ich doch lieber zuerst den Smoothie runter. Okay, erledigt, weiter im Text. Tja, aber wie? Versuchen wir es vielleicht so:
Lieber Herr Holland-Letz, sagen Sie: Haben Sie Arbeitskollegen? Freunde? Bekannte? Nein, echt jetzt, die Frage ist ernst gemeint. Ja, haben Sie? Na, das freut mich aber für Sie! Nicht so viele? Das tut mir leid, aber… nein, darüber könne wir uns ein andermal unterhalten, wenn Sie mögen. Jetzt interessiert erst einmal das Folgende: Diese Leute, mit denen Sie da arbeiten – sagen Sie: Steckt dahinter, hinter dieser „Bekanntschaft“ meine ich, steckt da eigentlich auch diese Intention, die Ihnen ja offenbar jede Bekanntschaft suspekt erscheinen lässt: „Wir bauen klandestine Netzwerke auf, um böse Machenschaften zu organisieren“? Nein? Na so was! Aber bei Jebsen ist das gaaaaanz was Anderes? Na klar… Der macht sowas; ist ja auch „der Böse“, genau.
Wahrscheinlich hat er „von langer Hand geplant“ Leute nur deshalb zum Interview eingeladen, um sie im Studio dann heimlich unter Drogen zu setzen und sie nun mittels Fernbedienung steuern zu können! Und, was glauben Sie, warum Merkel noch nicht bei Jebsen war? Was, weil der furchtbar wäre? Nein! Weil da schon jemand anderes die Fernbedienung in der Tasche hat und über diese die Geschicke des Landes steuert und lenkt!
Ja, gottseidank arbeiten Sie weit über Jebsens Niveau.
Holland-Letz fragt Ken Jebsen:
“Auf der Webseite buergerstimme.com finde ich einen Text von Joachim Sondern, in dem von einer „Wahrheitsbewegung“ die Rede ist. Laut diesem Text gehören Sie zu dieser Bewegung, außerdem unter anderem Udo Ulfkotte, Gerhard Wisnewski, Christoph Hörstel und Daniele Ganser (alle Genannten waren bereits Gast bei KenFM). Was sagen Sie dazu?”
Wir fragen zurück:
Lieber Herr Holland-Letz, wissen Sie was? Nach mir hat mal wer bei einem Auftritt einen Schlüpfer geworfen. Bin ich folglich Besitzer einer Schlüpferfabrik? Finden Sie nicht schlüssig? Oder wenn Sie die Frage überfordert: Bitte greifen Sie noch einmal zum Lexikon und lesen unter den Stichworten „induktiv“, „deduktiv“, „Logikfehler“ und „Dialektik“ nach. Besser jetzt? Nein? Oh, das tut mir furchtbar leid.
Dann anders: Im Internet verleumdet Sie eine anonyme Quelle als „besten Journalisten der Welt“, direkt gefolgt von Kai Diekmann und anderen einschlägigen Pappenheimern. Sie kennen den nicht und fühlten sich eigentlich noch nie wirklich als Journalist? Wie verteidigen Sie sich jetzt gegen diesen unberechtigten Vorwurf? Und, viel wichtiger: Kennen Sie Kai Diekmann – und wenn ja, woher? Können Sie belegen, dass er Ihnen wirklich und unzweifelhaft unbekannt ist? Wie?
Holland-Letz fragt Ken Jebsen:
“Das Onlineportal NuoVisoTV hat im Sommer 2017 ein nach meiner Einschätzung freundliches Interview mit Ihnen geführt, auf kritische Fragen wurde verzichtet. Auch im Programm von NuoVisoTV treten Menschen auf, die im o.g. Text als Mitglieder der „Wahrheitsbewegung“ genannt werden. Was sagen Sie dazu? Welches Verhältnis haben Sie zu NuoVisoTV?”
Wir fragen zurück:
Lieber Herr Holland-Letz, neulich kam im Programm der ARD eine Doku über Hitler. Die ARD empfange ich über Kabelanschluss. Über den Kabelanschluss läuft auch mein DSL-Anschluss. Nach dem Film surfte ich im Internet. Also über dieselbe Leitung, über die zuvor auch die ARD zu mir ins Haus kamen. Und da sah ich es: ein Foto von Ihnen. Auf irgendeiner Webseite. Ich weiß gar nicht mehr, welche es war. Seitdem lässt mich die Frage nicht mehr los: Was um alles in der Welt haben Sie mit Hitler gemein? In welchem Verhältnis stehen Sie zu ihm? Und: Was sagen Sie zu meinem Kabelanschluss?
Holland-Letz fragt Ken Jebsen:
“Im Buch “Der Fall Ken Jebsen” (Seite 139) werden Sie wie folgt zitiert: “(…) so dass ich mir immer die Frage stelle, wie viel NATO-Geld, wie viel Geheimdienst, wie viel Verfassungsschutz steckt da eigentlich drin in diesem ganzen Links-Milieu. Ich ahnte es früher nur. Heute weiß ich es.” – Welche Belege können Sie dafür anführen, dass NATO oder Geheimdienste das “Links-Milieu” finanzieren oder fördern? Im genannten Buch steht dazu nichts.”
Wir fragen zurück:
Mensch, Herr Holland-Letz, als alter Privatisierungskritiker sind Sie doch gegen eine Externalisierung von Kosten und Risiken. Warum gehen Sie wegen Jebsen jetzt fremd? Oder, anders gefragt: Warum soll der es Ihnen als bestem Journalisten der Welt denn nun abnehmen, mal ein gutes Buch zu lesen? Vielleicht ja zum Einstieg was über den CIA-gesponsorten Heinrich Böll (13)? Oder die geilen Akten von Wikileaks (14, 15), in denen der Gysi ganz stolz dem US-Botschafter verkündet, ihm sei es zu verdanken, dass die Linke nun nicht mehr das gefährliche „Raus aus der NATO!“ fordere, sondern nur noch das „NATO auflösen“, was, wie wir alle wissen, ja gar nicht möglich ist? Sagen Sie, sehen Sie in Jebsen womöglich eine Vaterfigur? Kann es sein, dass Sie ihn eigentlich mögen und von ihm nur einmal in Ruhe etwas vorgelesen haben wollen? Herr Holland-Letz! Mögen Sie Jebsen etwa eigentlich?
Entschuldigen Sie, ich muss jetzt Schluss machen und die Wand putzen, bevor das hier noch zu Schimmeln anfängt. Ich hoffe, Sie haben mit meinen offenen und wertschätzenden Fragen Ihren Spaß. Und ich freue mich schon auf das Interview mit Ihnen. Aber denken Sie daran: Kommen Sie bitte nackt! Alles andere wäre ein Indiz für dunkle Machenschaften – wie es sicher auch eines ist, wenn Jebsen auf ihre gehaltvollen Anwürfe nicht reagiert.
Eine dicke Umarmung, aber sagen Sie es keinem!
Herzlich
Ihr
Jens Wernicke
PS: Oh, das eine habe ich noch vergessen, und da Sie ja Fachmann sind, dachte ich, ich frage am besten Sie: Soweit ich weiß, wählt eine hier namentlich nicht näher zu bestimmende Person, die mich womöglich vor einigen Jahrzehnten einmal auf die Welt gebracht hat, CDU. Und ich glaube sogar, ein Bruder von mir wählt AfD oder Schlimmeres. Und nun bin ich mit denen aber verwandt und wir treffen uns immer wieder einmal auf Familienfeiern oder zu Weihnachten. Will sagen: Ich rede mit denen! Bin ich jetzt „Querfront“, womöglich Faschist? Und: Was mache ich denn dagegen? Ich stehe wirklich ratlos vor handfesten moralischen Dilemmata. Gibt es gegebenenfalls eine Instanz, bei der man eine Scheidung von vermeintlichen Unmenschen beantragen kann? Oder ein Versorgungsamt, das einem eine Art Verhinderungsausweis auszustellen vermag, auf dem dann steht: „Muss aus Gründen der Polithygiene selbst mit seiner Familie nicht mehr sprechen! Gesundheitsrisiko! Querfront-Alarm! Pauschalentschuldigung für jeden direkten Kontakt.“, den ich dann bei entsprechenden Gelegenheiten zur Erklärung einfach vorzeigen kann?
PPS: Nach dem Schreiben wird mir grad noch etwas klar: Viele konstatieren ja inzwischen, der Journalismus im Lande sei “auf den Hund gekommen”. Nach meinen Beobachtungen und Erfahrungen mit unter anderem Ihnen muss man dieser Fehleinschätzung wohl in aller Deutlichkeit entgegenhalten: Der Journalismus, für den beispielsweise Sie stehen, scheint zu glauben, er sei der Hund: Wuff!
Anmerkungen und Quellen:
(1) http://www.nachdenkseiten.de/?p=28643
(2) http://www.nachdenkseiten.de/?p=33793
(3) http://www.nachdenkseiten.de/?p=41076
(4) https://paulschreyer.wordpress.com/2017/09/15/bitte-distanzieren-sie-sich/
(5) https://paulschreyer.wordpress.com/2017/10/31/die-neue-inquisition/
(6) https://www.rubikon.news/artikel/lugen-die-medien
(7) https://www.neues-deutschland.de/artikel/1065629.dunkle-maechte-am-ruder.html
(8) https://kenfm.de/
(9) https://de.wikipedia.org/wiki/Victim_blaming
(10) https://de.wikipedia.org/wiki/Brutkastenl%C3%BCge
(11) https://www.youtube.com/watch?v=Zi_qafpuNjE
(12) https://www.vice.com/de/article/vdny7b/amerika-hinter-gittern-0001167-v11n10
(13) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=10368
(14) http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_11/LP01111_180111.pdf
(15) http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_16/LP08516_050716.pdf
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Dieser Beitrag erschien am 8.12.2017 bei Rubikon – Magazin für die kritische Masse.
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